Mittwoch, 18. September 2013

Das ottonenzeitliche Banner - Teil 2


Im 1. Teil machte ich mir Gedanken darüber, wie ein Banner/Wimpel im 10. Jahrhundert wohl zugeschnitten war. Ich kam dabei zu der (hoffentlich richtigen) Erkenntnis, dass die meist in drei Spitzen endende Variante viele Jahrhunderte lang die gebräuchlichste gewesen sein dürfte; zumindest vermittelt die überwältigende Mehrheit der Abbildungen diesen Eindruck - siehe z.B. folgende Darstellung im Festtags-Lektionar von Aschaffenburg/Fulda (erstes Bild): Klick mich (Wobei sich die Frage stellt, was hier an den Spitzen befestigt wurde?)
Hingegen eine vernachlässigbare Ausnahme, dürfte die oben abgebildete Buchmalerei aus dem Liuthar Evangeliar sein, auf der eine rechteckige Form zu sehen ist.

Doch egal, wie die der Zuschnitt letztendlich auch ausfiel, die Fahnen wurden beinahe immer verhältnismäßig klein dargestellt. Ob die Dimensionen den tatsächlichen Gegebenheiten oder vielleicht doch eher künstlerischen Überlegungen entsprachen, lässt sich schwer sagen. Da meiner Ansicht nach jedoch nichts zwingend darauf hinweist, dass sich die Realität von der Darstellung fundamental unterschied, habe auch ich mich zurückgehalten und den Stoff auf eher bescheidene 100 x 45 Zentimeter bemessen.

Geht man nach dem Teppich von Bayeux (11. Jh.), dann sieht es so aus, als ob die Enden/Zungen an ein rechteckiges oder quadratisches Stück Stoff angenäht wurden:


Anderen Abbildungen - etwa die in Teil 1 gezeigten - bestätigen jedoch nicht, dass dies die übliche Vorgehensweise war (siehe etwa das Banner Karls des Großen). Da mir also mehrere Möglichkeiten offen standen, entschied ich mich für jene, die mir am meisten zusagte: die Fahne wird deshalb aus einem Stück gefertigt. Der hier entstehende Verschnitt, kann zum Teil  für die Befestigungsbänder verwendet werden.
Desweiteren entschied ich mich für einen roten Leinenstoff, da Rot immer wieder bei einschlägigen Abbildungen Verwendung fand und Leinen - neben der im Mittelalter sehr teuren Seide - zumindest in den nachfolgenden Jahrhunderten zu Fahnen verarbeitet wurde. Spezielle bzw. zwingende Farbcodes, scheinen im Frühmittelalter nicht existiert zu haben.


Im dritten und vermutlich letzten Teil, werde ich das fertige Stück besprechen, das bis dahin im Plattstich mit einem passenden Kreuz besticken wird. Dieses kam häufig in der einen oder anderen Form bei Bannern zum Einsatz und erscheint mir deshalb das unverfänglichste aller möglichen Symbole zu sein.
Der Rand des Stoffs wird mit einem eng gesetzten Überwendlichstich (quasi ein Schnurstich) eingefasst. Dafür nehme ich Schurwollgarn, wie es z.B. auch bei Wandbehängen verwendet wurde.

Passend zu diesem Thema:
Das ottonenzeitliche Banner - Teil 1
Das ottonenzeitliche Banner - Teil 2
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Update: Aufgrund eines Missgeschicks war das Banner, obwohl schon zu einem Drittel fertig, schlussendlich ein Fall für den Mülleimer. 2015 möchte ich es allerdings nochmals versuchen, Über das Ergebnis werde ich dann hier im Blog berichten.


3 Kommentare:

  1. Rot scheint mir auch plausibel, weil es in fast allen Situationen gut zu erkennen ist, auch aus grösseren Distanzen. Deshalb dürfte es epochenunabhängig für Banner und Fahnen aller Art regelmäßig verwendet worden sein.

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    1. Bezüglich der Sichtbarkeit hast du absolut recht. Auf einem typischen Schlachtfeld, auf dem Grün- Gelb- und Brauntönen vorherrschen, sticht gerade Rot sehr hervor.

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  2. Hallo Rio/Isi, leider ist dein originaler Beitrag versehentlich gelöscht worden, da ich am Tablett mit meinen Wurstfingern daneben getippt habe...
    Hier deshalb der Text:
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    ich bin schon sehr auf Dein Banner gespannt. hier noch ein Beispiel: http://blog.ottonenzeit.de/wp-content/uploads/2012/04/hornhausen5.JPG etwas früher als Ottonenzeit, deswegen gut als Vergleichsstück möglich, Fund auch sehr unbekannt. und der Text dazu auf: http://blog.ottonenzeit.de/archives/333 Dein Isí
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    Danke für das Bild, mein Banner wird tatsächlich so ähnlich aussehen. Wobei das Kreuz eventuell einen Hauch "elaborierter" ausfallen könnte. Mal sehen. Zurzeit bin ich mit dem Einsäumen beschäftigt - jeden Tag 10 Zentimeter :)

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