Freitag, 28. Dezember 2012

Ein Bett aus dem Frühmittelalter

Angelsächsisches Bett, 7. Jh. (Zeichnung: Hiltibold - No rights reserved) 

Ich mache mir im Moment so meine Gedanken zu frühmittelalterlichen Bett-Konstruktionen. Was mir bisher auffällt: In dem von mir unter die Lupe genommenen Zeitraum von 500 bis 1000 nach Christus scheint sich nicht viel getan zu haben; soll heißen, die Dinger sehen sich meist recht ähnlich (das wundert mich allerdings auch nicht).
Die obige Zeichnung zeigt die Rekonstruktion eines angelsächsischen Betts aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Das Original war Teil einer Bestattung (Klick mich).
Was ich daran eher seltsam finde ist die Aufhängung mit der das flexible Gitter aus breiten Lederbändern an der Innenseite des Bettrandes befestigt wird. Mir erscheint das unnötig kompliziert. Warum  hat man die Bänder nicht einfach direkt an die Bretter genagelt? Wieso diese dünnen (Leder-?)Riemen? Worin besteht hier der Vorteil? Soll das Material auf diese Weise geschont werden? Interessant ist auch das schräg gestellte Kopfende mit den beiden Befestigungen aus tordiertem Stahl.
Natürlich muss man aufpassen; ein für eine Bestattung verwendetes Bett mag eine Spezialanfertigung gewesen sein, die sich in Details von den Alltagsmodellen unterscheidet - auch wenn ich das hier eher nicht glaube. Und es stellt sich die Frage: Wer verwendete im Alltag solche oder ähnliche Betten? Nur die Oberschicht? Oder doch größere Teile des Volks?

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5 Kommentare:

  1. Interessant... Nach allem, was ich herausgefunden habe, war das Bett an sich zumindest in höheren Schichten keine Mangelware, aber ziemlich viele Menschen mussten eins teilen.
    Auch die Adeligen hatten in den seltensten Fällen ein Bett nur für sich, das war ungeheurer Luxus.
    Vielleicht darum die Riemen? Um auch mehrere Menschen zu halten?

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    1. Ich denke mir, gerade wenn mehrere Menschen in einem Bett wie diesem schlafen, dann wirken diese dünnen Riemen doch reichlich filigran.
      Aber was weiß ich schon ;)

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    2. Stimmt auch wieder... man müsste glatt jemanden finden, der eins nachbauen kann und irgendwie so testen, dass dabei niemand verletzt wird.
      Denn die modernen Erwachsenen sind viel zu groß und zu schwer, vermute ich. Wenn aber ausgewachsene Menschen nicht viel mehr als 45 kg wogen (Ausnahmen bestätigen die Regel) und deutlich kleiner waren als heute, scheiden die meisten Erwachsenen als Testlieger aus. Aber Kinder auf ein Bett setzen, das eventuell zusammenkracht, ist verantwortungslos.

      Ich fände das hochspannend, wie viel so eine Liegestatt aushält.

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    3. Im Frühmittelalter waren die Menschen im deutschen Sprachraum im Schnitt ungefähr 6 cm kleiner als heutzutage (dürfte in England ähnlich gewesen sein); was eigentlich nicht wirklich viel ist. Allerdings waren sie bestimmt deutlich leichter, da Fettsucht damals ja noch keine Volkskrankheit war.
      So gesehen dürfte so ein Bett wahrscheinlich dauerhaft keine zwei ausgewachsenen Menschen der Gegenwart tragen können, fürchte ich.
      Zumindest nicht wenn die Konstruktion so aussieht wie auf obiger Zeichnung. Allerdings ist mir nicht bekannt was dabei auf der bloßen Interpretation der Archäologen beruht, und was sicher belegt ist. Diese dünnen Riemchen könnten von daher durchaus Nonsens sein.
      Und das ist dann auch das Hauptproblem der meisten Bettnachbauten die es heute so gibt, wie z.B. in diesem Fall: http://loftussaxonprincess.wordpress.com/2012/03/13/street-house-bed/
      (wobei die Sache trotzdem hochinteressant ist).

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    4. Naja, wenn man bedenkt, dass sechs Zentimeter ungefähr meine Handbreite ist, ist das aber auch gar nicht so wenig.
      Ja, darum habe ich gesagt, dass es mit dem Testen schwer wird, da man zu Testzwecken nicht einfach mal ein paar Kinder draufsetzen kann, die leicht genug wären.

      Habe mir die Bilder so genau angeschaut wie möglich, da sehe ich keine Lederriemen. Nur den Holzrahmnen.
      Nachbauten sind immer ein Problem, weil beispielsweise bereits das verwendete Material oder die verwendete Legierung/Holzart etc. Einfluss auf die diversen Eigenschaften hat.

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