Die deutschen Leser des Blogs werden wahrscheinlich davon nichts wissen, aber vor einigen Wochen ist hier in Österreich die Arbeitsministerin unfreiwillig aus dem Amt geschieden, nachdem ihr ein bekannter Plagiatsjäger nachwies, dass sie sowohl bei ihrer (FH-)Master-Arbeit wie auch bei ihrer Dissertation extrem unsachgemäß gearbeitet hat.
Die Ministerin - leider eine steirische Landsfrau von mir - hat bei ihrem politischen Abgang dann auch noch die Dreistigkeit besessen, diesen in erster Linie damit zu begründen, dass sie so ihre Familie vor angeblichen Attacken schützen wolle. Ihrem Narrativ zufolge musste sie sich also nicht verkrümeln, weil sie in akademischer Hinsicht Mist gebaut hat. Freilich, es wird nur wenige Belämmerte geben, die auf diesen fadenscheinigen Nonsens, mit dem sie offensichtlich ihr Gesicht wahren wollte, hereingefallen sind.
(Notiz am Rande: Mittlerweile wurde von Stefan Weber verlautbart, dass diese Frau auch bei anderen wissenschaftlichen Texten - die sie sich aus den Fingern sog - gehörig plagiiert haben soll)
Normalerweise wird der Plagiatsjäger - Stefan Weber ist sein Name - gegen Bezahlung mit dem Erstellen von Gutachten beauftragt; jedoch hier war es kurioserweise so, dass seine Ehefrau eines Abends vor dem Fernseher die Überprüfung anregte, nachdem sie beide ein Interview mit der Arbeitsministerin gesehen hatten. Frau Weber kam es wohl spanisch vor, dass eine Ministerin, die dermaßen ungelenk spricht, promoviert haben soll ... (Video des besagten Interviews)
Weber hat sich nun kürzlich den Twitter-Feed des ORF-Chefs Alexander Wrabetz angesehen; der Herr ist (angeblich) promovierter Jurist. Wie schon im Falle der geschassten Arbeitsministerin, so lässt auch bei ihm das öffentlich dargebotene Deutsch den Verdacht aufkommen, dass intellektuell mit dem Verfasser nicht besonders viel los sein kann - oder er einfach stinkfaul ist und vor dem Absenden seine Kurz-Ergüsse nicht durchliest.
Dass ausgerechnet so jemand einem großen Medienunternehmen vorsteht, dessen Hauptwerkzeug doch die deutsche Sprache ist, macht fassungslos. Wer - wie Alexander Wrabetz - als Chef immer und immer wieder online eine massive sprachliche Inkompetenz zur Schau stellt (wir reden hier nicht von vereinzelten kleinen Tippfehlern), der handelt hinsichtlich des ihm anvertrauten Unternehmens (meiner Ansicht nach) geradezu rufschädigend - und zwar in grob fahrlässiger Weise. Zum Glück liest seinen unterirdischen Twitter-Schmonzes kaum ein Mensch.
Eine kommentierte Zusammenstellung dieses sprachlichen Topfens findet man auf Stefan Webers Blog.
Ich bezweifle übrigens, dass man Weber zukünftig seitens des ORF noch oft interviewen wird. Dessen Chef ist nämlich nicht nur allem Anschein nach eine Oberniete in Deutsch, sondern auch in charakterlicher Hinsicht. Das belegt sein wehleidiger und nicht gerade souveräner Umgang mit Webers Kritik auf Twitter:
Bei so einem Chef wundert es mich nicht, dass das ORF-Programm an Lausigkeit kaum zu überbieten ist. Ganz besonders ist hier die extrem stiefmütterliche Behandlung der viele Jahrtausende umfassenden Menschheitsgeschichte auf österreichischem Boden zu nennen (Steinzeit, Bronzezeit, Kelten, Slawen, Germanen, Mittelalter,...). Der ORF nudelt lieber mit geradezu fetischhafter Begeisterung primär das 20. Jahrhundert ab (man muss nicht Einstein heißen, um den Grund dafür zu erraten). Die Negativleistungen jener journalistischen Kompetenzattrappen, die bei unserem öffentlich-lächerlichen Dummfunk seit Jahren ihr Unwesen treiben dürfen, fügen sich also sehr schön ins Bild ein, das der Bonzen-Ungustl Wrabetz hier aktuell mit seinen reduzierten rhetorischen Fähigkeiten abliefert. Wie der Herr, so’s Gescherr. Entsprechend möchte ich anregen, sich die Diplom-, Master- und Doktorarbeiten der wichtigeren ORFler doch einmal genauer anzusehen. Man könnte - neben Wrabetz selbst - etwa mit Armin Wolf oder Tarek Leitner anfangen, die bei vielen der unfreiwilligen Finanziers der staatsnahen Rundfunkanstalt als besondere Sympathieträger gelten.
Bekanntlich sind ja die Medien insgesamt seit Jahren ein bedeutendes Sammelbecken für ein überwiegend minderbegabtes, staatlich herangezüchtetes Akademiker-Prekariat (in der Regel Laberfach-Absolventen aus der universitären Grabbelkiste). Gerade der ORF stellt diesbezüglich sicher keine Ausnahme dar. Dementsprechend erwarte ich mir, dass man als Plagiatsprüfer dort relativ oft fündig werden würde.
PS: Eine unrühmliche Rolle spielt das mit Staatsknete vollgesogene Medienunternehmen ORF auch im unten verlinkten Beitrag zu den Salzburger Festspielen/Wikipedia ...
PPS: Ja, auch mir unterlaufen Fehler. Aber nicht massenhaft solche wie dem ORF-Heini oben. Da würde ich irgendwann anfangen, mich in Grund und Boden zu schämen 😀
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Der hat offensichtlich Wurstfinger und kommt nicht mit seinem Smartphone und der Auto-Complete-Funktion klar. Gerade dann sollte er aber die Texte vorher noch einmal durchlesen, bevor er sie veröffentlicht. "Stinkfaul" trifft es hier wohl tatsächlich am besten.
AntwortenLöschenDie Diss von Wrabetz würde ich nur zu gerne sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die viel wert ist, so wie ihr Verfasser nämlich auch abseits von Twitter agiert.
AntwortenLöschenDie Juristen mussten früher keine Diss schreiben! Man wurde Dr Iuris aufgrund mündlicher Rigorosen!
LöschenNa servas, das ist ja noch schlimmer als bei den Medizinern.
LöschenHier in Deutschland darf eine Plagiatorin wie Franziska Giffey einfach politisch weitermachen. Eine andere kann dank eines korrupten Uni-Systems, das eng mit der Politik verzahnt ist, sogar EU-Komissionspräsidentin werden. Da ist die österreichische Politkultur unserer offenbar um einiges voraus !
AntwortenLöschenC3PO
"Da ist die österreichische Politkultur unserer offenbar um einiges voraus."
LöschenDa würde ich nicht drauf wetten. Man wollte nämlich - bevor der Skandal um die Arbeitsministerin hohe Wellen geschlagen hat - sogar heimlich, still und leise eine gesetzlich verankerte Verjährung für Plagiatsfälle einführen. Da sich nachweislich gerade in der Politik akademische Plagiatoren tummeln, wird das kaum ein Zufall gewesen sein.
Naja, das Programm des ORF war auch schon vor der Herrschaft des Alex Wrabetz schlecht, was kein Wunder ist, wenn regelmäßig hunderte Millionen für die Rechte an Sportevents verbraten werden.
AntwortenLöschenKlar, dass dann für die alte Landesgeschichte nicht mehr viel übrig bleibt. In De machen das die öffentlich rechtlichen Sender besser. Jedenfalls fühlt es sich für mich so an, kann mich aber auch täuschen.
Ja, das ist tatsächlich so. Z.B. der SWR räumt dem Thema Archäologie und der damit verbundenen lokalen Menschheitsgeschichte wesentlich mehr Sendezeit ein.
LöschenBeim ORF zählt nicht Kompetenz als wichtigstes Einstellungskriterium für Manager, sondern die politische Färbung. Alexander Wrabetz ist dafür das beste Beispiel. Bei den Journalisten ist hingegen besonders die richtige "Haltung" gefragt.
AntwortenLöschenDie rhetorische Versagerin Aschbacher (danke, das Video mit dem Interview ist wirklich köstlich!) wurde ja auch nur wegen ihrer politischen Ausrichtung und ihrem Geschlecht Ministerin. Kompetenz oder gar Intelligenz konnten es offensichtlich nicht sein.
Würde man wahllos aus dem Telefonbuch Leute auswählen und sie ins ORF-Management oder in Ministerien setzen, dann könnte das Ergebnis nicht schlechter sein als es bei der derzeitigen Besetzungspolitik der Fall ist.
Grüße
Goblin
ORF Tirol, gestern am 17. Februar. Im Beitrag "Ärger in Hinterthiersee ums Wegerecht" sagt die Sprecherin: "Es kommt zu einem Treffen mit dem Tourismus-Verband, der bringt auch einen neuen Vertrag mit, wo (sic!) die Haftubngsfrage geklärt ist."
AntwortenLöschenDas ist das sprachliche Niveau, auf dem sich der Wrabetz-ORF bewegt. Leider ist das nämlich kein Einzelfall, sondern der übliche Zustand.
https://tvthek.orf.at/profile/Tirol-heute/70023/Tirol-heute/14082389/Funpark-an-der-Friedhofsmauer/14860910
Mir fällt auf, dass diese Plagiate fast ausschließlich die Geisteswissenschaften betreffen. Das ist schon interessant, oder?
AntwortenLöschenDa könnte daran liegen, dass das Überprüfen naturwissenschaftlicher Arbeiten schwieriger ist (räumt auch Stefan Weber in einem Interview ein).
LöschenOder es liegt daran, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften nie vernünftige Standards für wissenschaftliches Arbeiten etabliert haben. Jedenfalls keine, die mit jenen in den MINT-Fächern qualitativ vergleichbar wären. Der Begriff "Laberfächer" kommt ja nicht von ungefähr. Wobei man hier natürlich nicht alle Forscher in einen Topf werfen kann, es gibt schon auch sehr bemühte.
Sicher relevant für die Beurteilung, warum der ORF und die meisten anderen deutschsprachigen Medien das 20. Jahrhundert fast monopolartig historisch beackern ist das unter Journalisten vorherrschende Bias. Dazu gibt es eine aktuelle Studie, die ein ziemlich klares Bild zeichnet: https://www.nzz.ch/international/deutschland/medien-leipziger-professor-spricht-von-linksverschiebung-ld.1602069
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