Vor geraumer Zeit schrieb ich einen kleinen Beitrag zur Funktionsweise antiker Weinkühler. Heute soll quasi das Gegenstück dazu vorgestellt werden. In Johannes Irmschers Lexikon der Antike wird das obige Gerät als autothepsa (=Selbstkocher) bezeichnet. Leider ist mir dieser Begriff nirgendwo sonst je untergekommen - auch Google spuckt dazu nichts aus - so dass es eher ungewiss zu sein scheint, inwieweit er tatsächlich korrekt bzw. zeitgenössisch ist. Aus diesem Grund verwende ich hier das deutsche Wort "Weinkocher".
Die Funktionsweise dieses Geräts ist ebenso einfach wie genial: In einem metallenen Weinkrug oder kleinen Kessel wurde ein Rohr eingelassen, in das man glühende Holzkohle füllte. Der das Rohr umgebende Wein erhitzt sich dadurch ähnlich rasch wie Wasser in einem mit elektrischer Heizspirale versehen Wasserkocher. Ich vermute, das "Heizrohr" antiker Weinkocher wurde mindestens bis zu zwei Drittel mit Holzkohle gefüllt - weitaus mehr, als meine etwas sparsam geratene Darstellung zeigt. Auch die züngelnden Flammen dürften nicht ganz den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen, aber der Gedanke ist mir erst im Nachhinein gekommen ;)
Glühwein (calda) war im antiken Rom vor allem im Winter ein sehr beliebter Trunk. Mit allerlei Gewürzen vermischt, wurde er auch als "Arzneimittel" hoch geschätzt. Manch Zeitgenosse scheint es allerdings damit übertrieben zu haben; so berichtet Sueton von Kaiser Tiberius Claudius Nero (nicht "der" Nero), dass dieser von seinen Soldaten in einem Wortspiel heimlich als Biberius Caldo Mero bezeichnet wurde, was so viel wie Säufer unvermischten Glühweins bedeutet. Angemerkt muss hier vielleicht werden, dass das Trinken von unverdünntem Wein im antiken Rom mit Alkoholismus in Verbindung gebracht wurde. Heute würde freilich kaum jemand Wasser in seinen Wein schütten (ich persönlch bevorzuge ohnehin zu jeder Jahreszeit eisgekühlten Earl Grey mit Zitrone).
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Quellen bzw weiterführende Literatur:
- Alltag im alten Rom - Das Landleben | Karl-Wilhelm Weeber | Artemis & Winkler | 2000 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
- Johannes Irmscher | Lexikon der Antike | Anaconda Verlag | 2013 | Infos bei Amazon
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Eine wirklich raffiniertes Gerät, dieser Schnellkocher für Wein! Holzkohleglut wird ja gerade in der kalten Jahreszeit, wenn Glühwein besonders angesagt war, in den meisten Haushalten den ganzen Tag über verfügbar gewesen sein.
AntwortenLöschenMich erinnert diese Funktionsweise an alten Holzohlebügeleisen :o)
Die Energiequelle ist zumi dest die gleiche ;)
LöschenDaran sieht man gewissermaßen auch, dass derlei alte Technik noch vor gar nicht allzu langer Zeit existierte. Aber die Menschen vergessen ja so schnell...
Hallo,
AntwortenLöschenversuch es mal unter dem Stichwort "Authepsa".
Gruß
Marco
Sieh einer an, darunter findet man zumindest ein paar passende Einträge. Demnach könnte es sich in Irmschers Lexikon um einen Rechrschreibfehler handeln. Danke für den Hinweis.
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