Von der Moral bis zu Atlantis
Die "Nomoi" (Gesetze) des Philosophen Platon sind ein aus zwölf Büchern bestehender fiktiver Dialog von drei Männern, in dem die bestmöglichen Gesetze und Maßnahmen für eine zu gründende Koloniestadt auf Kreta diskutiert werden. Im Gegensatz zu Platons Vorgängerwerk "Politeia", in dem er vom idealen bzw. utopischen Staat unter der Führung eines Philosophen träumt, sind die "Nomoi" wesentlich realitätsbezogener. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder, der einfach gehalten ist, damit den Inhalt des Werks möglichst viele Menschen verstehen können.
Insgesamt gibt Platon hier einen interessanten Einblick in Recht, Gesetz, Religion und Moralvorstellungen seiner Zeit. Etwa wenn er das früheste Heiratsalter für Frauen mit 15 und für Männern mit 30 angibt (das deckt sich übrigens ziemlich genau mit Angaben, die der Dichter Hesiod bereits 300 Jahre vorher machte). Sogar von einem "Kriegsdienst" für Frauen ist die Rede. Und auch Atlantis-Interessierte werden in den "Nomoi" fündig - nicht direkt, aber doch indirekt; nämlich wenn einer der drei Diskutierenden gleich zu Beginn des 3. Buchs die Frage aufwirft, ob die alten Sagen von all den durch Fluten zerstörten Städten und Kulturen überhaupt stimmen können (offensichtlich war dergleichen auch schon in der Antike ein Streitthema).
Die vorliegende einsprachige Übersetzung stammt von Klaus Schöpsdau und ist über 700 Seiten lang. Ein Viertel des Buchs wird von einem recht umfangreichen Anmerkungsteil sowie einem Nachwort belegt.
Fazit: Die Wissensvermittlung über den Umweg eines Dialogs ist - wie ich finde - etwas umständlich. Mich hat das schon bei Ciceros "Über den Staat" nicht überzeugt. Letztendlich ist es aber Geschmackssache. Der sprachliche Stil der deutschen Übersetzung an sich ist immerhin nicht anstrengend, sondern wird heutigen Ansprüchen völlig gerecht.
Die "Nomoi" (Gesetze) des Philosophen Platon sind ein aus zwölf Büchern bestehender fiktiver Dialog von drei Männern, in dem die bestmöglichen Gesetze und Maßnahmen für eine zu gründende Koloniestadt auf Kreta diskutiert werden. Im Gegensatz zu Platons Vorgängerwerk "Politeia", in dem er vom idealen bzw. utopischen Staat unter der Führung eines Philosophen träumt, sind die "Nomoi" wesentlich realitätsbezogener. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder, der einfach gehalten ist, damit den Inhalt des Werks möglichst viele Menschen verstehen können.
Insgesamt gibt Platon hier einen interessanten Einblick in Recht, Gesetz, Religion und Moralvorstellungen seiner Zeit. Etwa wenn er das früheste Heiratsalter für Frauen mit 15 und für Männern mit 30 angibt (das deckt sich übrigens ziemlich genau mit Angaben, die der Dichter Hesiod bereits 300 Jahre vorher machte). Sogar von einem "Kriegsdienst" für Frauen ist die Rede. Und auch Atlantis-Interessierte werden in den "Nomoi" fündig - nicht direkt, aber doch indirekt; nämlich wenn einer der drei Diskutierenden gleich zu Beginn des 3. Buchs die Frage aufwirft, ob die alten Sagen von all den durch Fluten zerstörten Städten und Kulturen überhaupt stimmen können (offensichtlich war dergleichen auch schon in der Antike ein Streitthema).
Die vorliegende einsprachige Übersetzung stammt von Klaus Schöpsdau und ist über 700 Seiten lang. Ein Viertel des Buchs wird von einem recht umfangreichen Anmerkungsteil sowie einem Nachwort belegt.
Fazit: Die Wissensvermittlung über den Umweg eines Dialogs ist - wie ich finde - etwas umständlich. Mich hat das schon bei Ciceros "Über den Staat" nicht überzeugt. Letztendlich ist es aber Geschmackssache. Der sprachliche Stil der deutschen Übersetzung an sich ist immerhin nicht anstrengend, sondern wird heutigen Ansprüchen völlig gerecht.
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Das mit der Dialogform ist gar nicht so dumm, wenn man sich bewusst macht, dass es in der Antike üblich war, ein Buch laut zu lesen. Eine stille Lektüre, wie wir es heute gewöhnt sind, war eher unüblich. Augustinus z.B. schreibt über seinen Mentor, Ambrosius von Mailand, dass dieser beim Lesen kaum die Lippen bewegt habe und zeigt sich erstaunt darüber.
AntwortenLöschenIch weiß nicht, ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass Werke, die in Dialogform verfasst wurden, in verteilten Rollen vorgetragen wurden. Denkbar aber wäre es.
Grüße
Ulrich
"Ich weiß nicht, ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass Werke, die in Dialogform verfasst wurden, in verteilten Rollen vorgetragen wurden. Denkbar aber wäre es."
LöschenAlso fast so wie ein Theaterstück. Davon weiß auch ich zwar nichts, aber es wäre eine sehr interessante Möglichkeit.
Öffentliche Vorlesungen bzw. Autorenlesungen hat es in der Antike gegeben. Ich weiß nicht mehr wo ich das gelesen habe, aber ich bin mir sicher, dass ich es gelesen habe :-)
LöschenOb diese Lesungen allerdings mit verteilten Rollen stattgefunden haben, wenn der Text in Form eines Dialoges gestaltet war, ist mir nicht bekannt.
Gruß
GandRalf
Ja, Autorenlesungen hat es gegeben (ich glaube bei Plinius oder Seneca ist das überliefert, bin mir aber nicht ganz sicher).
LöschenÜber solche Lesungen haben Zeitgenossen gespottet, dass sie oft langweilig gewesen seien. Deshalb könnte ich mir gut vorstellen, dass Bücher in Dialogform, vorgetragen von mehreren Vorlesern, dem entgegenwirken sollten.