Sonntag, 11. Juni 2023

🖼️ Kunstdrucke für die eigenen vier Wände, ein Ärgernis in fünf Akten 😤

Ich mag ja Kunstdrucke als Wandschmuck sehr - besonders wenn sie von historischen Gemälden sind. Entsprechend werden unsere eigenen vier Wände reichlich damit geschmückt. Nun sind diese Bilder - egal ob das Trägermaterial aus echter Malerleinwand oder einem Kunststoffgewebe besteht - üblicherweise auf einem Holzrahmen aufgespannt. Das kann ein etwas aufwendigerer Keilrahmen sein oder eine kostengünstigere Ausführung. Vorteil des Keilrahmens ist, dass man die Leinwand relativ einfach "nachspannen" kann, falls diese im Laufe der Zeit an 'Spannkraft' verliert und durchzuhängen beginnt (dergleichen ist mir allerdings noch nie passiert).


1. Akt: Die Selbstüberschätzung

Handwerklich bin ich keine komplette Vollpfeife. Ich beherrsche (mehr oder weniger gut) das Schmieden, das Schweißen (Schutzgas, Elektroden, Autogen), das Löten (auch SMD) usw. Ja sogar nähen kann ich halbwegs.
Da man mich also durchaus einen Tausendsassa nennen darf 😉, bildete ich mir ein, dass es wohl nicht allzu schwierig sein kann, einen von mir versehentlich ohne Rahmen bestellten Kunstdruck auf einen aus Holzleisten selbst zusammengezimmerten Rahmen aufzuspannen. Das Original des Bildes stammt übrigens von einem meiner Lieblingsmaler, dem 'Präraffaeliten' John William Waterhouse. Der Titel lautet "Ophelia" (Shakespeare!) und es handelt sich dabei um eines seiner bekanntesten Werke.

Ophelia | John William Waterhouse


2. Akt: Schneller als die Polizei erlaubt

Holzleisten - Rahmen - Tacker

Der Ärger begann, als ich auf dem Weg zum Baumarkt, wo ich die Holzleisten und einen Tacker kaufen wollte, von der Laserpistole eines Polizisten angeschossen wurde. 61 km/h statt den erlaubten 50. Ich hätte mir in den A... beißen können, denn ich weiß eigentlich ganz genau, dass sie an der betreffenden Stelle gerne abkassieren - dort fährt praktisch jeder zu schnell, da die Straße breit, mehrspurig, gut einsehbar und leicht abschüssig ist. Meine Hirnlosigkeit schlug gleich vor Ort gnadenlos mit 35 Euro zu Buche. Für das Geld, was mich diese Strafe plus die Holzleisten gekostet haben, hätte ich mir freilich online einen fertigen Rahmen bestellen können (was ich sowieso gerne gemacht hätte, allerdings habe ich keinen in passender Größe gefunden).


3. Akt: Die Ungeduld

Holzrahmen - Bild - bespannen

Zuhause angekommen machte ich mich gleich ans Werk. Die Leisten mit der Stichsäge genau zuzuschneiden war kein Problem. Nachdem ich alles zusammengeleimt, mit Schraubzwingen versehen und zur Sicherheit auch getackert hatte, wartete ich, bis der Leim trocken war. Allerdings zu kurz, wie ich am nächsten Tag feststellen sollte. Denn auch wenn 6 Stunden zwischen dem Verleimen der Leisten und dem Bespannen vergangen waren, so ist das offenbar zu wenig gewesen. Der Rahmen hatte sich über die Nacht verzogen! Und zwar dermaßen, dass wenn man das Bild aufgehängt hat, zwei der diagonal gegenüberliegende Ecken jeweils gut 2 cm von der Wand abstanden. Manch einem wärs wurscht gewesen, ich aber war jetzt fuchsteufelswild und einem Wutausbruch nahe!


4. Akt: Wer schlampig arbeitet, arbeitet doppelt ... oder?

Die Leinwand wieder runterreißen wollte ich nicht. Denn erstens hatte ich keinen Bock drauf, noch einmal Leisten kaufen zu fahren, um sie dann zuzuschneiden sowie zusammenzuleimen. Und zweitens ist ja auch das Bespannen ein unglaublicher Krampf gewesen, weil ich dabei höllisch aufpassen musste, dass keine Falten entstehen. Was bei einem so großen Bild (110 cm hoch) leichter gesagt als getan ist; zumindest  für einen ungeübten Spanner Bespanner wie mich.
Was also tun? Nun, mir kam folgende Idee: Die beiden abstehenden Ecken presste ich mit kleinen, für den normalen Betrachter nahezu unsichtbaren Hacken, die mit Dübeln in die Wand geschraubt wurden, einfach nieder. Der Arbeitsaufwand dafür war relativ gering. Obwohl natürlich auch das nicht ganz ohne Ärger ablief, denn mir passierte es, dass ich eines der beiden Dübellöcher genau dort in die Ziegelwand bohrte, wo sich eine verborgene Stahlarmierung befand. Als das Loch endlich tief genug für den Dübel gewesen ist, war der Bohrer am Ausglühen und Rauchen - so wie auch ich...

Ophelia | John William Waterhouse


5. Akt: Alarmstufe Rot!

Jetzt könnte man meinen, so ein verzogener Rahmen passiert nur jemandem wie mir, also einem doofen Laien. Doch so einfach ist das nicht! Ein Monat nach dem oben geschilderten Erlebnis bestellte ich via Amazon in China das folgende mehrteilige - fix und fertig zusammengezimmerte - Rahmenbild der Enterprise D zwecks Verschönerung des Schlafzimmers. 

Enterprise D

Der mittlere Teil ist einen knappen Meter hoch; alle Teile nebeneinander aufgehängt beanspruchen eine Breite von ca. 2 m. So weit so gut. Eigentlich eine tolle Sache, vor allem hinsichtlich der kräftigen Farben und der insgesamt anständigen Druckqualität. Ärgerlicherweise waren aber alle fünf vorgefertigten Bildteile leicht verzogen und standen vor allem unten herum zum Teil eineinhalb Zentimeter von der Wand ab - was den Pedanten in mir abermals zum Rotieren brachte! Am liebsten hätte ich auf den Krempel eine Salve Photonentorpedos abgefeuert! 😡
Mir war nun freilich alles wurscht: Ich holte eine Tube Superkleber hervor und klebte die abstehenden Bildteile mit kleinen Tropfen einfach an die Wand. Was leicht vonstatten ging, da diese Rahmen dünn und ziemlich leicht sind - anders als das Ungetüm, dass ich für Ophelia gezimmert hatte. Haken waren hier also keine nötig.

Wie es vom Hersteller perfekt gemacht wird, zeigt dieser Kunstdruck eines Gemäldes der (fiktiven) karthagischen Prinzessin "Salammbo" von Gaston Bussière. Die Leinwand wurde vom Hersteller, einer Firma aus Deutschland (ebenfalls via Amazon bestellt), perfekt auf einen soliden Keilrahmen aufgespannt.

Gaston Bussier | Salammbo

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4 Kommentare:

  1. Nimm es mit Humor, wichtig ist doch, dass das Endergebnis passt ;-)

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    1. Ohne Humor hätte ich das nicht durchgestanden. :)

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  2. So ein mehrteiliges Bilderset habe ich auch, aber mit einem Motiv des X-wing fighters. Vor fünf Jahren hab ichs mal bei einem Chinahändler bestellt.
    Wegen deinem Beitrag habe ich mir das jetzt angesehen: Steht bei mir auch ab. Jetzt weiß ich das und jetzt stört es mich auch, lol.
    Aber die Idee mit den Klebepunkten ist nicht schlecht. Die Bilder werden sowieso nie von der Wand genommen.

    C3PO

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    1. Testweise habe ich eines Bilder wieder von der Wand gelöst. Man sieht die Kleber- Rückstände praktisch nicht (zumindest auf einer geweißten Wand). Außerdem sind sie leicht zu entfernen.

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