Montag, 10. Februar 2020

😃 Das dissonante Gezwitscher eines Archäotrolls



Ich mache auf Twitter ja kaum etwas. Für mich ist das primär ein Linkverteiler, der aufgrund seiner knapp bemessenen Zeichenbegrenzung nicht gut für einen direkten Meinungsaustausch taugt; Sprücheklopferei ausgenommen - was aber Zeitverschwendung ist. Trotzdem wurde ich genau damit kürzlich konfrontiert: Ein Archäologe und selbstzertifizierter 'Skeptiker', wollte mir anhand einer meiner Buchbesprechungen mittels Suggestivfragen unterjubeln, ich würde Erich von Dänikens phantasievoller Prä-Astronautik-These anhängen; und damit es auch möglichst viele Leute mitbekommen, hat er seine Wortspenden sogleich mit dem von ihm auf Twitter etablierten Onanierzirkel geteilt.

In der Realität geht der insinuierte Vorwurf natürlich weder mit dem Inhalt der Buchbesprechung noch mit dem Inhalt des Buchs selbst konform. Kein Däniken und keine Prä-Astronautik sind darin zu finden; das hat sich der Heini vielmehr zu 100 Prozent aus seinem verlängerten Rücken gezogen. Offensichtlich um mich in die Deppen-Ecke zu stellen, gleich neben die Flacherdler. In einem Aufwasch wurde auch der als Experimentalarchäologe seit Jahren außerordentlich engagiert arbeitende Buchautor dergestalt angepatzt.

Dieses dissonante Gezwitscher habe ich deshalb in einer höflichen Entgegnung als das bezeichnet, was es offensichtlich ist: Nämlich Getrolle. Gleichzeitig bot ich aber an, das Buch an geeigneter Stelle - nämlich im Kommentarbereich unter meiner Rezension - in qualifizierter Form zu diskutieren. Kurz darauf wurde ich blockiert. 😄
Was mich nicht nur amüsiert hat, sondern auch dazu veranlasste, dem Herrn eine kurze E-Mail zu schreiben. Daraus entspann sich folgende Korrespondenz, die ich dem Leser nicht vorenthalten möchte. 

Guten Tag, 

zuerst trollen Sie mich in Serie und in z.T. klar diffamierender Absicht mittels Suggestivfragen auf Twitter. 

Dann, wenn ich Ihr Verhalten nicht devot hinnehme, sondern Ihre Methoden beim Namen nenne und Ihnen die Möglichkeit einräume, in geeignetem Rahmen zu diskutieren, blockieren Sie mich bzw. laufen weg? 

Sie sind mir ja ein Schlingel! 
Oder besser gesagt: Sie sind mir ja ein typischer ‘Skeptiker’! 

Mit amüsierten Grüßen

Guten Tag,

nachdem Sie mich schon in der Vergangenheit meinten in Ihrem Blog zu diskreditieren (bis heute nicht gelöscht - trotz Stellungnahme meinerseits) zudem sich indirekt nochmal zum Jahreswechsel über meine "politisierenden" Äußerungen auszulassen (und da fühlte ich MICH mal zur Abwechslung angegriffen) war ich so frei, mal umgekehrt meine Meinung zu den von Ihnen besprochenen Büchern zu äußern, die ich äußerst fragwürdig finde. Da es Sie offenbar stört, habe ich die Tweets gelöscht. Sehen Sie es als Friedensangebot.

"Weggeblockt" hatte ich Sie schon zuvor, da mir diese zunehmend unwissenschaftlichen Posts auf den Geist gehen, nicht weil ich eine Diskussion scheue. Ich verspüre nur keinerlei Lust dazu.

Übrigens finde ich es schon eher "Stalking", wenn Sie sich noch die Mühe machen, meine E-Mail-Adresse rauszusuchen um mir diese Zeilen zu schreiben. Aber jeder wie er mag.

Das soll es auch schon gewesen sein. 
Schönen Tag noch. 

Sie haben da auf Twitter keine ernsthafte Meinungsäußerung getätigt, sondern ausschließlich mittels Schlagwörtern getrollt und insinuiert. 

Auf der anderen Seite habe ich in dem von Ihnen offensichtlich nicht sehr geschätzten Blogbeitrag aus grauer Vorzeit ausführlich dargelegt, warum ich Ihre damaligen Aussagen für Unsinn halte. Sie mögen sich an meinen zugespitzten Formulierungen stören, doch meine Kritik verfügte im Gegensatz zu Ihrem seichten Getwitter immerhin über Substanz. 

Darüber hinaus kommen Sie mir hier schon wieder mit Wischiwaschi-Unterstellungen wie “zunehmend unwissenschaftlichen Posts” an, ohne dafür einen qualitativen Nachweis zu erbringen. Ausgerechnet Sie wollen mir nun Unwissenschaftlichkeit unterstellen? Müssen Sie über Ihre Doppelstandards nicht selber lachen? Ich auf jeden Fall!

Sei’s drum: Seit 15:45 wird jetzt zurückblockiert. Damit ich ihnen ganz sicher nicht mehr über den Weg laufe. Ich nehme an, das ist ganz in Ihrem Sinne :)

Abschließend noch ein Tipp: Wenn es Ihnen ein Anliegen ist, keine E-Mails zu erhalten, dann ziehen Sie es doch in Erwägung, die entsprechende Adresse nicht auf Ihrer Webseite zu veröffentlichen. 

Beste Grüße, leben Sie wohl und weiterhin viel Spaß auf Twitter!

Dann ist ja gut. Schönes Leben noch.

😃

Er habe "keinerlei Lust" inhaltlich zu diskutieren, lässt er mich mit arrogantem Unterton wissen. Fürs Trollen kann dieser Buzzword-Twitterant aber offensichtlich ausreichend Zeit erübrigen. Ach herrje, was für ein intellektuelles Armutszeugnis.

Er gibt sich darüber hinaus angesäuert, weil ich einen Uralt-Blogbeitrag nicht gelöscht habe, in dem er dafür kritisiert wurde, dass er (aus weltanschaulichen Gründen) historische Halbwahrheiten verbreitet. Offensichtlich hat er kein Vertrauen in die Überzeugungskraft seiner Entgegnung, die er damals selbstverständlich im Kommentarbereich veröffentlichen durfte. Was mich, in Kenntnis des semi-intelligenten Textes, freilich nicht überrascht.
Thematisch passt das übrigens alles hervorragend zu meiner Kritik an der "Berner Erklärung". Es verwundert schließlich nicht, dass mein Archäotroll ein Fan dieses - aus wissenschaftshygienischer Sicht - überaus ungustiösen Aufrufs zur Politisierung der Archäologie ist. Wohl nur verkappte Politaktivisten können sich für dergleichen erwärmen. Mit dem von Max Weber formuliertem Postulat der Werturteilsfreiheit der Wissenschaft hat dieser Krempel jedenfalls nichts mehr zu tun. Vielmehr unterliegt der Wissenschaftsbegriff hier dem Opportunitätsprinzip und einer angemaßten Deutungshoheit.

Wenn der Herr 'großzügig' sein auf mich abgefeuertes Twitter-Getrolle wieder entfernt, dann tut er sich damit vor allem selbst einen Gefallen. Nach meiner Reaktion wird ihm nämlich klar geworden sein, dass er die gegenständliche Buchrezension lieber hätte lesen sollen, anstatt sofort rein affektiv auf den Buchtitel zu reagieren.

Kurios ist auch seine Behauptung, er hätte mich schon früher auf Twitter "weggeblockt" (nachdem er mir dort einige Zeit gefolgt ist). Dass er meine aktuellen Tweets zu Blogartikeln trotzdem sehen und sogar in Serie (unqualifiziert) kommentieren konnte, führt diese Behauptung ad absurdum. Später ist er mir sogar mit einem Zweitaccount auf den Pelz gerückt. Aber ausgerechnet dieser unter einem hypertrophen Mitteilungszwang leidende Mensch will mir wegen einer popeligen E-Mail mit Begriffen wie "Stalking" daherkommen? Alle Speichen hat der sicher nicht am Rad.

Abschließend noch eine zusätzliche Bemerkung zu diesem Archäotroll, der nämlich kein unbeschriebenes Blatt ist: Auf seiner Website ließ er vor einiger Zeit Sympathie für Selbstjustiz und körperliche Gewalt gegen Andersdenkende erkennen - und zwar über den vermeintlich subtilen Umweg eines unlustigen Memes, welches im Kontext einer damals laufenden Internet-Polit-Kampagne stand (an der sich auch andere politisch extremistische oder zumindest hirnlos agierende Archäologen beteiligten).
Nachdem ihn eine Archäologin und geschätzte Leserin dieses Blogs kritisch darauf angesprochen hatte, verschwand das inkriminierte Bildchen von seiner Website urplötzlich wieder. Hier wird nun endgültig ein Muster erkennbar: Der Mann ist zwar nicht völlig merkbefreit, schreibt aber, bevor er denkt.
Es will mir bezeichnend für den Zustand des Bildungssystems erscheinen, dass so ein Mensch überhaupt zum Universitäts- bzw. Archäologiestudium zugelassen wird. Taugt er doch mit seiner Spitzkelle höchstens zum Spargelstechen. 

16 Kommentare:

  1. Johanna Streeruwitz10. Februar 2020 um 16:17

    Man benimmt sich nicht wie ein Lausebengel, der an der Haustür läutet und dann wegläuft. Ich schäme mich für das außerordentlich unreife Verhalten, das leider einige Berufskollegen im Netz an den Tag legen. Ganz grundsätzlich komme ich zu dem Schluss, dass das System "Twitter" mit seinen erzwungenen Verkürzungen keinen positiven Beitrag zur Debattenkultur leistet. :-(

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    1. Deshalb bin ich nicht auf Twitter, dort sind mir zu viele Selbstdarsteller unterwegs, die die Fähigkeit verloren oder gar nie besessen haben, ein Argument zuerst ordentlich zu formulieren und dann darüber zu diskutieren.

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  2. Dieser Archäologe scheint zu glauben, dass Dummschwätz in Deutschland als anerkannte Wissenschaft gilt.

    Gero

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    1. https://www.achgut.com/artikel/das_radfahren_ist_ein_meister_aus_deutschland

      Seitdem Radfahren eine akademische Disziplin in DE ist,wundert mich gar nichts mehr.

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  3. Ein näherer Bllick auf die Sympathiebekundungen von Twitterarchäologen für gewaltbereite Antifa Extremisten lohnt sich auch.

    Der Wanderschmied

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    1. Darauf haben mich auch schon andere Leser hingewiesen. Und es mag durchaus so sein, aber ich möchte keine Gesinnungsschnüffelei betreiben und gezielt die Twitter-Feeds von Fremden durchwühlen.

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  4. Das hat sicher auch mit Neid eines 0815-Archäologen auf Dominik Görlitz zu tun, der viel mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommt. Die er sich aber auch wirklich verdient hat, weil er nicht nur finanzielle Risiken eingegangen ist, sondern auch körperliche. Viele würden sich bestimmt nicht trauen, mit einem Schilfboot viele Tausend Kilometer über dass Meer zu segeln um eine wissenschaftliche These zu untermauern. Die meisten Historiker und Archis dozieren lieber nur von ihrem gemütlichen Büro aus und erliegen genau deshalb oft Denkfehlern.
    Skythe

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    1. De Geringschätzung für Praktiker ist leider immer noch bei einigen "Schreibtischhistorikern" anzutreffen, obwohl sich das insgesamt in den letzten 30 bis 40 Jahren durchaus gebessert hat.
      Ob Dr. Görlitz richtig liegt, kann ich nicht beurteilen. Unbestreitbar ist aber, dass er mit seinen Experimenten Denkanstöße gibt, von denen andere Forscher profitieren.

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  5. "zudem sich indirekt nochmal zum Jahreswechsel über meine "politisierenden" Äußerungen auszulassen (und da fühlte ich MICH mal zur Abwechslung angegriffen) "

    Habe ich was verpasst? Kann mich nämlich an keinen solchen Blogbeitrag zum Jahreswechsel hier erinnern, in dem jemand deshalb kritisiert worden wäre??

    LG,
    Erwin

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    1. So einen Text habe ich auch nie geschrieben, sondern mich damals lediglich allgemein darüber geärgert, dass Twitter-Konten, die vorgeben, speziell Archäologie oder Alte Geschichte zu behandeln, rauf und runter Hardcore-Parteipolitik verbreiten. Vor allem englischsprachige, deren Betreiber offenbar Brexit-traumatisiert waren, standen mir damals vor Augen. An meinen Archäotroll habe ich dabei hingegen überhaupt nicht gedacht, da ich ihm schon seit vielen Jahren nicht mehr auf Twitter folge. Ganz einfach, weil bei ihm ohnehin für mich rasch ersichtlich wurde, dass er sich dort nicht speziell mit Geschichte beschäftigt, sondern Gott und die Welt kommentiert. Was ihm unbenommen sei.

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    2. Danke für die Konkretisierung, so habe ich deinen Beitrag auch verstanden.

      LG,
      Erwin

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  6. Das Videointerview mit dem Flache-Erde-Fan ist der absolute Brüller, ich habe an einer Stelle richtig loslachen müssen :D
    Auf der anderen Seite bleibt mir schon auch die Spucke weg, dass es so jemanden im 21. Jahrhundert in einer modernen Informationsgesellschaft überhaupt noch geben kann.

    RR

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    1. Es ist wirklich zum Lachen, aber es sollte auch zum Nachdenken anregen. Dass Menschen solchen Theorien überhaupt anhängen, hat mMn mit dem enormen Qualitätsverlust der Massenmedien zu tun. Seit Nachricht und Kommentar kaum noch getrennt werden, ein Kommentar aber rein subjektiv ist und oft persönliche Weltanschauung wiederspiegelt, haben viele Medienkonsumenten zurecht das Gefühl, pädagogisiert und gezielt hinter die Fichte geführt zu werden. Einige der Betroffenen überreagieren und beginnen hinter allem Lug und Trug zu vermuten. Das Fandome der Flachen Erde ist vielleicht das absurdeste Produkt dieser Entwicklung. Es gibt aber mehr, zB die Anhänger vom Mondlandungs-Hoax.

      C3PO

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    2. Er hat "Jehööva" gesagt :-)))

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  7. Ein klassischer Skeptiker und GWUP Söldner eben. Die halten sich für die großen Durchblicker, sind aber bei genauerer Betrachtung dumm wie ein Strohballen.Ich ernnere mich noch gut, wie mir einer, kein Ägyptologe, sondern bloß ein Allerweltshistoriker, von oben herab erklärt hat, dass die Cheopspyramide nach 200 Jahren perfekt erforscht ist und es nichts von Relevanz mehr zu entdecken gibt. Doch dann sind die Japaner mit ihren Myonen Scans gekommen und haben in mehreren Durchläufen große Hohlräume detektiert.
    :-)

    Baudolino

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