Die Wikinger, ein heroisiertes Räuberpack
Unter dem Titel "Hinterhältig, feige, asozial - Wie die Wikinger wirklich waren" findet sich beim Spiegel (ja, ich weiß, die Relotius-Postille) ein ziemlich deftig formulierter Artikel über das 'Sozialverhalten' der Wikinger. Besonders einige moderne Wikingerdarsteller dürften weniger begeistert sein, hier dermaßen unverblümt mit Aspekten der historischen Realität konfrontiert zu werden😉. Leider befindet sich der Großteil des Textes hinter einer Bezahlmauer, sodass ich nicht mehr dazu sagen kann (Danke für den Hinweis!)
Die Männer hießen Snækollr, Sörkvir oder Brynjolf, und sie gehörten zu den unangenehmsten Typen, denen man einst auf der Welt begegnen konnte. Sie mordeten oft im Suff, fielen mit Vorliebe über Schwächere her und raubten alles, was nicht niet- und nagelfest war. Auf ihre Opfer hackten sie mit Äxten ein. Oder sie spießten Wehrlose mit Lanzen auf. So waren sie wirklich, die Wikinger. Jahrhundertelang wäre kein Gelehrter auf die Idee gekommen, dieses Räuberpack zu heroisieren. Erst im romantisierenden Europa des 19. Jahrhunderts deuteten versponnene Gelehrte die halbstarken Rüpelkrieger aus dem Norden in eine faszinierende Schar stolzer, muskelbepackter Freigeister um. Seitdem genießen die Normannen anhaltenden Kultstatus.
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Lebensverlängernde Maßnahmen für die Mittelalterbaustelle Campus Galli
Die Mittelalterbaustelle Campus Galli schreibt seit ihrer Eröffnung vor bald sieben Jahren durchgehend hohe Verluste. Längst hätte das Projekt seine Pforten dicht machen müssen, denn schließlich war eine finanzielle Unterstützung durch die Standortgemende Meßkirch ausdrücklich nur für die ersten drei Jahre vorgesehen. Die Realität sieht freilich anders aus. Laut Schwäbischer Zeitung beschloss man diese Woche im Gemeinderat - nachdem zuvor in einer geheimen (!) Sitzung 'gemauschelt' wurde - folgendes:
1. Dem Campus Galli wird ein im Vorjahr gewährter Kassenkredit von 40.000 Euro erlassen (der zusätzlich zu den normalen Förderungen floss)2. Dem Campus Galli werden nachträglich für die Saison 2018 170.000 Euro zugeschossen (da die Besucherzahlen weit unter den Prognosen blieben)3. Der Campus Galli erhält 2019, 2020 und 2021 jeweils 300.000 Euro (auch danach wird viel Geld zugeschossen werden 'müssen' - aber das möchte man noch nicht öffentlich zugeben - Stichwort 'Salamitaktik')
Wohl gemerkt, hier handelt es sich 'nur' um die offiziellen Fördergelder der Standortgemeinde. Aus anderen Quellen der Öffentlichen Hand fließen zusätzliche, nicht unerhebliche Beträge in diese experimentalarchäologische Köpenickiade. Darunter 301.000 Euro für den Bau einer Scheune aus dem sogenannten "Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum".
Dass der Widerstand gegen eine dermaßen offensichtliche Steuergeldverschwendung zugunsten eines nicht besonders gut beleumundeten Projekts wächst, sieht man am Abstimmungsverhalten des Meßkircher Gemeinderates. Bisher stimmten gegen Bezuschussungen des Campus Galli in der Regel nur Thomas Nuding und Patricia Hutla von den Freien Wählern. Diesmal schlossen sich dem negativen Votum jedoch auch zwei Vertreter der CDU - Christian Fecht und Karl-Heinz Thoma - an. Damit widersprachen sie pikanterweise dem Parteikollegen und Meßkircher Bürgermeister Arne Zwick. Der legt sich nämlich seit jeher für die Bezuschussung des Campus Galli ins Zeug, wie eine Puffmutter für die Legalisierung der Prostitution.
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Weitere interessante Themen:
Für vier Gemeinderäte besteht also noch Hoffnung. Der Rest muss leider als merkbefreiter Haufen von NPCs abgeschrieben werden.
AntwortenLöschenDanke Herr Hiltibold, dass Sie den Campus Galli auf dem Radar behalten und die Neuigkeiten in den richtigen Kontext setzen. Das wäre eigentlich Aufgabe der Schwäbischen Zeitung gewesen, aber die journalistischen Bänkelsänger dort, haben ja keine Eier in der Hose und kein Hirn im Kopf!
Manfred L.
Ich finde den Wikingerhype, der sich seit ein paar Jahren auf Mittelaltermärkten ausbreitet, schon richtig nervig. Hoffentlich ebbt das bald wieder ab und die Leute stellen vermehrt wieder die eigene Geschichte dar, die ist schließlich auch nicht langweilig.
AntwortenLöschenViele Grüße aus Lauriacum.
Ich wäre schon froh, wenn die Wikingerdarsteller wenigstens mehr Qualitätsbewustsein hätten. Aber zu viele sind wirklich allerunterstes Niveau. Denen gehts hauptsächlich darum, sich auf Veranstaltungen zu besaufen, ist mein Eindruck.
LöschenDer Wanderschmied
Ist der Ausdruck "heroisiertes Räuberpack" eigentlich gendermäßig korrekt?
AntwortenLöschenErst dieser Schildmaid von Birka-Hype und kaum geht es um ein "Pack" ist völlig klar, dass da nur Männer mit gemeint sein können.
Unsere Journalistinnen sollten sich einmal entscheiden...
Grüße
Ulrich
https://www.suedkurier.de/region/linzgau/messkirch/Weitere-Geldspritze-fuer-Messkircher-Campus-Galli;art372566,10030413
AntwortenLöschen"Für Karl-Heinz Thoma (CDU) war es schlicht die Summe, „die jetzt in Richtung fünf Millionen Euro geht“, die die Stadt bis 2022 in den Campus Galli steckt, um dagegen zu sein. Jetzt müsse man Manns genug sein, die Reißleine zu ziehen. Patricia Hutla begründete ihre Ablehnung mit städtischen Großprojekten wie dem Bau eines neuen Kindergartens."
Grüßle,
Maria
Fällt euch etwas an den Aussagen im Südkurier auf?
LöschenDie Stadt knallt jetzt einfach jährlich mehr Fördergeld in den Campus Galli als der eigentlich benötigt, um dann später sagen zu können, er hätte ein Plus geschrieben und daraus Rücklagen gebildet. So schafft man es, dass der Campus Galli zwischenzeitlich vielleicht für ein oder zwei Saisonen keine Förderungen benötigt, was man als Megaerfolg feiern und vor allem als Begründung verwenden wird, später neue Fördergelder fließen zu lassen.
Karl0
Frau Hutla bleibt konsequent. Ihr Kollege Nuding weiß laut diesem Artikel aber anscheinend nicht so recht, was er bezüglich des CG will.
LöschenQX
Seebär Nuding versteht eben nur etwas vom Fährbetrieb.
LöschenMr. Frog
Apropos Relotius-Postille "Spiegel": Es wird fröhlich weiter beschissen. Aktuellstes Beispiel: https://www.achgut.com/artikel/klima_mit_relotius_unter_dem_meeresspiegel
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