Mittwoch, 30. Dezember 2020

Krimskrams: Denkmalschutz à la Alpen-Bananenrepublik -- Ich wurde gehackt! -- Der "Gell-Mann-Amnesia-Effekt" -- Interview-Nachwirkungen -- PDF-Tipp -- Münzschatz -- usw.

Bevor es mit dem Blog in die bereits angekündigte zweiwöchige Winterpause geht, in der ich u.a. vorhabe, einige Zeit mit meinen drei Lieblings-TV-Serien "Frasier", "Die wilden 70er" und "Hör mal wer da hämmert" zu vertrödeln, hier noch rasch eine Ladung mit verschiedenen Themen.

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Denkmalschutz à la Alpen-Bananenrepublik: Hände falten, Goschen halten. 

Was vom österreichischen Denkmalschutz zu halten ist, möchte ich einmal mit der folgenden Gegenüberstellung verdeutlichen. Im ersten Fall muss der Steuerzahler mit Millionen dafür aufkommen, um die marode Bausubstanz zu erhalten. Im zweiten Fall muss der Steuerzahler mit Millionen dafür aufkommen, um die gute historische Bausubstanz gezielt mittels Umbauten bis zur Unkenntlichkeit zu zerstören; und das gilt sogar als 'Gnadenakt', den ein parteipolitischer Apparatschik und Widerling allererster Ordnung wollte das Haus vor ein paar Jahren sogar ganz abreißen lassen.


Man sollte meinen, der Denkmalschutz ordnet sich nicht tagespolitischen Befindlichkeiten und dem 'virtue signalling' von ein paar schwindligen Parteipolitikern unter. Doch wer das glaubt, der kennt eben Bananenreich nicht. Hier genügt es schon, wenn in einem Gebäude für ein paar Jahre die falsche Person gewohnt hat, um sein Schicksal zu besiegeln. Die Ironie dabei: Politiker, die als Oberdemokraten posieren, bedienen sich hier einer typischen Methode totalitärer Regime: Geschichte, die nicht ins Konzept passt, soll aus der öffentlichen Wahrnehmung getilgt werden. Opportunistische Denkmalschützer stehen untätig daneben und verfahren nach dem Prinzip: Hände falten, Goschen halten. Konformismus ist eben kein Alleinstellungsmerkmal von typischen Diktaturen. Nicht nur aus Angst um ihr Leben ducken sich Menschen weg, sondern meist schon auch aus vergleichsweise trivialen Gründen wie der Karriere und des Erhalts einer sozialen Stellung.

Doppelte Maßstäbe - wie sie das obige Beispiel verdeutlicht - sind besonders im staatlichen Bereich ein absolutes Unding, da sie das Vertrauen in den Rechtsstaat untergraben. Egal ob es dabei um das Schaffen von willkürlich definierten Kategorien wie legalen und illegalen Drogen geht (siehe etwa Alkohol und Marihuana) oder um das denkmalschützerische Unterteilen in gute und böse historische Gebäude. Wer so vorgeht, der braucht sich nicht darüber wundern, wenn signifikante Teile der Bevölkerung dem Gesetzgeber etwas husten. Da raucht dann der eine Bürger abendlich seinen Joint und der andere läuft mit der Metallsonde über die Wiese. Beide machen das ohne wirklich schlechtes Gewissen, im Angesicht einer offensichtlich verlogenen, mit zweierlei Maß messenden Politik.

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König Skorpion, die Qualität heutiger Massenmedien und der "Gell-Mann-Amnesia-Effekt"

https://www.krone.at/2290865
Quelle: https://www.krone.at/2290865

Und weils in gewisser Weise zur grassierenden journalistischen Inkompetenz sehr gut passt, die uns ständig umgibt: Wer hat schon einmal etwas vom "Gell-Mann-Amnesia-Effekt" gehört? Dazu gibt es auch den schönen Spruch: Ich vertraue Journalisten immer, nur nicht dort, wo ich mich selber auskenne.

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Besser spät als nie

Vor eindreiviertel Jahren habe ich vergeblich das Bundesdenkmalamt zu kontaktieren versucht - telefonisch und schriftlich - um eine möglicherweise römische Struktur (Landgut?) zu melden, die ich unter einem Acker entdeckt zu haben glaube (mehr dazu hier und hier). Geantwortet hat man mir nun dieser Tage. Da soll noch einmal jemand sagen, die Behörden würden nicht zügig arbeiten... 🙄

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PDF-Tipp

 Verknüpft und zugenäht! Gräser, Bast, Rinde – Alleskönner der Steinzeit | Johanna Banck-Burgess & Lisa-Maria Rösch (Hrsg.) | Uni Heidelberg
Außerordentlich informativ, nicht zuletzt für Menschen aus dem Reenactment- und Living-History-Bereich (unabhängig davon, ob sie in der Steinzeit, der Antike oder dem Mittelalter unterwegs sind, da etwa die vorgestellten Techniken sich nicht auf die Steinzeit beschränken.) Mehr zu dem Thema gibts in der PDF-Rubrik des Blogs, einfach die betreffende Seite nach "Bast" durchsuchen. Und viele kostenlose eBooks von Propylaeum sind hier zu finden.
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Franzose hortet großen Münzschatz ...

Sollte freilich der französische Denkmalschutz ähnlich halbseiden agieren wie der deutsche - siehe mein Interview mit dem Präsidenten der "Deutschen Sondengänger Union" - dann würde ich nicht darauf wetten wollen, dass die Anschuldigungen hier zutreffend sind.

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Interview-Nachwirkungen

Apropos Interview: Da schreibt mir ein archäologischer Grabungstechniker im Kommentarbereich und nachträglich auch per E-Mail, dass er mein Blog jetzt leider nicht mehr weiterempfehlen kann, nachdem ich Axel von Kracht interviewt habe. 
Ja und? Ich baue darauf, dass stattdessen jene das Blog weiterempfehlen, denen das Interview gefallen hat. Immerhin hat es nach wenigen Tagen bereits jede Menge Aufrufe. Wer will außerdem schon infantile Leser haben, die sofort tief beleidigt mit dem Fuß aufstampfen, sobald sie mit einer Meinung konfrontiert werden, die nicht die ihre ist? Würde ich mich so benehmen, dann könnte ich keinem einzigen der Blogger mehr folgen, deren Seiten ich z.T. schon seit über eineinhalb Jahrzehnten lese. Denn bei jedem finde ich auch Ansichten, die absolut nicht die meinen sind.

Noch eine kleine, aber beredte Randnotiz zum besagten Interview, das in Teilen der Archäologie erwartungsgemäß weniger gut ankommt: Eine Stammleserin hat mich kontaktiert und berichtet, dass sie es in einer deutschen Archäologie-Facebookgruppe teilen wollte, aber die Betreiber die Freischaltung des Links unterbanden.
Sie ist selbst studierte Mittelalterarchäologin und über das Verhalten der Berufskollegen/Seitenbetreiber "verärgert und enttäuscht". Sie meint, die Verantwortlichen würden "offensichtlich Diskussionsverweigerung betreiben". Auch ihre Nachfrage per Direktnachricht, warum sie denn zensiert worden ist, blieb bezeichnenderweise unbeantwortet.

Hier bestätigt sich zum wiederholten Mal ein überaus unschöner Eindruck, den diese Kreise schon länger vermitteln. Sind doch klare autoritäre bis totalitäre Tendenzen gerade in der massiv politisierten wissenschaftlichen Gemeinschaft unübersehbar.  Die im Kommentarbereich des Interviews angesprochene Staats- und Obrigkeitsgläubigkeit ist nur ein Aspekt davon, Diskussionsverweigerung ein anderer. Diese Leute halten von echter Meinungspluralität sehr wenig und können dementsprechend nur schwerlich als Demokraten bezeichnet werden. Nicht von ungefähr hat der Präsidenten des Deutschen Hochschulverbandes, Professor Bernhard Kempen, diese Entwicklung vor nicht allzu langer Zeit folgendermaßen beschrieben: "Die Toleranz gegenüber anderen Meinungen sinkt. Das hat auch Auswirkungen auf die Debattenkultur an Universitäten." Und es hat - wie es aussieht - auch Auswirkungen auf die Debattenkultur und Zensuraktivitäten in Facebookgruppen. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Je höher der Akademikeranteil in so einer Gruppe/Blase ist, umso pseudo- bzw. undemokratischer ist die dort vorherrschende Gesinnung. Das ist eine direkte Folge der Sozialisierung und Indoktrinierung in einem intoleranten Universitätsumfeld.

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Für Kryptointellektuelle und Poser

Bei der US-Firma "Books by the Foot" kann man Bücher meterweise kaufen und sie sich zuhause ins Regal schlichten lassen. Dort stehen sie dann nicht unbedingt zu dem Zweck, um gelesen zu werden, sondern sollen mitunter bloß Besuchern oder Arbeitskollegen bei irgendwelchen Videokonferenzen Intellektualität signalisieren. Sogar eine thematische Schwerpunktsetzung kann hinsichtlich der georderten Bücher vorab vereinbart werden. Jeff Bezos' Haus- und Hofblatt - die Washintoncompost -  berichtet darüber.

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Ich wurde gehackt!

Kürzlich erhielt ich an eine meiner E-Mail-Adressen folgende alarmierende Nachricht:

Hallo!

Ich bin ein Hacker, dem es gelungen ist, die volle Kontrolle über Ihr Gerät zu erlangen. 
Ich muss Ihnen sagen, dass ich die volle Kontrolle über all Ihre persönlichen Daten, Kontakte und Ihre gesamte Korrespondenz habe. 
Außerdem habe ich die Aufzeichnung, die zeigt, wie Sie sich selbst befriedigen, auf der linken Seite des Bildschirms abgeschlossen, und auf der rechten Seite sehen Sie das Video, das Sie sich angesehen haben.

Mit einem einzigen Klick kann ich dieses Video an alle Ihre Kontakte in der Post und in den sozialen Medien senden.
Ich kann Ihren Ruf und Ihr Leben ruinieren.

Ich kann auch den Zugang zu all Ihren E-Mails und Boten veröffentlichen, die Sie benutzen.

Wenn Sie sich fragen, was für schlimme Dinge getan werden können, denken Sie an all Ihre Freunde, Familienmitglieder und Kollegen und wie sie reagieren werden, wenn sie Sie in dem von mir bearbeiteten Video masturbieren sehen. 

Wenn Sie dies verhindern möchten, überweisen Sie 1000 $ in Ihre BTC-Brieftasche: 14F5H6zgQq39njYJWPLWznsEpJSTtUWAHk  
(wenn Sie nicht wissen, wie man das macht, dann schreiben Sie auf Google: "Bitcoin kaufen").

Die Malware, mit der ich mich bei Ihrem Gerät angemeldet habe, ist so mächtig, dass Ihr Antivirusprogramm sie nicht stoppen konnte, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie noch in Ihrem System vorhanden ist. 

Sobald ich die Zahlung erhalten habe, werde ich das Video löschen und Sie werden nie wieder von mir hören.
Ich gebe Ihnen 50 Stunden (mehr als zwei Tage) zur Bezahlung.
Ich habe einen Hinweis, diese E-Mail zu lesen, und der Timer wird ausgelöst, wenn Sie diese E-Mail sehen.

Versuchen Sie nicht, mir zu antworten. Es macht keinen Sinn (die Absenderadresse wird automatisch generiert).
Irgendwo eine Beschwerde einzureichen macht keinen Sinn, da diese E-Mail nicht zurückverfolgt werden kann, ebenso wenig wie meine Bitcoin-Adresse.
Ich mache keine Fehler.

Herzliche Grüße!

Diese zweifellos massenhaft versendete E-Mail enthält dermaßen viel offensichtlichen Nonsens, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Wie z.B. der "Hacker" von mir angeblich ein Video gemacht haben will, wo ich doch an meinem Rechner gar keine Webcam angeschlossen habe, ist ein großes Mysterium. Das in der Mail genannte Beweisvideo fehlt entsprechend. Und überhaupt, als ob ich "masturbieren" würde, ich weiß ja nicht einmal, was das genau ist. 
So, das war es für heute. Nun muss ich mich auf den Weg zum Augenarzt machen. Meine Sehkraft hat nämlich seit dem Einsetzen der Pubertät aus unerfindlichen Gründen immer mehr nachgelassen. 

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9 Kommentare:

  1. Die Publikation zu Bast und Ko. ist wirklich klasse und kommt mir genau zu meinen winterlichen Basteleien für die Ausrüstung recht. Perfektes Timing. Danke!

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  2. Hehe, solche eMails bekomme ich auch immer wieder und muss jedes mal herzhaft darüber lachen :-)

    Gero

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  3. Es betrifft nicht Österreich, aber in de Zeitschrift Bayerische Archäologie wird im aktuellen Heft (4, 2020) der Abriss schützenswerter alter Häuser behandelt. Sehr traurig, was die Politik auch in Bayern in Fragen des Denkmalschutzes jedes Jahr für Schaden anrichtet.
    Kilian

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    1. Ich habe das Heft gerade erst gelesen und mir ist bei den beschriebenen Fällen mehr als nur einmal der Feitl im Hosensack aufgegangen...

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  4. Hallo Hiltibold! Was war das für eine Facebookgruppe, die den Link zum Sondlerinterview nicht erlaubt hat?

    Guten Rutsch!

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    1. Es soll sich dabei um "Archäologie in Deutschland" handeln. Ein Archäologe und jemand anders meinten, dass sie diese Art der Zensur dort nicht wundert. Auch das Sperren von kritischen Kommentatoren scheint in dieser Gruppe nämlich recht schnell von der Hand zu gehen.
      Einen guten Rutsch wünsche ich auch dir.

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  5. Falls Masturbieren wirklich schlecht für die Sehkraft ist, dann wären die meisten Menschen spätestens mit 14 blind ;-)

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  6. Man unsere Denkmalschutzbehörde mit jener anderer Länder vergleicht, hinkt Österreich 30 Jahre hinterher... wie leider bei so vielem

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  7. Der Masturbator schreibt mir auch immer wieder einmal. Ich überlege schon mir eine Webcam zuzulegen. Nicht zuletzt wegen der Antonia R., die leider immer wieder über Whatsapp schreiben will (habichnicht) und mich zu strafbaren Handlungen wie Hausbesuchen und maskenlosen Herumdingsen auffordert. Ab und an kommt sogar noch ein Mail aus Nigeria, ob ich bereit wäre die 23.989.765 Pfund vom Onkel zu transferieren, natürlich gegen eine kleine Vorleistung meinerseits. In Bitcoins versteht sich.

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