Donnerstag, 28. Januar 2021

Krimskrams: Über den Wert journalistischer Ergüsse -- Ein "Arsch" -- Qualitätsjournalismus à la Berliner Zeitung -- Wikipedia über Wikipedia -- Telegram

Über den Wert journalistischer Ergüsse

Immer öfter werden von der Journaille die Texte ihrer Schreibsöldner hinter Bezahlschranken versteckt. Laut Insidern handelt es sich hierbei um ein üblicherweise wenig gewinnbringendes Unterfangen. Vielmehr soll es oft nur dazu dienen, gegenüber der Öffentlichkeit den Schein von finanzieller Unabhängigkeit zu wahren, nachdem die Print-Abonnenten in Scharen davonlaufen. Will heißen, die massive Abhängigkeit von Presseförderungen und Inseratenknete aus dem mit Steuergeld vollgesogenen parteipolitischen Apparaten soll auf diesem Weg verschleiert werden.

Eine besondere Kuriosität stellt es allerdings dar, wenn Zeitungen/Nachrichtenportale nicht den eigentlichen Artikel verstecken, sondern nur die Leserkommentare. Siehe nachfolgendes Beispiel.

Quelle

Anscheinend hat hier das Medium völlig richtig erkannt, dass potentielle Leser längst mehr am Kommentarbereich interessiert sind, als an den üblicherweise unzulänglichen Artikeln (siehe auch weiter unten). 
Nun ist in diesem Fall die Anmeldung zwar kostenlos, allerdings lässt sich mit einer hohen Zahl an registrierten Nutzern indirekt natürlich auch Geld machen. Z.B. indem man gegenüber Anzeigekunden damit protzt.

Aber auch ansonsten ist die qualitativ und finanziell abgesandelte Journaille einfallsreich. Blendet sie doch Werbung selbst bei Artikeln ein, die nur für Abonnenten lesbar sind. Das bedeutet, als Nicht-Abonnent bekommt man zwar die Werbung angezeigt, aber keinesfalls den Artikel. Nicht zuletzt deshalb sollte man einen guten Adblocker installieren, um den Medien-Eigentümern einen Strich durch die getürkte Rechnung zu machen. Ich empfehle den ausgezeichneten uBlock origin (gibts für Chrome/Chromium und Firefox).

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Qualitätsjournalismus à la Berliner Zeitung: Forscher entdecken antiken Schatz im Meer

Die Berliner Zeitung, die sich selbst zweifellos für ein Qualitätsmedium hält, veröffentlichte einen von der DPA übernommenen Artikel, in dem es um ein antikes Schiffswrack geht. Im letzten Absatz heißt es hinsichtlich des Fundortes: 

Die Insel Kasos liegt östlich von Kreta und ist noch nicht vom Massentourismus erfasst. Die Insel liegt auf einer Route, die seit dem Altertum die Ägäis mit dem östlichen Mittelmeer verbindet. Die See ist dort öfters sehr rau. Aus diesem Grund sind in der Antike rund um die Insel zahlreiche Schiffe untergegangen.

Ganz davon abgesehen, dass die Ägäis nicht eine Verbindung zum östlichen Mittelmeer darstellt, sondern ein Teil von diesem ist (!), liest sich der Text geradezu so, als ob ein Zwölfjähriger der Verfasser war. Drei Sätze fangen hintereinander mit "Die" an, zweimal gefolgt von "Insel".  Außerdem kommt "die Insel" in der Mitte des letzten Satzes gleich noch einmal vor. Was für ein gruseliger Schreibstil!
Ärgerlich ist, dass sogenannte Journalisten für solche Negativleistungen auf Schülerniveau auch noch ein Gehalt bekommen; schließlich sind das nicht irgendwelche Privatiers, die sich in ihrer spärlichen Freizeit hinter die Tastatur klemmen, sondern angebliche 'Profis, bei denen man eigentlich ein überdurchschnittlich gutes Beherrschen der deutschen Sprache voraussetzen darf.

Journalismus wird immer mehr zu einer staatlich massiv subventionierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für jene Untalentierten und Inkompetenten, die der aufgeblähte Universitätsapparat Jahr für Jahr ausstößt. 

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Ein "Arsch"

Das mein Interview mit dem Präsidenten der "Deutschen Sondengänger Union" (DSU) nicht jedem gefallen wird, war mir von vornherein klar. Ich habe ja schon darüber berichtet, dass ein Grabungstechniker deshalb extra eine E-Mail verfasste, in der er mir seine Liebe aufkündigte. 
Das stört mich allerdings nicht - frei nach den beiden Mottos "viel Feind, viel Ehr" und "ärgere lieber andere, anstatt dich selbst zu ärgern". 😋
Mitunter antworte ich den erbosten E-Mail-Schreibern sogar, um sie noch mehr auf die Palme zu treiben. Ich hatte da z.B. einmal einen Herrn von der Mittelalterbaustelle Campus Galli, den ich mit guten Argumenten und viel Sarkasmus regelrecht zur Weißglut getrieben habe, bis er mich wüst als "Wildsau" beschimpfte 😁

Nun hat sich ein ähnlicher Fall zugetragen: Kürzlich fiel mir auf, dass ich nicht mehr Mitglied einer Facebookgruppe für Mittelalterfans bin. Zwar habe ich dort in den letzten Jahren kein einziges Mal mehr hineingeschaut, aber mir war aufgefallen, dass ich plötzlich aus dieser Ecke keine nervig-unnötigen Benachrichtigungen über Aktivitäten mehr erhielt.
Eigentlich war mir das ganz recht, doch ich wollte vom Gruppenbetreiber aus reiner Neugierde trotzdem wissen, warum ich nicht mehr dabei bin. Also ob wirklich er dafür verantwortlich war oder vielleicht Facebook die Kündigung automatisch vorgenommen hat, weil ich schon so lange nicht mehr aktiv gewesen bin (ich kenne mich halt mit Suckerbööörgs Portal nur mäßig gut aus - und möchte mich, ehrlich gesagt, auch gar nicht darin vertiefen).

Guten Tag, mir ist eben aufgefallen, dass ich nicht mehr Mitglied in der Facebook-Gruppe XXXX bin. Haben Sie mich gekündigt? Falls ja, warum?

Hallo, ich habe zufällig bemerkt, dass Sie auf ihrer Webseite Hiltibolt  [sic!] Raubgräberpropaganda betreiben. Ich will damit nichts zu tun haben, deshalb habe ich sie deabonniert

"Raubgräberpropaganda"? Können Sie das bitte konkretisieren? Sie unterstellen mir hier schließlich das Gutheißen einer Straftat. Würden Sie dermaßen starken Tobak öffentlich ohne entsprechenden Beleg verbreiten, könnten Sie dafür sogar haftbar gemacht werden.
 
Das Interview mit dem Chef der dubiosen deutschen Sondengehervereinigung

Falls Sie damit das Interview mit Axel York Thiel von Kracht - dem Präsidenten der "Deutschen Sondengänger Union" - meinen, dann ist mir schleierhafte, inwiefern ich - oder auch er - darin für sogenannte "Raubgrabungen" Propaganda machen. Haben Sie das Interview überhaupt sinnerfassend gelesen? Oder war mit Ihrer Aufnahmefähigkeit bereits nach der Überschrift Schluss?

Nach gut einer Stunde kam die Antwort. Vermutlich hat der Mann zwischenzeitlich das von ihm kritisierte Interview (zum ersten Mal) gelesen.

Sie schreiben zum Beispiel, dass es den Begriff Raubgrabung nicht gibt. Was verfolgen Sie damit für eine Absicht, wenn nicht die Verharmlosung eines Verbrechens ? Das müssen Sie mir jetzt mal erklären!

Etwas Besseres haben Sie in dem langen Text nicht gefunden? Im Übrigen müssen zuerst Sie mir erklären, inwiefern es tatsachenwidrig sein soll, dass der Begriff "Raubgrabung" unsachlich bzw. ein Dysphemismus ist? Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass vom "Aufsuchen archäologischer Gegenstände durch Unbefugte" gesprochen werden müsste (gegebenenfalls in Kombination mit einer sogenannten "Fundunterschlagung"). Es handelt sich hierbei auch nicht um ein "Verbrechen", also eine schwere Straftat wie Raub, sondern man hat es vielmehr mit einer Übertretung innerhalb des Verwaltungsrechts zu tun. Diesbezüglich die juristisch korrekten Begriffe zu verwenden, kann keine "Verharmlosung" sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Raubgrabung

Das Online-Nachschlagewerk Wikipedia ist keine zitierfähige Quelle. Ganz davon abgesehen, dass nichts in dem verlinkten Text meine obige Aussage widerlegt. 

An dieser Stelle wusste der gute Mann offenbar nicht mehr weiter, deshalb wechselte er das Thema.

Was willst du jetzt eigentlich von mir? Soll ich dich wieder in die Gruppe aufnehmen? 

Sind wir auf einmal per du, Herr XXX? Und nein, in Ihre Gruppe möchte ich nicht zurück. Ich hatte mir vielmehr erhofft, dass Sie Ihre schrägen Unterstellungen konkretisieren und seriös belegen. Aber da habe ich Ihrem Intellekt wohl zu viel zugemutet. 

ARsch

Ihrer selbstreferentiellen Einordnung schließe ich mich gerne an.

😄

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Wikipedia über Wikipedia

Weil der obige Mittelalter-Prolo Wikipedia offenbar als verlässliche Quelle betrachtet, sei hier unbedingt auf die Selbsteinschätzung dieser Info-Abraumhalde hingewiesen:


Äußerst bezeichnend will mir übrigens erscheinen, dass der Wikipedia-Eintrag, von dem dieser Screenshot stammt, nicht auch in deutscher Sprache vorhanden ist. Wird doch gerade die deutschsprachige Wikipedia von vielen Beobachtern als besonders parteiisch und manipulativ betrachtet. Dass da tatsächlich einiges dran ist, belegte erst kürzlich ein Gerichtsurteil. Es ist daher naheliegend, dass jene Seilschaften, die zurzeit in der Möchtegern-Enzyklopädie das Sagen haben, nicht daran interessiert sind, wenn die Vertrauenswürdigkeit ihres Tummelplatzes ausgerechnet auf eben diesem Tummelplatz klar verneint wird. Würde das doch mit dem spürbaren Verlust von Einfluss auf den öffentliche Meinungsbildungsprozess einhergehen. Denn bekanntlich informiert sich besonders die Journaille gerne bei Wikipedia (mehr dazu unten).

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Warum bin ich nicht bei Telegram?

Jemand hat mir vorgeschlagen, mit dem Blog auch zum aufstrebenden Dienst "Telegram" zu gehen. Das möchte ich allerdings nicht machen. Denn ein soziales Netzwerk (Messenger), das sich einerseits angeblich besonders stark der Privatsphäre verschrieben hat, bei dem aber andererseits nur eine Registrierung mittels Telefonnummer möglich ist, stellt einen Widerspruch in sich dar. Zum Drüberstreuen wird dieser Zwang auch noch mit dem Nonsens-Argument begründet, Bot-Registrierungen verhindern zu wollen. Gerade so, als ob diesbezüglich dem Betreiber nicht auch noch ganz andere Gegenmaßnahmen zur Verfügung stünden.
Mich würde es im Angesicht dessen nicht überraschen, wenn Telegram ein riesiger Honeypot ist, mit dem man genau von jenen Menschen personenbezogene Daten abgreifen will, denen ihre Privatsphäre besonders wichtig ist.

Von all dem abgesehen ist es aber ohnehin so, dass in den USA Pressure-Groups gerade unter Verwendung der üblichen Schmähworte daran arbeiten, Telegram nach dem Vorbild des Falls "Parler" abzusägen. Man zensierte bekanntlich auch bei diesem Dienst nicht dermaßen blindwütig wie es etwa auf Twitter, Facebook und Co. der Fall ist.

Wer nun z.B. wissen möchte, was Parler sowie Telegram konkret sind, der sollte natürlich nicht bei Wikipedia nachschauen (wir erinnern uns: "Wikipedia is not a reliable source"). Gleichzeitig verbietet es sich auch Online-Medien zurate zu ziehen, deren Stusstexter selbst gerne von Wikipedia abschreiben. Und dass das sehr viele sind, habe ich ja schon anhand des Beispiels "Salzburger Festspiele" klar belegt.

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17 Kommentare:

  1. Der Primitivling auf FB ist leider symptomatisch. Zu dieser Mittelalterszene halte ich darum schon länger Abstand, obwohl ich eigentlich selber Mittelalterfan bin. Mir sind dort zwischenzeitlich außerdem viel zu viele politisch extrem fragwürdigen Figuren unterwegs, und zwar von beiden politischen Rändern. Die können gerade auf FB nicht damit aufhören, andere zu missionieren. Und wenn du ihnen nicht zustimmst, blockieren sie dich sowieso oder maulen hinter deinem Rücken. Sowas brauche ich nicht.
    Allerbeste Grüße aus Straubing!

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    1. Die "Aachener Erklärung" scheint - unbemerkt von der "Szene" - entschlummert zu sein.

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    2. Die Aachener Erklärung gilt schon noch, aber halt nur für eine Seite des politischen Spektrums, nicht für die andere, wenn du verstehst, was ich meine.

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  2. Der Mittelalterheini sollte vielleicht weniger tief in sein Trinkhorn schauen. Schön, wie du ihn abgefertigt hast.
    :-)

    Gero

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    1. Sind nicht auch wir beide Mittelalter-Heinis? ;)

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    2. Schon, aber keine die nach übermäßigem Genuss von Met auf Facebook Blödsinn posten.
      ;-)

      Gero

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  3. Es ist leider so, dass die oft sehr kurzsichtigen Ansichten und die überschießende Kritik von Archäologen-Kollegen zum Thema Sondengehen immer wieder bei Laien auf fruchtbaren Boden fällt und dann zu solchen Überreaktionen führt. Ich halte es für außerordentlich bedenklich, wie hier aufgehetzt und der Diskurs vergiftet wird.

    Robert

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    1. Ja, die Leute werden da oft hinters Licht geführt. Ich merke das auch immer anhand bestimmter abgenudelter Argumente, die ständig wiederkehren, obwohl sie leicht zu widerlegen sind.
      Die meisten Laien sind einfach zu faul, um sich mit den Details und den Statistiken zu beschäftigen. Entsprechend leicht lassen sie sich instrumentalisieren.

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  4. Bei Wikipedia bin ich zwiegespalten. Einerseits extrem praktisch, andererseits nicht zuverlässig in vielen Bereichen. Aber wahrscheinlich ist genau das die Krux an der Sache ...

    Karl0

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  5. Passt sehr gut zu Telegram, Parler und Zensur!
    https://www.steinhoefel.com/2021/01/swr-aktuell-interviewmitschnitt-zur-frage-der-loeschungen-in-sozialen-medien.html

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  6. Letztlich haben alle kostenlosen Messengerdienste ihren Haken, in welcher Form auch immer. Telegram finde ich sinnvoll für die, die viel publizieren möchten. Wem Anonymität und Datenschutz wichtiger sind, wäre dagegen wohl bei Threema am besten aufgehoben.

    Grüße
    Ulrich

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    1. "Letztlich haben alle kostenlosen Messengerdienste ihren Haken"

      Es heißt nicht umsonst: "Wer billig kauft, kauft teuer." Gerade bei Gratisdiensten im Internet bezahlt man oft mit seinen persönlichen Daten.

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  7. Die BZ ist längst ein Schundblatt. Meine Eltern haben sie 26 Jahre lang abonniert gehabt aber Ende 2015 abbestellt.

    Die miese Qualität der meisten Großmedien und von Wikipedia gehen Hand in Hand, weil die Autoren in beiden Fällen überwiegend die Produkte deutscher Universitäten sind.

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  8. Puuh, den Schreibstil des Journalisten der Berliner Zeitung mit dem eines 12jährigen zu vergleichen ist eigentlich eine ziemliche Beleidigung, aber für den 12jährigen!
    Liebe Grüße,
    Martina

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  9. Journalist war schon immer einer der am meisten verachtetsten Berufe in der Bevölkerung. Damit hat man etlichen Unrecht getan, aber den meisten nicht.

    Der Wanderschmied

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  10. Wikipedia ist Teil eines politisch-medialen Systems, das sich in den letzten Jahren langsam eingeschliffen hat. Ich würde es als "betreutes Informieren" bezeichnen. Der eigentlich mündige erwachsene Bürger soll vor den "falschen" Informationen bzw. vor seiner eigenen Unfähigkeit zu urteilen geschützt werden.
    Die dahinter stehende Weltanschauung ist bis in die Wurzeln antidemokratisch und totalitär.
    Schöne Grüße!

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