Dienstag, 13. November 2018

📖 Buch: Asiens Unterwelt - Das Jahrtausende alte Erbe unterirdischer Kultstätten

Im Sachbildband "Asiens Unterwelt" dokumentieren die Höhlenforscher Heinrich und Ingrid Kusch ihre jahrzehntelange Forschungstätigkeit auf dem asiatischen Kontinent, wo ausgedehnte Höhlen selbst heute noch große religiöse und kultische Bedeutung besitzen. Da einige dieser Anlagen längst in Vergessenheit geraten sind oder vor Fremden geheimgehalten werden, mussten die Eheleute Kusch mitunter erst das Vertrauen von einheimischen Wissenden gewinnen, um zu den Objekten ihres Forschungsinteresses zu gelangen.

Im Buch werden unzählige Beispiele für die Ausgestaltung kultischer und religiöser Höhlen gezeigt. Diese reichen von einfachen, aber kurios anmutenden Malereien im seltenen "Röntgenstil" (ich will gar nicht wissen, wie Erich von Däniken das interpretiert 😉) bis hin zu aufwendigen Steinmetzarbeiten, die jenen der europäischen Gotik in Sachen Kunstfertigkeit und Aufwand in nichts nachstehen.

Wie Heinrich und Ingrid Kusch schreiben, sind in manch Höhle auch ungewöhnliche Spuren zu erkennen, die auf bis dato unerklärliche Bearbeitungstechniken hinweisen. Als Beispiel dafür wird eine Anlage in der chinesischen Provinz Zhejiang genannt. Die dort aus dem Felsen geschlagenen, eventeuel schon Jahrtausende alten Hallen sollen Höhen von bis zu 99 m (!) erreichen und besitzen an der Decke eine Oberfläche aus merkwürdig anmutenden meterlangen Rillen / Hohlkehlen - siehe die beiden nachfolgenden Bilder.

Unterirdische Anlage in der chinesischen Provinz Zhejiang. Dass es sich dabei ursprünglich um einen Steinbruch für oberirdische Bauwerke gehandelt hat ist wohl unwahrscheinlich, weil das hier vorkommende Gestein anfällig für Verwitterung ist. Als Depots eigneten sich die Räume ebenfalls nicht, da sie zu feucht und auch viel zu groß/hoch sind. Welchen Zweck erfüllten diese beeindruckenden, teilweise touristisch erschlossenen Anlagen aber dann?
Aus "Asiens Unterwelt", Verlag V.F. Sammler, 2018 |  (c): www.mysteries-magazin.com
Detailaufnahme der auf dem vorangegangenen Foto abgebildeten unterirdischen Halle. Links handelt es sich um Werkzeug-spuren an der Säule, rechts um die besonders auffälligen Werkzeugspuren an der Decke, die geradezu maschinell wirken.
Aus "Asiens Unterwelt", Verlag V.F. Sammler, 2018 |  (c): www.mysteries-magazin.com

Höhlenforschung kann zu seltsamen Erfahrungen führen. So geht beispielsweise - wie wissenschaftliche Versuche ergaben - das Zeitgefühl unter Tage rasch verloren. Auf diesen Umstand sind möglicherweise jene alten Sagen zurückzuführen, in denen es heißt, Menschen seien beim Erkunden einer Höhle eingeschlafen und nach dem Aufwachen in eine Welt zurückgekehrt, die viele Jahre in der Zukunft lag; die Zeit wäre demnach in der Höhle langsamer als in der Außenwelt vergangen.
Solchen Erzählungen und Mythen, die sich um unterirdische Anlagen ranken, dürften in der NS-Zeit dafür mitverantwortlich gewesen sein, dass im Rahmen der Forschungsgemeinschaft "Deutsches Ahnenerbe" Höhlenforscher sowie Archäologen u.a. nach Asien entsandt wurden. Die Buchautoren berichten davon, dass sie noch mit einem Grazer Höhlenkundler sprachen, der in den 1940er-Jahren von der SS regelrecht aus dem Bett geholt und nach Wien gebracht wurde, um dort persönlich mit Adolf Hitler zu konferieren. 

Neben dem Sagenhaften und scheinbar Übersinnlichen gibt es jedoch auch richtig Handfestes, mit dem Höhlenforscher konfrontiert werden können. So berichten die Autoren davon, wie sie beim Betreten eines alten, schwer zugänglichen buddhistischen Höhlentempels plötzlich von tausenden indischen Riesenbienen attackiert wurden, welche die Größe europäischer Hornissen (!) erreichen. Noch nach über einem Kilometer Entfernung wollten die erzürnten Honigsammler nicht von ihren flüchtenden Opfern ablassen. Erlebnisse wie dieses könnten auch aus einem Indiana-Jones-Film stammen!

So weit, so gut. Ein wenig zu kritisieren habe ich, dass Texte und Bilder mitunter nicht ganz geschickt aufeinander abgestimmt wurden. Hier hätte sich der fürs Layout Zuständige ein bisschen mehr anstrengen können. Auch die eine oder andere zusätzliche Quellenangabe / tiefergehende Ausführung hätte ich mir manchmal gewünscht. 

Fazit: In "Asiens Unterwelt" wird ein schöner Einblick in die Welt der unterirdischen Kultstätten des asiatischen Kontinents gegeben. Die von den Autoren dokumentierte Vielfalt ist beeindruckend und hat mich überrascht. Der Kaufpreis beträgt rund 30 Euro.

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5 Kommentare:

  1. Die Bücher von Heinrich Kusch sind immer sehr interessant. Werde mir bestimmt auch das bei nächster Gelegenheit im Buchladen holen. Grüße , Torben

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  2. Diese chinesische Höhle sieht schon bemerkenswert aus!
    Das hätte auch ein moderner Architekt so entwerfen können.

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    1. Mich würde interessieren, wie das Werkzeug und die Arbeitstechnik aussehen, die zu einer solche Oberflächen führen.

      Gero

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    2. Maschinell sehen die Arbeitsspuren zwar auf den ersten Blick aus, aber um wirklich von Maschinen zu stammen, müsste sie symmetrischer sein.

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    3. @ Martin W.: Den Eindruck habe ich auch.

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