Dienstag, 3. Dezember 2013

Hörbares und ein Video: Kritik an Guido Knopp, heilige Eichen, Reliquien, die Verbreitung von Wissen


Die Eiche - Baum der Götter: Thema dieses Audiocasts ist die historische und religiöse Bedeutung der Eiche. | Spieldauer 21 Minuten | BR | StreamDirekter Download

Der heiße Draht zu höheren Mächten: Unter diesem Titel wurden hier mehrere Audiobeiträge online gestellt, die sich mit der Religiösen Verehrung von Gegenständen bzw. Reliquien beschäftigen. Unter anderem geht es dabei um die Milch der Mutter Gottes und die "heilige Vorhaut"... | DR | Klick mich

Wissen ist erst dann Wissen, wenn andere daran teilhaben: Eine Sendung die den Verbreitungswegen von Wissen und Innovationen auf den Grund geht; vom optimalen Speer bis zur Waage. | Spieldauer 10 Minuten | DR | Stream

Frauen die Geschichte machten: In diesem Beitrag geht es um die wenig wohlmeinende Kritik an Guido Knopps neuester ZDF-Dokureihe | Spieldauer 4 Minuten | DR | Stream

Anmerkung: Guido Knopp, der Bert M. Geurten des "Bildungsfernsehens", ist ein Wiederholungstäter und Ärgernis. Seit zig Jahren desinformiert er mit gut gemeinten, jedoch schlecht gemachten Dokumentationen das deutschsprachige Fernsehpublikum.
Bereits die Ausstattung seines neuesten "Meisterwerks" spottet jeder Beschreibung. So wird etwa in der Folge über Kleopatra jenes uralte Model von Rom verwendet, das Italo Gismondi in den 1930ern für Mussolini bauen ließ. Dargestellt ist hier nicht das vergleichsweise bescheidene Rom der späten Republik, sondern die von Kolossalbauten geprägte Stadt Konstantins des Großen. Um das Ausmaß dieser Schlamperei zu begreifen stelle man sich einfach vor, jemand würde einen Film über das New York des 19. Jahrhunderts drehen, in dem dann  Empire State Building und World Trade Center zu sehen sind...

Trotz dieser offensichtlichen Mängel muss man einer von Knopps neuesten Kritikerinnen - der Ethnologin Brigitte Templin - den Vorwurf machen, dass auch sie einen recht kreativen Umgang mit der historische Faktenlage pflegt; so etwa im Falle der Kleopatra:
"Es wird ja wieder dieses Frauenklischee bedient: Mit Schönheit und gewissen Reizen kann man gewisse Dinge beeinflussen."
Wie jeder Mensch wachen Geistes weiß, handelt es sich hierbei um kein bloßes Klischee sondern um eine im Alltag beobachtbare Tatsache. Aber möglicherweise schließt die Dame, etwa aufgrund eines persönlichen Mangels an "gewissen Reizen", einfach nur von sich selbst auf andere...

Und weiter:
"Es gibt arabische Quellen, die sie als sehr gebildete Frau beschreiben."
Inwieweit dies dem überlieferten Bild einer promiskuitiven und rücksichtslosen Herrscherin widerspricht, bleibt rätselhaft, denn ein gewisses Maß an Bildung ist zweifellos Grundvoraussetzung für das Schmieden politischer Ränke. Auch ist Intelligenz kein Hinderungsgrund für eine ausgiebige s e x u e l l e Betätigung.

Letztendlich scheint also die vorgebrachte Kritik teilweise ähnlich qualitätvoll zu sein, wie die kritisierte Dokureihe selbst. Jemand, der - ohne irgend einen Gegenbeweis vorzulegen - historische Überlieferungen als topoi bzw. Gemeinplätze abtut, nur weil sie nicht mit seinem persönlichen Weltbild oder dem aktuellen Zeitgeist konform gehen, sollte es meiner Ansicht nach unterlassen den Finger anklagend auf andere zu richten. Diese Doppelmoral hat sich selbst ein Guido Knopp nicht verdient, der ja ansonsten so schuldig ist wie Ödipus ;)

Hier geht es zur inkriminierten TV-Doku über Kleopatra: Klick mich


8 Kommentare:

  1. Aber hallo, das hört sich für mich nach einem schweren Fall von Alice-Schwarzer-Syndrom an! ;-))

    Spaß beiseite: In mehreren wissenschaftlichen Studien wurde tatsächlich dargelegt, dass das äußere Erscheinungsbild einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Karriere eines Menschen hat! Frauen wissen, wie man dieses Mittel gezielt einsetzt und nicht wenige Männer ebenso . Der große Unterschied ist aber, dass es in der Vergangenheit vor allem Frauen waren, die diesen Weg gingen. Ganz einfach deshalb, weil es für sie außer einer "guten Partie" so gut wie keine sozialen Aufstiegsmöglichkeiten gab. Wieso sollte das bei Kleopatra anders gewesen sein ? Das ptolomäische Ägypten war damals völlig von Rom abhängig. Herrscher konnte nur der werden und bleiben, der die Unterstützung der führenden Männer Roms genoss. Cäsar, und später Mark Anton, waren deshalb die natürlichen Ziele dieser machtbewussten Frau .

    Liebe Grüße,

    Britta

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    1. Das hört sich für mich aber nach einem schweren Fall von Alice-Schwarzer-Syndrom an

      Nun ja, das mit der optischen Benachteiligung war freilich nur eine Mutmaßung ;)
      (Wobei Alice Schwazer zumindest Prinzipien hat zu denen sie steht, weshalb ich ihr nicht grundsätzlich meinen Respekt versagen möchte.)

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  2. Och, immerhin bleibt diesmal die abstruse Behauptung aus, dass Kleopatra als afrikanische Herrscherin doch eigentlich schwarz sein müsste. Seit Martin Bernals unsäglichem Buch wird dieser Mist ja in nahezu jeder Diskussion um Kleopatra wieder aufgewärmt...

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    1. Man muss tatsächlich froh sein, wenn sich das Maß der Blödheit in Grenzen hält.
      Denn was man, von Kleopatra abgesehen, in letzer Zeit sonst noch so alles hört und liest, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr.
      Z.B. sei Nero in Wirklichkeit ein missverstandener Pazifist gewesen; sämtliche gegenteilig lautenden Überlieferungen wären angeblich Bogus, da aus senatorischen und christlichen Quellen.
      Auch die Völkerwanderungszeit soll eigentlich total easy gewesen sein, selbst wenn bei noch so vielen Ausgrabungen Brandschutt gefunden wird. Das waren dann eben nur irgendwelche lokal begrenzten Ereignisse (wahrscheinlich hat der Blitz eingeschlagen ^^).

      Aber was tut man nicht alles, um als Autor oder Historiker Aufmerksamkeit zu erregen.

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  3. Kleopatra war eine hellhäutige Makedonin und keine autochthone Ägypterin, Araberin oder gar Schwarzafrikanerin.
    Sogar in dieser neuen ZDF-Doku ist ihre Haut höchstwahrscheinlich noch zu dunkel.

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    1. Ja, das dürfte wahrscheinlich so sein. Denn laut Lukan trug Kleopatra Seidenkleider, durch die ihre WEIßEN Brüste schimmerten.

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  4. Und so eine originelle Auswahl, die der Herr Knopp und seine Mitstreiter da getroffen haben. (Sarkasmus aus).
    Wie wäre es etwa mit Caterina de'Medici gewesen? Oder Isabelle, der Ehefrau des englischen Königs Edward II? Oder der angelsächsischen Königin Aethelflaed? Oder Elisabetta (Isabella)Farnese?
    Aus der Antike hätte man z.B. Zenobia von Palmyra vorstellen können, die zwar weniger bekannt ist als Kleopatra, aber nicht weniger interessant.
    Auch andere Kontinente der Erde sind bevölkert, vielleicht sollte man das Herrn Knopp & Co. mal sagen. Und Frauen gibt es da auch! Eine Sendung über Cheng I Sao, die chinesische Piratin, wäre sicher spannend gewesen. Oder wie wäre es mit der afrikanischen Königin Nzinga?
    Aber da hätte man ja ernsthaft recherchieren müssen, anstelle einfach ein Geschichtsbuch für die Mittelstufe zu nehmen und zu den wenigen darin erwähnten Frauen ein paar Dialoge zusammenzuschreiben.

    - Exilwikingerin -

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    1. Z.B: Zenobias Leben nachzuzeichnen, wäre wirklich eine interessante Sache gewesen, allerdings starb die ja, anders als Kleopatra, nicht den telegenen Heldinnentot - sprich durch einen Schlangenbiss in den Busen ^^ - sondern wurde wahrscheinlich am Ende ihrer politischen Karriere in unrühmlicher Weise von einem römischen Kaiser in dessen Triumphzug mitgeschleift.

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