Homers Werke 'Ilias' und 'Odyssee' sind nicht die einzigen Quellen zum berĂŒhmten antiken Mythos rund um die Belagerung und Zerstörung der kleinasiatischen Stadt Troja. Im Gegenteil: Besonders im Mittelalter und der frĂŒhen Neuzeit griff man gerne auf Alternativen wie die Troja-Romane der beiden Autoren Diktys Cretensis und Dares Phrygius zurĂŒck.
Diktys soll Augenzeuge des Trojanischen Krieges gewesen sein. Sein 'Bericht' wurde - so lautet zumindest die Ăberlieferung - in einem Grab zur Zeit Kaiser Neros entdeckt, wo er auf Lindenbast geschrieben in einem ZinnkĂ€stchen die Jahrhunderte ĂŒberdauert hatte. Die Forschung geht allerdings davon aus, dass der Autor erst in der römischen Kaiserzeit lebte.
Dares wiederum war angeblich ebenfalls Zeitgenosse des Krieges und soll dementsprechend seine Troja-ErzÀhlung noch vor Homer verfasst haben. Doch auch er, meint zumindest die moderne Forschung, habe eher zur Zeit der römischen CÀsaren gelebt.
Hinsichtlich der Herangehensweise unterscheidet sich Homer von Diktys und Dares vor allem dadurch, dass die beiden Letzteren den Einfluss der Götter auf das Kriegsgeschehen massiv zurĂŒckschrauben. Vor allem Dares versucht den Trojanischen Krieg, der bei ihm ein rein menschlicher ist, zu rationalisieren. Interessanterweise gab es ja schon in der Antike kritische Stimmen, welche die Mitwirkung von Göttern am Trojanischen Krieg als 'Fantasy' kritisierten. Die Behauptung, der antike Mensch hĂ€tte die ErzĂ€hlungen von Homer fĂŒr bare MĂŒnze genommen, triff in seiner PauschalitĂ€t daher sicher nicht zu. Möglicherweise sind die Werke von Diktys und Dares sogar eine Reaktion auf diese Kritik. Um Tatsachenberichte handelt es sich hierbei freilich trotzdem nicht.
Diktys soll Augenzeuge des Trojanischen Krieges gewesen sein. Sein 'Bericht' wurde - so lautet zumindest die Ăberlieferung - in einem Grab zur Zeit Kaiser Neros entdeckt, wo er auf Lindenbast geschrieben in einem ZinnkĂ€stchen die Jahrhunderte ĂŒberdauert hatte. Die Forschung geht allerdings davon aus, dass der Autor erst in der römischen Kaiserzeit lebte.
Dares wiederum war angeblich ebenfalls Zeitgenosse des Krieges und soll dementsprechend seine Troja-ErzÀhlung noch vor Homer verfasst haben. Doch auch er, meint zumindest die moderne Forschung, habe eher zur Zeit der römischen CÀsaren gelebt.
Hinsichtlich der Herangehensweise unterscheidet sich Homer von Diktys und Dares vor allem dadurch, dass die beiden Letzteren den Einfluss der Götter auf das Kriegsgeschehen massiv zurĂŒckschrauben. Vor allem Dares versucht den Trojanischen Krieg, der bei ihm ein rein menschlicher ist, zu rationalisieren. Interessanterweise gab es ja schon in der Antike kritische Stimmen, welche die Mitwirkung von Göttern am Trojanischen Krieg als 'Fantasy' kritisierten. Die Behauptung, der antike Mensch hĂ€tte die ErzĂ€hlungen von Homer fĂŒr bare MĂŒnze genommen, triff in seiner PauschalitĂ€t daher sicher nicht zu. Möglicherweise sind die Werke von Diktys und Dares sogar eine Reaktion auf diese Kritik. Um Tatsachenberichte handelt es sich hierbei freilich trotzdem nicht.
Die vorliegende Ausgabe ist in einem modernen, angenehm zu lesenden Deutsch geschrieben und stammt vom fleiĂigen Ăbersetzer Kai Brodersen (siehe hier mein Interview mit ihm). Der Text ist zweisprachig; hauptsĂ€chlich lateinisch-deutsch, in kleinerem Umfang auch griechisch-deutsch, da einige Textfragmente nur auf Griechisch ĂŒberliefert sind.
Das Buch enthĂ€lt ein Register mit wichtigen Namen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis (mir wĂ€re ein umfangreiches Register lieber gewesen) aber keine FuĂ- bzw. Endnoten mit Anmerkungen, wie man es von den meisten Reclam-Ăbersetzungen her kennt. Der Kaufpreis betrĂ€gt nicht ganz gĂŒnstige 60 Euro.
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Es ist ja eigentlich kaum glaubhaft, dass vom in der Bronzezeit angesiedelten und weit verbreiteten Troia-Mythos keine Àhnlich alten ErzÀhlungen existieren sollen wie die von Homer. Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass Dares und Diktys noch Zugriff auch auf andere alte Quellen hatten.
AntwortenLöschenGrĂŒĂe,
Gerhard
Die Möglichkeit besteht auf jeden Fall. Denn dass nur Homer den angeblich schon lange vorher in unterschiedlichen Variationen mĂŒndlich ĂŒberlieferten Troja-Mythos verschriftlicht haben soll, ist keine in Stein gemeiĂelte Tatsache. Insgesamt scheinen die Texte von Diktys und Dares jedoch zu belegen, dass Homer ihre Quelle war.
LöschenIch hĂ€tte da mal eine Frage, die nicht 100%ig zum Thema passt: Gibt es (populĂ€r-) wissenschaftliche Literatur, die die Zeit um den Trojakrieg fĂŒr den Balkan bis Mitteleuropa abdeckt? Ich lese immer nur "Der Fernhandel brach zusammen", kann mir aber nicht erschlieĂen, ob die "Seevölker"-/ "Luwier"-Kriege die Folge oder der Anlass fĂŒr den Zusammenbruch waren. M.E.n. war z.B. die Schlacht an der Tollense ein gigantischer RaubĂŒberfall auf eine groĂe HĂ€ndlerkarawne - und wenn es nicht sehr viele HĂ€ndler gab... Auch sollen ja Dörfer zwischen Donau und Bodensee in dieser Zeit befestigt worden sein (Quelle: Videoinstallation des Federseemuseums...)
LöschenGrĂŒĂe, irgendwer
(PS:Dein Artikel zur Sicherheit der StraĂen in Rom hat meinem Affen gerade extra Zucker gegeben...)
Eine allgemeine Abhandlung dazu ist mir leider nicht bekannt. Höchstens das Buch "1177 v.Chr.: Der erste Untergang der Zivilisation" (von Eric H. Cline) kommt dem ein wenig nahe. Allerdings steht dabei der östliche Mittelmeerraum im Zentrum.
LöschenFuĂen denn diese Darstellungen im GroĂen und Ganzen auf Homer (minus göttliche Interventionen) oder gibt es da in den Texte auch Sondergut, das aus anderen Quellen stammen muss?
AntwortenLöschenMeiner EinschĂ€tzung nach ist das mehrheitlich mit Homer identisch. Ob der Rest aus anderen Quellen stammt, oder ob sich die Autoren das komplett selbst ausgedacht haben, vermag ich nicht einzuschĂ€tzen. Wobei das grundsĂ€tzlich schwierig sein dĂŒrfte.
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