Freitag, 13. März 2020

🥣 Hiltibold backt römisch: Fladen mit Pilzen und Zwiebeln ("placenta cum fungis et cepis")



Das folgende Rezept habe ich dem sehr guten "Gladiatorenkochbuch" von Christian Eckert entnommen (hier meine Rezension). Dieses belegte römische Fladenbrot, das wohl viele Leser sofort an die wesentlich später erfundene Pizza erinnert, basiert hinsichtlich seines Aufbaus und der Zutaten auf römischen Überlieferungen; obschon es so nicht 1:1 tradiert wurde. Z.B. findet man die meisten Grundzutaten im Rezept des älteren Cato für ein Libum (Opferfladen). Für kulinarische Authentizitätsfetischisten ist es daher nicht geeignet, jedoch gibt es Interessierten einen durchaus passablen Geschmackseindruck hinsichtlich eines einfachen Gerichts, das in ähnlicher Form in der antiken römischen Küche mit einiger Wahrscheinlichkeit existierte. Darüberhinaus ist es kinderleicht, schnell gemacht und schmeckt gut.


Zutaten für einen Fladen (diese Mengenangaben haben sich, für meinen persönlichen Geschmack, am besten bewehrt):
  • 1 Tasse Weizenmehl vom Typ 550 (Deutschland) bzw. Typ W700 (Österreich) 
  • 1 gestrichener Teelöffel (Meer-)Salz
  • 1/3 Tasse lauwarmes Wasser
  • 1/3 Würfel Germ / Frischhefe
  • 1 Ei
  • 1 kleine Zwiebel (oder 1/2 große Zwiebel)
  • 200g Champignons
  • 100g geriebenen Hartkäse (z.B. Pecorino)
  • Nuoc-nam; das ist eine günstige ostasiatische Fischsauce, die als Ersatz für römisches Liquamen/Garum dient. Auch Sojasauce ist möglich, dabei handelt es sich aber um den geschmacklich am wenigsten authentischen Ersatz. Egal was man nun aber wählt: Aufgepasst mit dieser Zutat, da man das Gericht sehr leicht überwürzen kann!

Zubereitung: 
Die Zwiebel und Champignons klein schneiden, in einer Pfanne anbraten und mit der Fischsauce ablöschen.
Germ, Wasser und Ei gut miteinander verquirlen (evtl. kurz mixen) und dann in einer Schüssel mit Mehl und Salz vermengen.
Alles mit einem Löffel durchrühren, bis ein sämiger Teigklumpen entsteht; diesen im Anschluss gut durchkneten und in einer mit einem Geschirrtuch zugedeckten Schüssel an einem warmen Platz zwei Stunden lang gehen lassen.
Danach den Teig relativ flach ausrollen, mit Champignons, Zwiebeln und Käse belegen, pfeffern und bei 200°C ca 20 Minuten backen. Fertig!
Teigkugel
Ausgerollter Fladen
Fertiger Fladen mit Belag aus Champignons, Käse und Zwiebeln. Natürlich könnte man hier bis zu einem gewissen Grad auch selbst kreativ werden, solange die Zutaten jenen entsprechen, wie sie schon die Römer kannten. Z.B. Oliven wären als Teil des Belags denkbar; oder bestimmte frische Kräuter.
—————–


2 Kommentare:

  1. Sieht schon lecker aus! Das Rezept erinnert mich übrigens an Dinnete, die angeblich im Mittelalter aus Italien in die Bodenseeregion exportiert worden sind. Ich vermute, dass solche belegten Fladenbrote aus dem Backofen in Italien eine lange Tradition gehabt haben. Die Pizza wird nur die letzte Variante davon gewesen sein.

    Grüßle,
    Maria

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, die moderne Pizza wurde kaum aus dem Nichts kreiert. Auch in der "Aeneis" Vergils wird ja bereits ein pizzaähnliches Gericht beschrieben.

      Leider ist die Quellenlage hinsichtlich solcher gebackener Fladen mit Belag fürs Frühmittelalter sehr schlecht, sodass sich die Kontinuität dieses Gerichts, von der Antike bis in die Gegenwart, meines Wissens bisher nicht klar beweisen lässt. Aber sie existiert mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.

      Löschen

Kommentare werden entweder automatisch oder von mir manuell freigeschalten - abhängig von der gerade herrschenden Spam-Situation und wie es um meine Zeit bestellt ist.