Dienstag, 21. Mai 2024

⚒️ Eine pensionierte Lehrerin soll die finanziell angeschlagene Mittelalterbaustelle "Campus Galli" retten ...

Kürzlich habe ich eine ausführliche Kritik über die im baden-württembergischen Meßkirch beheimatete Mittelalterbaustelle Campus Galli geschrieben und wollte das Thema bis zum Jahresende eigentlich nicht mehr aufgreifen. Doch wie sich nun herausgestellt hat, wurde zwischenzeitlich eine neue Vorsitzende des Trägervereins gewählt bzw. installiert. Die pensionierte Lehrerin Uta Mahler-Kraus ersetzt den Ex-Metallbauunternehmer Anton Oschwald. Das Lokalblatt "Südkurier" hat aus diesem Anlass einen längeren Artikel veröffentlicht.
Wenn man nach der Dame googelt, dann wird rasch ersichtlich, dass sie einige Erfahrung aus anderen Vereinen mitbringt, in denen sie ehrenamtlich tätig war. Das ist erst mal positiv. Jedoch ...

Zur Vorsitzenden sei sie wohl auch gewählt worden, weil sie Projekte erfolgreich umsetzen könne, sagte Uta Mahler-Kraus im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Was mit "erfolgreich umsetzen" konkret gemeint ist, wird nicht erklärt. Wie sehen die Pläne der neuen Vorsitzenden aus? Darf man vermuten, dass es vor allem darauf hinausläuft, auch weiterhin möglichst viel Steuergeld abzugreifen, damit dieser dysfunktionale (Saft-)Laden nicht pleite geht?
Im Vorjahr wurde von der lokalen Politik (wieder einmal) ein Hilfspaket für den Campus Galli auf Schienen gebracht. Ob seitens der politischen 'Suggar-Daddies' eine der Bedingungen dafür war, dass der erfolglose Vereinsvorsitzende Oschwald nach rund einem Jahrzehnt endlich seinen Hut nehmen muss? Der Südkurier verliert über die Gründe seines Abgangs jedenfalls kein einziges Wort. Was schon merkwürdig ist, hat man dem Herrn in der Vergangenheit doch ganze Reportagen gewidmet. Und jetzt heuchelt man nicht einmal mehr Dankbarkeit...

Die neue Vorsitzende des Trägervereins führt im Schnitt drei- bis viermal pro Woche Gruppen über die Mittelalterbaustelle. 

Dann weiß sie ja sogar aus ganz persönlicher Erfahrung, dass viel zu wenige Besucher kommen, um das Projekt kostendeckend betreiben zu können.

Auch Uta Mahler-Kraus gestaltet ihre Führungen so, dass jeder die Inhalte sofort verstehen kann. Und auch das Thema Nachhaltigkeit schneidet sie dabei an – denn im Mittelalter wurde kaum etwas weggeworfen. 

Spitze. Gleich mal ein Buzzword aus dem Repertoire des Ökologismus rausgepfeffert, ohne sich groß um die historische Realität zu kümmern. In Wirklichkeit war es natürlich so, dass man auch im Mittelalter in vielen Bereichen nicht sehr "nachhaltig" gewirtschaftet hat. Oder warum wohl sind gerade in dieser Zeit etliche Tierarten völlig oder nahezu ausgerottet worden? Es hat beispielsweise seine Gründe, dass schon seit vielen Jahrhunderten keine Auerochsen mehr durch die Pampa traben. Und der landwirtschaftliche Flächenverbrauch war aufgrund vergleichsweise ineffektiver Bewirtschaftungsformen dermaßen groß, dass weit ausgedehnte Urwälder gerodet werden mussten. Das Mittelalter war eben kein "nachhaltiges" Öko-Paradies, nur weil man damals noch keinen bösen Verbrennungsmotor und industrielle Fertigungsstraßen kannte.

Uta Mahler-Kraus ist fest davon überzeugt, dass das Konzept des Campus Galli weiter aufgehen wird. 

Muahahaha, "WEITER AUFGEHEN"!? Ja wo ist es denn bisher aufgegangen? Dieses Projekt verschluckt Steuergeld aggressiver als es ein Schwarzes Loch imstande wäre! Frau Mahler-Kraus hat wirklich Humor! Oder besser gesagt: Der Dame ist es anscheinend ziemlich wurscht, dass der Steuerzahler seit über einem Jahrzehnt wegen ihrem Hobby brennen muss wie ein Luster. Eine ziemlich egoistische Grundhaltung, die sie freilich mit den restlichen Mittelalter-Dilettanten des Campus Galli teilt.
Ich habe mich erst vor wenigen Monaten mit einer Heimatforscherin und Archäologin aus der Region unterhalten. Sie hat sich bitterlich beklagt, dass die sorgfältige wissenschaftliche Erkundung einer bedeutenden bronzezeitlichen Stätte, die historisch bahnbrechende Entdeckungen beinhalten dürfte, seit vielen Jahren nicht möglich ist, weil das Bundesland Baden-Württemberg dafür kein Geld übrig hat. Ein Blick auf den Campus Galli zeigt nun, wo die vorhandenen Finanzmittel stattdessen versickern. 

Nach wie vor locke diese touristische Attraktion Menschen in die Region. Der Campus habe auch positive Auswirkungen auf die regionalen gastronomischen Betriebe wie auch auf Beherbergungsunternehmen. Eltern von jungen Leuten, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) auf dem Campus absolvierten, würden beispielsweise oftmals in der Gegend übernachten. 

Alles nur heiße Luft. Sicher, es gibt immer vereinzelt Hanseln, die von so etwas finanziell profitieren. Die reingebutterten Steuergeld-Millionen löst sich ja nicht in Luft auf. Aber ob dadurch ein breiter und langfristiger gesamtgesellschaftlicher Nutzen entsteht, statt bloß einigen wenigen Profiteuren die Taschen voll zu machen, steht auf einem völlig anderen Blatt. 
Bereits in der eingangs verlinkten Kritik habe ich darauf hingewiesen, dass es noch keine einzige seriöse bzw. umfangreiche Kosten-Nutzen-Evaluierung gegeben hat, sich aber - und das ist sehr beredt - Nachbargemeinden von Meßkirch weigern, auch nur einen Cent in das Projekt und seine dazugehörende Infrastruktur zu investieren; trotz einschlägiger Begehren seitens der Standortgemeinde Meßkirch. Was wirklich nicht dafür spricht, dass die Ortspolitiker der Umgebung im Campus Galli eine nennenswerte touristische Triebfeder für die Region sehen. 

Sehr gefreut hat sich die neue Vorsitzende des Trägervereins, dass bereits am Ostersonntag, dem zweiten Öffnungstag in dieser Saison, mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher auf den Campus kamen. 

Die Freude sei ihr gegönnt. Aber kann das Projekt am Saisonende deshalb aus der Verlustzone kommen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Stattdessen wird man, wie jedes Jahr, mit den üblichen Ausreden in den Medien hausieren gehen. Entweder war es zu heiß und zu trocken oder zu kalt und zu regnerisch. Es ist immer die gleiche Leier. Passenderweise heißt es am Ende des Artikels:

Finanziert wird die Baustelle über Einnahmen aus Eintritten, Spenden, Fördergelder sowie zu einem noch großen Teil über die Stadt Meßkirch. Im Jahr 2023 lag deren Anteil bei rund 300.000 Euro. Ziel ist es, dass sich der Campus einmal selber trägt.

Dieses sogenannte "Ziel" verfolgt man angeblich seit 2013. Und es wurde jedes Jahr verfehlt. 2024 wird es wohl nicht anders sein. Daran kann auch die pensionierte Lehrerin Uta Mahler-Kraus kaum etwas ändern. Sofern sie das überhaupt ernsthaft möchte. Denn wie die elfjährige Erfahrung den Campus-Galli-Betreibern gezeigt hat, kann man sich auch auf Kosten des Steuerzahlers recht kommod durchwursteln. 

Und zum Schluss noch eine Anmerkung. Der Campus Galli hat, wie ich festgestellt habe, zwar schon seit mindestens rund zwei Monaten mit Uta Mahler-Kraus eine neue Vorsitzende, aber bisher hat sich niemand bemüßigt gefühlt, das Impressum der Website entsprechend zu ändern. Genau aus diesem Grund bin ich übrigens in meiner am 24. April veröffentlichten Kritik fälschlich davon ausgegangen, Anton Oschwald wäre noch der Boss. Auch mit dem im Impressum angegebenen Namen des Trägerverins - "Karolingische Klosterstadt e. V." scheint etwas nicht zu stimmen. Denn Hannes Napierala, der Geschäftsführer des Campus Galli, hat ganz aktuell in dem von ihm verfassten Begleitheft zum Projekt die Bezeichnung "Karolingische Klosterstadt Meßkirch e. V." verwendet. Was stimmt denn nun?

Zitierte Quelle: https://www.campus-galli.de/impressum

An Beispielen wie diesen erkennt man die an allen Ecken und Enden anzutreffende Schludrigkeit der Projektbetreiber. Der Laden wird nicht wie ein professionelles mittelständisches Unternehmen geführt, sondern wie ein Hobby. Die können froh sein, dass sie deshalb noch keiner dieser einschlägigen Winkeladvokaten angerempelt hat, die im Internet ihr Unwesen treiben.
NACHTRAG: Jetzt, noch ein paar Wochen später, hat man den Eintrag über den Vorstandsvorsitzenden endlich aktualisiert...

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15 Kommentare:

  1. Was hat die Trägervereinsvorsitzende neben dem Geschäftsführer für Kompetenzen? Hat die Dame überhaupt etwas zu melden?

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    1. Das weiß ich leider nicht. Unumschränkte Alleinherrscherin ist sie aber sicher nicht. Die politischen Geldgeber haben ihre "Sockenpuppen" im Campus Galli platziert, damit ihre Interessen vertreten werden. Gehe deshalb davon aus, dass nichts von Relevanz beschlossen wird, was dem Stadtrat gegen den Strich gehen könnte.

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  2. Sehr geehrter DOKTOR Hiltibold, Sie haben wieder einmal den totalen Durchblick. Was täten wir nur ohne Sie und ihr unproduktives Gemeckere?!!!

    Ein Mitglied des Campus Galli Freundeskreises

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    1. Kein Doktor, eine Stufe darunter. Und wenn ich bei Leuten wie Ihnen Verärgerung produziere, dann ist mein "Gemeckere" ja offensichtlich alles andere als unproduktiv :)

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    2. Geben Sie Uta doch Zeit! Sie sind wirklich unmöglich!

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    3. Mehr Zeit? Na wie viel darfs denn sein? Noch einmal 11 Jahre?
      Wie Sie außerdem unschwer feststellen können, bin ich durchaus möglich.

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    4. Liebes Freundeskreis-Mitglied, schäumen sie doch nicht so, auch wenn die Wahrheit weh tut.🙈
      Erhöhen sie stattdessen die Mitgliedsbeiträge und zeigen Sie uns damit, wie echte Solidarität aussieht.
      Mr. Frog aus Meßkirch

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  3. Hannes Napierala gehört zu den Kandidaten, die den Sprung in den Kreistag von Sigmaringen schaffen wollen. Man darf gespannt sein, ob es ihm für die Grünen gelingen wird.

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    1. Das wäre kommod. Denn in diesem Fall könnte er sich quasi gleich selbst Förderungen für den Campus Galli bewilligen ;). Oder wäre zumindest in einer günstigen Position, um Lobbying für die Mittelalterbaustelle betreiben zu können.
      Andererseit, wenn er sich nicht nur als Geschäftsführer sondern auch als Parteipolitiker betätigt, könnte das dazu führen, dass die Vertreter der Konkurrenzparteien endgültig die Lust verlieren, den Campus Galli weiter mit Geld zu betanken. Eine zweischneidige Sache also...

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    2. Interessante Entwicklung. Dass der Herr ein Grüner ist, dürfte aber niemanden überraschen. Er ist ja der fleischgewordene Klischee-Grüne. Von der Frisur abwärts über das Studium als Archäozoologe bis hin zu seinem aktuellen "Staats-Job".

      Was sich aber der CDU Bürgermeister von Meßkirch dazu denkt, würde mich schon interessieren. Weil jetzt hat er einen deklarierten Grünpolitiker als Geschäftsführer seines Mittelalterdorfs. Die Gesprächsbasis dürfte sich dadurch schon ändern.

      Vielleicht ist der Job als Kreisrat auch der Versuch, vom sinkenden Schiff Campus Galli abzuspringen. Napierala weiß möglicherweise, dass die Show bald vorüber ist und versucht beruflich schon einmal für den Fall der Fälle vorzubauen.

      Karl0

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    3. Wirklich keine Überraschung! Ich weiß nicht, was man in BaWü als Kreisrat bezahlt bekommt, aber es dürfte mehr sein, als beim CG. Ich gehe außerdem jede Wette ein, dass man unter den CG-Mitarbeitern überdurchschnittlich viele Grün-Wähler finden kann. Die Konzeption des Freilichtmuseums entspricht nämlich genau dem naiven Zurück-zur-Natur-Weltbild, das in diesen Kreisen so üblich ist.

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  4. Hallo, ich habe dem Campus Galli vor einer Woche eine E-Mail geschrieben und sie darauf hingewiesen, dass ihr Impressum schwere Fehler enthält, aber bis jetzt haben sie es nicht geändert. Das finde ich ehrlich gesagt schon arg. Die Fehler in Wordpress auszubessern wäre ja überhaupt nicht viel Arbeit (habe selber ein Blog, das darauf aufbaut).
    LG
    Thomas

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    1. Das wundert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Man übt sich beim Campus Galli bekanntlich in "Entschleunigung". Dort reißt sich daher niemand ein Bein aus, vom Geschäftsführer abwärts.

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    2. Nach den Veröffentlichungen in der Hofberichterstattung ist der Knochenpinsler jedenfalls nicht zu einem Kreisrat erwählt worden. Wie schade, der ärmste!
      Möglicherweise ist sein "Ruf" doch nicht so gut? Ich werde ihn bemitleiden, sobald ich Zeit dafür haben sollte.
      Lucrifacturi

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    3. Eventuell gut für den Landkreis, aber ganz sicher schlecht für den Campus Galli. Jetzt bleibt der Herr dem Projekt wohl noch längere Zeit erhalten...

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