Sonntag, 25. November 2018

📖 Buch: Tutanchamun - Die Reise durch die Unterwelt

Bildgewaltiges Ägypten der Pharaonenzeit

Die alten Ägypter sind bis heute für ihren aufwendigen Totenkult berühmt. Während sich freilich ein kleiner Handwerker oder Bauer mit einer vergleichsweise bescheidenen Begräbnisstätte begnügen musste, so konnte die Führungsschicht, und hier besonders der Pharao samt Familie, eine Prachtentfaltung betreiben, die ihresgleichen sucht.
Ein Höhepunkt hinsichtlich des luxuriösen 'postmortalen' Gepränges war die Zeit des sogenannten 'Neuen Reichs', das sich vom 16. bis zum 11. Jahrhundert vor Christus erstreckte. Längst baute man keine Pyramiden mehr, sondern bestattete die Herrscher und ihre Familienangehörigen in tiefen Felsengräbern, die sich z.B. im berühmten "Tal der Könige" und dem "Tal der Königinnen" befinden. Das heute bekannteste dieser Gräber ist ohne jeden Zweifel jenes von Tutanchamun (14. Jh. v. Chr.), welches der Archäologe Howard Carter in den 1920er-Jahren entdeckte. Zwar dürfte der sehr jung gestorbene Tutanchamun als Pharao ein eher kleines Licht gewesen sein, aber der Umstand, dass seine Begräbnisstätte als einzige im Tal der Könige (fast) unberührt geblieben war, machte ihn weltberühmt.

Im Bildband "Tutanchamun - Die Reise durch die Unterwelt" (Taschen Verlag) wird der ägyptische Totenkult auf rund 450 Seiten anhand von unzähligen großformatigen Fotos geschildert. Der Schwerpunkt der abgebildeten Grabbeigaben und Wandgemälde liegt dabei ungefähr auf Tutanchamun und seiner Zeit.
Von einigen historischen Aufnahmen abgesehen, stammen die im Buch verwendeten Abbildungen von italienischen Fotografen Sandro Vannini. Die in Multishot-Technik augenommenen Bilder zeichnen sich durch ihre hohe Qualität, 'farbtreue' und oft starke Vergrößerung aus. Dadurch werden handwerkliche Details zutage gefördert, die man mit freiem Auge oft nicht erkennen kann. Dieser Umstand hat auch für die Ägyptologie einige Bedeutung, denn dank Vanninis Aufnahmen stellte sich heraus, dass ein Teil von Tutanchamuns Grabinventar überarbeitet worden war und eigentlich seinem Vorgänger Echnaton gehört haben dürfte. Notiz am Rande: Im Buch heißt es seltsamerweise, die digitalen Fotos hätten jeweils eine "Auflösung" von mehreren Hundert Megabyte; gemeint dürfte hier aber vielmehr der benötigte Speicherplatz der einzelnen (Raw-)Dateien sein.

Der Bildband ist in einzelne Kapitel gegliedert, wie z.B. "Tod und Mumifizierung", "Rituale und Opfergaben", "Das Begräbnis" usw. Jedes der Kapitel verfügt über eine kurze, von verschiedenen Ägyptologen verfasste Einleitung. Ein klein wenig zu Kritisieren habe ich, dass darin gelegentlich auf weiterführende Abbildungen folgendermaßen hingewiesen wird: "siehe Seite 178-179". Wie aber soll man diese Abbildungen finden, wenn die einzelnen Blätter fast nie über Seitenzahlen verfügen? Auf diese wurde nämlich, außer in den kurzen Textteilen, verzichtet. Man kann es mit der Ästhetik auch übertreiben - form follows function!
Weil man es wohl ebenfalls als optisch weniger schön empfand, die Bildtext direkt unter oder gar auf den ganzseitigen Abbildungen zu platzieren, wurden diese an das Ende eines jeden Kapitels ausgelagert, wo sie sich neben einer Liste mit dazupassenden 'Thumbnails' finden. Eine Lösung, die für mich in Ordnung geht.


Fazit: Mit "Tutanchamun - Die Reise durch die Unterwelt" ist dem Taschen Verlag ein weiterer schöner Bildband gelungen, der aus meiner Sicht kaum Wünsche offen lässt. Der Kaufpreis beträgt 50 Euro.

Links: Mumien-Kopf von Ramses V., 20. Dynastie | Rechts: Mumifizierte Hand von Ramses VI., 20. Dynastie | (C) Taschen Verlag

Links: Bemalte Holzfigur eines Opferträgers, 6. Dynastie | (C) Taschen Verlag

Links: Teilvergoldete hölzerne Wächterfigur aus dem Grab von Tutenchamun, 18. Dynastie | (C) Taschen Verlag

Links: Djed-Pfeiler-Amulett von Tutanchamun, 18. Dynastie (laut Erich von Däniken und anderen Prä-Astronautikern waren Djed-Pfeiler möglicherweise elektrische Isolatoren zum Betreiben altägyptischer Glühbirnen 😄) | Rechts: Osiris-Statuette aus Bronze, 26. Dynastie | (C) Taschen Verlag




































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