Donnerstag, 31. Oktober 2019

📖 Buch: Die Ikonographie PalĂ€stinas/Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern - Band 4: Die Eisenzeit bis zum Beginn der achĂ€menidischen Herrschaft

Eine enorme Fundgrube

Wer die weiter zurĂŒckliegende Vergangenheit verstehen will, muss ihre Bilder verstehen, die zentrale Zeugnisse von Kultur, Religion und dem menschlichen Alltag insgesamt sind. Selbst beim Vorhandensein reichhaltiger schriftlicher Überlieferungen stellen sie eine wichtige ErgĂ€nzung fĂŒr die Forschung dar. Entsprechende Hilfe soll das Nachschlagewerk von Silvia Schroer bieten. WĂ€hrend in den BĂ€nden 1-3 die Zeit von der spĂ€ten Mittelsteinzeit bis zur spĂ€ten Bronzezeit behandelt wurde, so steht im vorliegenden vierten Band die Ikonographie Israels/PalĂ€stinas (und den angrenzenden Gebieten) wĂ€hrend der Zeit von ca 1250 bis 600 vor Christus (frĂŒhe Eisenzeit bis zum Emporsteigen des achĂ€menidischen Perserreichs) im Zentrum der Betrachtungen. Es geht also um jenen spannenden Abschnitt der Geschichte, in dem die bronzezeitliche Welt des westlichen Mittelmeers große VerĂ€nderungen erfuhr:
1. in technologischer Hinsicht, durch den stark zunehmenden Gebrauch des Werkstoffs Eisen.
2. In politischer Hinsicht, durch den mysteriösen Niedergang alter Hochkulturen (Stichwort "Seevölker") und die GrĂŒndung neuer Großreiche.
3. In religiöser Hinsicht, durch das Entstehen neuer Religionen - siehe etwa das Judentum, auf dem hier der Fokus liegt.
All das hinterließ vor allem auf dem Gebiet des heutigen Israel deutliche Spuren, da es sich aufgrund seiner geographischen Lage inmitten der umwĂ€lzenden Ereignisse befand.

Das Buch verfĂŒgt insgesamt ĂŒber 968 Seiten; rund hundert davon nimmt die sehr nĂŒtzliche Einleitung in Beschlag. Weitere hundert Seiten benötigt der Anhang mit Register, Bildnachweis, Literaturverzeichnis usw. Den großen Rest fĂŒllt der chronologisch geordnete, ĂŒbersichtlich gestaltete Katalog mit seinen knapp 1000 (!) Abbildungen aus. Diese bestehen durchgehend aus qualitativ hochwertigen Strichzeichnungen. Ein bisschen gestört hat mich hier allerdings, dass der vorhandene Platz z.T. nur schlecht genutzt wurde - siehe etwa die letzte der vier nachfolgenden Abbildungen; eine grĂ¶ĂŸere Darstellung wĂ€re hier problemlos möglich und auch sinnvoll gewesen. Sehr gut sind hingegen die ausfĂŒhrlichen Bildtexte, die nicht nur eine meist hervorragende ErlĂ€uterung der Darstellungen enthalten, sondern auch die Abmessungen des entsprechenden Objekts, seine Datierung, die Herkunft uvm.

Fazit: NatĂŒrlich ist ein umfangreiches Ikonographie-Nachschlagewerk wie dieses primĂ€r fĂŒr Fachwissenschaftler gedacht. Trotzdem ist es auch fĂŒr jeden anderen Interessierten eine ĂŒberaus nĂŒtzliche Wissensquelle. Viele Details der Abbildungen geben Einblick in die Alltagskultur einer Jahrtausende zurĂŒckliegenden Vergangenheit; dazu zĂ€hlen Kleidung, Schmuck, Waffen, Musikinstrumente, Möbel usw.
Man mag einwenden, die entsprechenden Bilder könne man sich heute doch auch einfach zusammengoogeln, doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn die wenigsten Suchtreffer werden verlÀssliche Kontextinfiormationen enthalten. Selbst manch archÀologische Bilddatenbank knausert mit Infos, verglichen mit diesem Buch.
Die gedruckte Variante kostet 145 Euro - das ist kein SchnĂ€ppchen. ABER es ist auch als kostenloses PDF auf der Verlagsseite verfĂŒgbar - Stichwort 'Open Access'. Siehe den Link dazu weiter unten.

(C) Schwabe Verlag / Silvia Schroer (Autorin)
(C) Schwabe Verlag / Silvia Schroer (Autorin)
(C) Schwabe Verlag / Silvia Schroer (Autorin)
(C) Schwabe Verlag / Silvia Schroer (Autorin)

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2 Kommentare:

  1. Vielen Dank fĂŒr diesen Tipp! Was fĂŒr ein schöner Schmöker!

    Die BĂ€nde 1–3 scheinen leider nicht Open Access zu sein, aber das PDF von Band 4 enthĂ€lt zumindest ein Gesamtregister.

    Dein Link verweist nur aufs Inhaltsverzeichnis. Das Buch findet man links unter "ProduktĂŒbersicht".

    GrĂŒĂŸe
    Dampier

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    1. Nach den BĂ€nden 1-3 als PDF habe auch ich schon gesucht, leider gibt es dazu wohl wirklich nichts. Wobei ich ohnehin die gedruckte Variante bevorzuge. Das ist aber natĂŒrlich bei solchen Preisen fĂŒr viele Interessierte auch eine Geldfrage. Alle vier BĂ€nde kosten im Paket immerhin 300 Euro.

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