Dienstag, 16. Juli 2013

Die Fersen ans Kreuz genagelt

Wie sich Künstler viele Jahrhunderte lang eine typische Kreuzigung vorstellten, zeigt das nebenstehende Gemälde. Heute wissen wir freilich, dass diese Art der Darstellung einige Irrtümer beinhaltet.
So ist es falsch, dass die Handflächen des Verurteilten ans Kreuz genagelt wurden. Vielmehr musste man den Nagel in den Zwischenraum von Elle und Speiche treiben (eventuell auch durch den Handwurzelknochen), damit das Gewicht des Körpers getragen werden konnte. Hierbei achtete man darauf, keine Hauptblutader zu verletzen - der Tod sollte schließlich nicht allzu rasch eintreten.
Auch die ikonographische Überlieferung der überkreuzten Fuß-Fixierung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit unrichtig, wie archäologische Erkenntnisse vermuten lassen. So entdeckte man beispielsweise bei Jerusalem, in Giv'at ha-Mivtar, ein menschliches Skelett, in dessen rechten Fersenbein ein langer Nagel steckte; aufgrund anhaftender Holzreste befand man nach eingehender Untersuchung, dass es sich hierbei wohl um die Überreste eines Gekreuzigten handelt, dessen Füße in jener Art am Längsbalken befestigt wurden, wie es die nachfolgende Skizze zeigt. 
Meinten es die Götter gut mit dem Verurteilten, dann starb er relativ früh an einem Kreislaufkollaps. Anderenfalls stand ihm ein langsamer Erstickungstod bevor, der durch seine mehr oder weniger hängende Position hervorgerufen wurde.
Das ungefähr auf halber Höhe befestigte Brettchen, konnte dies vorübergehend abmildern, da es die Möglichkeit bot, das Gesäß darauf abzustützen. Hierbei handelt es sich jedoch um keine humanitäre Maßnahme, da diese Ruhemöglichkeit den Todeskampf nur künstlich in die Länge zieht.
Glücklich konnten sich deshalb jene Gekreuzigten schätzen, denen der Henker nach einiger Zeit die Beine brachen. Jeder Möglichkeit beraubt, sich abzustützen, wurden sie durch das volle Körpergewicht nach unten gezogen; der Erstickungstod trat nun vergleichsweise rasch ein.

Anmerkung: Beim Verfassen von Beiträgen wie diesem, kommt man nicht umhin festzustellen, dass die von uns so verehrte Antike keine sehr erquickliche Epoche gewesen sein dürfte. Schätzen wir uns deshalb glücklich, im Hier und Jetzt zu leben!
Freilich, in 2000 Jahren wird man möglicherweise auch auf unsere Zeit mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination zurückblicken...

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