Donnerstag, 21. Februar 2019

Krimskrams: Google zensiert Archäologie -- Wichtiges Wikipedia-Gerichtsurteil -- Hoden

Google zensiert Archäologie

Google packt - so wie die Kollegen von Facebook - immer öfter den Zensurknüppel aus, spielt dabei aber mitunter über die Bande. So drehte der Suchmaschinen-Quasi-Monopolisten jüngst den Betreibern einer archäologischen Seite den Geldhahn für Werbung zu, da auf dieser Bilder von Mumien, Skeletten und vorgeschichtlichen Idolen wie der Venus von Willendorf zu sehen sind. Sogar ein Foto des Marvel-Superhelden Thor wurde absurderweise als anstößig markiert: Zum Artikel

Internet-Moloche wie Google rechtfertigen ihr Vorgehen gerne damit, dass die geschilderten Maßnahmen doch nur zum Schutz und zum Besten der Nutzer seien. Darauf möchte ich entgegnen: Don't pee on my leg and tell me it's raining!

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Wichtiges Wikipedia-Gerichtsurteil

Dass Wikipedia als zitierfähige Quelle untauglich ist und nur für Kleinkram verwendet werden kann, habe ich in der Vergangenheit anhand verschiedener Exempel bereits veranschaulicht. Beispielsweise wird im Artikel "Raubgrabung" von Archäologen-Aktivisten Kritik an diesem Begriff konsequent unterbunden. In der Realität ist der "Raubgräber" - so wie der "Raubkopierer" - allerdings nichts anderes als ein lobby- bzw. interessengeleiteter Dysphemismus (dazu erscheint hier vermutlich in einigen Wochen ein Interview). Man schreckt im Meinungskampf auch vor Lügen bzw. semantischen Spielchen nicht zurück. Denn obwohl der Begriff "Raubgrabung" sich in keinem Gesetzestext findet (schließlich wird "Raub" ja als ein Gewaltverbrechen an lebenden Menschen definiert), schwurbelt man bei Wikipedia unverdrossen folgenden Unsinn (bezeichnenderweise ohne Quellenangabe!): "Verstößt eine Grabung gegen eine der genannten Vorschriften, wird sie als Raubgrabung bezeichnet. Darüber hinaus wird der Begriff außerhalb dieser rechtlichen Kategorien noch verwendet, [...]."
Ein weiteres Beispiel für Wikipedia-Aktivismus: Dem Geowissenschaftler, Klimaforscher und Buchautor Sebastian Lüning wurde mit fadenscheinigen Begründungen eine Nennung seiner wissenschaftlichen Publikationen bei Wikipedia verweigert, um ihm so indirekt Kompetenz abzusprechen  - siehe dazu mein Interview mit ihm.

Nun ist es so, dass Wikipedia-Autoren in der Regel nicht mit Klarnamen auftreten. Das unterscheidet die Online-Enzyklopädie von seriösen Nachschlagewerken, deren Fachautoren mit ihrem guten Ruf für den Inhalt geradestehen (siehe z.B. "Der Neue Pauly). Gestern gab es dazu nun ein Urteil vom Landgericht Hamburg: Nachdem ein wohl eher aktivistisch agierender Wikipedia-Autor mit dem Pseudonym "Feliks" von Journalisten enttarnt wurde, wollte dieser per einstweiliger Verfügung die Veröffentlichung seines Realnamens unterbinden - allerdings drang er mit seinem Begehren letztendlich nicht durch. Das bedeutet, der besagte Nutzer darf - aufgrund öffentlichen Interesses - zukünftig mit Klarnamen genannt werden (außer eine übergeordnete gerichtliche Instanz nimmt die Entscheidung zurück). Für Wikipedia könnte dies gravierende Konsequenzen haben, da nun die De-Anonymisierung anderer Autoren/Aktivisten möglicht ist und wohl auch bevorsteht. Siehe dazu das folgende Interview (danke für den Hinweis), das die vor Gericht Siegreichen gestern auf Youtube veröffentlicht haben: Klick mich  (Ab 06:50 geht es um das Urteil, vorher werden vor allem 'Freundlichkeiten' ausgetauscht).

Ich möchte anmerken, dass ich mit dem politisch-weltanschaulichen Geplänkel in dem Video nichts am Hut habe. Mir geht es hier vielmehr um das Urteil und seine wahrscheinlichen Konsequenzen für Wikipedia insgesamt. Man muss es nämlich als Unding bezeichnen, dass eine Website, die einen dermaßen großen Einfluss auf die Meinungsbildung ausübt wie sonst nur noch der Rundfunk, von Autoren bespielt wird, die aus der Anonymität heraus mitunter nichts Geringeres als Propaganda betreiben (siehe das 'Raubgräber'-Beispiel). Genau so wird nämlich die bewusst einseitige Darstellung eines Themas definiert.
Es ist hochgradig ungerecht, dass jeder Betreiber einer Wald-und-Wiesen-Website für seine Äußerungen juristisch zur Verantwortung gezogen werden kann, zumindest aber mit seinem Ruf 'haftet', während sich anonyme Wikipedia-Autoren lässig aus der Verantwortung stehlen können - und das obwohl sie aufgrund der Reichweite von Wikipedia in der Lage sind, einen wesentlich größeren Schaden anzurichten. Hoffentlich wird sich nun dieser unbefriedigende Zustand aufgrund des oben erwähnten Gerichtsurteils zumindest ein wenig zum Besseren ändern.

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Hoden

Da stöbere ich ein wenig auf dem Bewertungsportal Tripadvisor herum und finde dort völlig überraschend Hoden - Ishino Hoden, um genau zu sein 😄.
Dabei handelt es sich um einen heiligen japanischen Schrein, der wohl zu Ehren eines gewaltigen, von Menschen aus dem Felsen geschlagenen Monolithen errichtet wurde. Dieser soll ein Gewicht von bis zu 600 Tonnen (!) haben und bringt - wie meine Internet-Recherche ergab - Prä-Astronautiker und Konsorten wieder einmal zum wilden Thesenspinnen: Foto

23 Kommentare:

  1. "bringt Prä-Astronautiker und Konsorten wieder einmal zum wilden Thesenspinnen"

    Was bringt die eigentlich nicht zum Spinnen wilder Thesen, muss man sich schon fragen.
    Z.B. habe ich vor längerer Zeit ein Video gesehen, in dem man überdimensionale kultische Bronzeäxte aus minoischer Zeit als die Waffen eines ausgestorbenen Volkes von Riesen interpretiert.

    Der Wanderschmied

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    1. Und sie ignorieren dabei, dass auf Kreta solche Doppeläxte auch in Form klitzekleiner Miniaturen gefunden wurden. Wem haben die wohl gehört? Zwergen? ;)

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    2. Dabei kann man das alles leicht nachlesen, man braucht dazu nicht einmal Wikipedia. ;-)

      Der Wanderschmied

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  2. Wikipedia hat sich leider längst zu einem typischen Circlejerk entwickelt. Mit all den Nebenwirkungen, die sich daraus ergeben. In dem Zusammenhang ist die Youtube-Videoreihe "Geschichten aus Wikihausen" stark zu empfehlen, die auf demselben Kanal gefunden werden kann.

    Gero

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    1. Danke für den Tipp. Bei Gelegenheit werde ich da mal reinschauen. Im Moment fehlt mir leider die Zeit.

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  3. Bei Wikipedia schreiben auch Konzerne fleißig mit. Es hat in der Hinsicht ja schon mehrere Skandale gegeben. Aber trotzdem bleiben sie bei ihrer Anonymisierungsnummer.
    Sehr obskur!

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  4. Die Berliner Tageszeitung berichtet auch von dem Urteil gegen diesen Wikipedianer.

    https://www.berlinertageszeitung.de/component/yendifvideoshare/video/2709-das-urteil-die-sogenannte-quot-enzyklopaedie-quot-wikpedia-gegen-wikihausen.html?Itemid=101

    Grüßle,
    Maria

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  5. Ich habe mich sehr über das Urteil das Hamburger Landgerichts gefreut. Hoffentlich kann zumindest in der deutschsprachigen Wikipedia das "Politbüro" (so nennt sich die Gruppe rund um Feliks & Co selber) etwas an die Kandare nehmen. Was diese Herren sich leisten, ist schon aller Hand. Übrigens geht es noch eine Spur krasser: Ist jemand von euch mal auf der Seite Psiram gewesen? Die hetzt zum Teil noch übler gegen Zeitgenossen, als die Wiki. Belangen kann man die Betreiber der Seite nicht, da letztere über kein Impressum mit ladungsfähiger Adresse verfügt. Dafür wird die Seite von der Amadeo Antonio Stiftung (AAS) empfohlen. Manche sind halt gleicher...

    Gruß
    Ulrich

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    1. Mir ist dieses Psiram schon einmal untergekommen. Und zwar im Zusammenhang mit der sogenannten Skeptikerbewegeung und dem satirischen Negativpreis "Das goldene Brett vorm Kopf". Damals wurde im Forum von Psiram auf Grundlage einer nachweislichen Zeitungsente der Höhlenforscher und Archäologe Heinrich Kusch angepatzt: Link

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    2. Noch etwas zum Impressum: Falls die in Österreich sitzen, brauchen sie kein volles Impressum. Vollständiger Name und Wohnort reicht. Heißt "Offenlegungspflicht" für "kleine Websites".

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  6. https://blog.fefe.de/?ts=a291c429
    Fefe, in der Bloggerszene seit vielen Jahren eine feste und bekannte Größe, schreibt auch über den Stinkstiefel Feliks und seine skandalösen Aktivitäten bei Wikipedia.
    QX

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    1. https://blog.fefe.de/?ts=a28c1d16
      Aus Revanche für seine Kritik an der Wikipedia und Feliks ist Fefes eigener Eintrag bei Wikipedia auf Negativ umgeschrieben worden.
      QX

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    2. Noch jemand, der kürzlich gegen Wikipdia vor Gericht gewonnen hat: Der Tierschützer Erwin Kessler. Auf seiner Facebookseite hat er am 23. Februar kommentiert.
      "Ich habe soeben wieder ein Gerichtsverfahren gegen die Wikimedia Foundation gewonnen. Sie muss zum dritten mal Texte in Wikipedia über mich löschen (noch nicht rechtskräftig). Anstatt Rufmord sofort zu löschen, scheut die Wikimedia Foundation keinen Rechtsanwaltaufwand, um die Verfehlungen ihrer "Administratoren" zu verteidigen. Die Wikipedia ist ein Spielplatz für freiwillige Administratoren, die sich damit entschädigen, dass sie anonym ihren Machtrausch gegen selber ausgewählte Opfer ausleben können."
      QX

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  7. Hallo Hiltibold,

    das mit dem "Raubgräber" ist so eine Sache. Ja, es ist ein unsachlicher Kampfbegriff, der der Entmenschlichung des Gegners dient. Darüber muss man eigentlich gar nicht diskutieren, denn es ist sonnenklar.
    Der Begriff hat aber in der Archäologie eine lange Tradition, Stichwort "Grabraub". Ich persönlich kann durchaus auf ihn verzichten, aber sprachliche Traditionen, auch schlechte, wird man leider nicht so schnell los. Darüber gibt der "Neger" beredt Auskunft.

    Zu Google: Das sollte man sich nicht bieten lassen. Hier wäre die EU gefordert. Leider ist sie gerade mit Uploadfiltern und dem Ruinieren des Internets beschäftigt.

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    1. Der Upload-Filter ist das was Google treibt zur zehten Potenz.
      Mario_T

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  8. Dass ausgerechnet das Hamburger Landgericht ein solches Urteil fällt, überrascht mich. Normalerweise urteilt man dort schon seit Jahrzehnten bürgerfeindlich und konzernfreundlich (Wikipedia ist ein globaler Informationskonzern, der sich als knuddeliger Verein ausgibt).
    Die Guten bei Wikipedia müssen sich vor diesem Urteil nicht fürchten. Die will niemand deanonymisieren. Die notorischen Dreckschleudern und ihre Admin-Hintermänner bzw Hinterfrauen allerdings, die ihre politischen Kleinkriege und persönlichen Rachefeldzüge bisher ungestört aus der Deckung haben führen können, werden sich warm anziehen müssen, weil schon eine ganze Schlange an verärgerten Rufmordgeschädigten bereit steht, zivilrechtlich gegen sie vorzugehen. Das wird noch spannend.
    Mario_T

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  9. Ich habe diesen Fall zwar nicht im Detail verfolgt, aber das Urteil des LG Hamburg begrüße ich, weil es trägt zur Transparenz bei.

    LG
    Erwin

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  10. https://www.youtube.com/watch?v=vf6Lyov0U-s
    Es wird jetzt allem Anschein nach recht teuer für diesen Herrn "Feliks" aka Jörg.
    QX

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  11. Den Raubgräberartikel haben aktivistische Archäologen wie Marcus Cyron fest in ihrer Hand! Sie nutzen ihre Möglichkeiten, um maximales Lobbying in eigener Sache zu betreiben. Eine differenzierte Betrachtung ist nicht erwünscht. Kritiker werfen sie alle in einen Topf und nennen sie "Mischpoke".
    Aurum0191

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    1. Kritiker werfen sie alle in einen Topf und nennen sie "Mischpoke".

      Wie der Schelm denkt, so ist er.

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    2. https://www.youtube.com/watch?v=PXi4AwxGTlA

      Aktuelles Video: Betrifft diesen Mann

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    3. Der Name ist mir durchaus bekannt. Im Wikipedia-Eintrag über Raubgrabungen kämpft er an vorderster Front dafür, dass dort tatsachenwidrig insinuiert werden kann, der Begriff Raubgrabung stünde auf einer juristischen Grundlage. Nicht zuletzt wegen interessengeleiteten Personen wie ihm ist die Wikipedia keine zitierfähige Quelle.

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