Samstag, 3. Juni 2017

Krimskrams: Pseudo-Rezensionen bei Amazon -- Stoffe für Beutel und frühmittelalterliche Mütze -- Frühmittelalterdorf Unterrabnitz

Es geht langsam los: Stoffe für Beutel und Mütze


Letzte Woche habe ich ja davon geschrieben, dass ich nach einer halben Ewigkeit wieder einmal etwas nähen möchte: Und zwar einen Leinenbeutel sowie eine Phrygische Mütze für meine ottonenzeitliche Ausstattung.  Zum Glück hatte ich noch noch passende Textilreste auftreiben können. 
Für den Beutel werde ich einen ziemlich robusten, weißen Leinenstoff verwenden (linkes Bild), der bereits für eine meiner Thorsberghosen benutzt wurde (Blogbeitrag). 
Die Mütze wird aus grünem Schurwollstoff genäht (rechts), aus dem auch meine "Übertunika" ist (Blogbeitrag). Gefüttert wird die Kopfbedeckung mit weißem Leinen, das von einem alten Leintuch stammt (in Deutschland überwiegend "Bettlaken" genannt 😉). Alte bzw. lange benutzte Leintücher sind nämlich schön weich (aber aufpassen, dass das wirklich Leinen ist, und nicht Baumwolle oder irgend ein modernes Mischgewebe!). Den unteren Mützenrand besetze ich mit einem gelben Leinenstoff, der schon seit ein paar Jahre in meiner Näh-Kiste liegt. Ursprünglich wollte ich zwar roten Stoff verwenden, aber Gelb passt meiner Ansicht nach doch besser zu dem Grün der Mütze. Außerdem überlege ich mir noch, besagten Besatz dezent zu besticken - und zwar mit Fäden aus dem grünen Wollstoff der Mütze. Das sollte an sich ganz gut hinhauen, denn beispielsweise auch beim Teppich von Bayeux wurde mit Wolle auf Leinen-Untergrund gestickt. Doch ist es sinnvoll, den Besatz vor dem Anbringen an die Mütze zu besticken oder erst hinterher? 
Bezüglich des Schnittmusters werde ich mich an meiner anderen phrygischen Mütze orientieren (Blogbeitrag), aber diesmal mit den Abmessungen etwas großzügiger sein.
In den kommenden Tagen wird alles zugeschnitten und dann beginne ich (seeeehr) langsam, die Einzelzeile zusammenzunähen. Wobei ich zuerst die Mütze und später die Beutel angehe.
Das Nähgarn werde ich direkt aus den verwendeten Stoffen gewinnen, indem ich bei diesen am Rand Fäden heraustrenne. Das ist besonders beim Besatz von Vorteil, weil hier aufgrund der Gleichfarbigkeit von Stoff und Garn die Nähte so gut wie unsichtbar sein werden.

Einen ausführlichen Blogbeitrag zum Mützenprojekt - inklusive historischen Quellen, Fotos usw. - gibt es dann, wenn alles fertig ist. Ob ich über die simplen Leinenbeutel auch etwas schreibe, weiß ich noch nicht. Es zahlt sich ja fast nicht aus.

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Frühmittelalterdorf Unterrabnitz

Auf das kleine, aber schön gelegene burgenländische Frühmittelalterdorf Unterrabnitz habe ich hier vor wenigen Monaten schon einmal hingewiesen, Nun findet dort vom 5. bis zu 13. August 2017 eine Dorfbelebung durch die Frühmittelalter-Gruppe Solibacher statt.  Am 5. und 6. August wird überdies die Austrian Longbow Society vorbeischauen und Einblicke ins Hochmittelalter geben.
Eintritt: freie Spende zur Erhaltung des Dorfs.

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Pseudo-Rezensionen bei Amazon

Ich habe im Rahmen des Blogs ja schon mehrmals auf kuriose bzw. auffällige Rezensionen bei Amazon hingewiesen. Auch die folgende verdient hier zweifellos Erwähnung. 




Den Screenshot habe ich gemacht, nachdem das betreffende Buch gerade einmal zwei Tage im Handel erhältlich war. Und schon 79 Rezensenten wollen bereits zu diesem Zeitpunkt die 256 Seiten gelesen haben? Sehr fleißig ... ^^

Nicht, dass ich den Autor - einen in seinem eigenen Zensur- und Ideologiewahn abgesoffenen Irrwisch - verteidigen möchte, allerdings sagt mir meine Erfahrung, dass die meisten Rezensenten das Buch gar nicht gelesen haben, sondern hier bloß ihren Ärger über die Politik dieses Herren zum Ausdruck bringen wollten - u.a. daran abzulesen, dass sich bei den Rezensionen der Anteil an verifizierten Käufen meilenweit unterhalb des üblichen Niveaus bewegt (das gilt mehr oder weniger auch für die vereinzelten positiven Rezensionen). Weiters ist bei den von mir stichprobenartig gelesenen Rezensionen kaum je ein klarer Bezug zum Buchinhalt feststellbar. Einer dieser Nicht-Leser schreibt sogar ganz offen: "Endlich mal ein Buch, von dem ich bereits den Inhalt kenne, ohne es lesen zu müssen."
Wieso wird so etwas nicht entfernt? Der Rezensionsbereich von Amazon ist schließlich nicht zum Ablassen von politischem Frust da. Dafür gibt es längst eine viel geeignetere Einrichtung: Ihre Bezeichnung: Wahlzelle!

Wer am aktuellen Stand der Bewertung interessiert ist, der klicke bitte hier.
Übrigens, wie ich einen Tag nach dem Erstellen des Screenshots gelesen habe, soll das Rezensieren mittlerweile nur noch Nutzern erlaubt sein, die das inkriminierte Buch bei Amazon gekauft haben (= verifizierte Käufe). Bezeichnenderweise wurden seit dieser Teilsperre kaum noch Rezensionen veröffentlicht.

Ach ja, wer Zeit hat, kann sich durch die hochgeladenen Kundenbilder des Buch klicken. Sehr lustig 😃

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5 Kommentare:

  1. Ich suche ja noch immer nach tatsächlichen Quellen für diese öminösen phrygischen Mützen. Ich kenne die zahlreichen Interpretationen diverser Darsteller, aber die überzeugen mich keineswegs.

    -Leser-

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    1. Ja, die existieren schon (dass es da nichts geben würde, ist hingegen eher ein Szenemythos). Von gar nicht einmal so wenigen Bildquellen abgesehen (etwa Utrechter Psalter) - bei denen man natürlich immer einwenden kann, das wären bloß klischeehafte antikisierende/barbarisierende Darstellungen - gibt es z.B. einen wikingerzeitlichen Fund in Yorvik (York) und einen eisenzeitlichen Fund in einem österreichischen Salzbergwerk. Die exakten Quellen habe ich jetzt nicht im Kopf, allerdings werde ich die für den ausführlichen Beitrag zu meinem Mützenprojekt noch heraussuchen.

      Was man freilich unbedingt in Frage stellen sollte: Wie stark wurden solche Mützen im Alltag verwendet? Zweifel ist angebracht, wenn sie wie eine Art Trachtenbestandteil getragen werden (wofür es im europäischen Frühmittelalter überhaupt keine Belege gibt) und nicht bei nur bei Bedarf (z.B. als Schutz vor ungünstiger Witterung).
      Bei LH-Darstellern (ich nehme mich da selbst auch nicht aus) ist ein Problem, dass man dem Publikum möglichst viel von seiner Ausrüstung und Kleidung präsentieren möchte. Daher setzt man beispielsweise ohne Not eine phrygische Mütze oder sonstige Kopfbedeckung auf.

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  2. Sorry aber gibts mehr info zu der Gruppe "Soilbach"? Eine kurze Google und Facebook-Suchanfrage hat mir kein Ergebnis geliefert. Sind das Österreicher, weil ich bin ein bissl out-of-date mit der Szene hier zu Lande.

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    1. Argh, da habe ich aus unerfindlichen Gründen einen Topfen geschrieben! Nicht "Soilbach" sondern "Solibacher" heißt diese relativ junge Ottonik-/Frühmittelaltergruppe. Sie ist Teil des Vereins Eulenspiel.

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    2. Ach! Ok, ja, von den Eulenspielern wusste ich, aber mit dem Titel der Untergruppe hab ich es nicht wiedererkannt.

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