Freitag, 6. März 2020

Krimskrams: Denkmalschutz-Propaganda -- Der Fall Mary Beard -- Überflüssige Buchbesprechung -- Wichtiger Hinweis für Kommentatoren des Blogs



Denkmalschutz-Propaganda

In diesem Video, welches hier schon vor ein paar Wochen verlinkt wurde, stieß ich auf den Hinweis, dass sich der staatliche Denkmalschutz in Deutschland unseriöser Propagandamethoden bedient - natürlich immer nur im Interesse der Allgemeinheit, denn dann rechtfertigt der Zweck offenbar die Mittel.... (wobei der Propaganda-Vorwurf, auch aus den eigenen Reihen, ja nicht ganz neu ist).

Konkret geht es um ein mutmaßlich im Irak 'geraubgräbertes' Goldgefäß, welches medial gezielt als Exempel instrumentalisiert wurde, um den Antikenhandel und die Metallsuche pauschal in die Nähe von Schwerkriminalität - darunter etwa Terrorfinanzierung - zu rücken. Endziel war es wohl, den Beschluss entsprechend scharfer (aber völlig realitätsferner) Gesetzte bei den herrschenden Parteien zu 'triggern'. Möglicherweise z.B. ein Verbot von Metallsonden.
Laut einer unabhängigen und meiner Ansicht nach sehr glaubhaft wirkenden Expertise, handelt es sich bei dem inkriminierten Artefakt jedoch dummerweise um eine Fälschung. Seine Untersuchung und anschließende Einordnung durch einen Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) wird - sinngemäß - als wissenschaftliche Schlamperei und Show für die unwissende Laien-Öffentlichkeit bewertet. Nachzulesen auf einer Website, die ausschließlich diesem kuriosen Fall gewidmet ist.

Nun ist es ohne Zweifel so, dass ein illegaler Antikenhandel existiert. Und zwar in erheblichem Ausmaß. Das rechtfertigt jedoch in keiner Weise das hier an den Tag gelegte haarsträubende Verhalten der staatlichen bzw. staatsnahen Akteure und ihrer medialen Propagandaposaunen. Wer freilich meint, inadäquate Gefälligkeitsgutachten seien eine Ausnahme, der sei nur an den seit über zehn Jahren (!) andauernden Rechtsstreit rund um den römischen Bronze-Pferdekopf von Waldgirmes erinnert. Ein Fall, der erst recht als Skandal bezeichnet werden muss, versucht hier doch die Staatsmacht den Grundstückseigentümer um den ihm zustehenden finanziellen Anteil an dem wertvollen Fund zu bringen. Update: Offensichtlich kam es genau an dem Tag, an dem ich diesen Beitrag verfasst hatte, zu einem finanziellen Vergleich vor Gericht.

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Der Fall Mary Beard: Selbst schuld, kein Mitleid

Was ich davon halte, wenn Wissenschaftler meinen, ihre gesellschaftlich eher herausgehobene Position für politische Zwecke missbrauchen zu müssen, habe ich hier ja schon mehrmals dargelegt. Dergleichen kann man solange ungestraft treiben, solange die eigenen Gesinnungsfreunde in mächtigen Positionen sitzen. Was jedoch passiert, wenn dies nicht mehr der Fall ist, erlebt gerade die Althistorikerin Mary Beard. Ihren Job als sogenannter trustee of the British Museum - kann sie sich nämlich - wie man in meiner Heimat so schön sagt - 'aufmalen gehen'. Ihre permanenten politischen Meinungsäußerungen auf Twitter und in Interviews - z.B. zum Brexit und neuerdings auch zur geplanten Abschaffung der BBC-Rundfunkgebühren - haben nämlich dazu geführt, dass ihr von der Regierung das Vertrauen entzogen wurde. Verständlich, denn man belohnt besonders lästige politische Gegner nicht mit prestigeträchtigen Posten, die es den Glücklichen ermöglichen, noch mehr öffentliches Gehör zu finden. 

Mary Beard ist - im Gegensatz zu manch anderer (schwer feministisch angehauchten) Twitter-Akteurin - keine bösartige Xanthippe. Ich schätze sie auch als Sachbuchautorin, dementsprechend positiv habe ich hier schon ihre Bücher rezensiert. Und hätte man von ihr verlangt, sie müsse die Regierungspolitik belobhudeln, dann stünde ich voll auf ihrer Seite. Aber wenn man wie sie selbst in ein anderes Extrem verfällt - nämlich jahrelang als lärmige Politaktivistin unterwegs ist - dann kann ich kein Mitleid für sie aufbringen. Schließlich muss man als intelligenter Mensch einkalkulieren, dass sich so ein Gebaren im staatsnahen bzw. öffentlichen Dienst - wo ein gewisses weltanschauliches Neutralitätsgebot herrschen sollte - zum Bumerang entwickeln kann. Die Bauchpinselei in der eigenen Twitterblase und seitens befreundeter Medien scheinen Frau Beard freilich ein falsches Gefühl der Sicherheit gegeben zu haben. Oder ihr waren die Konsequenzen ohnehin wurscht (Beard ist ja bereits im Rentenalter) und sie hat es darauf angelegt, sich mit Hilfe geneigter Journalisten als politisches Opfer zu inszenieren, um in weiterer Folge mit viel Trara die Bühne zu verlassen.

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Überflüssige Buchbesprechung

Auf der Website der experimentalarchäologischen Vereinigung EXARC wird eine aktuelle deutschsprachige Publikation - nämlich "Mittelsteinzeit, ein Leben im Paradies?" - von einem Rezensenten deutscher Mutterspreche in englischer Sprache besprochen. Die Logik dahinter erschließt sich mir nicht, denn deutschsprachige Bücher zielen auf Leser ab, die der deutschen Sprache mächtig sind. Wozu also fremdsprachige Personen "teasern", die den Inhalt des Buchs sowieso nicht würden lesen/verstehen können? Diese Fleißaufgabe hätte sich der Rezensent nach meinem Dafürhalten getrost schenken können.

Ich frage mich außerdem, ob hier nicht das primäre Ziel der Übung war, sich die Rezension unter der Rubrik internationale/fremdsprachige Publikationstätigkeit in den Lebenslauf eintragen zu können? So etwas wäre ja nicht wirklich neu - ganz besonders nicht im überlaufenen Geschichtsbetrieb.

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Wichtiger Hinweis für Kommentatoren dieses Blogs

Es kommt immer wieder vor, dass Kommentare von der Blogsoftware in den Spam-Ordner geworfen werden. In den schaue ich aber nur rein, wenn es mir zufällig gerade einfällt - also ca. alle paar Wochen...
Wer die Wahrscheinlichkeit verringern möchte, dass seine Nachricht als Spam eingestuft wird, der muss nicht gleich über ein Google-Konto kommentieren, sondern kann seine Kommentare über einen eigenen Menüpunkt mit einem Namen/originellen Pseudonym versehen - und zwar folgendermaßen:


Man muss im zweiten Feld keineswegs seine Website eintragen, das ist optional. Leider ist das den meisten Lesern nicht klar, sodass sie diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen und ihr Pseudonym direkt unter ihren Kommentar schreiben. Das allerdings hilft nicht, wenn es darum geht, nicht als Spam von der Software missgedeutet zu werden.


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12 Kommentare:

  1. Meine Kommentare sind bisher immer alle durchgekommen, aber wenn es mit dem beschriebenen Weg noch verlässlicher funktioniert, dann mache ich es so. :-)

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  2. Vergessen wir nicht Herrn Martin Rogier, Archäologe und Töpfer des Campus Galli. Er hat seinen Vortrag bei der Exarc auf Englisch gehalten, was bei einem internationalen Publikum verständlich ist. Aber er hat den nicht sehr langen Text des Vortrags dann auch nur in englischer Sprache veröffentlicht, obwohl der Campus Galli ganz klar ein deutsches Projekt ist. Dafür habe ich noch weniger Verständnis als wie für diese Buchrezension.

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    1. Exarc ist international und die Webseite auf Englisch, daher verstehe ich die Aufregung über die Buchrezension nicht.
      - Fränkin -

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    2. @ Sucher: Auf Facebook hat ein Vertreter des Projekts nach gleichlautender Kritik gemeint, es würde eventuell eine deutsche Übersetzung nachgereicht werden. Allerdings war das, wie so oft bei diesen Leuten, leeres Gerede.

      @ Fränkin: In dem Fall bitte noch einmal die Kritik lesen, ich habe das genau begründet.

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    3. Fränkin, die englische Rezension eines nur in deutscher Sprache erhältlichen Buchs interessiert praktisch keinen Menschen ohne passable Deutschkenntnisse, das ist das Problem. Für Personen, die der deutschen Sprache mächtig sind, rezensiert man deutsche Büchern aber sicher nicht auf Englisch, sondern gleich auf Deutsch. Alles andere ist einfach unsinnig, überflüssig und doof. Wenn der Mann auf dem englischen Exarc Portal für ein internationales Publikum ein Buch rezensieren möchte, dann doch gleich eines, das auch auf Englisch erhältlich ist. Das bringt wesentlich mehr Personen Nutzen.

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    4. Hilti, das überrascht mich eigentlich nicht. Sie haben auch nie die Interviews mit den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats fortgeführt, obwohl das klar angekündigt worden ist. Die nehmen ihre Aufgaben offenbar ziemlich locker, das sieht man auch am unterirdischen Sommerfest jedes Jahr und an den Verlusten, die sie machen. Bin schon gespannt, wie es dieses Jahr weitergeht, in letzter Zeit ist es auffällig still gewesen. In den vergangenen Jahren hat man auch im Winter immer gehört, wie fleißig sie angeblich arbeiten.

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    5. Es hat tatsächlich weniger Berichte gegeben - das Thema nutzt sich eben auch bei den medialen Helferlein des Campus Galli langsam ab. Gleichzeitig werden aber, einem allgemeinen Trend folgend, auch immer mehr Artikel über das Projekt hinter Bezahlschranken versteckt. Was im Endeffekt bedeutet, dass die Werbe-Botschaft, der Campus Galli sei ganz toll, weniger Personen/potentielle Besucher erreicht.
      Ob so eine 'Medienpartnerschaft' mit Südkurier und Schwäbischer Zeitung - den beiden lokalen Propagandaposaunen - viel Sinn macht, ist eine Frage, die sich das Führungspersonal des Campus Galli längst stellen müsste. Aber wie du richtigerweise schreibst, sie nehmen ihre Aufgaben locker ...

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    6. Die oberflächliche Rezension eines deutschen Buchs auf Englisch für Leute die kein Deutsch verstehen ist wie eine Weinverkostung für Antialkoholiker.

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  3. Bernie Sanders 2.06. März 2020 um 16:44

    Servus!

    Das zurückgegebene Goldgefäß wird meines Wissens (laut Auskunftsperson beim DAI) nicht in seinem angeblichen Ursprungsland Irak ausgestellt, sondern wird im Depot unter Verschluss gehalten.

    Für mich deutet das darauf hin, dass man dort mittlerweile ebenfalls den deutschen Echtheitsnachweis anzweifelt.

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    1. Diese Interpretation ist tatsächlich eine Möglichkeit. Es zahlt sich für ein gut bestücktes Museum auch kaum aus, zweitrangige Objekte fragwürdiger Herkunft öffentlich auszustellen. Der mögliche Schaden für die Reputation überwiegt den Nutzen.

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  4. >> im staatsnahen bzw. öffentlichen Dienst - wo ein gewisses weltanschauliches Neutralitätsgebot herrschen sollte <<
    Ein frommer Wunsch! Ist hierzulande doch selbst die Zugehörigkeit zu einer Partei kein Ausschlussgrund. Infolge ist der parteipolitische Missbrauch von staatlichen Stellen alltäglich. Sei es für die Versorgung von ausrangierten Politikern oder sei es für Propaganda. Wir haben uns damit leider ein außerordentlich unhygienisches Politsystem aufgehalst!

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    1. Eine Parteimitgliedschaft ist nicht nur kein Ausschlussgrund, sondern oft sogar inoffizielle Voraussetzung, um überhaupt Karriere machen zu können.

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