Samstag, 1. September 2018

👎 Von Strohdächern und Strohköpfen



Der bekanntlich mit Inkompetenz druckbetankte Campus Galli ist viel mehr als ein nimmersatter Schwamm, der gierig Steuergeld aufsaugt (dazu in einer Woche mehr). Für den langjährigen Beobachter stellt das Projekt nämlich auch einen steten Quell des unfreiwillig Komischen dar - wie etwa ein aktuelles Beispiel belegt, auf das mich während meines Urlaubs mehrere amüsierte Leser aufmerksam machten. Vor allem routinierte Besucher von Freilichtmuseen dürften hier ins Staunen geraten 😊

Nach rund sechs Jahren Laufzeit möchte man auf der baden-württembergischen Mittelalterbaustelle endlich mit dem schon mehrfach verschobenen Bau einer strohgedeckten Scheune beginnen. Neben einer winzigen, halbwegs fertiggestellten Holzkirche handelt es sich dabei erst um das zweite nennenswerte Bauwerk einer 'frühmittelalterlichen' Klosteranlage, die - glaubt man den Betreibern - irgendwann einmal aus rund 50 (!) überwiegend größeren Gebäuden bestehen soll.
Für die mit 301.000 Euro Steuergeld geförderte Scheune (Update: Mittlerweile, im Juni 2019, ist sogar von einer halben Million Euro die Rede) wurden satte drei Jahre Bauzeit veranschlagt. Im Mittelalter hätte man dergestalt lahm arbeitende Handwerker vermutlich mit nassen Fetzen davongejagt. Doch beim Campus Galli gehen die Uhren eben anders. Wie 'anders', verrät eine Wortspende des Geschäftsführers. In einem vor ca. drei Wochen veröffentlichten Interview rechtfertigt er die Zähigkeit, mit der sich Planung und Bau der Scheune hinzieht, folgendermaßen:

„Es gibt nur wenig Literatur und Erfahrungswerte über Strohdächer“.

Eine geradezu abenteuerliche Behauptung! Hier stellt sich die Frage, ob vielleicht nicht nur das geplante Scheunendach, sondern auch der Inhalt des Oberstübchens dieses Herren aus Stroh besteht 😉 😄
Denn an strohgedeckten Gebäuden - und damit auch am entsprechenden Handwerkerwissen - herrscht auch im 21. Jahrhundert wahrlich kein Mangel. Alleine im österreichischen Freilichtmuseum Stübing (unweit von Graz) gibt es laut offizieller Auskunft 17 entsprechende Bauten. Und das ist nur ein Beispiel von unzähligen weiteren.

Hieran sieht man zum x-ten Mal, dass die Verantwortlichen des Campus Galli immer wieder versuchen, ihre eigene Unwissenheit zum allgemein gültigen Maßstab zu erklären und dabei nicht nur uralte Handwerkstraditionen negieren, sondern überdies Jahrzehnte zurückreichende Forschungen und praktische Erfahrungen konkurierender Freilichtmuseen lässig vom Tisch wischen.

Ich möchte an dieser Stelle auch daran erinnern, dass man bereits das aus historischer Sicht zu steile Holzschindeldach der Kirche (siehe obiges Foto) anfangs mit der Ausrede rechtfertigen wollte, es mangle an entsprechenden Erfahrungswerten hinsichtlich der Schneelasten. Und das obwohl z.B. in den schneereichen Alpen seit Jahrhunderten flache Holzschindeldächer in traditioneller Bauweise ein alltäglicher Anblick sind.

Den Vogel schoss freilich jüngst der Töpfer des Campus Galli ab. In einem englischsprachigen Text, den er für einen Vortrag bei der EXARC verfasste, wurde die mangelhafte wissenschaftliche Arbeitsweise von ihm allen Ernstes wie folgt verteidigt:

„But I argue that it is possible to gain quite a large scientific profit also from unintentional, random observations. It would be an exaggeration to claim that only scientific experiments can provide scientific profit. Experience and practice may provide important information. 

Etwas behaupten ("argue") kann auch jeder Dummschwätzer. Hingegen von seriöser Wissenschaft darf nur dann gesprochen werden, wenn ein methodischer Kanon eingehalten wird und ein erzieltes Ergebnis für Dritte klar nachvollziehbar bzw. durch beliebig häufiges Wiederholen eines Experiments überprüfbar ist. Jeder anständige Wissenschaftler weiß, dass man bei solchen vergleichenden Versuchsbeobachtungen seine Versuchsbedingungen nicht ändern darf. Nur so können Messfehler ausgeschlossen werden. Das scheint den entprofessionalisierten Töpfer des Campus Galli freilich nicht übermäßig zu interessieren. Stattdessen meint er eine Abkürzung nehmen zu können, indem er sich auf Grundlage von Einzelbränden irgendwelche allgemeinen Schlussfolgerungen bastelt.

All die von Campus-Galli-Vertretern über die letzten Jahre getätigten Ausflüchte und Rechtfertigunsversuche sollten freilich nicht weiter verwundern. Schließlich steht bei ihnen kaum die ernsthafte Forschung im Fokus, sondern vielmehr der lokale Tourismus, den das in einem finanziellen Förderwahn absaufende Bauvorhaben ankurbeln soll. Der beste Kronzeuge für diesen Sachverhalt ist der kürzlich verstorbenen Projekt-Initiator. Bereits im April 2013 antwortete er auf fachliche Kritik in einer an die Öffentlichkeit gelangten E-Mail folgendes:

"Ab Mitte des Jahres ist der Verein "karolingische klosterstadt e.V." (=Campus Galli) ein mittelständisches Unternehmen. Wir sind kein Forschungsinstitut oder Freilichtmuseum."

An dieser unmissverständlichen Charakterisierung des Campus Galli hat sich bis heute nichts geändert. Lediglich die Vernebelungstaktiken - z.B. mittels überwiegend sinnfreien Uni-Partnerschaften - sind dieser Tage elaborierter als dazumal. Um Journalisten und sonstige Naivlinge zu beeindrucken, reicht dergleichen freilich aus.
Jene allerdings, die sich nicht einlullen lassen und störende Kritik üben, lässt man in derselben E-Mail gleich wissen, was sie mit ihrem Verhalten riskieren:

"Sollte es in der Öffentlichkeit unberechtigte Kritik gegenüber unserem Projekt geben, werden wir nicht zögern dagegen mit Hilfe unserer Rechtsschutzversicherung mit allen rechtlichen Mitteln vorzugehen."

Ist das nicht sympathisch? Hinzuzufügen wäre noch: Berechtigte Kritik und unbequeme Fragen, die sich nicht einfach weg-klagen lassen, löschen die Campus-Galli-Betreiber auf Facebook und der Projektseite mitunter sogar noch schneller, als sie beim Einsacken von Steuergeld sind. Der geneigte Leser kann es ja bei Gelegenheit selbst ausprobieren - z.B. hier.



18 Kommentare:

  1. Heideggers Geniewinkel in Aktion !!

    Mr. Frog

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    1. Die EXARC disqualifiziert sich als wissenschaftliche Ramschbude, wenn sie solchen Schwätzern, die von empirischer Wissenschaft offenbar nichts wissen wollen, Redezeit einräumt.

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  2. Die haben weniger als Stroh im Kopf, eher ein Vakuum, wenn sie so einen Käse behaupten :-)

    Warum ist der Beitrag des Töpfers eigentlich auf Englisch? Ich finde das schon ein bisschen merkwürdig, schließlich gibt er im Anhang fast nur deutsche Quellen an. Auf der Homepage der Klosterstadt gibt es auch keine deutsche Version.

    Guinevere

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    1. Warum ist der Beitrag des Töpfers eigentlich auf Englisch?

      Gute Frage. Besonders wenn man die bekannte Kritik an dieser Art Vorgehensweise berücksichtigt.

      http://www.goethe.de/lhr/prj/diw/dos/deindex.htm

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  3. Ein Mist wie dieser Campus Galli wird fett gefördert!?
    Ich muss dabei an Marcus Junkelmann denken, der seinen großen experimentellen Marsch in Legionärsrüstung über die Alpen noch hat selbst finanzieren müssen. So geht es bis heute noch fast allen Kleinen.

    LG

    Gregarius

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    1. Stimmt. Und er hat damals sogar eine Wohnung verkauft, um zu den benötigten Mitteln zu kommen.
      Beim Campus Galli trägt hingegen niemand ein persönliches finanzielles Risiko. Das wurde, obwohl der Trägerverein angeblich privat ist, an den Steuerzahler "outgesourct", wie es auf Denglisch so schön heißt.

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  4. Ich wohne in Tuttlingen, also nicht weit entfernt vom Campus. Zu Beginn hat mich das alles schon interessiert und ich wollte mir das eigentlich jährlich ansehen um den Fortschritt zu beobachten, aber mittlerweile ist mir die Lust darauf vergangen. Das ist mir einfach alles zu unehrlich und dümmlich, was dort getrieben wird. Beginnend beim wissenschaftlichen Gesamtkonzept bis hin zur Finanzierung. Lieber fahre ich zum Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck oder zur Bachritterburg nach Kanzach.

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  5. man ist in messkirch offensichtlich immer noch für einen lacher gut :o) chris

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  6. Das Haus meiner Schwiegereltern, ein restaurierter Bauernhof aus dem frühen 19. Jahrhundert, ist mit Roggenstroh gedeckt. Der Handwerksbetrieb, der das gemacht hat, würde dem Campus Galli sicher einige Tipps geben, wenn man ihn darum bitten würde.

    Gero

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  7. Mann, Mann, Mann, Töpfer bei Campus Galli müsste man sein. Man kann nur hoffen, dass das eher ein Ausreißer und nicht die Norm ähnlich geförderter Projekte ist..

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  8. In ein paar Tagen werde ich meinen diesjährigen CG Besuch machen. Bin ja gespannt ob man einen Fortschritt sieht und sich in der Präsentation und dem Umgang mit Besuchern etwas geändert hat.

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    1. Vielleicht kannst du an einer Führung teilnehmen - das wird auch vom Campus Galli empfohlen.
      Bei den Gästeführern scheint es ziemliche Qualitätsschwankungen zu geben, was das Hintergrundwissen betrifft.

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  9. Dafür hat es der gallige Campus in ein deutsches Geschichtsbuch 6. Klasse geschafft (vorliegend Ausgabe Sachsen-Anhalt !!!). Da darf das Projekt sogar in einem Kasten gegen Fein... äh, "Mittelalter-Fans" (Zitat) verteidigt werden "Aber das sind sehr wenige" 2. Seiten insgesamt. Das darf dann aber von den Schülern kritisch diskutiert werden.

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    1. Hoffentlich ist das Lehrpersonal konsequent und empfiehlt den Schülern für die weitere Recherche zum Thema eine ähnlich qualitätvolle Quelle wie dieses Schulbuch ... z.B. Wikipedia :)

      Gibt es zu dem Text eventuell Online eine Vorschau? Die Argumentation in dem Buch würde mich nämlich brennend interessieren, da sie garantiert wieder jede Menge leicht zu falsifizierenden Unsinn enthält.

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  10. Hallo zusammen! Der Text vom Martin ist auf Englisch weil er auf der EAC10 in Leiden 2017 vorgetragen wurde, der International Experimental Archeaology Conference, deren Nachfolgeveranstaltung zum 2.-4. Mai (EAC11) in Trento stattfindet. 175 Teilnehmer aus 25 Ländern.
    Darunter Professoren und Lehrstuhlinhaber, also die Elite der internationalen Experimentalarchäologie. Ich, als deutsches Mitglied von EXARC wurde explizit gefragt, ob wir den Campus Galli aufnehmen sollen. Nach Abwägungen, haben sich die deutschen Mitglieder dafür ausgesprochen, da dadurch auch die Qualität des Campus Galli von der internationalen Forschung und Experimental-Szene profitieren kann.

    Ich selbst studiere momentan Archäologie in München an der LMU, bin aber seit 25 Jahren sehr aktiv im internationalen Reenactment des Mittelalters in ganz Europa. Lieber Hiltibold ich finde es schade, dass Du Dich hauptsächlich auf die Finanzkritik versteifst. Ich weiß auch nicht warum Du als Österreicher die angebliche Steuerverschwendung in Deutschland so thematisierst. In Bayern und Baden-Würtemberg wurde jegliches Geld für Forschung eingefroren, Grabungen werden nur in Form von Notgrabungen durchgeführt.
    D.h. eine Förderung solcher Projekte, lässt sich nur über wirtschaftliche Interessen in Deutschland (Abgesehen von Sachsen-Anhalt, wo Forschung noch möglich ist!) verwirklichen. Insofern lässt sich auch erklären warum der Bürgermeister von Messkirch es als Investition in und für die Gemeinde sieht.

    Als sich die Deutsche Delegation in Guédelon informiert hat, war ich dort tätig. Ich kenne das Projekt in Frankreich sehr gut. Mittlerweile ist es die 2.meistbesuchte Attraktion in Burgund, nach dem Spital in Beaune. Auch in der strukturschwachen Region ist Guédelon ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Dort lief die Anschub-Finanzierung ebenfalls über den Staat (1.000.000,- €) in Form von Eingliederungszuschüsse für arbeitssuchende Handwerker.

    Durch den Tod des Intitiators, wird der Campus Galli immerhin nun von einem Archäologen geleitet. Deine Ausführungen zu dem zu steilen Holzschindeldach sind auch nicht ganz nachvollziehbar. Erst prangerst Du den Text von Martin an, womit er lediglich zum Ausdruck bringen wollte, dass im Handwerk immer auch Erfahrungswerte durch das Experimentieren unerlässlich sind. Eben ein großer Bestandteil der Experimentellen Archäologie. Dann aber führst Du die flachen Holzschindeldächer im Alpenraum an. Diese Erfahrungswerte sind aber nicht für das 9. Jahrhundert relevant, weil nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann, dass so auch schon damals gebaut wurde. Sehr viel wahrscheinlicher ging diese Bauweise aus Erfahrungswerten späterer Generationen hervor...

    Was ist Deine Meinung zu Friesach? Dort hat der ehemalige Kärntner Landeshauptmann J. Haider Österreichische Steuergelder dafür "beschafft" (Angeblicher mehrstelliger Millionenbetrag!), vor seinem Ableben. Dort weiß ich aus 1. Hand, dass sie ein Tonnengewölbe im Turm bauen wollten, was tatsächlich rund wie eine Tonne sein sollte, also auch am Boden! Gab es nie! Zum Glück konnte der wissenschaftliche Vorstand der Deutschen Burgenvereinigung dies in beratender Funktion verhindern.

    Mir geht Deine Einschätzung etwas zu sehr in Richtung der allgemeinen EU-Kritik in Österreich. Konstruktive Kritik wäre denke ich auch bei der neuen Führung des Campus Galli fruchtbarer...

    Meine Meinung, zu der ich gerne bereit bin zu diskutieren!

    Herzlicher Gruß aus München,
    Jan-Oliver Zilker
    www.geschichtshaendler.de

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    1. Hallo, weil du so ausführlich kommentiert hast, möchte ich ebenso ausführlich antworten.

      - Die Kritik bezog sich darauf, dass der englischsprachige Vortrag in schriftlicher Form nicht auch auf Deutsch veröffentlicht wurde. So lange ist der Text nämlich nicht, dass hier keine Übersetzung leicht möglich gewesen wäre.
      Die Hauptgeldgeber des Campus Galli sind Personen deutscher Muttersprache, und die meisten Besucher/Interessierten ebenso. Dementsprechend sollte man doch erwarten dürfen, dass diese Menschen von den Projektbetreibern in ihrer Landessprache über die angebliche Forschungstätigkeit informiert werden.

      - Ich wüsste nicht, wie der Campus Galli von der EXARC in qualitativer Hinsicht signifikant profitieren könnte. Man hört schließlich oft nicht einmal auf den eigenen wissenschaftlichen Beirat, wie mir zwei Mitglieder dieses Gremiums erklärt haben. Die EXARC-Mitgliedschaft des Campus Galli dient daher meiner Einschätzung nach vor allem der Vermarktung des Projekts bzw. als Totschlag- und Autoritäsargument hinsichtlich Qualitätskritik.

      - Mein Blog wird zu rund 70 Prozent von Lesern aus Deutschland besucht. Die interessiert der finanzielle Aspekt sehr - dementsprechend berichte ich darüber und stelle die Prognosen der Realität gegenüber.

      - Guédelon funktioniert wirtschaftlich, der Campus Galli tut das nicht. Das hat viele Gründe: Standort, Planung, das Wesen des jeweiligen Projekts ("Burg" klingt für viele Menschen spannender als "Kloster") usw.

      - Von einem Archäologen geleitet wurde das Projekt auch schon lange vor dem bedauerlichen Ableben des Projektinitiators. Auch ein Historiker wird beschäftigt, der für die wissenschaftliche Recherche zuständig ist. Fragwürdige und falsche Entscheidungen wurden trotzdem reihenweise getroffen. Etwa das ungesetzliche Bauen ohne Baugenehmigung. Oder das oben angeführte ahistorisch steile Dach des Holzkirchleins. Deine Kritik an meiner Kritik daran geht übrigens am eigentlich Thema vorbei. Es geht hier nämlich darum, dass die Leitung des Campus Galli die übermäßig große Steilheit des Dachs zuerst völlig tatsachenwidrig als moderne baustatische Notwendigkeit dargestellt hat, im Nachhinein dann aber gegenüber einem Leser dieses Blogs zugab, dass in Wirklichkeit die mangelhafte Recherche des Haushistorikers dafür verantwortlich war und man es zwischenzeitlich besser wüsste. Der besondere Witz dabei ist, dass der Campus Galli noch vor Baubeginn auf den besagten Fehler von mehreren Personen hingewiesen wurde - darunter auch von einem renommierten Bauhistoriker. Diese Hinweise wurden ignoriert.

      - Das Burgbauprojekt Friesach krankt an ähnlichen Problemen wie der Campus Galli. Ich bin daher kein Freund davon und habe es auch schon kritisiert.
      Außerdem: Das Projekt startete 2009, LH Jörg Haider ist 2008 verstorben. Die gröbsten Fehler - dazu zählt das Hinausekeln von Expertinnen - wurden erst in den Jahren danach von den Gemeindepolitikern bzw. einem unwissenden Ortskaiser begangen.
      Die Parallelen zum Campus Galli sind offensichtlich. Auch dort hat man sich frühzeitig jener Berater entledigt, denen die wissenschaftliche Qualität besonders am Herzen lag. Ich darf hier stellvertretend den Experimentalarchäologen Christian Koepfer zitieren, der als ehemaliger Beirat des Projekts mir gegenüber in einem Gespräch klipp und klar feststellte: "Das, was die da machen, ist keine Experimentalarchäologie".
      Aktuell äußerte sich der Experimentalarchäologe und Sachbuchautor Achim Werner in einem Interview kritisch zum Campus Galli und zu Expertengremien, die solche Projekte begleiten: https://hiltibold.blogspot.com/2018/12/archaologie-campus-galli-achim-werner.html

      Abschließend möchte ich betonen, dass ich den Campus Galli nicht per se schlecht finde. Was mich - und etliche andere langjährige Beobachter (darunter auch ehemalige Mitarbeiter) - allerdings tierisch nervt, ist die Unredlichkeit, die dieses Projekt auf verschiedensten Ebenen seit Anbeginn kennzeichnet.

      Grüße nach Bayern!

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  11. Hallo Hiltibold,

    mein name ist Thomas (30) Rheinländer aus der Nähe von Aachen...moment das hatten wir doch schon mal ;) Genau! Ich ich würde mich auch als "organisatorischer Chaot" bezeichnen, aber so sind hier in der Region viele "Macher" - siehe Kölner U-Bahn-Bau ;)

    Um eins vor weg zu nehmen, ich finde das Projekt total spannend!! Nur manchmal habe ich auch echte Zweifel an Strategie, Vorgehen, Marketing hinsichtlich der Kostendeckung.
    Erstmal dieses vorsichhin Brödeln. Eine Kapelle die nur provisorisch gebaut werden sollte wird perfektioniert bis zum "Gehtnichtmehr". Wenn ich jetzt quer durch Deutschland mal runter fahren sollte,was sehe ich da: Wie eine Friedhofsmauer gebaut wird, ein bischen Holz für eine Scheune und ein Friedhofskreuz geschnitzt wird, ein Glockenturm verputzt wird. Frage loht es sich dafür mal eben 495 km zu fahren?? Zumal die Friedhofsmauer und der Glockenturm schon bei meinem letzten Besuch in Bau waren...
    Mensch...ich will endlich Fortschritte zum Klosterplan sehen (!!). Steinbauten! Hier was, da was. Etwas zum Gucken! Die Friedhofsmauer kann man immer noch als Anlehrnobjekt für die Stein- und Kathedrahlenbauer benutzen!

    Hier im Rheinland war es sogar üblich große Gebäude in mehreren Teilabschnitten zu bauen: Chor, Querhaus, Hauptschiff, Seitenschiffe... warum fängt man nicht schon mal mit der Krypta an?? Und gleichzeitig den untersten Teil von einem Kirchturm und das Domitorium? An anderer Stelle entsteht die Scheune... Beim Kölner Dom (im Rheinland :)) hat man auch mit Apsis und Chor angefangen und gleichzeitig schon mal den unteren Teil des Südturms gebaut um Glocken aufzuhängen. Ich wette, wenn es mehr zu sehen gäbe und dies auch richtig vermarktet würde (nicht nur unscheinbar im SWR-Fernsehen), würde das auch mit den Besuchern,den Eintrittsgeldern und der Kostendeckung stimmen! Immerhin hat man wenigstens die Blogberichterstattung (auch auf Facebook) ausgeweitet!

    In diesem Sinne bis zum nächsten Bericht :)

    Viele Grüße

    Thomas

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    1. Grüß dich!
      Die angeblich 70 Meter lange Basilika würde die planerischen und organisatorischen Fähigkeiten der Campus-Galli-Verantwortlichen massiv übersteigen. Selbst Planung und Bewilligungsverfahren für eine popelige Scheune haben Jahre in Anspruch genommen. Die eigentlichen Arbeiten an der Scheune, die kürzlich gestartet wurden, sollen noch einmal sage und schreibe drei Jahre in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit lässt sich kaum etwas anderes realisieren, da die personellen Ressourcen des Campus Galli ausgeschöpft sind. In Anbetracht dessen ist wohl nicht einmal der abschnittsweise Bau einer Basilika eine Option.
      Der erste Steinbau (von der absurden Obstgartenmauer und dem Fundament der Holzkirche abgesehen) könnte das Haus des Abtes werden. Wobei der Baubeginn noch etliche Jahre auf sich warten lassen würde.

      Du hast übrigens völlig recht, wenn du anmerkst, dass sie Zeit und Ressourcen mit Kleinkram wie der Perfektionierung von Holzkirche usw. vergeuden. Entsprechend wenig wird dem Besucher selbst nach sieben Jahren Projektlaufzeit geboten, sodass viele die weite Anreise zurecht scheuen.

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