Samstag, 25. Januar 2020

📽️ Videos: Archäologen-Mangel bei Ausgrabung (?!?) -- Medicus-Ausstellung -- Mittelalter-Turm entdeckt -- usw.



Das DAI Athen – Projekte, Personen, Perspektiven. Teil 6: Der Kerameikos | Spieldauer 6 Minuten | DAI/Youtube | Stream & Info

Das DAI Athen – Projekte, Personen, Perspektiven. Teil 7: Kephissos-Tal | Spieldauer 6 Minuten | DAI/Youtube | Stream & Info

 Who Wears Daggers? | Spieldauer 9 Minuten | Tod's Workshop/Youtube | Stream & Info
Details wie diese sollte man im Rahmen seiner Living-History-Darstellung beachten. Etliche machen das allerdings nicht. Die mischen Ausrüstungsgegenstände und Kleidungsstücke von hoch- und niederrangigen Personene wild durcheinander. Nix gut.



 Leihausstellung im Ägyptischen Museum in Leipzig | Spieldauer 2 Minuten | MDR/ARD | Stream & Info

 Interview mit dem Historiker Sebastian Zanke: Medicus-Ausstellung in Speyer | Spieldauer 5 Minuten | SWR/ARD | Stream & Info

 Antike Porta Nigra hat Geburtstag | Spieldauer 4 Minuten | SWR/ARD | Stream & Info

 Mittelalter-Turm in Gronau entdeckt | Spieldauer 3 Minuten | WDR/ARD | Stream & Info

 Archäologenmangel: Ausgrabungen bei St. Nikolai | Spieldauer 3 Minuten | NDR/ARD | Stream & Info
Zu wenige Archäologen würde es geben, wird hier behauptet. Ich halte das für einen faktenverzerrenden Unsinn. Wie Sand am Meer gibt es die in Wirklichkeit. Zumindest an den Unis. Etliche davon sind aber halt nicht zur Feldarchäologie zu gebrauchen, hat mir im vergangenen Jahr jemand auf einer Grabung berichtet und dabei verzweifelt die Augen verdreht. Besonders jungen Frauen seien heutzutage sehr oft körperlich wenig belastbar und hätten deshalb keine Lust darauf, den Beruf nach dem Studium weiter auszuüben, sofern dieser nicht ausschließlich in einem Büro/Museum stattfindet. Gleichzeitig strömen aber seit Jahren immer mehr Frauen ins Archäologiestudium. Hingegen vom Knochenjob des archäologischen Grabungstechnikers sollen sie bezeichnenderweise kaum angetan sein.
Mich erinnert das an die Situation bei Tierärzten in Deutschland. Vor einiger Zeit las ich, dass auch die Veterinärmedizin zunehmend von jungen Frauen überrannt wird (ich vermute dahinter eine ähnliche Naivität wie bei den Archäologiestudentinnen, gepaart mit der ideologisch-medial induzierten Abneigung vor manueller Arbeit - Stichwort "Dienstleistungsgesellschaft" bzw. "steigern der Akademikerquote"); diese Tierärztinnen wollen tendenziell lieber Kleintiere behandeln, anstatt mit ihrem Arm bis zum Anschlag in den A...llerwertesten einer Kuh zu greifen. Auch ist ihnen im Schnitt die "Work-Life-Balance" wichtiger als den männlichen Kollegen - was von einem persönlichen/subjektiven Standpunkt aus betrachtet nicht nachteilig sein muss. Aber daraus bzw. aus der 'Verweiblichung' des Berufsstandes ergibt sich, dass Tierarztpraxen weniger lang bzw. nur halbtags geöffnet haben. Das Ergebnis ist - wie bei den Archäologen - ein Mangel.
Und weil es gerade dazu passt: In den USA hat man noch unter der Obama-Administration genau untersucht, warum weibliche Krankenpfleger weniger verdienen als männliche - Stichwort "Gender-Pay-Gap". Die in der betreffenden Studie herausgefundenen Gründe waren ziemlich banal, aber gleichzeitig auch sehr beredt: Krankenpflegerinnen zeigen eine geringere Bereitschaft für Überstunden und Arbeitsplatzwechsel (besonders wenn dieser auch mit einem Wohnortwechsel verbunden ist). Männer nehmen solche Unannehmlichkeiten hingegen eher in Kauf, wurde festgestellt.
Worauf ich mit dieser Off-Topic-Litanei hinaus möchte? Ganz einfach: Die Liste solcher Beispielen aus der Arbeitswelt, die allem Anschein nach auf biologisch determinierten Verhaltensunterschieden/Präferenzen beim Durchschnittsmann bzw. der Durchschnittsfrau fußen, ließe sich ewig lange fortsetzen. Dergleichen wollen aber typische Medienvertreter offenbar weniger gerne hören. Vielleicht weil es mit dem in ihrer Blase vorherrschenden Weltbild nicht kompatibel ist? Warum sonst sollte man in TV-Beiträgen wie dem gegenständlichen nicht weiter nach den Gründen für den behaupteten 'Mangel' fragen? Andererseits wäre es meiner Erfahrung nach ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass die Antwort des Chefarchäologen ehrlich ausfallen würde. Es sei denn, er möchte sich karrieremäßig ins Knie schießen. Nicht zufällig habe ich in diesem Blog schon mehrfach Wissenschaftler - auch aus der Archäologie - zitiert, die erklärten, man könne seine fachliche Meinung immer öfter nicht frei äußern, ohne berufliche Nachteile zu riskieren (siehe z.B. hier). Jene. die es trotzdem tun, sind meiner Beobachtung nach fast ausschließlich Personen, die bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind bzw. kurz davor stehen. 
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15 Kommentare:

  1. So eine Studie hat man, weil Diskriminierung vermutet worden ist, auch für Rechtsanwälte erstellt. Selbstständige und solche in einem Angestelltenverhältnis sind dabei berücksichtigt worden. Gleiches Ergebnis, Männer haben in beiden Fällen höhere Überstundenzahlen als Frauen gehabt. Schlecht für die Gesundheit, aber gut für das Einkommen und das berufliche Fortkommen der Männer.

    Dass Männer zu extremeren Verhalten neigen ist in der Sozialforschung schon lange bekannt. Es wird aber, mit voller Absicht, bei der Gender Pay Gap nicht berücksichtigt. Man liest nur davon, wenn es heißt, Männer wickeln sich mit ihren Autos öfter um Bäume als Frauen.

    Das tatsächliche archäologische Graben kann man in einem Schnellkurs erlernen. Auch die meisten anderen Tätigkeiten sind keine Kunst, für die man ein Studium braucht. Die Erfahrung kommt dann mit den Jahren. Je nach Art und Umfang der Grabung, benötigt man aber eine bestimmte Anzahl an Archäologen, die die Veranstaltung überblicken, managen und dokumentieren. Leider sind einige sogar damit schon überfordert, was aber nicht neu ist, das habe ich nämlich auch schon vor gut 25 Jahren miterlebt, als ich als Teenager das erste Mal ehrenamtlich bei einer Grabung dabei war.

    Schönes Restwochenende und bleibe so kritisch wie du bist, das hat die Archäologische Forschung dringend nötig, nachdem es mit der Selbstreinigung leider nicht klappt.

    Alter Schwede

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  2. Soll man halt mehr archäologische Kurse für freiwillige Helfer anbieten und die vor allem auch ordentlich dort bewerben, wo gerade ein Mangel an geeigneten Leuten herrscht. Es gibt dafür genügend Interessierte! An der Finanzierung sollte das auch nicht scheitern, weil die Kosten sind vergleichsweise gering.
    Hagen

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  3. Hallo, die körperliche Eignung für den Archäologenberuf muss in der Tat gegeben sein. Ich bin mehrmals Zeuge davon gewesen, wie man Studentinnen und Studenten im Sommer unters "Partyzelt" zum Scherbenwaschen gestellt hat, weil sie unter freiem Himmel nicht zu anstrengender körperlicher Arbeit für länger Zeit fähig waren. Und wir reden hier nicht von 35 Grad im Schatten, sondern von noch vergleichsweise gemütlichen 25 oder 28 Grad. Straßenbauarbeiter würden bei solchen Temperaturen frösteln ;-)

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    1. So eine Situation habe ich auch schon einmal gehabt. 6 Leute beim Schlämmen (nicht Schlemmern!) und Nasenbohren unter dem Sonnensegel, weil ihnen zu heiß war, aber nur 2 in der Grube unten beim Graben, einer davon ich. Der Grabungsleiter war zwischenzeitlich am Schäkern mit der Bürgermeisterin, die uns jeden Abend aus ihrer Privatschatulle eine Kiste Bier spendiert hat :-)

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  4. Vielleicht liegt die mangelnde Bereitschaft von Frauen zu Überstunden und Wohnortwechsel auch daran, daß die Kindererziehung und Hausarbeit trotz Ehepartner immer noch zu einem großen Teil an ihnen hängenbleiben, bzw. daß bei einem Wohnortwechsel die ganze Familie mit umziehen müßte, weil s.o.
    Männer machen sich da oft einen schlanken Fuß und pendeln dann halt, wodurch die Frau erst recht doppelt und dreifach belastet ist.
    - Fränkin -

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    1. Etwas in der Art kann seinen Teil dazu beitragen, wird aber meiner Ansicht nach nicht der Hauptgrund sein.
      Dass Frauen - auch ledigen - die "Work-Life-Balance" (=weniger arbeiten, mehr Freizeit) wichtiger ist als Männern, scheint ein allgemeines Phänomen zu sein. Selbst Feministinnen streiten das nicht ab, im Gegenteil, sie heben es sogar als eine positive Sache hervor. Und wahrscheinlich ist es das auch, sofern man sich mit einem geringeren Einkommen zufrieden gibt.

      Dass der Mann im Haushalt in seiner Freizeit weniger Arbeit erledigt als die Frau, ist schon ein ziemliches Klischee, finde ich. Vielmehr unterscheiden sich die Tätigkeiten. Ich würde manchmal viel lieber den Kochlöffel schwingen, anstatt im Schweiße meines Angesichts die Hecke zu schneiden, die Obstbäume zu stutzen, das Wespennest zu entfernen, die Autoreifen zu wechseln und jedes technische Problem im Haus lösen zu müssen. Alleine dieses Wochenende habe ich mindestens 10 Stunden damit verbracht, den Computer für ein anderes Familienmitglied wieder zum Laufen zu bringen. Auch das ist lästige Arbeit, nicht lustiges Hobby.

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    2. Da hat es mal vor etlichen Jahren bei uns in Österreich eine Untersuchung gegeben, der zufolge Frauen viel mehr Hausarbeit erledigen als Männer. Eine feministische Verrückte mit Ministeramt wollte deshalb Männer gesetzlich dazu verpflichten, die halbe Hausarbeit zu erledigen, unabhängig davon, ob der Mann ganztags arbeitet und die Frau nur halbtags oder gar nicht.
      Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass man in der Untersuchung als "Hausarbeit" wesentlich mehr Arbeiten definiert hat, die typischerweise von Frauen erledigt werden, während typisch männliche Arbeiten im Haus einfach weggelassen worden sind.
      Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast!

      LG,
      Erwin

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    3. Tja, ich würde lieber die Hecke schneiden als zu kochen oder abzuwaschen oder zu saugen etc. ;-)
      "Mangels" Mann mache ich halt einfach alles selbst, auch das Reifenwechseln.
      - Fränkin -

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    4. "Mangels" Mann mache ich halt einfach alles selbst, auch das Reifenwechseln."

      Das ist gelebte Emanzipation ;)

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  5. https://www.prageru.com/video/there-is-no-gender-wage-gap/

    ;-)

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  6. Viele brechen das Archäologiestudium auch mitendrinnen ab, weil sie merken, dass sie falsche Vorstellungen von der archäologischen Arbeit gehabt haben. "Naivität" beschreibt die Gründe wirklich am besten. Das ist aber natürlich bei vielen Fächern so, ich habe auch mein Medizinstudium nach zwei Semestern geschmissen und bin in die Biolochemie gewechselt.

    Würde es so richtig etwas kosten, dann würden sich auch mehr angehende Studenten ernsthafter Gedanken über Ihre Studienwahl machen.

    Sterzi

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    1. Leider wird hierzulande so ein Reset des Studiums noch immer negativ bewertet, will heißen: rechtzeitige Korrektur von Fehlentscheidungen hat einen geringeren Stellenwert als das Durchziehen bis zum bitteren Ende. So eine Entscheidung erfordert also durchaus Mut, lohnt sich aber meistens.
      - Fränkin -

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  7. Servus!

    Hier was für Deine pdf-Abteilung:
    370 Kilometer Archäologie - Ausgrabungen an der Ethylen Pipelinetrasse in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz

    https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog/book/395

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    1. Danke, habe es (in die von mir schon länger vernachlässigte PDF-Rubrik) eingepflegt.

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    2. Gerne! :-)

      Hier gibt's noch mehr, bin ich selber gerade erst drüber gestolpert:
      https://books.ub.uni-heidelberg.de/propylaeum/catalog

      Jürgen

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