Mittwoch, 4. Dezember 2019

Krimskrams: TV-Serie über eine Domina -- Archäologin öffentlich ausgelacht -- Marx und Engels unzensiert -- Dieses Jahr keine Buchverlosung


TV-Serie über eine Domina (ja, auch ich kann Clickbait 😄)

Der 'Hollywood Reporter' vermeldet, dass der TV-Sender Sky eine zehnteilige Serie über Livia - die Ehefrau des Kaisers Augustus und die Mutter des Kaisers Tiberius - plant. Der vielsagende Titel lautet: Domina

'Domina' follows Livia’s journey from a naïve young girl whose world crumbles in the wake of Julius Caesar’s assassination, to Rome’s most powerful and influential Empress, driven by a deep desire to avenge her father and secure power for her sons. Livia and her peers navigate their way through a brutal society by means of strategy, conspiracy, seduction and murder. This is a visceral and authentic family saga, grounded in historical accuracy and bringing to life the incredible true stories of the women who would create one of the most enduring and fascinating dynasties of all time.

"Grounded in historical accuracy" - das behaupten Film-Heinis bei historischen Verfilmungen fast immer. Und ebenfalls fast immer handelt es sich dabei um eine schamlose PR-Lüge: Nicht nur bei der Ausstattung wird regelmäßig massiv geschlampt, sondern auch bei den dargestellten historischen Ereignissen, wenn nämlich die Macher meinen, es würde der Dramaturgie dienlich sein. Hinzu kommt seit einigen Jahren, dass solche Serien häufig eine gesellschaftspolitische Agenda beinhalten, die dem Publikum wenig subtil aufs Auge gedrückt wird; was natürlich ebenso oft der Authentizität abträglich ist. Im konkreten Fall bietet sich die Serie zuvörderst als Vehikel für aktuelle feministische Botschaften an - Stichwort "starke Frauen"; es wäre daher nicht verwunderlich, wenn man die gewaltigen Überlieferungslücken zur Person Livia dementsprechend auffüllt. Ein anderes Beispiel für diese Form der Politisierung auf Kosten der Glaubwürdigkeit ist der melaninbevorzugte Achilles, den die BBC vor wenigen Jahren kreiert hatte, nachdem in der medialen Blase die Kritk aufgekommen war, in britischen Historiendramen kämen angeblich zu wenige Personen mit dunklerem Teint vor (dass dieser Umstand vor allem der Geschichte Großbritanniens geschuldet ist, kam offenbar niemandem in den Sinn).
Aus den obigen Gründen bleibe ich auch im Falle der Domina Livia so lange skeptisch, bis ich von der Realität eventuell eines Besseren belehrt werde. Man darf trotzdem gespannt sein, inwieweit die Frau anders als in "I, Claudius" charakterisiert wird, wo sie nämlich eine manipulative Intrigantin allererster Ordnung ist, die jeden beseitigen lässt, der ihren Plänen im Weg steht.

Schade ist übrigens, dass aus der vor einigen Jahren angekündigten Verfilmung der SPQR-Romane von John Maddox-Roberts nichts geworden ist. Andererseits wäre natürlich auch in diesem Fall die Gefahr sehr große gewesen, dass man aus den oben genannten Gründen die Erzählung gründlich ruiniert hätte. Eventuell hatte der Autor und Rechteinhaber genau deshalb die Reißleine gezogen, denn es steht der Verfilmung des eigenen Werks nicht jeder mit so einem Wurschtigkeitsgefühl gegenüber wie z.B. Bernard Cornwell (Stichwort: The Last Kingdom / Das letzte Königreich).

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Schlechte Manieren: Archäologin öffentlich ausgelacht

Die BBC berichtet davon, dass eine Frau, die (auch aus persönlichen Gründen) sexuelles Fehlverhalten im Archäologiebetrieb erforscht hat, bei einer Preisverleihung ausgelacht worden sein soll. (Danke für den Hinweis)

A Cambridge University academic researching sexual harassment during fieldwork said she was laughed at by "a large group of older men" during an awards ceremony.

She said on Twitter after Friday's ceremony in London: "I know that my research has not always been taken seriously. I know this.

"What I was surprised at was the fact that these people were so open about it that they laughed in front of a room of their colleagues, at a young woman."

Ms Bradford said she was able to collect her certificate, but "burst into tears" as soon as she sat back down because it was humiliating.

She said it was the "exactly the kind of toxic culture" in archaeology that "fosters sexual harassment".

She tweeted: "Even if you take out the subject matter, imagine being 21, just out of undergrad, shortlisted for your first research award and... a group of people decide its acceptable to publicly *laugh* at that research."

Die Forschungstätigkeit dieser Archäologin mag eventuell ein Schmarrn oder primär der Versuch sein, einen aktuellen Trend für die eigene Karriere auszunutzen bzw. diesen durch das Abgreifen von entsprechenden Fördermitteln zu monetarisieren. Das würde mich in Zeiten von MeToo-Hysterie und im Angesicht der berufsmäßigen Skandalisierer in den Krawallmedien nicht gänzlich überraschen; schließlich wird mittlerweile schon bloßes Hinschauen als sexuelle Belästigung gewertet. Und wenn man bedenkt, wie gerade junge Archäologiestudentinnen im Sommer gerne auf Grabungen herumkriechen, dann weiß man, welche An- und Einblicke sich einem dabei bieten können. Auch der Autor dieser Zeilen hat deshalb bei entsprechenden Gelegenheiten schon mal gelinst - und er geniert sich dafür nicht; das überlässt er den sich eunuchenhaft gebenden Heuchlern.

Doch wie es in der Realität um die Seriosität der Forschungsarbeit dieser Archäologin auch bestellt sein mag: Es gehört sich definitiv nicht, jemanden bei einer Preisverleihung auszulachen. Lachen kann man hinterher im kleinen Kreis. Und sollte es einen triftigen Grund geben, warum die Geehrte den Preis tatsächlich nicht verdient, dann ist man als Wissenschaftler dazu aufgerufen, diesen in entsprechender Form mit Sachargumenten vorzutragen. 

Zwei Dinge möchte ich abschließend noch anmerken: 
1. Die prinzipiell gerechtfertigte Kritik an den lachenden Kollegen im Publikum wird leider teilweise durch die getätigte Argumentation entwertet. Denn was haben Alter und Geschlecht der Ausgelachten für eine herausragende Bedeutung, dass man sie hier explizit anführt? Wäre die Würde z.B. eines 35jährigen Mannes weniger wert?
Gerade wenn man als weiblicher Wissenschaftler für voll genommen werden möchte, sollte man tunlichst keine besondere Rücksichtnahme wegen des Geschlechts (und des Alters) für sich einfordern. Anderenfalls bestätigt man nur die Meinung der Kritiker und führt den vom Feminismus hochgehaltenen Gleichheitsanspruch ad absurdum.
2. Ist überhaupt zweifelsfrei sicher, dass das Gegacker im Publikum den Vorgängen auf dem Podium bzw. der Ausgezeichneten galt? Wenn nämlich nicht, dann würde es sich hier zwar immer noch um eine grobe Unhöflichkeit handeln, die aber kaum eine mediale Meldung wert wäre.

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Marx und Engels unzensiert: "Ich habe einen sicheren Plan entworfen, Deinem Alten Geld auszupressen"

Einblicke in die Korrespondenz von Karl Marx mit Friedrich Engels (danke für den Hinweis): Klick mich

Dass der Historische Materialismus von Marx und Engels weitestgehend ein Schmarrn ist, weil man dabei von oft falschen historischen Annahmen ausging, steht für mich schon lange fest. Siehe etwa die postulierte "antike Sklavenhaltergesellschaft" und die damit verknüpfte "Sabotage-These" - beides gab es in der von Marx und Engels beschriebenen Form nie. Trotzdem hat man dergleichen als Baustein für ein unwissenschaftliches Ideologiegebilde verwendet.
Dass die beiden Herren privat aber - auch nach den Maßstäben ihrer Zeit - charakterlich dermaßen übel waren, wie die oben verlinkten Zitate nahe legen, hat mich dann doch überrascht.

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Dieses Jahr keine Buchverlosung

Die alljährliche Buchverlosung zur Adventszeit entfällt diesmal, da die Einnahmen aus den im Blog eingebundenen Amazon-Partnerlinks deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Ich habe den dringenden Verdacht, dass dabei etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, denn ausgerechnet in Monaten, in denen die Website eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Zugriffen zu verzeichnen hatte, brachen die Einnahmen aus den Partnerlinks fast komplett ein. Meine diesbezügliche Kontaktaufnahme mit Amazon resultierte lediglich in vorgestanzten Standardphrasen - was freilich typisch für diesen Laden ist.

Wie auch immer, ich werde den dieses Jahr angefallenen Betrag zu jenem des kommenden Jahres hinzurechnen. Außerdem möchte ich dann keine Bücher verlosen, sondern Buch-Gutscheine. Das ist, denke ich, im Sinn der Teilnehmer.

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13 Kommentare:

  1. Wie es um den Charakter von Marx bestellt war, kann man auch gut an diesem Zitat ablesen, in dem Marx sich zu seinem Konkurrenten, den sozialistischen Politiker Ferdinand Lassalle, äußert:
    „Es ist mir jetzt völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen. Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft.”

    Gero

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    1. Wirklich außerordentlich "sympathisch", dieser Herr Marx. Das wird die öffentlich rechtlichen Medien aber wahrscheinlich nicht davon abhalten, ihn weiterhin in einem positiven Licht darzustellen.
      RR

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    2. Seine Poesie ist nicht minder "sympathisch"

      "Doch dich, dich fassen meine Jugendarme,
      Sie klammern krampfhaft sich um deine Brust,
      Der Abgrund gähnt uns beiden Nacht herauf,
      Und sinkst du unter, lächelnd folg' ich nach,
      Und raun dir zu, hinab! komm' mit Genosse! "

      Karl Marx: "Oulanem", 2. Szene.

      oder:

      "Einen Thron will ich mir auferbauen,
      Kalt und riesig soll sein Gipfel sein,
      Bollwerk sei ihm übermenschlich Grauen,
      Und sein Marschall sei die düst're Pein!

      Wer hinaufschaut mit gesundem Auge,
      Kehre todtenbleich und stumm zurück,
      Angepackt vom blinden Todteshauche,
      Grabe selbst die Grube sich sein Glück."

      aus "Des Verzweifelnden Gebet"

      Nur ein wahrer Philantroph kann so etwas schreiben...

      Grüße
      Ulrich

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  2. Warum beschwert sich diese Archäologin im Nachhinein auf Twitter über das Gelächter? Warum hat sie die Verantwortlichen nicht vor Ort zur Rede gestellt? So hätte es ich gemacht. Dabei hätte man auch sofort klären können, warum überhaupt gelacht worden ist.

    Guinevere

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    1. Twitter ist voll mit politisierenden Schwurblern aus der Archäologenszene. Insofern überrascht es mich nicht, dass die junge Dame sich genau dort ausgeweint hat, anstatt wie ein erwachsener Mensch sofort den Sachverhalt zu klären. Kostenlose Gratissolidarität ist online schnell mit einem "Like" vergeben. Nebenbei zeigt man so auch noch die richtige "Haltung", was sehr wichtig für Moralposer in sozialen Netzwerken ist. Gruß, Dobiles

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  3. BBCs "I Claudius" war wirklich klasse! Die Erzählung hat etwas theaterhaftes gehabt, aber im positiven Sinn. Kein Gelärme, keine übertriebenen Metzeleien, stattdessen hat man sich auf die handelnden Personen konzentriert. Schade, dass es so etwas nicht mehr gibt.

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  4. Viel Hoffnung habe ich nicht, was die Livia-Serie betrifft.
    Auf der anderen Seite stirbt die Hoffnung bekanntermaßen zuletzt...
    Mr.K.

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  5. Zum Charakter des Karl Marx aufschlussreich:
    Richard Wurmbrand: Das andere Gesicht des Karl Marx
    https://www.patriotpetition.org/wp-content/uploads/2018/05/das-andere-gesicht-des-karl-marx.pdf
    Leser

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    1. Bei so einem vermurksten Charakter sollte man ihn nicht mehr Karl Marx, sondern besser Karl Murks nennen.

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  6. Carl Barks, statt Karl Marx!
    ;-)

    Hagen

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    1. Ein Donald Duck Comic ist Marx' "Das Kapital" sicher vorzuziehen!

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  7. Domina/Herrin war doch eigentlich die Anrede, die Sklaven für ihre Herrin gebrauchten, aber nicht die für eine Kaiserin in dieser Zeit, oder täusche ich mich?

    Grüßle,
    Maria

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    1. Das ist richtig. Normalerweise waren "Domina" bzw. "Dominus" die Anreden, die ein Sklave für seine Besitzerin bzw. seinen Besitzer verwendet hat. Aber auch Kinder haben zumindest ihren Vater so genannt, dessen väterlicher Gewalt sie - ähnlich einem Sklaven - unterworfen waren.

      Augustus und Tiberius hatten es jedoch klar abgelehnt, von freien Bürgern als "Dominus" angeredet zu werden, da dies zu sehr den Geruch der Autokratie mit sich brachte, was man zu dieser Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung noch unbedingt vermeiden wollte (erst ab Caligula änderte sich das nach und nach). Es ist daher unwahrscheinlich, dass ausgerechnet die in ihrer offiziellen Bedeutung zurückstehende Ehefrau und Mutter für sich die Anrede "Domina" beansprucht hätte. So gesehen ist bereits der Titel der Serie eher unsinnig.

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