Da die Gräber der alten Römer häufig an den Hauptausfallstraßen ihrer Siedlungen bzw. Städte lagen, bestand immer die Gefahr, dass vorbeikommende Reisende die oft monumentalen Grabbauten (z.B. die Igler Säule oder das Grabmal des Poblicius) nicht einfach nur mit bewundernden Blicken bedachten, sondern sich auch im Schutz der aufragenden Steinungetüme "erleichterten". Das Beschmieren mit Werbung scheint ebenfalls immer wieder vorgekommen zu sein.
Den Auftraggebern der Gräber bzw. den Angehörigen der Verstorbenen waren diese Unsitten natürlich ein Dorn im Auge. Nach den damaligen Vorstellungen konnte es nämlich passieren, dass sich die guten Totengeister - die sogenannten dii manes - ins Gegenteil verkehrten und als lemures oder larvae nicht nur den (atheistischen oder leichtsinnigen?) Grabschänder, sondern auch die für das Grab verantwortlichen Nachkommen heimsuchten. In diesem Fall war ein Sühneopfer (piaculum) notwendig, das die Totengeister wieder in die Unterwelt verbannte.
Um all dem vorzubeugen, versuchte man potentielle Frevler - dazu gehörten freilich auch Grabräuber - mithilfe in Stein gemeißelter Botschaften zu vertreiben. Manche verlegten sich hierbei eher aufs Bitten, andere wiederum, die weniger Vertrauen in die Rechtschaffenheit ihrer Mitmenschen hatten, drohten unverblümt und mitunter recht derbe.
Den Auftraggebern der Gräber bzw. den Angehörigen der Verstorbenen waren diese Unsitten natürlich ein Dorn im Auge. Nach den damaligen Vorstellungen konnte es nämlich passieren, dass sich die guten Totengeister - die sogenannten dii manes - ins Gegenteil verkehrten und als lemures oder larvae nicht nur den (atheistischen oder leichtsinnigen?) Grabschänder, sondern auch die für das Grab verantwortlichen Nachkommen heimsuchten. In diesem Fall war ein Sühneopfer (piaculum) notwendig, das die Totengeister wieder in die Unterwelt verbannte.
Um all dem vorzubeugen, versuchte man potentielle Frevler - dazu gehörten freilich auch Grabräuber - mithilfe in Stein gemeißelter Botschaften zu vertreiben. Manche verlegten sich hierbei eher aufs Bitten, andere wiederum, die weniger Vertrauen in die Rechtschaffenheit ihrer Mitmenschen hatten, drohten unverblümt und mitunter recht derbe.
Qui hic mixerit aut cacarit, habeat deos superos et inferos iratos
(CIL IV 13740)
Wer hier pinkelt oder kackt, über den komme der Zorn der Götter!
Ita valeas scriptor hoc monimentum praeteri
Ita valeas scriptor hoc monimentum praeteri
(CIL V 1490)
Es ergehe dir wohl, "Schmierfink", wenn du an diesem Grab vorübergehst!
In Anlehnung an solche Drohungen und Verwünschungen schrieb ein Witzbold in Pompeji direkt neben dem Eingang eines Hauses folgende Worte an die Wand:
Hospes adhuc tumuli ni meias ossa precantur
nam si vis vic gratior esse caca
Urticae monumenta vides discede cacator
non est hic tutum culu aperire tibi
(CIL IV 8899)
Gast, die Gräber bitten dich, die Gebeine nicht zu bepinkeln.
Denn willst du dem hier einen Gefallen tun, dann kack!
Das Grab der Brennnessel siehst du hier. Kacker, hau ab,
es ist nicht gefahrlos für dich, hier deinen Arsch zu öffnen!
Anmerkung.: Urtica ist sowohl die lateinische Bezeichnung für Brennnessel, wie auch ein Eigenname - in diesem Fall vermutlich jener der Hausbesitzerin. Die Warnung, dass der Ar... sich vor der Brennnessel in Acht nehmen soll, dürfte demnach doppeldeutig zu verstehen sein.
Eine etwas andere Übersetzung dieser Inschrift lautet:
Fremder, die Gebeine bitten dich, nicht an diesen Grabhügel zu pinkeln,
und wenn du dieser hier noch gefälliger sein willst, kack nicht!
Du siehst das Grabmal der Urtica. Verschwinde, Kacker,
hier ist es für dich nicht sicher, deinen Arsch zu öffnen!
Die erste Variante lässt auf einen Fremden Kritzler schließen, die zweite wiederum könnte auch auf eine Warnung hindeuten, die die Hausbesitzerin selbst anbrachte.
Die erste Variante lässt auf einen Fremden Kritzler schließen, die zweite wiederum könnte auch auf eine Warnung hindeuten, die die Hausbesitzerin selbst anbrachte.
Dass die Alltagssprache im antiken Rom ziemlich "direkt" war, zeigen obige Beispiele recht anschaulich. Für viele Menschen ist es heute freilich etwas verwunderlich, dass man sich selbst im Bereich des Totenkultes kein Blatt vor den Mund nahm. Der Begriff "Pietät" war in der Antike offensichtlich etwas dehnbarer als heute.
Weiterführende Literatur:
—————–
Weiterführende Literatur:
- Karl Wilhelm Weeber | Humor in der Antike | Reclam | 2006 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
- Arno Hüttemann | Pompeji in antiken Texten | Reclam | 2014 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
Hätten wir so saftige Sprüche in der Schule zu lesen bekommen, hätten vielleicht weniger Leute in der Oberstufe Latein abgewählt. :)
AntwortenLöschenEin guter Freund hatte einen Lehrer, der sich für den Unterricht genau solche Beispiele herausgepickt hat. Nur bei den Tests, die die Eltern der Schüler ja unterschreiben mussten, wurden weniger "auffällige" Beispiele ausgewählt :)
Löschen