Ein leuchtendes Kreuz am Himmel: Ein UFO/UAP?
Wer sich zumindest ein bisschen mit dem UFO/UAP-Phänomen im historischen Kontext beschäftigt, der weiß, dass der Typus der kreuzförmigen Himmelserscheinung mehrfach in alten Schriftquellen vorkommt. Nun liegt natürlich der Verdacht nahe, dass es sich dabei um eine religiöse Spinnerei handelt. Will heißen, hier hat jemand etwas erfunden, um das christliche Symbol für einen bestimmten Zweck zu instrumentalisieren. Himmelszeichen werden uns ja in allen möglichen Ausführungen schon seit der Antike berichtet.
Der unten in der Zeitschrift "Der Adler" geschilderte Fall soll sich im Jahr 1843 in Frankreich zugetragen haben. In dieser Zeit ist die Gemengelage aber bereits eine andere als in der Antike und dem Mittelalter, weil: Die Religion hatte längst stark an Bedeutung verloren und die breite Masse der Bevölkerung besaß eine gewisse Grundbildung, die von einem zunehmenden Maß an Skepsis begleitet wurde. Mit religiöser Symbolik und erdichteten wundersamen Erscheinungen ließ sich daher nicht mehr so leicht etwas ausrichten; da musste es schon richtig krachen, wie etwa bei der mysteriösen Marienerscheinungen von Fátima (Portugal) im Jahr 1917. Doch sehen wir uns an, was es mit dem Bericht aus Frankreich auf sich hat:

Aus Perigueux (Dorbogne): Den 21. v. M. Abends sahen mehrere Personen eine außerordentliche Erscheinung am Himmel, ein prachtvolles Kreuz, scharf gezeichnet und von einer scheinbaren Länge von 50, und Breite von 30 Metres. Es war eine halbe Stunde sichtbar und Alle, so es sahen, erstaunten sehr. Wir haben diesen Bericht von Augenzeugen, an deren Wahrhaftigkeit wir nicht zweifeln können. |
Wir dürfen hingegen heute schon ein wenig zweifeln, weil der Autor nicht begründet, warum er den Augenzeugen eine hohe Glaubwürdigkeit einräumt und auch ansonsten keine Quelle nennt (diesbezüglich hat sich bis heute im Journalismus nicht viel geändert). Andererseits waren wir damals auch nicht in Périgueux mit dabei und sollten deshalb die Schilderungen auf keinen Fall per se ins Reich der Fantasie verbannen oder ins Lächerliche ziehen.
Ein Tipp zum Schluss: Kürzlich wurde bei Joe Rogan wieder einmal das UFO-Thema mit zwei Insidern aus dem US-Militär diskutiert. Durchaus interessant und unterhaltsam.
Es hat "zwei Vaterunser" lang gedauert: Das "Kuttenschwein" und seine sexuellen Eskapaden!
Am 1. Februar 1900 berichtete die Grazer Tageszeitung "Arbeiterwille" (=Hauspostille der Sozialdemokraten) in z.T. unterhaltsam polemischer Weise vom Prozess, der dem Priesters Lucas Kinateder wegen seinen unglaublichen sexuellen Verfehlungen in Wien gemacht wurde. Selbst heute, fast exakt 125 Jahre später, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus! Eigentlich müsste man die ganze Story dieses Schurken verfilmen...
Anmerkung: Ich habe die altertümliche Rechtschreibung kaum korrigiert, aber einige Textformatierungen vorgenommen, um die Leserlichkeit zu verbessern. Außerdem habe ich die Originaltexte - anders als üblich - hier nicht in Form von Bildern eingebunden, weil ansonsten der Blogbeitrag einen zu großen Umfang angenommen hätte; man findet aber den Link zur Quelle oben.
Wieder ein verurtheiltes Kuttenschwein. Das Wiener Schwurgericht sprach vorige Woche den hochwürdigen Pater Lucas Kinateder, bis zu seiner Verhaftung katholischer Religionslehrer in einer Volksschule in Währing (Wiener Bezirk), des Verbrechens der Nothzucht an einem 15jährigen Mädchen schuldig und das Gericht verurtheilte ihn zu drei Jahren schweren Kerkers. Die Verhandlung nahm folgenden Verlauf: Der Angeklagte trug einen schwarzen Gehrock und das Kollar. Er that sehr zuversichtlich, verdrehte aber zeitweilig heuchlerisch die Augen und rieb beim Sprechen die Hände. Natürlich leugnete er mit eiserner Stirn und wollte überhaupt gar nichts gethan haben. Höchstens einen ganz, ganz harmlosen Scherz könne er zugeben. Vorsitzender D.-L.-G.-R. Holzinger: Sie werden wohl einsehen, dass sich derlei harmlose Scherze mit fünfzehnjährigen Mädchen für einen Priester überhaupt nicht schicken. Der Angeklagte schweigt. Vors.: Sie hatten in Schlierbach mit Frau W., der Gattin eines angesehenen Bürgers, ein ehebrecherisches Verhältnis. -- Angekl. (spöttisch): Das soll ein Ehebruch gewesen sein? (Lateinisch sprechend) Non erat adulterium... -- Vors.: Sprechen Sie deutsch, die Geschwornen verstehen nicht lateinisch. -- Angekl.: Es war kein wirklich vollzogener Ehebruch, sondern nur ein zärtliches Verhältnis. Vors.: Auch eine andere Frau W. aus Schlierbach sollen Sie vergewaltigt haben. Sie hat auch ein Kind von Ihnen. -- Angekl.: Das sagt sie. Vors.: Außerdem hat eine Müllerstochter aus der Gegend ein Kind von Ihnen, dann hatten Sie mit noch einem Mädchen dort Beziehungen, das auch ein Kind bekam, und schließlich ist auch eine Magd in Altenfeld durch Sie Mutter geworden. In fast allen diesen Fällen sollen Sie Gewalt angewendet haben, um zu Ihrem Ziele zu gelangen. -- Angekl.: Das ist nicht wahr. Vors.: Nach Ihrer Affaire in Diendorf hat bald die ganze Gegend davon gesprochen, Sie aber haben trotzdem noch Messe gelesen. Der einzige Schritt, den Sie dann unternahmen, war, dass Sie die Flucht ergriffen. Angekl.: Ja, es war aber auch schon Zeit. (Heiterkeit) -- Staatsanwalt: Höchste Zeit! Der Staatsanwalt war eben im Begriff, Sie zu verhaften. Der Angeklagte sucht nun daraus Vortheil zu ziehen, dass man erst drei Wochen nach der That die Anzeige erstattete. Vors.: Ich werde Ihnen sagen, warum das so spät geschah. Weil die sehr katholische Bevölkerung sich gescheut hat, gegen einen Geistlichen aufzutreten. Zuerst wurden die Zeuginnen vernommen, deren Verhältnis zum Angeklagten als Illustration der geschlechtlichen Gewaltnatur des Angeklagten dienen konnte. Die 26jährige Bauernmagd Aloisia W. aus Altenfeld wurde von Kinateder vergewaltigt und bekam ein Kind, das sie dann selbst erhalten musste. Vors.: Haben Sie, als Sie vergewaltigt wurden, um Hilfe gerufen? -- Zeugin: I hab' mi net z' Schreien traut, weil er ein Geistlicher ist. Der Hochwürden hat g'sogt: "Sein's net so ung'schickt. Es g'chieht Ihnen nix." -- Vors.: Sie kamen dann in die Hoffnung. Was hat denn der Angeklagte da gesagt? -- Zeugin: "Loisi", hat er g'sagt, "warum bist d' denn so verweint?" Da bab' i g'sagt: "Hochwürden, i glaub', Sie hab'n mich unglücklich g'macht." Die nächste Zeugin ist die Dienstgeberin der W., eine Postexpedientin. Von ihr behauptet der Angeklagte lustigerweise, dass sie ihn verführt habe. Zeugin: Das ist Lüge und Gehässigkeit. Das sagen Sie, weil ich die Anzeige beim Ordinariat gemacht hab'. -- Der Angeklagte bleibt bei seiner Behauptung. -- Zeugin: Das ist die größte Lüge. Bitte, Hochwürden, das nicht zu sagen. Vors.: Entweder ist das wahr, was Sie behaupten, dann haben Sie schon eine für einen Priester verächtliche Handlung begangen, oder es ist nicht wahr, dann war es doch nur schädlich für Sie, es zu behaupten. Die nächste Zeugin ist die Kellnerin Therese Sch., die auch ein Kind von Kinateder bekam. -- Vors.: Haben Sie sich gewehrt? -- Zeugin: Ja, ein bissl. -- Das Kind lebt und ist acht Jahre alt. Seit sechs Jahren hat der Angeklagte nichts für für das Kind gezahlt. Die Aussage der Küchenmagd Anna L. vom Altenfelder Pfarrhof, die auch ein Kind vom Angeklagten bekam, wird verlesen. Die Gemeinde Altenfelden hat dem Angeklagten ein auch vom Dechant gefertigtes Zeugnis ausgestellt, worin es heißt: Er war ein eifriger Kinderfreund (!), hat jederzeit hilfsbereit Trost (?) im Beichtstuhl gespendet und hat sich so beliebt (?) gemacht, dass bei feinem Abschied lautes allgemeines Weinen herrschte. (Anm.: 😂) Die Zeugin Marie B. ist die zuletzt Genothzüchtigte. Ein hübsches blondes Mädchen von fünfzehn Jahren. Sie erzählt die Vorgänge conform der Anklage. Als sie sich wehrte, sagte Kinateder: "Geh', sei nit so fad!" In der Voruntersuchung hatte die Zeugin gesagt, dass die Scene "etwa zwei Vaterunser" gewährt habe. Auf die Frage, warum die Zeugin nicht gleich die Anzeige machte, sagte sie: Die Leut' hab'n g'sagt, i soll nix sagen, es kommt sonst a rechte Mett'n heraus. Der Keuschheitsgelübdler wurde von den Geschworenen einstimmig schuldig erklärt. Hoch das Cölibat! |
Die Bezeichnung "Kuttenschwein ist schon deftig, wobei der Begriff abseits der Polemik unzutreffend ist, denn Kinateder war Weltprister (siehe unten), also nicht Mitglied eines Mönchsordens, in dem Kutten getragen wurden. Aber gut, mit solchen Feinheiten haben sich die Schreiber des sozialdemokratischen Blattes in ihrem antiklerikalen Furor vermutlich nicht aufhalten wollen.
Die Kollegen/Genossen von der in Wien erscheinenden "Arbeiterzeitung" haben 1901 in Ihrer Berichterstattung über einen ähnlichen Fall, in dem ebenfalls ein Priester die unrühmliche Hauptrolle spielte, den Begriff "Schweinepfaffe" verwendet (siehe hier). Man sieht, dass man schon damals keine zimperliche Wortwahl pflegte. Und wenn man dann noch beachtet, dass Mordanschläge auf Politiker - wie etwa auf Karl Lueger im Jahr 1893 - alles andere als selten waren, dann fällt es schwer, in politischer Hinsicht von der "guten alten Zeit" zu sprechen.
Auch das "Illustrierte Wiener Extrablatt" berichtete von dem Prozess gegen Kinateder. Es gibt zwischen diesem Bericht vom 27. Jänner und dem obigen Artikel gewisse Überschneidungen, aber auch andere Details werden beleuchtet. Sie werfen ein noch schlechteres Licht auf den Angeklagten, wobei man sich hier aber seitens des Mediums jeder Polemik enthält.
Ein Priester auf der Anklagebank. Eines Verbrechens gegen die Sittlichkeit angeklagt, hatte sich gestern der 37jährige Weltpriester Lucas Kinateder vor dem Schwurgerichte, welchem Landesgerichts-Vicepräsident Hofrath Dr. Ritter von Holzinger präsidirte, in geheimer Verhandlung zu verantworten. Der Angeklagte, welcher zulezt als Religionslehrer an der Bürgerschule in der Schopenhauergasse im XVIII. Bezirke angestellt war, erschien in priesterlicher Kleidung vor Gericht. Es wurde ihm zur Last gelegt, daß er am 9. August v. J., als er zum Ferienaufenthalte bei seinem Vater in seinem Heimatsorte Oberdiendorf in Baiern weilte, an der damals vierzehneinhalb Jahre alten Maria D., welche bei dem Grundbesitzer Sonndorfer im Dienste stand, ein unsittliches Attentat verübt habe. Die Anklage in diesem Prozesse vertrat StAS. Doctor Schuster, als Vertheidiger des Angeklagten fungirte Dr. Puvovac. Zur Charakterisirung des Angeklagten und zum Nachweise des Umstandes, daß sich derselbe schon vor Verübung dieser That seiner Stellung als Priester unwürdig gemacht habe, führte die Anklage einen umfassenden Illustrations-Beweis. Kinateder führte schon früher einen sittenlosen Lebenswandel, hatte Beziehungen zu einer verheirateten Frau und ist Vater mehrerer unehelichen Kinder. Der Abt des Cistercienser-Stiftes Schlierbach, in welchem sich Kinateder als Novize befand, sprach sich in höchst abfälliger Weise über ihn aus und das geistliche Gericht in Linz verurtheilte ihn zu sechsmonatlicher Internirung in der geistlichen Strafanstalt Mitterberg und untersagte ihm für immer die Ausübung des Seelsorgeramtes. Auf die Frage, ob er sich des ihm zu Last gelegten Verbrechens schuldig bekenne, antwortete der Angeklagte mit "Nein" und suchte den ganzen Vorfall nur als einen harmlosen Scherz hinzustellen. Vorsitzender: "Es würde sich wohl auch für einen Priester nicht schicken, mit einem Mädchen, das noch nicht ganz fünfzehn Jahre alt ist, solche Scherze zu machen, wie Sie selbst zugeben. Allein das Mädchen hat seine Aussage beschworen und wird Ihnen die Beschuldigung auch in das Gesicht sagen. Sie sollen auch als Sie noch Novize waren, mit einer verheirateten Frau sträfliche Beziehungen unterhalten haben." Der Angeklagte suchte diese Sache so darzustellen, daß eigentlich er, der damals 25 Jahre zählte, von der 38jährigen Frau verführt worden sei. Vors.: "Sie haben auch mit der Dienstmagd Aloisia W. Beziehungen unterhalten." -- Angekl.: "Mit der bin ich nur ein einziges Mal zusammengekommen." Vors: "Sie sollen aber der Vater ihres Kindes sein." -- Angekl.: "Das sagt sie." Der Vorsitzende hält dem Angeklagten vor, daß er auch mit der Dienstgeberin dieses Mädchens in ebensolcher Weise verkehrte. Ferner bezeichnen ihn eine Kellnerin, eine Köchin in Bad Kreuzen und eine Magd in Altenfelden als Vater je eines ihrer Kinder. Der Vorsitzende bemerkt bei dem letzten Factum: "Das wäre also das vierte Kind." Der Angeklagte vermag diese Thatsache nicht in Abrede zu stellen. Vors.: "Sie sollen in letzter Zeit in einem Knabenasyl angestellt gewesen sein, wo es gleichfalls wegen zweier Frauen einen Anstand gab." -- Angekl: "Das waren zwei Aufsichtsdamen, Mutter und Tochter, denen ich dafür dankbar war, daß sie mir diese Stelle verschafften." Vors.: "Man fand die Sache aber bedenklich und vermuthete, daß diese Beziehungen nicht correct seien." -- Angekl.: "Das war aber nicht der Fall." Vors: "Sie sagen nun, daß es sich bei dem Falle in Diendorf nur um einen Scherz gehandelt habe. Es hat aber schon die ganze Gegend davon gesprochen. Haben Sie Nichts dagegen unternommen?" Staatsanw.: "Der einzige Schritt, den er unternahm, war, daß er die Flucht ergriff." -- Angeklagter: "Ja, es war schon Zeit." -- Staatsanwalt: "Höchste Zeit, denn der Gendarm war schon im Begriffe, Sie zu verhaften". -- Vors.: "Der dortige Pfarrer hat Ihnen geschrieben, Sie sollen die Gegend verlassen, da es ihm unangenehm gewesen wäre, wenn ein Geistlicher in seinem Pfarrsprengel verhaftet worden wäre." Verth.: "Wann war das?" -- Angekl.: "Drei Wochen nach dem 9. August." -- Vors.: "Wir werden auch hören, warum es so lange gedauert hat, bis die Sache bekannt wurde. Weil die dortige katholische Bevölkerung sich scheute, gegen einen Geistlichen auftreten." Es beginnt sodann die Zeugenvernehmung. Die früher erwähnte Dienstmagd Aloisia W., die jest 26 Jahre zählt. gibt an, daß sich ihr der Angeklagte unter Umständen genähert hatte, welche fast seine damalige Handlungsweise gleichfalls als eine verbrecherische erscheinen lassen könnte. Sie sagt, sie habe es nicht gewagt, um Hilfe zu rufen, weil ihr Bedränger ein Geistlicher war. Sie habe jedoch zu ihm gesagt: "Jetzt haben Sie den ganzen Nachmittag Beichte gehört und benehmen sich so!" Sie habe sich dann sehr getränkt, weil die Sache nicht ohne Folgen blieb und sie viel Spott von den Leuten erleiden mußte. Kinateder habe sie einmal getroffen und sie gefragt: „Na, Loisi, warum so verweint?" Worauf sie ihm zur Antwort gab: "Hochwürden, i glaub', Sie haben mi' unglückli' g'macht!" Sie habe ihn erst dann als den Vater ihres Kindes genannt, als die Vormundschaftsbehörde darauf drang. Anfangs habe er Nichts für das Kind gezahlt, dann in Raten zusammen 28 fl. Nach anderthalb Jahren sei das Kind gestorben. Frau Katharina H., bei welcher die Aloisia W. Dienstmädchen war, gab sodann als Zeugin an, daß die Genannte im Dienste sehr brav war. Die Angabe des Angeklagten, daß er mit ihr selbst auch intime Beziehungen gehabt habe, bezeichnete fie als eine Lüge und sagte, daß ihr Kinateder feindlich gesinnt sei, weil sie ihn beim Bischof in Linz angezeigt habe. Es müsse dies aus den Acten ersichtlich sein. -- Vors.: "Diese Acten befinden sich nicht hier. Der Bischof hat uns die Einsendung des geistlichen Disciplinaractes verweigert." Nach einer anderen Version soll Frau H. Kinateber übel gesinnt sein, weil er nicht eben solche Beziehungen zu ihr einging, wie sein Vorgänger. Bum Beweise, daß Kinateder ihr früher nicht so feindselig gegenüberstand, producirte Frau H. eine Namenstags-Gratulation desselben folgenden Inhalts: "Lucas Kinateder, Cooperator, gibt sich die Ehre, zum heutigen Katharinentage seine besten Wünsche auszusprechen." Vors. zum Angeklagten: "Entweder ist das wahr, was Sie über diese Frau sagen, und dann haben Sie als Priester sehr verächtlich gehandelt, oder es ist nicht wahr, dann ist das ebenso verächtlich." Die übrigen Mütter der Kinder, welche den Angeklagten Vater nennen, gaben an, daß er nur wenig Alimente bezahlt habe. Der Angeklagte erklärt dies damit, daß er nach seiner Abgabe in eine geistliche Strafanstalt Nichts mehr zahlen konnte. Die Gemeinde Altenfelden, in welcher Kinateder im Jahre 1894 als Cooperator thätig war und in der er auch ein Mädchen mit einem Kinde zurückließ, hat dem Angeklagten folgendes Zeugniß ausgestellt: "Er ist ein eifriger Kinderfreund, ein jederzeit hilfsbereiter Tröster und hat in der Gemeinde ein so gutes Andenken hinterlassen, daß bei seinem Abschiede langes, allgemeines Weinen herrschte." Es wurde nun die fünfzehnjährige Marie Bilsel, ein hübsches blondes Mädchen, vernommen. Die Zeugin bestätigte, daß Kinateder eines Tages, zu einer Zeit, da er wußte, daß ihre Dienstgeber auf dem Felde waren und sie sich mit einem zweijährigen und einem vierjährigen Kinde allein in der Wohnung befand, gekommen sei und das von der AnKlage angeführte Verbrechen begangen habe. Sie habe dies ihrem Dienstgeber bei seinem Nachhausekommen sogleich mitgetheilt. -- Vors.: "Haben Sie es auch Ihrem Vater erzählt?" -- Zeugin: "Ja." -- Vors: "Damit er es anzeigt?" -- Zeugin: "Na, damit er's a waß." -- Vors.: "Warum haben Sie es nicht dem Gendarmen erzählt?" -- Zeugin: "Weil die Leut' g'sagt haben, i soll's nöt anzeigen, weil sunst a rechte Metten außerkummt." Nach durchgeführter Verhandlung wurde der Angeklagte im Sinne des von den Geschwornen einstimmig abgegebenen Verdictes wegen des von ihm begangenen Verbrechens gegen die Sittlichkeit zu drei Jahren schweren Kerkers verurtheilt. Als erschwerend wurde die besondere Pflichtverletzung, deren sich Kinateder als Geistlicher schuldig gemacht hatte, angenommen. Sein Vertheidiger Dr. Puvovac meldete die Nichtigkeitsbeschwerde an. |
Über den sicher sehr aufsehenerregenden Fall wurde auch weit jenseits der Landesgrenzen der K&K-Monarchie berichtet. Etwa im Lübecker Volksboten (mehr oder weniger eine Kopie des obigen Berichts).
Wenn man übrigens im hervorragenden Zeitungsarchiv der österreichischen Nationalbibliothek nach dem unrühmlichen Lucas Kinateder sucht, dann wird man mehrfach fündig. Darunter befindet sich eine Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1897, in der der Bösewicht nach einer Anstellung sucht.
Ich frage mich bei solchen alten 'Geschichten' oft, was aus den handelnden Personen geworden ist. Wie verlief ihr weiteres Leben nach der in der Zeitung geschilderten Episode vor Gericht?
Im Fall des Richters, Ferdinand Ritter von Holzinger, bin ich auf die Information gestoßen, dass er sich nur zwei Jahre später das Leben genommen hat. Wegen einer fortschreitenden Erblindung, wie es heißt. Allerdings stieß ich auch auf eine wohl sozialistische und ihm politisch feindlich gesinnte Quelle, in der von nicht näher definierten sexuellen Verfehlungen die Rede ist... Holzinger war übrigens auch derjenige, der 1882 den Prozess zum berühmt-berüchtigten Ringtheaterbrand in Wien geleitet hatte. Aber dieses Ereignis ist ist ein Fass, das ich hier nicht auch noch aufmachen kann...
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vielen herzlichen dank, ich war so frei! hast Du ein blog-banner, welches ich auf meinen blog einbinden kann? gruß und schönes we! w. aus m.
AntwortenLöschenGerne, nichts zu danken!
LöschenNein, Blogbanner habe ich leider keines zur Hand. Ich hatte aber mal eines, das muss noch irgendwo auf der Festplatte sein. Werde ich noch nachschauen, weil über das Verlinken freue ich mich naürlich 😊
Wo darf ich es hinschicken, sobald ich es ausgegraben habe?
greyhunter@greyhunter.org ~ schönes we! 🖖👽
AntwortenLöschenDanke, wünsche ich dir auch!
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