Ein rätselhaftes Messer
Das unten abgebildete Taschenmesser habe ich vor einigen Jahren beim Ausräumen der häuslichen Werkstatt meines Großvaters entdeckt - er lebte damals schon seit über zehn Jahren nicht mehr. Geraume Zeit lag es danach bei mir in einer Kassette, unbeachtet und vergessen. Kürzlich kam es mir aber wieder unter und ich beschloss spontan es ein wenig zu 'restaurieren' und zukünftig als Paketöffner zu nutzen.
Ich hatte den Verdacht, dass das Messer relativ alt ist. Also googelte ich u.a. nach "Taschenmesser" + "2. Weltkrieg". Das exakt gleiche Modell konnte ich aber nirgendwo finden. Ziemlich überrascht war ich freilich, dass es recht ähnliche Messer auch schon zur Zeit des 1. Weltkriegs gab. Ist es möglicherweise schon so lange im Besitz meiner Familie? War gar mein Urgroßvater der Käufer? Oder ist das Ding 'erst' aus den 50er- oder 60er-Jahren; ein Freund von mir hielt das jedenfalls für möglich, nachdem er Bilder davon in einem Forum herumgezeigt hat. Er meinte auch, dass es sich um ein Kellner-Taschenmesser handelt. Die erstaunlich kleine Klinge soll dazu verwendet worden sein, um von Weinflaschen die Versiegelung abzuschneiden.
Auf der Messerklinge ist der Schriftzug "Solingen" zu lesen. Nun gab und gibt es dort aber verschiedene Messer-Hersteller. Ich weiß auch nicht, ob nur die Klinge in Solingen gefertigt wurde oder das gesamte Stück.
Vielleicht hat von den Lesern jemand eine Vorstellung davon wie alt dieses Taschenmesser tatsächlich sein könnte? Zurzeit ist aufgrund des Fundkontextes, auf den ich hier nicht im Detail eingehen möchte, zwischen ca 1. Weltkrieg und späte 1960er-Jahre alles möglich.
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Schöne Burgenrekonstruktionen
Auf der Seite Burgrekonstruktion.de findet man viele schöne Rekonstruktionen mittelalterlicher Burgen. Alles wurde mit der Hand gezeichnet, was manch Detail besonders gut hervorstreicht. Geordnet ist das Anschauungsmaterial nach deutschen Bundesländern, die oben im Menü ausgewählt werden können. Hier etwa das Beispiel Bayern.
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Sinnfreies 'virtue signalling' des LWL
Bildzitat | Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=c3R4W-qDzF4 |
Dafür gibt es einen Daumen nach unten. Denn wozu soll das gut sein? Gehörlose können doch lesen - warum reicht also ein geschriebener Willkommenstext auf der Homepage des LWL nicht aus? Noch dazu wo doch Gebärdensprache eine Art 'Steno' ist, die in der Regel verkürzt und daher weniger Inhalt transportiert als gesprochene Sprache oder geschriebener Text. Im konkreten Fall haben Gehörlose also keinen Vorteil, sondern höchstens Nachteile.
Mit dieser Nummer wollten wohl ein paar Archäologen auf Teufel komm raus - und selbstverständlich auch auf Steuerzahlerkosten - ihre vermeintliche Tugend zur Schau stellen. So ähnlich wie viele Vögel auf Twitter, die - je nach weltanschaulicher Ausrichtung - mit unterschiedlichen Fahnen und sonstigen Symbolen im Profil hausieren gehen (freilich, oft genug lässt sich daran eher der Grad des jeweiligen Dachschadens frühzeitig erkennen).
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Twitter nervt
Apropos Twitter: Dieser Dienst geht mir seit einigen Monaten zunehmend auf den Wecker, da man in meinen Feed unaufgefordert immer öfter parteipolitischen und teilweise sogar extremistischen Krempel reindrückt (ich hatte solche Phasen in der Vergangenheit schon mehrfach erlebt). Das alles obwohl ich doch nur solche Twitter-Accounts abonniert habe, die sich ausschließlich mit Mittelalter, Antike und ähnlichen Dingen beschäftigen. Ich habe sogar die Twitter-Trends für mein Konto auf Korea umgestellt, um nicht täglich mit dem Topfen behelligt zu werden, denn irgendwelche Hanseln hierzulande in ihren urbanen Bobo-Blasen für wichtig halten. Hilft aber offenbar alles nichts.
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Ein neues Buch, ....
... bei dem eventuell wieder einige Erdstall-'Experten' mit flockigem Schaum vor dem Mund beschleunigt im Kreis springen werden, erscheint demnächst.
Selbstverständlich werde ich dieses Buch hier noch vor Weihnachten besprechen, so wie bereits die drei Vorgängerpublikationen meiner steirischen Landsleute Heinrich und Ingrid Kusch (Link 1, Link 2).
Außerdem weiß ich, dass ein Grazer Podcaster in naher Zukunft ein längeres Interview mit Heinrich Kusch führen wird. Auf diese sicher spannende Sendung werde ich, wenn es soweit ist, zeitnah im Rahmen des Blogs verlinken.
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Weitere interessante Themen:
Gebärdensprache hat auch sinnvolle Anwendungsgebiete, z.B. im Straßenverkehr, wenn du dem Gegenüber mitteilen möchtest, was du von seinr Fahrweise hältst.
AntwortenLöschen:-)
C3PO
Ich weiß, was du meinst ;)
LöschenWir haben zwei ähnliche Taschenmesser neueren Datums. Findet man in der Bildersuche unter "Kellnermesser". Wichtig ist das Messer zum Freilegen des Korkens, der Korkenzieher und das Teil zum Abstützen beim Rausziehen. Ich mag die Dinger weil ich mit denen nen zum Abbruch neigenden Korken besser rauskriege als mit nem reinen Korkenzieher und sie wenig Platz wegnehmen. Erfahrene Kellner werden vielleicht noch mehr auf die Bedienbarkeit achten. Deines sieht wegen dem zusätzlichen kleinen Messer für mich fürs Korkenfreilegen praktischer aus als unsere, habe aber trotzdem nichts mit so einem Messer auf die Schnelle in der Bildersuche gesehen.
AntwortenLöschenDer Gedanke, dass das auffällig kleine Messer zum Freilegen des Korkens besonders gut geeignet ist, scheint mir sehr plausibel zu sein. Das könnte damit besser funktionieren als mit einer größeren Klinge.
LöschenMan beachte auch die Stellung der Messerklinge. Sie ist anscheinend so befestigt, dass sie sich etwas nach innen neigt. Ich denke nicht, dass das Zufall ist. Wahrscheinlich soll damit das Anschneiden der Folie um den Hals von zb Sektflaschen erleichtert werden.
LöschenDer Wanderschmied
Das Messer ist ein sog. Kellner- oder Sommeliermesser. Damit kann man die Metallfolie am Flaschenhals einer Weinflasche durchtrennen. Die seltsam gezackte Klinge kann nach dem Eindrehen des Korkenziehers zweistufig auf dem oberen Rand des Flaschenhalses aufgestützt werden und bietet so einen Hebel, mit dem der Korken leicht herausgezogen werden kann. Ein Taschenmesser im klassischen Sinn ist es nicht. Zum Alter lässt sich nahezu nichts sagen, da solche Messer seit der Zeit hergestellt werden in der Weinflaschen verkorkt und in Gaststätten wieder geöffnet werden. Vielleicht hilft die Anmerkung, dass am 18. Oktober 1912 die Fa. Krupp Patentschutz auf nichtrostenden Stahl erhielt. Das Messer kann somit nur nach diesem Datum hergestellt worden sein.
AntwortenLöschenInteressante Sache! Der verwendete Stahl für das Gehäuse dürfe allerdings nicht der qualitativ beste Nirosta sein, denn das Messer war stellenweise rostig. Der Rost hat sich sogar in die Oberfläche punktuell hineingefressen, wie man auf den Bildern auch nach dem Entrosten immer noch erkennen kann.
LöschenNaja, es gibt inzwischen etliche "rostfreie" Legierungen, die mehr oder weniger rostträge sind. Wikipedia weiß da gut Bescheid. Selbst bei hochwertigem rostfreiem Stahl wie der gerne für Besteck oder Töpfe verwendeten 18/10-Legierung mit immerhin 18% Chromanteil führen bereits kleine Mengen Chloridionen zu punktförmigen Korrosionsspuren. Einfach mal Kochsalz in einen mit kaltem Wasser gefüllten Kochtopf werfen, später, nach dem Kochen sieht man diese Stellen, die später auch zu Rostpickeln werden. Deshalb sollte man bei Edelstahltöpfen Kochsalz nur in bereits kochendes Wasser werfen und umrühren, damit sich alles schnell auflöst. Es muss somit kein schlechter oder billiger Stahl sein, nur vielleicht über all die Jahre falsch behandelt oder wenig gepflegt.
LöschenEher gar nicht gepflegt. Das Messer lag viele Jahre unbenutzt in einer unbeheizten Werkstatt in einer kleinen Schachtel zusammen mit diversen z.T. alten Werkzeugen aus den 1950er-Jahren und davor. Einiges davon hatte allerdings eine weniger angegriffene Oberfläche als das Messer.
LöschenDer Rost war an manchen Stellen mehr als nur punktförmig, die Punkte bzw 'Krater' sind das, was man jetzt noch sehen kann, nachdem der stellenweise flächige Rost entfernt worden ist.
Aber es stimmt schon, auch Nirosta kann unter bestimmten Voraussetzungen rosten.
Die Messerschalen könnte ursprünglich sogar vernickelt oder sonst wie oberflächenveredelt gewesen sein. Diese Schicht dürfte dann aber schon lange abgewetzt worden sein. An einigen Stellen sieht man allerdings beim richtigen Lichteinfall noch auffällige Verfärbungen, die von einer einstigen Schutzschicht stammen könnten. Ich kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen, was das ist.
Hallo,
AntwortenLöschenich bin gelegentlicher stiller Leser dieses Blogs. Auf Ihren Kommentar zu einem Video in Deutscher Gebärdensprache auf der Seite der LWL-Archäologie hin hat es mich jetzt doch in den Fingern gejuckt, ein paar Hintergrundinformationen zu geben.
Persönlich hatte ich noch nichts mit dem LWL zu tun und war auch noch nicht in einem der Museen. Ich bekomme nur ab und zu E-Mails mit Informationen zu Führungen in DGS (Deutsche Gebärdensprache) weitergeleitet, die u.a. der LWL anbietet.
Das Thema interessiert mich sehr, weil ich als Gebärdensprachdolmetscher arbeite (bin selbst hörend, nicht gehörlos).
Zu dem Punkt, warum Videos in Gebärdensprachen auf Homepages Sinn machen (zusätzlich zu den schriftlichen Texten): Viele gehörlose Menschen (nicht alle) haben eine schwierigere Ausgangslage, was natürlicher Spracherwerb und Bildung betrifft. Mit Spracherwerb meine ich, dass die meisten gehörlosen Kinder mit hörenden/nicht gebärdenden Eltern aufwachsen und oft nicht die Chance bekommen, eine Sprache natürlich zu erwerben, zu der sie kompletten Zugang haben (sprich die Gebärdensprache, die man nicht hören muss). Ohne mindestens eine erste komplett erworbene Sprache (egal ob geprochene oder gebärdete Sprache) als Grundlage ist es für Kinder sehr schwer möglich, weitere Sprachen zu lernen. Sprich, es ist schwer, eine gute Lesekompetenz in geschriebenem Deutsch zu bekommen, wenn man das gesprochene Deutsch als Grundlage nicht so erwerben konnte wie gut hörende Kinder das tun.
Dazu kommt die jahrhundertelange Tradition in der deutschen Hörgeschädigtenpädagogik, Kindern mühsam das tadellose Sprechen beizubringen und dabei Bildungsinhalte hintenanzustellen. Das Gebärden wurde meist heftig bestraft. Die Situation in den Gehörlosenschulen ändert sich erst seit wenigen Jahren und es wird teilweise DGS im Unterricht benutzt.
Einfach nur der schriftliche Text ist für viele gehörlose Menschen eine Barriere beim Informieren.
In einer Zeit, in der mittlerweile öffentliche Behörden in Deutschland per Gesetz verpflichtet sind, ihre Homepages barrierefrei zu gestalten, z.B. mit Gebärdensprachvideos, ist es sicherlich sinnvoll, dass eine Institution, die barrierefreie Führungen anbietet, auch die Homepage ähnlich anpasst.
Der Avatar hat mich allerdings überrascht, bis jetzt kannte ich eher Videos mit Dolmetschereinblendung.
Zu dem Punkt, dass "Gebärdensprache weniger Inhalt transportiert": Dazu könnte ich echt viel schreiben, aber ich wollte mit meinem Kommentar eigentlich nur einen kurzen Anstoß in Richtung eines hochinteressanten Themas geben. Nur ein paar Oberflächlichkeiten: Gebärdensprachen nutzen den dreidimensionalen Raum, was unvorstellbare Möglichkeiten für Grammatik, Erzählaufbau,... eröffnet. In einem Gebärdensatz stecken die "verkürzten" Informationen oft genau im dreidimensionalen Teil, den Menschen ohne Gebärdensprachkompetenz unter den ganzen Handbewegungen auf den ersten Blick nicht erkennen. Gebärdensprachen wurden in den 80ern von der Sprachwissenschaft als vollwertige Sprachen erkannt. Etc...
Ein Link zu typischen Fragen über Gehörlosigkeit und Gebärdensprachen:
https://nicht-stumm.de/
Falls Sie mehr über das Thema erfahren möchten, können Sie gern auf den Wikipedia-Seiten zu "Gebärdensprache" und "Geschichte der Gebärdensprachen" nachschauen ;-)
Dort findet man viele Begriffe und Themen, nach denen man in seriöseren Quellen nachschauen kann.
Mit freundlichen Grüßen
[mir fällt grade kein Pseudonym ein)
"hat es mich jetzt doch in den Fingern gejuckt, ein paar Hintergrundinformationen zu geben."
LöschenAuch kritische und argumentativ nachvollziehbare Kommentare sind hier immer willkommen (im Gegensatz zu reiner Sprücheklopferei a la Twitter - da werde ich offen gestanden rasch unleidlich).
Ich lasse mir Ihren Kommentar jetzt erst einmal durch den Kopf gehen. Sie machen den Eindruck, als ob Sie wissen wovon Sie reden. Vielleicht lag ich nicht ganz richtig. Ich bin bei meiner Kritik u.a. von der Situation einer bei Geburt schwerhörigen und später gehörlosen Freundin ausgegangen, die keinerlei Leseschwierigkeiten hat (und erst kürzlich ihr Informatikstudium "summa cum laude" abschloss).
Bezüglich Barrierefreiheit: Damit habe ich kein Problem, wenn sie mir unterm Strich sinnvoll erscheint. Ich habe z.B. bereits kurz nach Erstellen des Blogs vor 9 Jahren auf Anregung einer blinden Frau Änderungen vorgenommen, die ihr und anderen blinden Menschen das Aufnehmen von Informationen erleichtern.
Ich kenne zwar nur die Situation in der Schweiz, aber die Lesekompetenz steht hier meines Wissens weit vorne in der schulischen Ausbildung bei Gehörlosen. Bei meiner kleinen Schwester, die mit 75dB Gehörverlust eine spezielle Schule in Riehen besucht hat, war es jedenfalls so. Vielleicht ist die Situation in Deutschland anders/schlechter, aber einen Schulabschluss ohne halbwegs lesen zu können, kann ich mir auch dort nicht gut vorstellen.
LöschenLG
Nachdem der Blogpost auf Facebook rumgegangen ist, muss ich hier auch meinen Senf dazugeben. :o)
LöschenIch bin mit Gebärdensprache zwar nicht vertraut, aber ich versuche es mal mit einfacher Logik: Was würde es einem archäologieinteressierten Gehörlosen mit großer Leseschwäche bringen, wenn er zwar den Willkommenstext auf der Startseite der Homepage in Gebärdensprache präsentiert bekommt, aber 99,99 Prozent der restlichen Seite nicht?
Die Kritik stimmt deshalb im Kern schon. Das Video ist vor allem "Symbolismus", bringt aber keinen echten Nutzen für Gehörlose. Sinnvoll wäre es, wenn man eine Funktion in so eine Seite einbauen könnte, die Gehörlosen mit Leseschwäche jeden beliebigen Inhalt vorlesen bzw. "vorgestikulieren" kann. Vielleicht gibt es so etwas sogar schon.
Wünsche allen ein schönes Wochenende
Hagen
Naja, das LWL hat halt auch so seine Aussetzer. Ansonsten sind die aber ganz ok ;-)
AntwortenLöschenZum Messer fällt mir ein, dass auch ich etwas in der Art schon mal im Gastro-Umfeld gesehen gesehen habe. Hmmmmm, nicht exakt diese Ausführung, aber etwas ähnliches.
"Solingen" ist als Herkunftsbezeichnung tatsächlich nicht unproblematisch, weil das zeitweise von verschiedensten Herstellern wie blöde gefälscht worden ist, da Solingen einen ausgezeichneten Ruf besessen hat und man mit dieser Herkunftsbezeichnung den Verkauf hat ankurbeln können.
Aber trotzdem ein feines Messer, ich finde es schön, dass du das reaktiviert hast. :-)
Stimmt, "Solingen" hat man schon im 18. Jahrhundert als Herkunftsbezeichnung gefälscht - unter den Übeltätern waren sogar englische Klingenhersteller. Ich glaube zwar nicht, dass es sich hier auch so verhält, aber ausschließen kann man es freilich nicht.
LöschenDankeschön für den Tipp, die Unterwelt-Reihe der Kuschs habe ich noch nicht gekannt. Deinen Rezensionen zufolge dürften die Bücher aber spannend sein. Gleich mal das erste davon bestellt. :-)
AntwortenLöschenLG
Nichts zu danken und viel Spaß mit dem Buch!
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