Dienstag, 8. Dezember 2020

📽️ Videos: So tanzte man in der Hallstattkultur (?!?) -- Ferien im Mittelalter -- Das dumme 'virtue signalling' eines Archäologen -- Die Retter von Notre-Dame -- usw.

Videos

 ArchäoMusik Vienna: Imagination of Dance in Hallstatt Culture | Spieldauer 5 Minuten | Youtube | Stream & Info
Hmmm, ich, ääähhh .... bin sprachlos. Ich habe allerdings den Verdacht, dass die alten Hallstätter sich ebenfalls ratlos am Kopf kratzen würden. Bei dem Tanz erinnert mich nämlich manches an Schreittänze der Renaissance und des Barock; auch die Musik bzw. Melodie kommt mir verdächtig bekannt vor, obschon sie verstümmelt und 'archaisiert' wirkt. Irgendwie hat das auch etwas von österreichisch-alpiner Hausmusik à la Sepp Forcher. Aber jeder möge sich selbst eine Meinung bilden und einfach die kurze Vorführung anschauen. Die Frage die sich mir hier vor allem stellt: Inwieweit ist es sinnvoll bzw. nutzbringend, sich bei einer dermaßen dünnen Quellenlage an einen Rekonstruktionsversuch zu wagen?


 Die Reportage: Ferien im Mittelalter | Spieldauer 29 Minuten | SR/ARD | Stream & Info
Eine gut gemachte, sehenswerte Reportage (ein zweiter Teil folgt noch) über Living-History-Hobbyisten im Geschichtspark Bärnau-Tachov . Dass denen dort eine Bude bzw. Gebäuderekonstruktion abgebrannt ist, wusste ich gar nicht (so ein Malheur hätte ich mir eher von der Konkurrenz in Meßkirch erwartet). Freilich, auch ich habe es schon einmal geschafft, zumindest eine meiner Tuniken beim Feuerschlagen in Brand zu setzen 😄

 Die Retter von Notre-Dame | Spieldauer 43 Minuten | BR/ARD | Stream & Info

 Wissenschaftler ergründen Jenaer Universitätsgeschichte | Spieldauer 2 Minuten | MDR/ARD | Stream & Info

 Codiermaschine "Enigma" in der Geltinger Bucht entdeckt | Spieldauer 3 Minuten | NDR/ARD | Stream & Info
Ein interessanter Bericht, virtue signalling und Distanzierungsritual inklusive. Offensichtlich wollte der Archäologe Florian Huber von der Firma Submaris sich mit seiner Begeisterung für die Enigma - selbst wenn es ihm dabei offensichtlich ausschließlich um die technischen Aspekte ging - nicht verdächtig machen. Entsprechend bejubelt er demonstrativ, dass es den Briten gelungen ist, die Funktionsweise der Enigma zu entschlüssen (dass soll diese pietätlose Schwätzer einmal den Hinterbliebenen jener unzähligen Zwangsrekrutierten - viele davon keine Deutschen - erklären, die deshalb ins Gras gebissen haben; die Welt ist eben nicht schwarz-weiß). Hubers unwissenschaftliches, stupides Gebaren ist durchaus beredt bzw. ein weiterer Indikator dafür, wie brachial durchpolitisiert der Wissenschaftsbetrieb mittlerweile ist. Denn kein zurechnungsfähiger Mensch würden davon ausgehen, die intensive Beschäftigung mit einem technikgeschichtlich bedeutsamen Objekt wie der Enigma ginge üblicherweise auch damit einher, sich mit der dahinterstehenden Ideologie des damals herrschenden Regimes gemein zu machen.

 Philipp Roskoschinski - mehr als nur Archäologe | Spieldauer 3 Minuten | RBB/ARD | Stream & Info
Der Archäologe in diesem Video war historischer Berater der Netflix-Serie "Barbaren" - er zeigt auch einige entsprechende Requisiten. 
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15 Kommentare:

  1. Zum Netflix-Archäologen: Ein keltisches Schwert für einen Germanen???

    Gero

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    1. Das passt schon. Zweischneidige Latène-Langschwerter sind zur Zeit des Arminius auch von den Germanen nachweislich verwendet worden.

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    2. Danke, wieder was dazugelernt!

      Gero

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  2. Die Musik ist schon sehr "speziel". :-)

    Anhand der überlieferten Darstellungen kann man aber kaum sagen, wie das Tempo war. Wenn überhaupt, dann würde ich sagen, dass es sehr schnell sein konnte, so wie sich die Kleider auf der einen Darstellung "aufblasen" (man denke an die türkischen Derwische). Reifröcke werden die damals ja noch nicht gehabt haben.

    Zumindest die Kleiderreproduktionen sind über jeden Zweifel erhaben.

    Schönen Feiertag!

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    1. "Zumindest die Kleiderreproduktionen sind über jeden Zweifel erhaben."

      Das will ich doch hoffen, die dafür Verantwortliche, Karin Grömer, veröffentlicht schließlich seit Jahren jede Menge dazu (siehe dazu auch die PDF-Rubrik des Blogs). Wenn die sich damit nicht auskennt, wer dann? ;)

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    2. Ich finde eben nicht, daß die Kleider "über alle Zweifel erhaben" sind. Das karierte Kleid ist deutlich sichtbar schräg ausgestellt geschnitten, was zur Hallstattzeit mWn noch nicht üblich war. Der blaue Peplos hingegen ist gerade.
      Die Kritik an der Tanzrekonstruktion mag ich so nicht stehenlassen. Woraus haben sich denn Volkstänze und alle folgenden entwickelt? Gerade bei solchen Kulturformen sind die Wurzeln sehr alt.
      - Fränkin -

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    3. Dann müsste man eine Kontinuität bei der Entwicklung bis in die Hallstattzeit zurück nachweisen. Was bedauerlicherweise nicht möglich ist. Für wissenschaftlich fundiert halte ich das im Video tänzerisch gezeigte deshalb nicht. Ich schließe mich aber dem Kommentar unten an, dass so eine Vorführung im Reenactment eine gewisse Berechtigung haben kann, sofern man dem Publikum klar macht, was genau es zu sehen bekommt. ZB ist es möglich zu demonstrieren, wie die Fibeltracht sich beim Tanzen verhält. Das Geschepper ist sehr charakteristisch und könnte Absicht gewesen sein. Gerade wenn mehrere Personen mit so einer Ausstattung tanzen, kann das eine beeindruckende akustische Kulisse ergeben.

      Guinevere

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    4. Selbst wenn du eine entsprechende Kontinuität von heutigen Tänzen lückenlos bis in die Hallstattzeit belegen könntest, so würde das trotzdem nicht viel darüber aussagen wie der Tanz damals ausgesehen hat. Du kannst auch von Rock 'n' roll eine kulturelle Linie zurück bis zum Walzer finden, aber es sind vom Gesamteindruck her trotzdem komplett unterschiedliche Tänze. Das ist umso wahrscheinlicher, wenn man zweieinhalbtausend Jahre zeitlichen Abstand hat.

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  3. Der Nutzen von so etwas wird wahrscheinlich vor allem in der Museumspädagogik liegen, nicht unbedingt in der wissenschaftlichen Forschung. Man will schließlich nicht nur gelangweilt herumstehen, sondern auch etwas Abwechslung im Programm bieten. Besonders wichtig ist es bei Vorführungen dieser Art dann allerdings, dass man gut kommuniziert, wie groß der Fantasieanteil ist, sonst kann das leicht nach hinten losgehen.

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  4. Das ist wirklich eine schön gemachte Reportage, in der korrekt vermittelt wird, um was es bei Lebendiger Geschichte geht. Die meisten Zuseher und auch Journalisten können das normalerweise ja nicht von Gromi-Veranstaltungen unterscheiden.

    In Bärnau macht man es genau richtig, so eine Anlage muss durchgehend belebt werden (Wink mit dem Zaunpfahl zum Campus Galli nach Messkirch!). Davon profitieren Betreiber, Darsteller und Besucher.

    Guinevere

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  5. Servus Hiltibold!

    Ich bin Mitglied im Geschichtspark Bärnau, also nicht unvoreingenommen. ;-)

    Pepe’s Hütte ist nicht die erste, die gebrannt hat. Vorher gab es leider schon mal einen Brandfall, auch diese andere Hütte hatte ein Strohdach. Trotz Funkenfang und kleinem Feuer brannte das Dach ab. Im Film kann man den Funkenfang sehen, den Pepe neu gebaut hat.

    Beide Personen kenne ich persönlich und weiß, daß sie verantwortungsvoll mit Feuer umgehen; der andere ist sogar bei der Feuerwehr. Das gehört – wenn auch unfreiwillig – zum archäologischen Experiment. Pepe’s Haus hat jetzt ein Schindeldach, die andere Hütte ein neues Strohdach.

    Das Schöne am Geschichtspark ist die Belebung. Wenn da die Häuser voll sind herrscht da richtiges Dorfleben, die Kinder können toben und die Erwachsenen haben auch Spaß. Beim Bauen, Renovieren, Ausprobieren und auch beim „Kämpfen“.

    Komm’ bei Gelegenheit einfach mal vorbei und schau’s Dir an.

    Jürgen :-)

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    1. Servus, gibts für den Geschichtspark Bärnau-Tachov keine Behördenauflage, dass Feuerlöscher - zumindest versteckt - griffbereit liegen müssen? Das wäre ausnahmsweise ein sinnvoller Anachronismus (bringt freilich nur dann etwas, wenn man den Brand frühzeitig bemerkt).

      Die Belebung mit Darstellern und Gruppen - die auch einer Qualitätskontrolle unterliegen - ist sicher ein großer Pluspunkt der Anlage und einen Besuch auf jeden Fall wert!

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    2. Guten Morgen!
      Doch, die Auflagen gab und gibt es. Feuerlöscher sind in jedem Haus vorhanden und auch neuzeitlich markiert. Im Film sieht man auch die Schilder zum Teil an den Häusern. Hat beim ersten Brand nix genützt; das ging trotz Löschversuch so schnell, das nichts zu machen war. Beim anderen Fall hat sich Glut unsichtbar hinter dem Rauchabzug gesammelt und hat dann das Feuer ausgelöst.

      Jürgen

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    3. Verstehe, das ist dann natürlich blöd.

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  6. Diese "keltische" Musik ist doch wohl nur ein schlechter Scherz? Die steife Tanzerei hoffentlich auch?
    Die haben einfach irgendwelche historischen Versatzstücke zusammengestoppelt und dann wie mit einem Fotofilter von Instagram alles auf antik gebürstet.
    Totaler Humbug, aber für so etwas wird auch noch Steuergeld vom Wissenschaftsfonds ausgegeben. Das NHM und die Uni Wien sollten sich schämen, dass sie sich bei so einem unwissenschaftlichen Kasperltheater beteiligen.

    Marcus

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