Einblicke in eine Zeit des Umbruchs
Quintus Aurelius Symmachus wurde als Sohn eines Senators im Jahr 340 n. Chr. geboren. Es war eine unruhige Zeit, in der die christliche Religion aufgrund ihrer Vereinnahmung durch die Herrscher des geteilten Römischen Reichs spürbar an Einfluss gewann und zunehmend unduldsam gegenüber den alten Göttern und ihren Verehrern auftrat. Symmachus - und wahrscheinlich die Mehrheit des römischen Senats - waren noch keine Christen, sondern hielten an den alten Traditionen fest. Mehr noch, sie sahen in einer Restauration der einstigen Kulte und Gebräuche die Möglichkeit, den Verfall des Reichs aufzuhalten.
Symmachus, dem ein außerordentliches rhetorisches Geschick nachgesagt wurde, machte eine politische Bilderbuchkarriere. Sie führte ihn bis zum prestigeträchtigen Amt des Konsuls und bescherte ihm die Verleihung des Ehrentitels princeps senatus. Für die Nachwelt am interessantesten ist aber seine Zeit als Stadtpräfekt Roms; ein Amt, das ihn zum direkten Stellvertreter der längst anderenorts residierenden Kaiser machte und entsprechend mit umfangreichen Befugnissen ausstattete. Damals verfasste Symmachus diverse amtliche Schreiben bzw. Berichte (relationes) und schickte diese an den für die Stadt Rom direkt zuständigen Herrscher - manchmal gleichzeitig auch an dessen Kollegen. In diesen Berichten geht es vor allem um Fragen der Rechts- und Verwaltungspraxis. So wird etwa ein Brückenbauskandal behandelt; dabei erfährt man mancherlei interessante Details, etwa dass bei den Ermittlungen ein Berufstaucher bzw. urinator (😄) befragt worden ist. In anderen Fälle geht es um Erbstreitigkeiten oder die Versuche hochgestellter Persönlichkeiten, sich vor Steuern, Abgaben und Gerichtsprozessen zu drücken. Symmachus musste sich sogar mit einer für ihn als Stadtpräfekten bereitgestellten 'Protzkarre' herumschlagen (Karre stammt übrigens vom lateinischen Wort carruca = schwerer Reisewagen), die über und über mit Silber verziert gewesen ist; nachdem dieser Wagen auf Befehl des neuen Kaisers wieder abgeschafft wurde, forderten jene Bürger, die einst zwangsweise dafür hatten aufkommen müssen, ihren Anteil am Silber zurück.
Eine Sonderstellung nimmt die relatio Nr. 3 ein, welche die mit Abstand bekannteste von allen ist. In ihr setzt sich Symmachus wortgewaltig (aber vergeblich) für das Wiederaufstellen des Altars der Siegesgöttin Victoria im Senatsgebäude Roms ein. Man hatte ihn zuvor aus religiösen Gründen bzw. auf Betreiben christlicher Kreise entfernt. Symmachus' Gegenspieler dabei war der zu den sogenannten Kirchenvätern zählende Bischof Ambrosius von Mailand, sodass der Disput auch in die christliche Überlieferung einging.
Damit es dem Buchkäufer möglich ist, den Inhalt der relationes sinnerfassend zu lesen, wurden die einzelnen Schreiben in einem Anhang kompetent und allgemein verständlich kommentiert. Leider hat der Verlag dort aber aus unerfindlichen Gründen die Schrift auf eine schon grenzwertige Größe verkleinert. Wollte man aus ökologischen Gründen Papier sparen? Oder war man einfach zu knausrig, dem Buch drei, vier Seiten mehr zu spendieren?
Quintus Aurelius Symmachus wurde als Sohn eines Senators im Jahr 340 n. Chr. geboren. Es war eine unruhige Zeit, in der die christliche Religion aufgrund ihrer Vereinnahmung durch die Herrscher des geteilten Römischen Reichs spürbar an Einfluss gewann und zunehmend unduldsam gegenüber den alten Göttern und ihren Verehrern auftrat. Symmachus - und wahrscheinlich die Mehrheit des römischen Senats - waren noch keine Christen, sondern hielten an den alten Traditionen fest. Mehr noch, sie sahen in einer Restauration der einstigen Kulte und Gebräuche die Möglichkeit, den Verfall des Reichs aufzuhalten.
Symmachus, dem ein außerordentliches rhetorisches Geschick nachgesagt wurde, machte eine politische Bilderbuchkarriere. Sie führte ihn bis zum prestigeträchtigen Amt des Konsuls und bescherte ihm die Verleihung des Ehrentitels princeps senatus. Für die Nachwelt am interessantesten ist aber seine Zeit als Stadtpräfekt Roms; ein Amt, das ihn zum direkten Stellvertreter der längst anderenorts residierenden Kaiser machte und entsprechend mit umfangreichen Befugnissen ausstattete. Damals verfasste Symmachus diverse amtliche Schreiben bzw. Berichte (relationes) und schickte diese an den für die Stadt Rom direkt zuständigen Herrscher - manchmal gleichzeitig auch an dessen Kollegen. In diesen Berichten geht es vor allem um Fragen der Rechts- und Verwaltungspraxis. So wird etwa ein Brückenbauskandal behandelt; dabei erfährt man mancherlei interessante Details, etwa dass bei den Ermittlungen ein Berufstaucher bzw. urinator (😄) befragt worden ist. In anderen Fälle geht es um Erbstreitigkeiten oder die Versuche hochgestellter Persönlichkeiten, sich vor Steuern, Abgaben und Gerichtsprozessen zu drücken. Symmachus musste sich sogar mit einer für ihn als Stadtpräfekten bereitgestellten 'Protzkarre' herumschlagen (Karre stammt übrigens vom lateinischen Wort carruca = schwerer Reisewagen), die über und über mit Silber verziert gewesen ist; nachdem dieser Wagen auf Befehl des neuen Kaisers wieder abgeschafft wurde, forderten jene Bürger, die einst zwangsweise dafür hatten aufkommen müssen, ihren Anteil am Silber zurück.
Eine Sonderstellung nimmt die relatio Nr. 3 ein, welche die mit Abstand bekannteste von allen ist. In ihr setzt sich Symmachus wortgewaltig (aber vergeblich) für das Wiederaufstellen des Altars der Siegesgöttin Victoria im Senatsgebäude Roms ein. Man hatte ihn zuvor aus religiösen Gründen bzw. auf Betreiben christlicher Kreise entfernt. Symmachus' Gegenspieler dabei war der zu den sogenannten Kirchenvätern zählende Bischof Ambrosius von Mailand, sodass der Disput auch in die christliche Überlieferung einging.
Damit es dem Buchkäufer möglich ist, den Inhalt der relationes sinnerfassend zu lesen, wurden die einzelnen Schreiben in einem Anhang kompetent und allgemein verständlich kommentiert. Leider hat der Verlag dort aber aus unerfindlichen Gründen die Schrift auf eine schon grenzwertige Größe verkleinert. Wollte man aus ökologischen Gründen Papier sparen? Oder war man einfach zu knausrig, dem Buch drei, vier Seiten mehr zu spendieren?
Die Übersetzung dieser zweisprachigen Ausgabe ist in zeitgemäßem Deutsch verfasst; verantwortlich dafür war die Philologin Alexandra Forst. Von den 308 Seiten nimmt die Übersetzung ca zwei Drittel in Beschlag. Den Rest füllen die Einleitung mit einer Lebensbeschreibung des Autors und vor allem die nützlichen Einzelerläuterungen der relationes im Anhang aus.
Fazit: Die "Amtlischen Schreiben" / "relationes" des Quintus Aurelius Symmachus gewähren einen aspektreichen Einblick in das spätantike, von religiöser und gesellschaftlicher Unruhe geprägte Rom. Eine nützliche Quelle für all jene, die an der damaligen Zeit ein tiefergehendes Interesse haben.
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Weiterführende Informationen:
Weitere interessante Themen:
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- Buch: Kaiser Traian - Eine Epoche der Weltgeschichte
- Buch: Richard Löwenherz - König, Ritter, Gefangener
- Buch: Rhetorica ad Herennium
In meiner Jugend bin ich oft am Baggersee mit dem Schnorchel "urinieren" gewesen. ;-)
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