Jemand schickte mir per E-Mail folgendes Zitat aus einem Metallsucher-Forum:
Dieses "Projekt" in Meßkirch (Anm.: gemeint ist die Mittelalterbaustelle Campus Galli) mit dem hervorragend ausgeführten Vorhaben von Guidelon zu vergleichen ist eine Beleidigung für Letzteres. Wer tiefer in die Materie einsteigen will, lese den exzellenten Blog eines Grazer Archäologen, der sich Hiltibold nennt, zum Thema. Hier schreibt ein Experte mit fundiertem Sachverstand zum Thema. Und der Campus kommt, anders als Guidelon, nicht gut dabei weg.
Beste Grüße
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Dass mein Blog "exzellent" ist und ich über einen "fundierten Sachverstand" verfüge, möchte ich nicht bestreiten. Vielleicht hätte man noch erwähnen können, dass ich ungemein gut aussehe (zumindest im Dunklen). Die Beförderung zum Archäologen muss ich allerdings dankend ablehnen 😉
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Brandstiftung oder 'Qualitätsjournalismus'?
Ich bekam den Hinweis auf einen Artikel von NBC News, in dem es zum Brand der Pariser Kirche Notre-Dame heißt:
Michel Picaud of the Friends of Notre Dame, a U.S.-based foundation dedicated to fundraising for the cathedral's reconstruction efforts, said the entire roof was destroyed.
"The fire started up near the roof top, while another fire started in the north bell tower," Picaud told NBC News.
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Zwei Feuer, die 'zufällig' gleichzeitig ausbrachen? Also entweder NBC News berichtet hier Nonsens - was bei der Qualität des heutigen Journalismus durchaus möglich ist - oder man hat es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Brandstiftung zu tun (dass man über letztere Möglichkeit in den meisten Dinosauriermedien nichts hört, muss nicht viel sagen; dort hat man sich schon frühzeitig darauf festgelegt, die Ursache Brandstiftung pauschal als bloße "Verschwörungstheorie" abzutun).
Interessanterweise schrieb eine andere Zeitung kürzlich, dass der Dachbrand von Notre-Dame eigentlich ein Segen gewesen sei. Die Kirche wäre nämlich schon lange arg renovierungsbedürftig und quasi am totalen Zerbröseln gewesen. Was ich für eine maßlose Übertreibung halte, allerdings erzeugt es - in Kombination mit der in den Raum gestellten Brandstiftung und der gerade wegen dem Brand losbrechenden Spendenflut - einen potentiell schalen Beigeschmack.
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Wikipedia: Die Netzutopie landet in der Realität
Die NZZ hat einen kritischen Artikel zur Wikipedia veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem:
[...] fast zwei Jahrzehnte nach der Gründung der Wikipedia zeigen sich am Projekt immer mehr Bruchstellen. Zuletzt verzeichnete man im deutschsprachigen Raum einen «Mitarbeiter»-Schwund von einst 13 000 auf knapp 6000, und so verwundert es kaum, dass unter den 2,3 Millionen Artikeln immer mehr – zurzeit sind es knapp 3500, Tendenz steigend – als veraltet gekennzeichnet sind.
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Zur weltanschaulich-ideologischen Schlagseite (ich erinnere hier nur an den von mir schon mehrmals wegen seinen gezielten Falschdarstellungen kritisierten Raubgräber-Eintrag) gesellt sich nun also auch noch der Umstand, dass die Artikel bei Wikipedia immer weniger gepflegt werden. Ob das die Journaille davon abhält, Wikipedia weiterhin als zentrale Informationsressource zu nutzen? Wohl kaum. Zumindest Lehrer sollten aber ihren Schülern diese Quelle für Hausarbeiten verbieten. Und sei es nur, um ein wenig Bewusstsein für die notorische Unzuverlässigkeit der Allwissenden Müllhalde zu schaffen (denn viele Schüler würden sich ohnehin aus Bequemlichkeit nicht an das Verbot halten).
Besonders anschaulich wurde die editorische Malaise Mitte März, als die Autorin Theresa Hannig die «Liste deutschsprachiger Science-Fiction-Autorinnen» der Wikipedia hinzufügen wollte und schroff mit den Worten «überflüssige Liste, die Redundanzen schafft, vom Inhalt her unklar und vom Konzept her dubios ist» abgelehnt wurde. Auf den Löschantrag und die anschliessende Auseinandersetzung folgte eine «Vandalismusmeldung», schnell musste sich der Diskussions- als «Woman on a mission»-Account verstanden fühlen. Obgleich die Liste nach dem sogenannten «edit war» von einer Administratorin wiederhergestellt wurde, reflektiert der Konflikt einige der Gründe, die die Mitarbeit am Projekt unattraktiv machen.
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Eine Erfahrung, die ich aus eigener Anschauung zu 100 Prozent bestätigen kann. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, meine Zeit an die Klapsmühle Wikipedia und den dort vorherrschenden Halbbildungsdünkel zu vertrödeln.
Für enzyklopädisches Unbehagen in der digitalen Kultur sorgen aber nicht allein die hausgemachten Probleme der Wikipedia. Der Kulturwissenschafter Michael Seemann verwies kürzlich auf die seit 2007 stark gewachsene Bedeutung von Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter. Auf ihnen sei es einfacher, sein Wissen mit einem Publikum zu teilen, und zwar jenseits von langwierigen, auf Belegen basierenden und eher anonymen Editionsprozessen: «Auf sehr nachvollziehbare Art ist das sehr viel attraktiver, als sich mit Wikipedia-Admins rumzuschlagen.»
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Genau deshalb habe auch ich vor einigen Jahren beschlossen, lieber ein eigenes Blog ins Leben zu rufen, anstatt mich bei Wikipedia von den Launen alteingesessener Blockwarte abhängig zu machen, die in charakterlicher Hinsicht meiner Beobachtung nach nicht gerade Teil einer Positivauslese sind - um es vorsichtig zu formulieren.
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Zweckentfremdete Bücher
Die größte österreichische Tageszeitung gibt trendige Ratschläge für Poser:
Bücher werden als Dekoration immer beliebter. Sie verleihen jedem Raum Gemütlichkeit und Persönlichkeit. Mit der richtigen Wahl unterstreichen Sie Ihr Kunst- und Kulturverständnis sowie Ihren gesellschaftlichen Status. Demnach sind die Bücher auch dementsprechend teurer als herkömmliche Romane. Aber sie sind in vielerlei Hinsicht die Investition wert.
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Bei so viel Oberflächlichkeit und Schwachsinn kommen mir als Bücher-Freund geradezu die Tränen. Es war übrigens dieselbe Zeitung, die in in einem anderen Artikel vor nicht allzu langer Zeit meinte, zuhause nackt herumzulaufen, sei ein neuer Trend. Na, diesem sogenannten Trend bin ich offenbar schon lange vorausgeeilt - beim Verfassen dieses Blogbeitrages hatte ich meine Hosen allerdings an 😄
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Weitere interessante Themen:
- Wie kamen die Juden ins antike Rom?
- Plinius zu Gast bei einem üblen Geizhals
- Eine kritische Betrachtung archäologisch-historisch orientierter Kochbücher - Ein Gastbeitrag von Achim Werner
Der Proll hat seinen 3er-BMW als Penisverlängerung, der Möchtegernintellektuelle seinen Stapel Bücher. :-)
AntwortenLöschenZraxxl
Eigentlich ist es bemerkenswert, wie eine dermaßen tolle Idee wie Wikipedia nach relativ kurzer Zeit so gut wie an die Wand gefahren werden konnte.
AntwortenLöschenMan hätte das Konzept so gestalten müssen, dass sich keine mächtigen Cliquen bilden. Das wäre einfach gewesen, indem man beispielsweise Administrator nur für eine bestimmte Dauer werden kann und dann eine längere Pause einlegen muss. Also so ähnlich wie im antiken Rom mit den Magistraturen.
Gero
Apropos Notre Dame :D
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=-lB5QbMxvac&
LG Hilli
Behördenvertreter haben schon am Tag nach dem Brand von Notre-Dame in Paris "gewusst", dass Brandstiftung ausgeschlossen werden kann - ohne irgendwelche Hinweise zu besitzen, was denn sonst die Ursache war. Alleine diese Kommunikationsstrategie rechtfertigt jede Menge Misstrauen. Dazu kommt noch, dass in Frankreich in den vergangenen Jahren mehrere Kirchen angezündet oder sonstwie vandalisiert worden sind. Das lässt die Brandstiftung im Fall von Notre-Dame noch wahrscheinlicher erscheinen. Außerdem haben die zuständigen Stellen bis jetzt die Ursache nicht klar benennen können.
AntwortenLöschenBücher als bloße Deko zu verwenden ist definitiv perverser als nackt durch die eigene Wohnung zu laufen .
AntwortenLöschen:-)
Was Notre-Dame betrifft:
AntwortenLöschenHier einmal ein Video zum Thema "Wie leicht ist es, einen Jahrhunderte alten Eichenbalk in Brand zu setzen?" Ausführender ist ein Kunsthandwerker und Restaurator.
https://www.youtube.com/watch?v=fL4b8Zetkmo
SPOILER
Der Mann versucht's u.a. mit Grillanzünder, Benzin, Schweißen und Propangasbrenner. Alles ohne Erfolg, der Balken ist lediglich etwas angekokelt.
Und was die Wikipedia angeht, so kann ich wirklich sehr die Videos von Markus Fiedler und Dirk Pohlmann ("Neues aus Wikihausen") empfehlen.Sie zeigen an konkreten Beispielen, wie es einer Handvoll Autoren (Sichtern, Administratoren) gelingt,Wikipedia für politische Zwecke zu missbrauchen. Einen ersten Einstieg bietet die Doku "Die dunkle Seite der Wikipedia":
https://www.youtube.com/watch?v=wHfiCX_YdgA
Grüße
Ulrich
Wer schon mal ein Grillfeuer entzündet hat, der weiß, dass man selbst bei trockenen Holzstücken mit deutlich kleinerem Durchmesser feine Späne oder sonstige Hilfsmittel benötigt, um sie zum Brennen zu bringen. Bei einem Schmiedefeuer ist es nicht anders.
LöschenViele Grüße,
Der Wanderschmied
Ich finde es sehr gut, dass Fiedler und Pohlmann die bei Wikipedia eingerissenen Methoden ans Tageslicht befördern. Politisch sind mir die zwei mit ihrer Israelfixiertheit aber nicht ganz koscher.
LöschenLG,
Erwin
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2019-04/frankreich-kirchenschaendung-entweihen-vandalen-brand-notre-dame.html
AntwortenLöschenhttps://www.krone.at/1911081
Jeden Tag werden in Frankreich drei Kirchen geschändet (Tipp: Die Täter sind in der Regel keine Juden oder Buddhisten).
Aber ausgerechnet Notre Dame war wahrscheinlich eine spontane Selbstentzündung, so wie der brennende Dornbusch im AT ;-)
Während meiner Zeit in den USA bin ich von einer Nachbarin schon schräg angeschaut worden, nur weil ich in meinen eigenen vier Wänden im Sommer vor unseren beiden kleinen Kindern mit freiem Oberköper herumgelaufen bin.
AntwortenLöschenLG,
Erwin