Montag, 24. Februar 2014

Der Hammer Donars (Thors) - Teil 2

Vor geraumer Zeit beschäftigte ich mich in einem Kurzbeitrag mit dem Hammer des germanischen Gottes Donar bzw. Thor. Archäologische Grabungen belegen, dass dieses Symbol vor allem bei den Wikingern außerordentlich oft in Form von Schmuck Verwendung fand. Im ostskandinavischen Raum waren solche Anhänger häufig aus Eisen gefertigt und an einem ebenfalls eisernen Halsring befestigt. Im 10. Jahrhundert nahmen dann die in Silber gegossene Varianten stark zu, wobei die Hammer-Amulette bereits zur ersten Jahrtausendwende von kleinen Kreuzen verdrängt wurden. Grund hierfür sind die christlichen Missionsbemühungen der ottonischen Herrscher.
Allerdings kam es während einer längeren Phase des Übergangs auch zu einem religiösen Nebeneinander. Erkennbar ist dies beispielsweise an einer in Haithabu entdeckten Gussform aus Stein, die zweierlei Vertiefungen aufweist: eine für das Kreuz und eine für den Hammer.
Selbst synkretistisch anmutende Amulette dürften kein ungewöhnlicher Anblick gewesen sein, wie ein ebenfalls in Haithabu gemachter Fund belegt; besagter Hammer-Anhänger war nämlich mit einem punzierten Kreuz verziert. 
Da nun der "Thorshammer" an sich schon eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kreuz aufweist, sind besonders subtile Formen der Verchristlichung möglich, die auf den ersten Blick kaum jemand erkennen würde und einst vielleicht auch gar nicht von jedermann erkannt werden sollten - siehe nachfolgende Abbildung.
Zeichnung: Hammer-Amulett, um 1000 n. Chr., südskandinavisch/dänisch, gefunden in der Provinz Schonen (heute Schweden). Die stilisierten Weinranken und der Kopf eines Raubvogels - bei dem es sich um einen Greif handeln könnte - deuten auf eine christliche Umdeutung des heidnischen Hammers hin. Bereits in der byzantinischen Kunst des 6. Jahrhunderts besaß die Kombination aus Greif und Weinranke (beides symbolisiert Christus) eine relativ große Bedeutung. 

Jedoch nicht überall in Skandinavien stand man dem schleichenden Vordringen des Christentums mit tatenloser Gleichgültigkeit gegenüber. So fanden etwa auf Gotland rein heidnische Hammer-Anhänger bis weit ins 11. Jahrhundert hinein Verwendung. Dieser Umstand wird von einigen Forschern als klare Trotzreaktion gegenüber den christlichen Glaubensvorstellungen gedeutet.

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Weiterführende Literatur:

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2 Kommentare:

  1. Ein interessanter Beitrag, wieder einmal etwas dazugelernt!
    Dass der Greif für die christlichen Ikonographie bedeutsam ist, war mir bisher so nicht bewusst.

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    1. Wie stark die Bedeutung des Greif in christlichen Darstellungen tatsächlich war, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Er taucht allerdings immer wieder mal auf. Wobei er dann oft kaum von einem Adler zu unterscheiden ist. Obiges Beispiel ist auch so ein Fall. Nur aufgrund der möglicherweise stilisierten Ohren wird das Tier als Greif gedeutet.

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