Kurz bevor der große gallische Anführer Vercingetorix bei Alesia vernichtend von Caesar geschlagen und gefangengenommen wurde, vertraute er seiner jungen Tochter Adrenaline seinen goldenen "Wendelring" (= Halsring, Torques) an und schickte sie mit zwei treuen Kriegern fort. Obwohl seit diesem Ereignis bereits einige Jahre vergangen sind, versucht Caesar immer noch, den Halsring und auch Adrenaline mit Hilfe eines hinterhältigen gallischen Verräters in die Hände zu bekommen. Denn er fürchtet, dass die Tochter des Vercingetorix samt dem Wendelring eines Tages zum zentralen Symbol für eine Widerstandsbewegung gegen die römischen Besatzer werden könnte. Als letzter Zufluchtsort bleibt Adrenaline und ihren beiden Aufpassern schließlich nur noch das Dorf der unbeugsamen Gallier. Das störrische Teenager-Mädel hat allerdings keinen Bock mehr, ständig vor den Römern davonzulaufen. Und auch der Gedanke, eines Tages an der Spitze eines Aufstandes gegen Rom zu stehen, behagt ihr wenig. Vielmehr träumt sie davon, zur sagenhaften Insel Thule zu reisen, um dort friedlich und unbehelligt leben zu können. Deshalb büchst sie schließlich aus. Asterix und Obelix werden ihr hinterhergeschickt, um sie wieder einzufangen. Doch auch jener Verräter, der auf Adrenaline angesetzt wurde, wittert nun seine große Chance.
Flach
Die Geschichte ist flach wie Adrenalines Dekolletee und dümpelt - vom Anfang bis zum Ende - vor sich hin. Höhepunkte sind rar gesät. Auch mit lustigen Anspielungen und Wortwitz knauserte man. Am ehesten schmunzeln musste ich noch, als es hieß, dass Adrenaline auf gothische Klamotten steht. Im historischen Kontext der Geschichte ist damit die Kleidung der germanischen Goten gemeint. Allerdings spielt man hier in doppeldeutiger Absicht natürlich auch auf den modernen düsteren "Gothic-Look" an.
Woke?
Der Fokus der Handlung liegt sehr stark auf Adrenaline. Hingegen Asterix und Obelix werden mitunter zu reinen Statisten oder verschwinden phasenweise völlig. Das hat mir gar nicht gefallen, entspricht jedoch einem modernen Trend, der besonders stark in 'woken' Comics und Filmen zu beobachten ist: Beliebte Charaktere werden als bloßes Vehikel benutzt, um eine ganz andere Figur, die Träger einer gesellschaftspolitischen Botschaft ist, in den Mittelpunkt zu rücken (siehe etwa die letzten Star-Wars-Filme). Man hintergeht dabei den Rezipienten und zerstört ganz bewusst seine Erwartungen. Oder anders formuliert: Man bescheißt ihn. Ich denke allerdings nicht, dass das auch beim gegenständlichen Band die zentrale Absicht war. Dagegen spricht nämlich u.a., dass man einer Gruppe von Jugendlichen dieses altkluge Öko-Geseier a la "Fridays for Future" in den Mund legt - eindeutig in humoristischer Absicht. So etwas passt nicht zu einem 'woken' Comic. Nichtsdestotrotz läuft es hier darauf hinaus, dass Asterix und Obelix an die Seite gedrängt werden. Und das noch dazu von einer nicht besonders spannenden Figur.
Fazit
"Die Tochter des Vercingetorix" fügt sich nahtlos in die Reihe überwiegend schlechter Asterix-Comics neueren Datums ein. Deshalb wieder einmal mein Ratschlag an Einsteiger: Lieber einen der frühen Bände kaufen. Ich selbst bin außerdem gerade dabei, mir die in Latein erschienenen Ausgaben für meine Sammlung zu besorgen. Vielleicht am Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres werde ich dann eine davon besprechen. Ansonsten war es das mit meinen Rezensionen von Asterix-Comics hier im Blog vorerst.
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Ich bin noch nicht so alt, dass ich mich nicht mehr daran erinner könnte wie ich als Kind immer total gespannt auf das neueste Asterix Comic war, das mir meine Eltern zum Geburtstag gekauft haben. Heute frage ich mich leider nur noch, mit was für einem Scheiß sie nun schon wieder um die Ecke kommen. Ja, die Zeiten ändern sich, leider! Danke für das Rezensieren von dem Schund. Ich lese zwischen den Zeilen, dass es nicht leicht war.
AntwortenLöschenFlo
"Ich lese zwischen den Zeilen, dass es nicht leicht war."
LöschenRichtig erkannt :)