Donnerstag, 16. Januar 2020

Krimskrams: Das unter den Teppich gekehrte Thermische Maximum des Holozän -- Juristische Posse um 3D-Scan der Nofretete-Büste -- usw.

Klima und Klimawandel: Das unter den Teppich gekehrte Thermische Maximum des Holozän

Vor einigen Tagen stieß ich auf einen interessanten, an wissenschaftlichen Forschungsergebnissen orientierter Artikel, in dem ein kritischer Blick auf die Klimageschichte des Holozän (das gegenwärtige Nacheiszeitalter) geworfen wird - mit überraschenden ErkenntnissenHier zwei kurze Zitate daraus:

„Aus der Kurve Alley (2000) [Achtung, nicht die von mir unten abgebildete Kurve ist gemeint!] ist leicht ersichtlich, dass die Temperaturen vor 10.000 bis 1.500 Jahren praktisch während des gesamten Zeitraums wärmer waren als heute, und 85% der letzten 10.000 Jahre waren wärmer als heute. Die Kurve reicht bis vor 95 Jahren, aber selbst wenn wir im letzten Jahrhundert 0,7 ° C für die Erwärmung hinzufügen, waren die Temperaturen immer noch überwiegend wärmer als heute.“ (Don Easterbrook 2013)

Die Uni Bonn hat die 2010 gewonnen Bohrkerne aus dem Vansee analysiert und konnte anhand der Pollen, Temperaturverlauf und Niederschlag „sehr genau bestimmen“. „Das Klima ist viel sprunghafter als vorher geglaubt“. Prof. Litt: „Was uns besonders überrascht hat, dass die Phasenübergänge von Kaltzeiten zu Warmzeiten offenbar sehr schnell, sehr abrupt vonstatten gingen. … innerhalb von 10 bis 20 Jahren, das Klima sich dramatisch verändert haben kann.“ O-Ton des Berichts. 
„Die ersten Untersuchungen führen in die Zeit bis vor 15.000 Jahren. Und zeigen deutlich wie schnell, trockene und feuchte, kalte und warme Perioden aufeinander gefolgt sind, ohne den Einfluss des Menschen!“ (3sat 2012)

Zum vollständigen Artikel

Wir erinnern uns an die medial kolportierte These: Die derzeitige Warmzeit sei nicht nur wegen ihrem angeblich starken Temperaturanstieg außergewöhnlich, sondern auch wegen der Geschwindigkeit, mit der dieser in den letzten 150 Jahren vonstatten ging. Wie passt das zu den obigen Forschungsergebnissen - die übrigens nicht singulär sind? Gar nicht, würde ich meinen. Siehe auch die nachfolgende Grafik, die den Klimawandel der letzten 10000 Jahre anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen/Proxydaten in meiner Heimat Österreich visualisiert. Die hier dargestellten Warm- und Kaltzeiten finden sich natürlich in ähnlicher Form auch global wieder. Die entsprechenden Informationen sind online leicht zu finden. Der an den Themen Klima und Klimawandel ernsthaft Interessierte muss nur wollen, woran es freilich sehr oft scheitert.
Natürliche Klimaschwankungen in den österreichischen Zentralalpen während der vergangenen 10.000 Jahre, rekonstruiert auf Basis von Sauerstoffisotopenschwankungen (δ18O) von Tropfsteinen der Spannagelhöhle. Einheit in Promille der Sauerstoffisotope. Daten von Fohlmeister et al. 2012, heruntergeladen von NOAA National Climatic Data Center. | via klimawandel-in-oesterreich.at

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Juristische Posse um 3D-Scan der Nofretete-Büste

Hier wird eindrücklich berichtet, dass ein mit Steuergeld gepäppeltes Museum in Berlin sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat, hochauflösende Bilddaten eines 3D-Scans der berühmten Nofretete-Büste frei zugänglich zu machen.
Unter anderem wurde von den Vertretern des Museums rechtfertigend erklärt, die Rechte an den besagten 3D-Daten würden zur Finanzierung des Museums beitragen. Was sich allerdings als an den Haaren herbeigezogene Schutzbehauptung herausstellte, da die im Verlauf von einigen Jahren daraus tatsächlich generierten Einnahmen von nicht einmal 5000 Euro geradezu absurd wenig sind.

Mich erinnert dieser Fall an das knuffige Alamannenmuseum Ellwangen, wo zurzeit ein mittelalterlicher Münzschatz ausgestellt wird, über dessen Unterschlagung durch Metallsucher man sich zwar einerseits mehrfach öffentlich echauffiert hat, weil doch der Schatz angeblich der Allgemeinheit gehört, man andererseits aber dieser Allgemeinheit verweigert, Fotos von besagtem Schatz zu machen. Diese Vorgehensweise ist - laut Museumsdirektor auf Facebook - primär auf dem Mist jener staatlichen Stellen gewachsen, die als Eigentümer des Schatzes auftreten (ob freilich das Museum versucht hat, sich dagegen zu wehren, ist nicht bekannt). Auch hierbei handelt es sich demnach um das anmaßende Gebaren eines Obrigkeitsstaates, dessen Vertreter es wohl insgeheim genießen, den sie finanzierenden Steuerzahler mit unsinnigen Verboten zu gängeln. Als alternative Erklärung kommt eigentlich nur noch simple Blödheit infrage. 

Dass es besser bzw. bürgernäher geht, zeigen z.B. das Archäologiemuseum und Münzkabinett Schloss Eggenberg in meiner Heimatstadt Graz, wo der Besucher (ohne Blitzlicht) fotografieren darf so viel er mag: Siehe hierhier und hier.
Mein persönliche Haltung ist mittlerweile ohnehin die: Darf ich nicht fotografieren, besuche ich ein Museum nicht. 

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Post einer Leserin

Eine Leserin schickte mir einen Artikel aus der Steiermark-Ausgabe der Kronenzeitung vom 14. Jänner 2020, der geeignet ist, niedrigen Blutdruck zu kurieren: Darin heißt es:

Neues Projekt an steirischer Hochschule: Hygieneartikel jetzt gratis.

Seit Montag ist die Universität Graz die zweite Hochschule in Österreich, die für Studentinnen kostenlos Monatshygieneprodukte zur Verfügung stellt. Nachhaltige Tampons und Binden finden sich auf sechs Toiletten am Campus in Spendern. Finanziert wird die Aktion von der Universität. Beschlossen wurde das vom "Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich" eingebrachte Projekt einstimmig von der Grazer Hochschülerschaft. "Menstruieren darf kein Luxus sein", sagt die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Viktoria Wimmer (Grüne & Alternative Student_innen) dazu.

Was ich davon halte, wollte die Leserin wissen. Nun ja, ich will es mal so formulieren, dass es thematisch zum Blog passt: Solange dergleichen mit Steuergeld möglich ist, möchte ich kein Wort davon hören, dass unsere Hochschulen angeblich unterfinanziert sind. Und wenn der Denkmalschutz/die Archäologie das nächste Mal wieder über zu wenig Geld jammert, dann sollten die Verantwortlichen einen Blick auf solche Ideologie-Projekte, von denen es unzählige gibt, werfen. Dort werden die Finanzmittel versenkt, die dann an anderer bzw. sinnvollerer Stelle fehlen.


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18 Kommentare:

  1. Soweit ich das verstehe, enden die Daten des Bildes mit den drei Ausrufungszeichen im Jahr 1963. Ist also etwas irreführend.

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    1. Es ist anhand der Grafik und ihrer Beschriftung gut ersichtlich, dass die aus den Proxydaten errechneten Temperaturen nicht bis in die unmittelbare Gegenwart der letzten Jahre reichen.

      Davon abgesehen ist der Beitrag der weiteren Erwärmung im nicht abgedeckten Zeitraum dermaßen gering (wenige Zehntel Grad Celsius), dass dies in der Grafik keinen optisch signifikanten Niederschlag finden würde. Verglichen mit dem Thermischen Maximum des Holozäns - aber auch mit der Mittelalterlichen Warmzeit - würden die Ausschläge nach oben immer noch sehr bescheiden wirken. Die Temperaturen lagen damals im Schnitt schließlich mehrere Grad über den heutigen.

      Darüber hinaus macht diese Grafik deutlich, wie plötzlich die Veränderungen eintraten - ein außerordentlich wichtiger Aspekt, der mindestens die gleiche Beachtung finden muss wie Temperaturen selbst.

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  2. Die Fotografieverbote einiger Museen riechen nach Prinzipienreiterei. So etwas musss ich ehrlich gesagt auch nicht mitmachen. Außerdem ist es ganz schön dumm, weil sie nehmen sich damit die Möglichkeit, im Internet gratis Werbung z B auf Instagram oder
    Pinterest zu bekommen .
    Grüße
    Alter Schwede

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  3. Das Empörende ist, dass die im Fernsehen gezeigten Kurven alle erst um 1850 herum einsetzen. Das bedeutet, der Seher wird gezielt getäuscht, weil man ihm das Gesamtbild vorenthält, das ihn in die Lage versetzen würde, die Intensität der derzeitigen Warmphase im Kontext wenigstens der letzten Zehntausend Jahre richtig einzuordnen.
    Ginge man noch weiter zurück, nämlich ein paar Millionen Jahre, dann würde man feststellen, dass sogar das Maximum im Holozän nicht den bedeutendsten und längsten Temperaturanstieg darstellt.
    Das alles wissend, würden sich die Menschen aber nicht in Angst versetzen und in weiterer Folge finanziell ohne nennenswerten Widerspruch ausnehmen lassen.

    Hagen

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  4. Bezeichnenderweise fällt in die große beschriebene Erwärmungsphase des Holozän auch die neolithische Revolution.
    C3PO

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    1. Das ist richtig. Warmzeiten waren in der Vergangenheit immer wieder von großer Bedeutung für die menschliche Entwicklung, und zwar im positiven Sinn. Die archäologische bzw. historische Forschung ist sich dessen längst bewusst. Allerdings hat es sich offenbar noch nicht überall herumgesprochen, dass die derzeitige Vereisung bedeutender Teile der Erde grosso modo für die Menschheit nicht den willkürlich behaupteten Optimalzustand darstellt.

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  5. Hi! Am Ende des therm. Maximums, ca 3000 v. Chr., war die Antarktis bezeichnenderweise an den Küsten eisfrei! Heute ist hingegen die Küste fast völlig vereist! Wirklich bemerkenswert ist aber, dass die Eismassen weiter zunehmen, unabhängig davon, was Medien behaupten. Ein NASA-Experte hat dazu 2018 eine umfangreiche Studie vorgelegt.
    https://wattsupwiththat.com/2018/06/15/nasa-glaciologist-jay-zwally-puts-the-hammer-down-antarctica-is-gaining-ice/ Beste Grüße, Philippus

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  6. Ich habe mich schon mehrfach über Fotografieverbote in Museen hinweggesetzt, bin dabei aber immer sehr dezent vorgegangen. Dank guter Handykamera kein Problem bisher ;-)

    Gero

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  7. Servus, darf mn im Alamnnenmuseum eigentlich nur den ollen Münzhaufen nicht fotografieren oder auch sonst nichts??Barma

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    1. Als ich vor einigen Jahren das Museum besucht habe, konnte ich Besucher beobachten, die fotografiert haben. Ob die das durften, kann ich allerdings nicht sagen. Sicher weiß ich aber, dass der zurzeit nur vorübergehend ausgestellte Münzschatz nicht ohne Genehmigung fotografiert werden darf (woran sich beispielsweise eine Zeitung nicht gehalten hat, was wiederum den Museumsdirektor ärgerte).

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    2. Ich glaube, der Direktor hat sich mehr darüber geärgert, dass auf dem Foto vom Schatz auch der Sondler posiert, der ihn gefunden und zuerst für sich behalten hat ;-)

      Ich pflichte aber voll bei, fotografieren sollte Besuchern immer erlaubt sein, außer sie wollen die Fotos kommerziell verwerten.

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  8. Passend zum "einzigartigen KlimaKRISE" auch die Geschichte der Pasterze: https://www.derstandard.at/story/2000018021936/pasterze-gibt-6000-jahre-alten-baumstamm-frei
    "Vor mehr als 9.000 Jahren und in der Zeit vor 7.000 bis 3.500 Jahren war es sogar so warm, dass in heutigen Gletschergebieten Bäume wachsen konnten. "

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    1. Genau, das ist ein wichtiger Hinweis. Forscher aus der Schweiz und Österreich haben in den letzten Jahren etliche Baumstämme aus abschmelzenden Alpen-Gletschern geborgen und dendrochronologisch datieren lassen. Die Baumgrenze lag früher wesentlich höher als heute. Sicher nicht zufällig soll sich die Bezeichnung "Pasterze" vom slowenischen Wort für "Viehweide" ableiten.

      Siehe zu dem Thema auch hier zwei ziemlich aktuelle Links (Video) https://www.youtube.com/watch?v=7InP45jLsCU und hier (Artikel) https://www.weltwoche.ch/ausgaben/2019-28/sonderheft/gletschermanns-entdeckung-die-weltwoche-ausgabe-28-2019.html

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  9. Hallo, hier ein sehr leicht zu finden der Link zum Autoren des Artikels über den Klimawandel und seine Methode:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_L%25C3%25BCning

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    1. Ja, das ist leicht zu finden (der Link ist übrigens kaputt), aber Wikipedia ist leider keine reputable oder zitierfähige Quelle.

      Auch bitte ich darum, Wischiwaschi-Andeutungen zu unterlassen. Davon hat niemand etwas. Wenn es deiner Meinung nach Probleme mit Lünings "Methoden" gibt, dann lege das entsprechend dar (aber nicht auf Basis von Wikipedia-Texten, weil s.o.)

      Und last but not least: Der Urheber der obigen Kurve ist ohnehin nicht Sebastian Lüning, siehe die Quellenangabe unter der Grafik.

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  10. Könnten Sie bitte mehr solche Artikel zur Klimageschichte bringen? Ich finde dieses Thema interessant und dieser eine obige Beitrag lockert das Spektrum der übrigen Themen auf.

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    1. Schauen wir mal im kommenden Herbst. Demnächst geht das Blog allerdings erst mal in die vierwöchige Sommerpause.

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    2. Danke für diese Idee.
      Im Moment habe ich mit den Beiträgen auf diesem Blog genug zu lesen und zu forschen - ich bin erst nach dem Verfassen des Kommentars auf die Suchfunktion draufgekommen.

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