Dienstag, 3. Oktober 2017

Interview mit dem Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann: Von Junk-Living-History und Billig-Reenactment



Marcus Junkelmann zählt zweifellos zu den bedeutendsten und bekanntesten Pionieren der Experimentellen Archäologie. 1985 erregte der praktizierende und darstellende Militärhistoriker zum ersten Mal größeres Aufsehen, als er zusammen mit acht Gefährten in römischer Legionärsausrüstung von Italien nach Deutschland marschierte; Vierundzwanzig Tage dauerte dieser von großem Medieninteresse begleitete Alpenmarsch. Wenige Jahre später wiederholte Junkelmann das Experiment, nun allerdings in Form eines dreißigtägigen Ritts entlang des obergermanisch-raetischen Limes; selbstverständlich wieder in historisch möglichst korrekter 'Adjustierung', deren Praxistauglichkeit man ausgiebig testete. Die Ergebnisse wurden in populären, immer wieder neu aufgelegten Büchern veröffentlicht. Zu nennen sind hier beispielsweise Die Reiter Roms (4 Auflagen), Panis Militaris (3 Auflagen), Die Legionen des Augustus (15 Auflagen!).
Mit allgemein verständlichen, gut illustrierten Publikationen wie diesen, befeuerte Junkelmann besonders im deutschen Sprachraum das, was heute gemeinhin als "Reenactment" oder "Living History" bezeichnet wird; also das praktische Nachempfinden vergangener Lebenswelten auf Grundlage möglichst harter wissenschaftlicher Fakten.
Doch es ist längst nicht alles Gold, was da glänzt. So attestiert Marcus Junkelmann beispielsweise in der jüngsten Auflage seines Buchs Die Legionen des Augustus dem Römer-Reenactment einen qualitativen Verfall. Darüber sowie über einiges mehr - wie etwa Frauen in Rüstung, peinliche Schlachten-Reenactments und museumsdidaktische Kasperltheater - wird es in folgendem Interview gehen.



Lieber Herr Junkelmann, Ihr vor über dreißig Jahren durchgeführter Marsch über die Alpen verursachte Kosten von rund dreihunderttausend Mark. Sie mussten sogar eine kleine Eigentumswohnung verkaufen, um die Finanzierung der teuren Ausrüstung stemmen zu können. Nun hat sich seit damals einiges geändert; der von Ihnen mitausgelöste Living-History- bzw. Reenactment-Boom bewog zahlreiche Handwerker dazu, sich als Zulieferer der neu entstandenen Szene zu betätigen, was wiederum zu einem Sinken der Preise führte. Günstig ist beispielsweise eine hochwertige Legionärsausrüstung trotzdem nicht. Manch Einsteiger bedient sich daher bei Billigherstellern wie der indischen Firma Deepeeka. 
Was konkret stört Sie daran? Man könnte ja argumentieren, dass der Unterschied für die meisten Menschen rein optisch ohnehin nicht erkennbar ist und nur Insider bzw. Fachleute unhistorische Edelstähle usw. identifizieren können. Oder läuft hier mehr falsch?
Perfekte Authentizität bis hin zu den Materialien und Herstellungsweisen wird sich aus Zeit- und Fínanzierungsgründen gewiss nur in Ausnahmefällen erzielen lassen. Es kommt ja auch immer darauf an, ob ein Experiment mehr handwerklich-herstellungstechnischer oder einsatz-verwendungs-technischer Natur ist. In letzterem Falle ist es unwesentlich, ob ein Helm aus modernem Messingsblech getrieben worden ist oder ob man die Legierung selbst mit historisch korrekten Methoden hergestellt hat. Es geht hier nur um Form, Gewicht, Funktionsweise, da darf es keine Kompromisse geben, sonst werden optischer Eindruck und praktische Ergebnisse verfälscht. Unverständlich ist für mich, warum so viele Stücke „made in India“ in der Form und in den Proportionen falsch sind. Es richtig zu machen, wäre nicht teurer gewesen. Wenn solche Produkte dann museumsdidaktisch eingesetzt werden, dann ist das unseriös und geschieht auf Kosten der ernsthaften Handwerker und Darsteller.
Hier müsste von Museen und ähnlichen Institutionen mehr Qualitätsbewußtsein und Solidarität erwartet werden. Statt dessen glaubt man, auf diesem Gebiet nach dem Motto „Merkt ja niemand“ mogeln und Geld sparen zu können. Das zeigt, dass in Deutschland häufig experimentelle Archäologie und die lebendige Präsentation nach wie vor von vielen Museumsleuten als didaktisches Kasperletheater aufgefasst und nicht wirklich ernst genommen werden. Für irgendwelche modischen Mätzchen von Ausstellungsarchitekten werden dagegen horrende Summen herausgeworfen. Im Grunde stellt das Betrug am Publikum dar, denn die meisten Leute erwarten größtmögliche Authentizität, auch wenn nur eine – mittlerweile gar nicht so kleine –Minderheit es beurteilen kann. Man präsentiert den Leuten in den Vitrinen ja auch keine Fälschungen im Vertrauen darauf, dass es keiner merkt. Das ist eine Frage der Ehrlichkeit.

Was waren rückblickend die bedeutendsten Erkenntnisse, die Sie mit Limesritt und Alpenmarsch gewinnen konnten? In welchem Ausmaß war seinerzeit die Fachwelt überhaupt bereit, sich auf diese relativ neue Methode der Geschichtsforschung einzulassen? Und wie ist die Situation heute?
Problematisch scheint mir nämlich zu sein, dass der Begriff 'Experimentelle Archäologie' in den letzten Jahren zunehmend verwässert wurde. Selbst das Binden eines Reisigbesens, das Färben von Wolle oder das Töpfern einer Schale wird von vielen Freilichtmuseen - und sogar Universitäten - bereits als Experimentelle Archäologie angepriesen. Setzt dieses permanente Trivialisieren die Leistungen von praxisbezogenen Forschern wie Ihnen nicht herab?
Es würde zu weit führen, hier die bei den diversen Experimenten gewonnenen Erkenntnisse zu diskutieren, zumal ich das in meinen beiden Büchern ausführlich getan habe. Erwähnen möchte ich hier nur die Erfahrungen mit dem steigbügellosen Reiten, dem römischen Hörnchensattel und dem Nachweis, dass sowohl die Maskenhelme des Militärs – zumindest die frühen Typen - , als auch die Gladiatorenhelme, wie sie durch die ausgegrabenen Originalstücke dokumentiert sind, keine reinen Paradewaffen waren, sondern durchaus im scharfen Einsatz verwendet werden konnten.
Grundsätzliche Vorbehalte von Fachseite hat es gegenüber meinen Unternehmungen überraschend wenige gegeben. Es überwogen von Seiten der Historiker und Archäologen ganz entschieden die Zustimmung und die Kooperationsbereitschaft. Da könnte ich sehr viele Namen im In- und Ausland nennen. Dass der Begriff „Experimentelle Archäologie“ inzwischen reichlich inflationär benutzt wird, da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Oft handelt es sich um banale Selbstverständlichkeiten oder um das Nachäffen bereits geleisteter Experimente, meist mit unzureichenden Mitteln, aber mit vollmundigen Ansprüchen. Hochstapelei und geistiger Diebstahl sind gang und gäbe und werden oft von den Museen aus Gleichgültigkeit oder Knauserei gedeckt. Natürlich gefährdet das auch das Image der seriösen Gruppen.

Freilichtmuseen verfügen häufig über einen sogenannten wissenschaftlichen Beirat, der mit Fachleuten aus dem Geschichtsbetrieb besetzt wird. Und doch ist eine solche Einrichtung kein Garant für Qualität, wie manch Beispiel belegt. Auch TV-Dokumentationen, die seit einigen Jahren geradezu inflationär mit aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdigen Spielszenen aufgehübscht werden, sind problematisch, wie Sie beispielsweise in Ihrem Buch Hollywoods Traum von Rom kritisieren.
Ist es nicht unethisch, wenn Historiker und Archäologen ihren guten Namen schludrig umgesetzten Projekten zur Verfügung stellen - Stichwort "argumentum ad verecundiam"  - und diesen dadurch eine gewisse Legitimation verschaffen?
Die Sucht, Dokumentarfilme in Spielfilme mit unzureichenden Mitteln zu verwandeln, ist zu einer regelrechten Pest geworden. Leider lassen sich da viele Fachleute unkritisch und widerstandslos vereinnahmen, was teils mit mangelndem Interesse und Verständnis gegenüber dem Medium Film zusammenhängt. Das Verhalten der Filmemacher selber ist sehr unterschiedlich. Manche sind durchaus gutwillig und berücksichtigen Einwände und Vorschläge, manche aber – vor allem unter den Produzenten – sind völlig uneinsichtig und reiten auf einer kontraproduktiven künstlerischen Autonomie herum, bei der es sich meist um die ewige Wiederholerei abgedroschener Klischees handelt und um den Irrtum, Authentizität sei notwendigerweise langweilig.
Man kommt da in ein echtes Dilemma – kann ich mich aus Frustration vor der Verantwortung drücken und den Krempel hinwerfen, oder gefährde ich durch erzwungene Kompromisse die Vertretbarkeit des Ergebnisses und meinen guten Namen, um wenigstens das Schlimmst zu verhüten? Nicht umsonst habe ich das einschlägige Kapitel meines Buches „Die Leiden des historischen Beraters“ genannt.
Man fragt sich auch oft, welche Rolle die „wissenschaftlichen Beiräte“ beispielsweise bei der Gestaltung der Museumsshops spielen. Denn da wird vielfach ein peinlicher Mist angeboten, als bestünde das Publikum nur aus Kindern und kindischen Erwachsenen. Dass es auch anders geht, kann man in den angelsächsischen Ländern sehen.
Den langjährigen Lesern dieses Blogs dürfte einer dieser schrägen Museumsshops - nämlich jener der baden-württembergischen Mittelalterbaustelle Campus Galli - noch gut in Erinnerung sein 😉. Es handelt sich dabei sozusagen um ein Paradebeispiel, das Ihre Kritik aufs Anschaulichste bestätigt.


In den vergangenen Jahren wurde gelegentlich von Journalisten und Historikern Schlachten-Reenactment kritisiert: Da würde von ein paar kostümierten Hanseln zum Gaudium der Massen der Krieg verherrlicht, hieß es.
Ist das zutreffend? Oder ist Schlachten-Reenactment aus anderen Gründen problematisch - etwa weil dem Publikum aus Mangel an Darstellern fast nie die tatsächliche Dimension einer militärischen Auseinandersetzung vermittelt werden kann?
Schlachten-Reenactments sind in der Tat ausgesprochen problematisch. Gerade wenn Hunderte oder gar Tausende bei einem Großreenactment auftreten, entsteht der Eindruck realistischer Dimensionen, obwohl niemals mehr als ein kleiner Bruchteil der damals tatsächlich anwesenden Massen vertreten ist. Es entsteht so eine Art riesiges Zinnfigurendiorama, bei dem gleichfalls Bataillone von 500 Mann von 30-Mann-Trupps dargestellt werden. Dieser vorgegaukelte Realismus wirkt unweigerlich verniedlichend. Besonders peinlich wird es, wenn ein paar Leute umfallen und Leichen simulieren, um ein paar Minuten später wieder aufzustehen. Da degeneriert die „blutige“ Schlacht schnell zum Kasperletheater, zumal wenn sich das Spektakel auf einer Art Fußballfeld unter Volksfestcharakter abspielt. Man sollte bei ausreichender Masse lieber kleinere Formationen 1:1 darstellen, Kompanien, Bataillone, Eskadrons statt Dutzende von Zwergeinheiten mit viel zu vielen Fahnen, Offizieren und Spielleuten herumturnen zu lassen. Und es sollte alles exerzier- oder manövermäßig ablaufen, aber niemals realen Kampf zu suggerieren versuchen. Mit Feuerwaffen würde es noch halbwegs gehen, aber mit Blankwaffen ist es hoffnungslos. Stellen Sie mal eine Kavallerieattacke realistisch nach mit Einbruch, Einhauen und allem! Man denke nur an das alberne Rumgeschiebe der Infanterie mit senkrecht gehaltenen Spießen oder Bajonetten.

Was halten Sie von Frauen in Männerkleidung bzw. Kampfausrüstung, wie sie beispielsweise im Vorjahr vermehrt beim '1066'-Reenactment in Hastings zu sehen waren? Es erscheint mir nämlich äußerst widersprüchlich, wenn Darsteller einerseits akribisch an ihrer Austattung feilen, andererseits aber historische Rollenbilder grob missachten. Könnte sich daraus nicht ein ernsthaftes Glaubwürdigkeitsproblem für die lebendige Geschichtsdarstellung ergeben? 
Frauen in Rüstungen und Uniformen sind schlicht lächerlich. Man erkennt die Fälschung in aller Regel schon auf 20 Meter. Besonders bizarr sind in letzter Zeit die überall aus dem Boden schießenden weiblichen Gladiatoren. Gewiss, es hat hat sie ganz vereinzelt gegeben – gerade eine einzige bildliche Darstellung mit zwei Namen unter Tausenden von Männern ist dokumentiert. Man sollte nicht ausgerechnet krasse Ausnahmefälle in Szene setzen und so ein ganz schiefes Bild vermitteln. Und vor „oben ohne“ scheut man dann doch zurück (Gott sei Dank!). Generell ist zu beachten, dass die Physiognomie und ganz besonders auch die Haar- und Barttracht, Make-up, Brillen Tätowierungen u.ä. organischer Teil des gesamten Erscheinungsbildes sind und nicht ausgeblendet werden dürfen – wie dies von einigen Stilbruchfanatikern sogar gefordert wird. Das zerstört alles. Auch wenn es politisch inkorrekt ist – es kann nicht jede(r) alles darstellen, ohne eine Farce zu veranstalten.

Glaubt man den Statistiken, dann steigt in Westeuropa das Bildungsniveau/die Akademikerquote beständig an. Ist dieser Umstand, wie manche Leute meinen, tatsächlich dafür mitverantwortlich, dass sich immer mehr Menschen mit Lebendiger Geschichte beschäftigen? 
Böse Zungen behaupten nämlich, das Mehr an Akademikern erkaufe man sich mit einem drastischen Absenken der Bildungsstandards. Viele geisteswissenschaftliche Unis seien daher längst zu Titelmühlen für Kompetenz-Attrappen herabgesunken.
Das angeblich steigende Bildungsniveau halte ich in der Tat vornehmlich für eine Verdrängung der Qualität durch Quantität, wie das ja von vielen Bildungspolitikern unverblümt eingefordert wird. Was wir mit dem akademischen Schrott anfangen sollen, der da in wachsender Menge produziert wird, ist mir schleierhaft.

Marcus Junkelmann vor rund drei Jahrzehnten als
römischer Centurio zur Zeit des Augustus.

Man beachte die auffälligsten Kennzeichen dieses
Ranges: Quergestellter Helmbusch (crista transversa),
Rebenstock (vitis), versilberten Beinschienen (ocrea)
 und das im Gegensatz zu normalen Soldaten nicht
rechts sondern links getragene Kurzschwert (gladius).
Aus dem Buch: "Die Legionen des Augustus"
Herbert Utz Verlag 2015 | (C) Marcus Junkelmann
Nach über 30 Jahren Living History und Reenactment hängen Sie dieser Tage Ihre caligae an den Nagel. Viele werden das sicher bedauern.
Ich hänge die caligae an den Nagel, weil meine Freunde und ich einfach durch die Billigkonkurrenz verdrängt und kaum mehr engagiert werden. Es ist bitter, an Orten, wo man selbst vor Jahrzehnten das Ganze in die Wege geleitet hat, die Plagiatoren sich wichtigtuerisch in Szene setzen zu sehen und mehr schlecht als recht das vorführen, wofür ich in vieljähriger, aufwendiger Arbeit die Recherche geleistet und die Prototypen geschaffen habe. Eine besonders fragwürdige Tendenz ist es, ausgerechnet die römische Gladiatur zur Kinderbespaßung zu missbrauchen und nach Art der leidigen Ritterturniere auf Mittelaltermärkten ablaufen zu lassen  - einschließlich Herz- und Schmerz-Handlung.
Ich bin nun viele Jahre lang vor den Plagiatoren von einem Thema zum anderen geflohen - Legionäre, Küche, Kavallerie, Gladiatoren, stets wurde ich, nachdem ich die Ergebnisse - ganz im Gegensatz zu fast allen anderen Gruppen - ausführlich publiziert hatte, eingeholt und habe jetzt allmählich von der Römerei genug. Für wirklich qualitätvolle Projekte bin ich nach wie vor zu haben, wenn ich auch fürchten muss, das mangels Einsätzen sich meine Gruppe allmählich auflöst!


Das wäre sehr schade! Doch zumindest als Autor bleiben Sie uns sicher auch weiterhin erhalten. Vielleicht können Sie abschließend einen kleinen Ausblick auf geplante Bücher und andere Projekte geben?
Ich versuche nun, in der Schlossanlage Schleißheim eine schöne, facettenreiche Barockveranstaltung zu etablieren, die enorm ausbaufähig ist. An einschlägigen Büchern bereite ich vor allem in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Park Carnuntum eine völlig überarbeitete und erweiterte, um einen beiliegenden DVD-Film bereicherte Auflage meines seit langem vergriffenen Buches „Galdiatoren. Das Spiel mit dem Tod“ vor, das in einem Jahr unter dem Titel „Die Söhne der Nemesis“ im Nünnerich-Asmus-Verlag erscheinen wird. Für den Pustet Verlag soll ich ein Büchlein genau zu unserem Thema schreiben: Römisches Reenactment. Da muss ich eigentlich nur noch die Bebilderung zusammenstellen. Für den Zauberfeder-Verlag arbeite ich an einem Buch zur römischen Zivilkleidung. Und der Beck-Verlag hat ein großes Handbuch zur römischen Militärgeschichte 750v.Chr. – 450 n.Chr. in Auftrag gegeben, das mit 750 Seiten veranschlagt ist. Das wird noch etwas dauern.

Auf diese Bücher freue ich mich schon sehr! Und vielen lieben Dank, Herr Junkelmann, dass Sie uns so ausführlich Auskunft gegeben haben.




UPDATE: Auf die vereinzelt im Kommentarbereich geäußerte Gegenkritik antwortet Herr Junkelammann in folgendem Beitrag ausführlich.


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41 Kommentare:

  1. Es ist verdammt traurig, wenn Größen wie Herr Junkelmann von Billigheimern verdrängt werden! Ich habe solche Gruppen selbst schon ein paar mal miterleben müssen. Die maschinengenähten Baumwolltuniken von der Stange waren noch das Harmloseste, was man an ihnen beobachten hat können. Von der bescheidenen Qualität der erteilten Auskünfte ganz zu schweigen. Die wissen zum Teil nicht einmal die einfachsten Dinge, wie z.B. die korrekten lateinischen Bezeichnungen für ihre Ausrüstungsgegenstände. Ich denke, hier müsste man den Museen mehr Feedback geben, damit zukünftig wieder mehr auf die Qualität geachtet wird!

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  2. Das Auftreten von Frauen in Kampfausrüstung oder auch ziviler Männerkleidung bei Reenactments kritisiere ich schon seit Jahren als das was es ist: Ein unhistorischer Schwachsinn allererster Ordnung und Betrug am Besucher. Aber wegen historisierenden Straßenfegern wie Game of Thrones wird das immer schlimmer. Und der außer Kontrolle geratene Feminismus trägt auch einiges dazu bei. Es trauen sich ja viele nicht den Mund gegen Neo-Amazonen bei Veranstaltungen aufzumachen, ganz besonders die Akademiker in den Museen nicht. Die sind mittlerweile so indoktriniert, dass sie außerhalb vorgegebener Raster zu keinem kritischen Denken mehr fähig sind. Auch darunter leidet die Qualität der Darstellung immer öfter. Und das kann es ja wohl nicht sein.

    Herrn Junkelmann wünsche ich auf jeden Fall alles Gute und viel Erfolg mit den geplanten Büchern.

    Der Wanderschmied
    (selbst Römer- und Germanendarsteller)

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    1. Das stimmt eigentlich alles, es sind aber nicht nur die Museumsleute, die kuschen. Im Gegenteil, ich kenne einige, die sehen die Entwicklung schon kritisch. Nein, eigentlich sind es auch Leute aus der Szene, die lieber die Klappe halten, anstatt dagegen aufzustehen. Die verfassen zwar irgendwelche Erklärungen, dass Living History nichts mit Politik zu tun haben darf, aber zum Thema der pseudohistorischen Fantasy-Krigerinnen, das selbstredend auch total politisch verseucht ist (ich erinnere nur an Hiltibolds gelungenen Beitrag zur feministischen Archäologie), kommt von diesen Feiglingen nichts. Damit kann man eben nicht sein Ansehen in den als maßgeblich empfundenen Kreisen steigern.
      Leider ticken heute zu viele Leute so. Selbstzensur ist, drei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR, wieder eine Tugend.
      Georg

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    2. Die 20 Prozent stärksten Frauen können sich gerade einmal mit den 20 Prozent schwächsten Männern messen.
      Daher dienen in keiner Armee, die ernst genommen werden will, Frauen.
      Leser

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    3. Man sollte hier aber eine deutliche Unterscheidung in der Bewertung machen zwischen einer Frau, die eine kämpfende Frau darstellt und einer Frau, die einen kämpfenden Mann darstellt.
      Mit zweiterem habe ich beispielsweise kein größeres Problem. Letztendlich stellen wir alle etwas dar, das wir im normalen Leben nicht sind.

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    4. Es gilt aber schon auch der Grundsatz, bei der Darstellung nach Möglichkeit den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu berücksichtigen. Ganz besonders dort, wo es leicht geht. Und was wäre leichter für eine Frau oder einen Mann (!), einfach nicht aus der geschichtlich überlieferten Geschlechterrolle zu fallen? Wie Herr Junkelmann schreibt, Frauen in männlicher Kampfausrüstung sieht man schon aus 20 Metern Entfernung an, dass sie ein Anachronismus sind. Man darf das Publikum nicht für dermaßen doof halten, dass es das nicht mitbekommt. Außerdem können so gerade Kinder einen sehr irreführenden Eindruck von den sozialen Gegebenheiten einer dargestellten Zeit und ihren Unterschieden zur Gegenwart vermittelt bekommen. Aus Sicht der Geschichtsdidaktik kann so etwas schon ein echtes Problem sein!

      Guinevere

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    5. Eben WEIL das Publikum nicht so doof ist, finde ich es nicht problematisch. Was sofort erkannt wurde, kann erklärt werden. Viel schlimmer finde ich ja pseudohistorische Lösungen, die dem Laien nicht auffallen, hier fragt der Besucher oft nicht mal nach.
      Aber das kommt wohl auch drauf an, wie man Living History für sich defniniert, ich kenne durchaus sehr kompetente Geschichtsvermittler, die sich nur als lebendige Puppe für ihre Kleidung sehen und ihre Haupttätigkeit in der verbalen und durch auf entsprechenden Displays präsentierte Realien unterstützten Vermittlung von Ihnhalten. Diese Leute streben gar nicht an, in irgendwelche Rollen zu schlüpfen, in fremden Sprachen zu sprechen und dem Besucher etwas vorzuspielen, sie sind quasi auf sehr extreme Art dem Third-person Prinzip verschrieben. Ein Mensch des 21. Jahrhunderts, der mit dem Besucher spricht. In dem Fall find ich es auch nicht tragisch, wenn die Kleidung nicht hundertpro zum Darsteller passt und da könnte ich auch einsehen, wie eine Frau genau die gleichen Inhalte vermitteln kann wie ein Mann in der selben Ausrüstung.
      Sicher ist es die Diskussion wert, aber ich möchte anderen Darstellern weder verwehren, geschlechterfremde Kleidung zu tragen, wie ich ihnen verwehren möchte, ihrer Kultur bzw Ethnie fremde Kleidung zu tragen (Stichwort Takeda) oder einen Geistlichen einer Religion darzustellen, die sie nicht persönlich praktizieren. Das muss die Qualität ihrer Vermittlungsqualität nicht beeinflussen und das Erlebnis des Besuchers nicht schmälern.

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    6. @Leser: Absolut kein Witz, es gibt mittlerweile Feministinnen, die behaupten aus ihren universitären Klapsmühlen heraus, auch die unterschiedliche Körperkraft von Mann und Frau würde auf sozialen Konstrukten beruhen. "Postfaktisc"h nennt man das heutzutage wohl.

      Gero

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    7. "Kampfemanzen" im wahrsten Sinne des Wortes ;-)

      Grüßle,
      Maria

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    8. Von Befragungen weiß man, dass Besucher auf offensichtliche Anachronismen überwiegend negativ reagieren. Das fängt bei Brillen an, geht über grell gefärbte Haare und schließt schlussendlich auch Darsteller und Darstellerinnen in geschlechtsuntypischer Kleidung ein. Museumsbetreibern und Verantaltern kann man daher nur dazu raten, der Besucherzufriedenheit den Vorang zu geben, und nicht den Selbstverwirklichungsallüren von Einzelpersonen.

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    9. Also von Sonderfällen einmal abgesehen, würde ja auch niemand auf die Idee kommen, Männerrollen in Filmen aus irgendwelchen Launen heraus mit Frauen zu besetzen, oder auch umgekehrt. Die Seher würden das nicht akzeptieren und sich im Laufe der Zeit abwenden. Aber ausgerechnet in der Lebendigen Geschichte, wo es nicht einfach nur um Unterhaltung, sonder vor allem auch um das ernsthafte Anliegen der Bildung geht und man so gerne der Authentizitätsbegriff bemüht, um sich damit von Mittelaltermärkten abzusetzen, soll das egal sein?
      Wo hört das auf? Hier öffnet man doch der Beliebigkeit Tür und Tor und verspielt seinen guten Ruf. Die Grenzen zu LARP und GroMi veschwimmen dann immer mehr. Wehret den Anfängen, kann man da nur sagen. Ermutigen wird die, die sich ernsthaft bemühen, anstatt Entschuldigungen für den mangelnden Ehrgeiz von Egoisten zu finden.
      C3PO

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    10. Ja, in Filmen spielt man auch Rollen, im Living History macht man das zumindest in Mitteleuropa eher selten. Sofern wir also keinen einheitlichen Standard oder eine einheitliche Definition von Living History Vorführungen für alle Darsteller in diesem Land finden, wird man mit solchen Dingen leben müssen.

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    11. In diesen Antwortkommentaren haben wir übrigens ein schönes Beispiel, wie sich einer validen Meinung auf Basis einer faktischen Feststellung ("Ich mag keine Frauen in Männersachen beim LH, weil sie falsch aussehen.") nur grob übertünchter echter Sexismus anhängt:

      "Anonym 4. Oktober 2017 um 13:31

      Die 20 Prozent stärksten Frauen können sich gerade einmal mit den 20 Prozent schwächsten Männern messen.
      Daher dienen in keiner Armee, die ernst genommen werden will, Frauen.
      Leser"

      Leser nutzt hier weder die Möglichkeit über historische Zustände zu sprechen, noch über Darstellungsansprüche. Er verstärkt die Aussage zum unterschiedlichen Körperbau in einen wertenden Stärkevergleich und setzt eine implizit abwertende Behauptung hinterher. Ich lese aus seinem letzten Satz "Die modernen Armeen taugen nichts, weil sie Frauen zu lassen. Früher war alles besser." Und das finde ich gruselig.

      Wem das zu akademisch-analysierend ist, dem empfehle ich die Kurzfassung:
      Sexistische Meinungen hinter eine diskussionswürdige Aussage im LH zu klemmen ist mindestens genau so scheiße, wie feministische.

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  3. Wie "teuer" kommt denn so einer Gruppe ein Museum eigentlich? Ich habe in der Hinsicht absolut keine Vorstellung.

    Liebe Grüße,
    Britta

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. Mein vorheriger Kommentar war nicht besonders akkurat, daher noch mal: Das kommt auf Gruppenstärke, Verhandlungsstärke, Länge des Aufenthalts, Anfahrt, Programm- und Display/Lager-angebot, Ausrüsungsqualität und natürlich auch das Budget des Museums an. So kann eine Gruppe von 10 Mann (kämpfend) bei einem Event 500 EUR verdienen und beim anderen 4000 EUR verdienen.
      In der Römerszene sind Gagen oft erstaunlich hoch im Vergleich mit Veranstaltungen anderer Epochen. Im Spätmittelalter kenne ich bspw viele Gelegenheiten, wo Kämpfer (und natürlich auch zivile Darsteller) umsonst oder gegen einen geringen Anteil am Fahrtgeld kommen, wenn die Veranstaltung sie anlacht vom Konzept her.

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  4. Ich kann die Aussagen von Marcus Junkelmann aus eigener Erfahrung vollkommen bestätigen - die Vorreiter werden von den Nachahmern verdrängt, weil Auftraggeber nur billig-billig wollen und selbst die, die es eigentlich besser wissen müßten, zu wenig Wert auf historische Korrektheit legen. Das Argument "merkt doch eh keiner" würde niemand auf Autoreparaturen, ärztliche Behandlung etc. anwenden wollen, aber bei Geschichte ist es in Ordnung?
    Ich verstehe ihn, daß er keine Lust mehr auf diesen Kampf hat, und bedauere den Rückzug sehr.
    - Fränkin -

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  5. Ich sage nur Limeskastell Pohl! Wie sich irgend ein seriöser Historiker oder Archäologe dafür hat hergeben können, ist mir unbegreiflich.
    Ganz zurecht ist der Bau in diesem Blog ordentlich kritisiert worden.

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    1. Herrn Dr. Junkelmann hört man immer gerne zu. Von mir aus könnte er gerne noch viel öfter solche kritischen Interviews geben, denn sein Wort hat Gewicht.

      Schlechte "Lebendige Geschichte" muss man beim Namen nennen, auch wenn das nicht jedem gefällt. Da dürfen keine falschen Rücksichten genommen werden, weil sich der Mist anderenfalls im Laufe der Zeit etabliert und zum Standard wird. Wir sehen das Problem nicht nur beim Limes-Kastell in Pohl, sondern noch deutlicher bei diesem klösterlichen Wissenschaftsschwindel im Süden. Es ist zum Erbrechen, was heutzutage bereits unter dem Label Lebendige Geschichte und Experimentelle Archäologie vermarktet wird.

      Grüße
      M. Val. Sinistrus

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    2. Zu Kastell Pohl:
      Da sind Sie aber nicht auf aktuellem wissenschaftlichem Stand, man kann manches kritisieren In Pohl, aber im Gesamtkonzept der Limesvermittlung ist es ein sinnvoller Ansatz.
      Siehe Nachrichtenblatt der dt. Limeskommission, 6. Jahrgang 2012, Heft 1
      Mit freundlichen Grüßen
      Volker Bruckhaus

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    3. Das Kastell Pohl hat bei meinem letzten Besuch im Juni noch gleich mittelprächtig ausgesehen wie immer. Ich würde es deshalb als einen im Ansatz steckengebliebenen sinnvollen Ansatz bezeichnen ;-)

      Grüße
      M. Val. Sinistrus

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    4. An M. Val. Sinistrus:

      "Es ist zum Erbrechen, was heutzutage bereits unter dem Label Lebendige Geschichte und Experimentelle Archäologie vermarktet wird"

      Ich möchte zu mehr Toleranz aufrufen, alle Beteiligten in diesem Bereich sind in einem beständigen Lernprozess der Qualitätsverbesserung, nur unterschiedlich weit fortgeschritten. (Hiltiboldscher) Fundamentalismus hilft da wenig, nur dem "A"-Fetisch zu frönen ist auch nicht das einzig seeligmachende. Stichwort didaktische Reduktion :-)

      mit freundlichen Grüßen
      Volker B.

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    5. Wo Sie bei Hiltibold "Fundamentalismus" in Sachen LH sehen, ist mir ein Rätsel. Würden Sie den Inhalt dieses Blogs besser kennen, dann würden Sie (hoffentlich) auch nicht so einen Unsinn verzapfen.

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  6. Gut geführte Museen achten natürlich aufs Geld. Aber es ist immer auch eine Frage der Prioritätensetzung. Erfahrenen LH-Veteranen wie ein Marcus Junkelmann sind kein Luxus, sondern eine gute Investition in den eigenen Ruf als Veranstalter. Beispielsweise hat der Archäologische Park Carnuntum sehr von Junkelmanns Gladiatorentruppe profitiert.

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    1. Leider wurde M. Junkelmann aber auch hier bereits durch eine andere (Carnuntiner Haus-) Gruppe herausgedrängt, die sich leider der hier angeprangerten Methoden reichlich bedient... (theatralische "ritterturnierähnliche" Kämpfe, weibliche Gladiatoren, Ausrüstungen aus indischem Hause mit zweifelhafter Authentizität, ...)

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    2. Hier hat leider in den letzten Jahren eine regelrechte "Spirale" stattgefunden; denn von den Veranstaltern wurde nach jeder Veranstaltung für die nächste dann etwas Neues gefordert - man will den Zusehern ja etwas bieten. Am besten etwas ganz Neues. Gerade die Schlachtendarstellungen werden gewünscht, weil sie beim Publikum gut ankommen (dessen geschichtliches Interesse sich oftmals sehr in Grenzen hält; für manche Zuseher ist alles in einer Rüstung automatisch ein Ritter).

      Junkelmann selbst hat eine derartige Darstellung (auch mit wiederauferstehenden Leichen) z.B. 2009 in Xanten als Moderator begleitet, ich war als Darsteller dabei. Daher kann ich seinen Zwiespalt gut nachvollziehen: man hat den Anspruch an Korrektheit, der Veranstalter will Action und man geht zähneknirschend mit; tut man das nicht, findet sich schnell eine andere Gruppe, die das bereitwillig macht. Und mittlerweile scheint es nicht mehr ohne Schlacht zu gehen.
      FÜr mich als Darsteller setzen sich die Römerfeste mittlerweile aus 2 Teilen zusammen: das ernsthafte Gespräch mit interessierten Besuchern, bei dem man auch auf die Ausrüstung eingehen kann - und warum manche Dinge eben nicht 100-%-originalgetreu sind (kaum jemand wird sich für seine Rüstung den Stahl in einem Rennofen selbst reduzieren oder für Schwertgriffe Elfenbein verwenden). Der andere Teil besteht aus dem Kasperltheater für die Action-Suchenden, den man halt etwas widerwillg auch mitmacht.

      ---Hajus---

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    3. Den qualitativen Abwärtstrend bei Veranstaltungen, konkret in Carnuntum, kann ich aus eigener Anschauung bestätigen, weil ich bin dort mindestens einmal im Jahr. Einige dieser Events erinnern wirklich immer stärker an Mittelaltermärkte. Es tut mir daher auch nicht leid, dass ich meine eigenen Reenactment-Aktivitäten dort schon vor einigen Jahren eingestellt habe. A.P.

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    4. Hajus hat 2009 in Xanten offensichtlich der Blitz getroffen, denn die geschilderte Schlacht konnte dort nicht stattfinden. Weder mit Jubkelmann als Moderator noch mit wieder aufstehen Leichen, denn das Fest wurde am frühen Nachmittag wegen des Unwetters abgebrochen. Aber auch ohne Blitz und Donner war diese für den APX untypische Action nicht vorgesehen.

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  7. die reihe des zauberfederverlags zu historischer kleidung kenne ich. was ich bisher davon selbst gelesen habe, wirkte ansprechend. deshalb bin ich auch auf das buch über römische kleidung schon sehr gespannt . hoffentlich dauert es nicht mehr zu lange ;o) chris

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    1. Laut Auskunft des Verlags erscheint das Buch frühestens im Herbst 2018. Es dauert also schon noch ein bisschen ;)

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  8. Seit Marcus Junkelmann vor vielen Jahren meine Schule besucht und bei mir das Römerfieber entzündet hat, ist er für mich so etwas wie ein Idol. Quasi das Ideal eines Historikers: Kein bloßer Stubenhocker, sondern sowohl in den Quellen wie auch in der Praxis bewandert.

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  9. Zu den Frauen, ich als Nicht-Frau: Herr Junkelmann legt sich schon immer alles so hin, wie es ihm passt. Dass nämlich die meisten Römerdarsteller, Militär und auch Gladiatoren, zu alt und zu fett und zu bleich und nicht trainiert genug sind, wird von ihm nicht bemängelt. Das sieht man, gerade unter Rüstung noch viel eher, als zum Beispiel bei einer flachbrüstigen durchtrainierten Frau. Da er aber selbst betroffen scheint, wie das Bild oben suggeriert, ist es ihm offenbar lieber, wie üblich, auf anderen herumzuhacken. Es käme ihm auch nicht in den Sinn, daß es vielleicht auch sein eigenes Verschulden ist, nicht mehr zu Veranstaltungen bei diversen Museen eingeladen zu werden. Es könnte z.B so sein: Wer stark alkoholisiert am Nachmittag vor ein Publikum mit Kindern tritt, braucht sich nicht wundern, wenn er nicht mehr - wie bei uns im Park - eingeladen wird. Oder wenn er einen endlosen Sermon voller Fachbegriffe an ein Publikum hinschwadroniert, welches deshalb nichts von dem, was erzählt wird versteht, und sich die Zuschauerränge nach 20 Minuten anfangen, schnell zu leeren. Es gehören eben immer zwei Seiten zur Medaille. NRW-Loverboy

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    1. Du selbst legst dir aber auch die Dinge so hin, wie sie dir passen. Zitat: "Dass nämlich die meisten Römerdarsteller, Militär und auch Gladiatoren, zu alt und zu fett und zu bleich und nicht trainiert genug sind, wird von ihm nicht bemängelt. "
      Da muss man unterscheiden was einer darstellt. Als Offizier oder Immunes kann man ohne weiteres schon älter, übergewichtig und weniger durchtrainiert sein. Und sowohl bei den Legionären wie auch den Gladiatoren Junkelmanns, die ich im Laufe der Jahre schon oft gesehen habe, war nicht ersichtlich, dass sie weniger durchtrainiert gewesen wären als der Durchschnitt ähnlicher Darsteller in Deutschland.
      Und was heißt bleich? Sollen sich die Darsteller vielleicht , wie Bodybuilder vor einem Wettkampf, mit Selbstbräuner einschmieren, nur damit es so aussieht, als ob sie wie echte antike Gladiatoren tagtäglich in der Sonne trainiert hätten? Man kann es auch übertreiben!

      Der Wanderschmied

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    2. Du hast offenbar meinen Gedankengang nicht verstanden, daher ist Dein Einwurf sinnlos. NRW-Loverboy

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    3. Natürlich sollten sich die Gladiatoren bräunen. Beziehungsweise natürlich nicht. Die Frage ist, wo ziehst du die Grenze? Es gab nachweislich weibliche Gladatoren. Warum sollte man sie nicht darstellen? Natürlich sind sie überrepresentiert, aber gleiches gilt auch für bestimmte Gladiatorenklassen. Von Ethnien fangen wir lieber garnicht erst an. Entscheidend ist: Weibliche Gladiatoren gab es, blasse, dicke alte Gladiatoren nicht. Was ist jetzt der Anachronismus? Letztere sind wesentlich häufiger, stören aber Herrn Junkelmann und viele Kommentarschreiber scheinbar nicht. Und Selbstbräuner ist definitiv leichter umzusetzen als eine Geschlechtsumwandlung, wer übertreibt also?

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    4. Meiner Beobachtung nach gibt es heute weniger körperlich klar ungeeignete männliche Gladiatorendarsteller als überrepräsentierte weibliche Gladiatorendarsteller (die außerdem mit ihren spindeldürren Armen körperlich noch viel häufiger für die Gladiatur ungeeignet sind als ihre männlichen Kollegen).
      Umso weniger sollte man mit dem kleineren Problem das quantitativ größere Problem entschuldigen.
      Eine gewisse Relativierung, das räume ich ein, ist aber gerechtfertigt.

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  10. das interview gefällt mir wieder einmal, hilti. der eine part stellt die richtigen fragen, der andere eiert bei den antworten nicht herum, sondern redet tacheles. selbstverständlich tritt man damit einigen auf die zehen. aber das passt schon so.
    ;-)

    Gero

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  11. Erlaubt ist, was gefällt, oder?
    Es wird immer einen durchschnittlichen Geschmack geben, der sich mit durchschnittlicher Qualität zufrieden gibt. Das ist in allen Bereichen so, ob Musik, Living-History, Architektur, Essen, ... - Ist das verwerflich?
    Mit Sicherheit verwerflich ist der weit verbreitete Etikettenschwindel, das Vortäuschen von Wissen und Authentizität.

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    1. Bei bestimmten Vorlieben für Musik, Architektur, Essen handelt es sich aber doch überwiegend um subjektiven Geschmack, während es bei Living History objektiv nachvollziehbare Qualitätskriterien gibt. Die kann man als Darsteller gut oder weniger gut finden, aber im Sinne Dritter (der Besucher) sind sie schon sehr wichtig, finde ich.
      -GermaniKuss

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  12. Junkelmann hat recht. Moderne weibliche Gladiatoren-Darsteller gibt es mittlerweile zu viele, verglichen mit den historischen Evidenzen.
    Vor ungefähr 10 Jahren hat man sich ja auch ungemein darüber aufgeregt, dass einige Frühmittelalter-Gruppen ihre Ausrüstung mit Swastiken zukleistern, obwohl diese Symbole in der historischen Wirklichkeit deutlich weniger Verwendung gefunden haben.
    Eine ähnliche Kritik müssen sich deshalb auch Gladiatoren-Darstellerinnen gefallen lassen. Hier wird eine exotische Ausnahme in der öffentlichen Wahrnehmung rückwirkend zur antiken Regel gemacht. Das geht so im Sinne der Vermittlung eines stimmigen Geschichtsbildes nicht. Es liegt in der Verantwortung von Veranstaltern, dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, anstatt aus Ignoranz oder, schlimmer noch, politischer Korrektheit, dieses Treiben zu dulden.

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