Meine obige Zeichnung beruht weitestgehend auf einer Skizze, die ich in Kurt Schietzels Buch "Spurensuche Haithabu" entdeckte. Zu sehen ist hier ein mit Wasser gefüllter Trog bzw. eine sogenannte Mulde (= ein aus massivem Holz gehauener Behälter) auf der man eine Vorrichtung zum Schleifen von Messern oder (Halb-)Edelsteinen anbrachte. Die Welle wird mit einem Schnurzug angetrieben, da dieser - im Vergleich zu einer Kurbel - bei moderatem Kraftaufwand eine höhere Drehzahl ermöglichen soll.
Dass übrigens eine im Utrechter Psalter (9. Jh.) dargestellte Schleifapparatur mit Kurbelantrieb dermaßen groß ausgefallen ist, könnte meiner Ansicht nach etwas damit zu tun haben, dass sich bei einer größeren Dimensionierung der Mann an der Kurbel weniger rasch verausgabt. Grund: Um innerhalb der gleichen Zeitspanne den gleichen Weg zurückzulegen, müsste ein kleinerer Schleifstein schneller drehen bzw. stärker angekurbelt werden, als ein großer (allerdings bin ich von dieser Überlegung selbst nicht völlig überzeugt - zumindest so lange nicht, bis ich den tatsächlichen Unterschied im Praxistest ausprobiert habe).
Zurück zum ganz oben dargestellten Schleifapparat der Wikinger: Wie bei Verwendung eines Schnurzuges der permanente Richtungswechsel kompensiert werden kann, weiß ich nicht. Eventuell ist es nur eine Frage der Übung - ähnlich wie beim Arbeiten mit einer Wippdrehbank (bzw. Wippdrechselbank), deren Fußantrieb übrigens auch hier als Alternative zum Schnurzug denkbar ist. Positiver Nebeneffekt wäre, dass man nur noch eine Person benötigt, die sowohl den Antrieb bedient wie auch das Werkstück schleift.
Zurück zum ganz oben dargestellten Schleifapparat der Wikinger: Wie bei Verwendung eines Schnurzuges der permanente Richtungswechsel kompensiert werden kann, weiß ich nicht. Eventuell ist es nur eine Frage der Übung - ähnlich wie beim Arbeiten mit einer Wippdrehbank (bzw. Wippdrechselbank), deren Fußantrieb übrigens auch hier als Alternative zum Schnurzug denkbar ist. Positiver Nebeneffekt wäre, dass man nur noch eine Person benötigt, die sowohl den Antrieb bedient wie auch das Werkstück schleift.
Fazit: Diese zeichnerisch rekonstruierte "Schleifbock" ist sehr hypothetisch und fußt auf der Interpretation einiger weniger Funde, die vor allem aus der Wikinger-Siedlung Haithabu stammen. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um ein interessante Überlegung bzw. Apparatur.
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Weiterführende Literatur/Quelle:
- Kurt Schietzel | Spurensuche Haithabu | Wachholtz | 2014 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
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Hilti, deine Überlegung hört sich doch sehr logisch an. Ein kleiner Schleifstein, von sagen wir 30 cm Umfang, kann nach einer ganzen Umdrehung natürlich bloß die Hälfte der Schleifwirkung eines Steins mit 60 cm Umfang entfalten. Ist dir aber bekannt, ob diese Schleifmaschine schon jemand als praxistaugliches Model nachgebaut worden ist?
AntwortenLöschenDas weiß ich leider nicht. Übermäßig schwierig, dürfte es allerdings nicht sein, so etwas zu bauen.
LöschenHallo. Ich habe diese Apparatur nachgebaut. Zu Demonstrationszwecken steckt noch eine Astscheibe drauf.
AntwortenLöschenSobald ich das nächste Mal auf den Steinmetz treffe, kommt ein Schleifstein drauf.
Bei der Molle habe ich Lindenholz gewählt. Es ist ziemlich weich und lässt sich gut ausschälen. Zudem hält es das Wasser. Als zusätzlichen Schutz habe ich die Innenseite mit Leinöl abgerieben.
Als Antrieb habe ich den Schnurzug ausprobiert, dieser hat sich bei mir nicht bewährt.
Darum habe ich eine kleine Kurbel gebaut.
Der Praxistest wird mehr zeigen.
Bilder dazu findet Ihr hier: https://www.facebook.com/Pfeifenschnitzerey/photos/?tab=album&album_id=1146876208702504
Hallo Reinhold, tolle Rekonstruktion! Dass sich der in der ursprünglichen Rekonstruktionszeichnung verwendete Schnurzug als nicht optimal herausgestellt hat, wundert mich irgendwie nicht.
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