Mittwoch, 4. September 2019

📖 Buch: List und Verrat - Anno 490

Unterhaltsam und nicht immer politisch korrekt

Der aus Skandinavien stammende Krieger Einar ist vor dem Zorn und der Rachsucht des Frankenkönigs Chlodwig in die Bretagne geflüchtet, um sich dort mit seiner Kriegsbeute und der Frau eines im Kampf getöteten Freundes ein neues Leben aufzubauen. Urplötzlich wird Einar aber von seiner Vergangenheit eingeholt, die ihn ins wohlhabende Königreich der Burgunder führt, von wo aus er einen Schatztransport ausgerechnet in Chlodwigs Herrschaftsgebiet eskortieren soll. Doch Verrat ist im Spiel und alles kommt anders als geplant. Jetzt ist es Einar, der auf Rache aus ist.

"List und Verrat" ist die Fortsetzung von "Der Blutige Thron" (ein dritter Teil ist in Arbeit). Die Handlung schließt mehr oder weniger nahtlos an an den ersten Teil an und erstreckt sich über rund drei Jahre (490-493).
Vom Schreibstil her hat sich der Autor, Peter Bunt,  meiner Ansicht nach verbessert. Stellen, die überhastet wirken, gibt es hier eigentlich nicht. Trotzdem ist das Erzähltempo des 404-seitigen Buchs angenehm zügig.
Auch die Anzahl an unauthentischen Einsprengseln - die sich ja leider in den meisten Historischen Romanen finden - ist hier geringer als im 1. Teil. Völlig vermieden konnten sie aber offensichtlich nicht werden. Z.B. wird an einer Stelle der Begriff Tunika mit Toga verwechselt (der Autor kennt den Unterschied zweifellos) und statt "Solidi" für die Mehrzahl einer antiken Goldmünze mit der Bezeichnung "Solidus" zu verwenden, bleibt man fälschlicherweise bei der Einzahl. Eher kleines Kino ist es auch, wenn sich der Protagonist das Schwert plötzlich auf den Rücken schnallt - ein Fehler, der freilich auch schon dem wesentlich bekannteren Autor Bernard Cornwell unterlaufen ist.
Ziemlich überflüssig - da für die Story nicht von Bedeutung - sind kleinere eingeflochtene Fantasy-Elemente am Schluss. Dergleichen hat in einem Historischen Roman nichts verloren. Aber so übel wie etwa in Robert Fabbris fünftem Vespasian-Roman ("Das Blut des Bruders") ist es hier bei weitem nicht.

Die erzählte Geschichte ist nicht ohne Humor. Etwa wenn der Held vor seiner mit einem Schürhaken bewaffneten Ehefrau flüchtet, nachdem er ihr erzählt hat, er müsse, um Rache an einem Feind nehmen zu können, mit dessen bildschöner Tochter ins Bett springen. Auch die Sprache der handelnden Personen ist gewohnt derb, wohl um 'Authentizität' zu signalisieren. Und mitunter hatte der Autor sogar den Mut, politisch ziemlich unkorrekte, aber unterhaltsame Dialoge zu formulieren; so stellt jemand im Angesicht eines mutmaßlich homosexuellen Feindes die Frage: "Noch einer von denen, die ihren Arsch nicht nur zum Reiten und Furzen verwenden?" 😂

Fazit: Insgesamt ein kurzweiliges Buch, das in einer Epoche des Umbruchs angesiedelt ist, die mindestens genauso interessant ist wie die in Romanen und im Fernsehen seit einigen Jahren überstrapazierte Wikingerzeit.

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