Samstag, 6. März 2021

⛏️ Die ominösen Klaubsteinhaufen des Römerackers, mehr Erdverfärbungen und eine Überraschung



Nachdem mir das Bundesdenkmalamt bestätigt hat, dass ich wohl wirklich die Spuren eines bisher unbekannten römischen Landgutes auf einem Acker südlich von Graz entdeckt habe (siehe Link am Ende des Beitrags), habe ich mich vorgestern bei schönem Wetter noch einmal zum betreffenden Plätzchen aufgemacht. Die Hauptgründe dafür waren:
1. um eine Reihe von kleinen Erhebungen am Rand des Ackers zu begutachten, die von mir und auch vom Bundesdenkmalamt als mögliche Klaubsteinhaufen interpretiert wurden; will heißen, Bauern hätten in diesem Fall im Laufe der Zeit die größeren Brocken des zerstörten Römerbaus im Zuge der Feldarbeit zusammengeklaubt (da sie beim Pflügen störten) und nach und nach am Ackerrand angehäuft. Freilich, die besagten "Haufen" hätten z.B auch in Plastik eingeschweißte Heuballen sein können, denn auf der mir vorliegenden Reliefdarstellung war diesbezüglich keine Unterscheidung möglich. Das galt es endlich zu überprüfen.
2. wollte ich noch einmal nach an der Oberfläche verstreuten Fragmenten des Gebäudes Ausschau halten, um weitere harte Belege dafür zu finden, dass es sich um einen römischen Fundplatz handelt. 

Klaubsteinhaufen oder nicht?

Leider, jene Erhebungen, die hätten Klaubsteinhaufen sein können, waren verschwunden. Es hat sich also, wie ich halb erwartet habe, wohl um Heuballen gehandelt, die sich auf der mir vorliegenden LIDAR-Aufnahme abgezeichnet haben.
An anderer Stelle entdeckte ich allerdings zumindest eine kleinere Erhebung (siehe weiter unten), die von ihrer  bescheidenen Größe und Lage her theoretisch ein Klaubsteinheufen sein könnte. Das Problem dabei ist allerdings, dass diese Erhebung von einem Baum und allerlei Kraut überwachsen ist. Bloß mit einer Spitzkelle bewaffnet, kann man sich da brausen gehen (mal davon abgesehen, dass es theoretisch ohnehin nicht erlaubt wäre, darin nach irgendwelchen zusammengewürfelten römischen Steinen zu stochern 😇). Um durch das dichte Wurzelwerk ins Innere Vorzudringen, müsste man schon mit mindestens einem Spaten, eventuell sogar mit einer Dolabra anrücken. Das mache ich natürlich nicht (ganz im Ernst).


Überraschung - das gabs noch nie!

Nachdem ich die Sache mit den Haufen leicht enttäuscht, aber ziemlich schnell aufgegeben hatte, bin ich zweimal um den nicht allzu großen Acker gelaufen und habe meinen Blick über den Boden pendeln lassen. Neben den üblichen kleinen Ziegelstücken (bei weitem nicht jedes ist 'alt') fand ich diesmal aber auch etwas, das mir so noch nie untergekommen ist und von einiger Bedeutung für die zeitliche Einordnung des Fundplatzes sein dürfte, nämlich zwei Fragmente eines gräulich-rötliche Kalkmörtels (auf einer Seite relativ glatt, auf der anderen uneben, da diese ursprünglich auf dem Mauerwerk haftete). Unter dem Mikroskop habe ich mittels Zahnarztbesteck (Scaler-Zahnsonde) Stellenweise die Oberfläche der Verputz-Fragmente abgetragen und festgestellt, dass sie im Inneren Spuren von Pflanzenfasern oder Tierhaaren enthalten (solche Zusätze wurde von der Antike bis ins frühe 20. Jahrhundert beigegeben, damit der Mörtel beim Trocknen nicht rissig wird). Viel wichtiger aber ist, dass auch Ziegelsplitt anzutreffen war. Gerade der ist recht typisch für römischen Kalkmörtel und somit liegt hier ein weiteres starkes Indiz für einen Römerbau vor!


Eine auffällige Schotteranhäufung


Etwas oberhalb der orangen Markierung befindet sich der Standort des einstigen Baus (siehe Pfeil). Darunter, also innerhalb der Ellipse, ist der Boden auffällig dunkel verfärbt - und zwar sowohl im Bereich des Ackers wie auch auf der Wiese (die dort auch eine auffällige Einbuchtung aufweist). Interessanterweise wird im gepflügten Acker ersichtlich, dass sich dort große Mengen an Schotter im Boden befinden. Zwar ist Schotter auf der gesamten Ackerfläche anzutreffen, aber nur an dieser begrenzten Stelle wird man mit einer auffällig hohen Konzentration davon konfrontiert.
Ich könnte mir vorstellen, dass wir es mit einem alten Weg zu tun haben, der einst zumindest stellenweise geschottert war, da der Boden hier besonders im Frühjahr und Herbst sehr feucht (=weich und schlammig) sein kann. Wobei die Verfärbung auf der Wiese links auch daher rühren könnte, dass dort in manchen Jahren die Ackergrenzen anders verlaufen - siehe die nachfolgende Google-Earth-Aufnahme. Die starke Verfärbung im Acker rechts kann das aber nicht erklären. Befand sich dort vielleicht einst ein Misthaufen, an dem ein geschotterter Weg vorbeiführte? Oder ist dort eine größere Holzkonstruktion abgebrannt, deren Überreste die Erde nachhaltig dunkel färbten? Verkohltes Material konnte ich freilich noch keines entdecken. Zumindest nicht mit freiem Auge. Leider hatte ich nicht daran gedacht Bodenproben zu nehmen, um mir das unter dem Mikroskop genauer anzuschauen. 


Hier noch zwei weitere Bilder jenes Platzes, auf dem einst die Gebäude standen. Der Bereich ist dabei unterschiedlich deutlich auszumachen. Zuerst nur als diffuse Bodenverfärbung, dann in Form von klar auszumachenden Bewuchsmerkmalen mit wesentlich höherer Beweiskraft.




Zum Schluss noch ein Entwässerungsgraben

Leicht seitlich und unterhalb jener Stelle, an der ich immer die mit Abstand meisten Funde am Ackerrand mache (ich gehe ja nicht bzw. kaum in den Acker hinein, um den Bauern nicht zu verärgern) befindet sich ein mit Blättern und Ästen angefüllter Entwässerungsgraben; den habe ich mir diesmal ebenfalls ein wenig angesehen. Falls er richtig alt ist, dann würde es sich im Zuge archäologischer Maßnahmen eventuell auszahlen, dort drinnen mittels Metallsonde nach möglichen römischen (und sonstigen) Objekten zu suchen. Solche Gräben in unmittelbarer Nähe zu Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sind nämlich oft wahre Fundgruben mit allerlei weggeworfenen Alltagsgegenständen darin.

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4 Kommentare:

  1. Wenn man sich die cropmarks ansieht, dann fällt auf, dass direkt oberhalb von dem dunklen "Fleck" auch noch ein Gebäude stand, vielleicht ein Stall. In dem Fall könnte der Fleck wirklich ein direkt angrenzender Misthaufen gewesen sein. Ich würde den jedenfalls hangabwärts platzieren, damit mir bei starkem Regen die Sauce nicht ins Haus und über den Hof läuft ;-)

    Robert

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  2. Im Wassergraben könnte man magnetangeln, vielleicht bleibt was wissenschaftlich verwertbares hängen. Oder ist das bei euch verboten?

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    1. (Ich habe deinen Text hier rüberkopiert)

      Verboten ist es meines Wissens nicht explizit, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es weniger geschickt wäre, wenn man als Magnetangler zugeben würde, nach archäologischen Objekten zu suchen...

      Ich hätte auf jeden Fall ein etwas mulmiges Gefühl dabei, weil gerade auch Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg von den Magneten angezogen werden könnten. Und ich kenne von Zeitzeugenberichten mehrere Gewässer, in denen kurz vor Kriegsende massenhaft Waffen und Munition versenkt wurden. Der Krempel wurde in den Jahren und Jahrzehnten danach nicht immer restlos geborgen.

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