Mittwoch, 21. Juli 2021

🥣 Mein Kampf mit dem Mampf: Keltische Haferfladen



Ich bin als Hobbykoch kein großer Freund komplizierter historischer Gerichte, bei denen der Arbeits- und Kostenaufwand allzu große ist. Wenn nämlich etwas schief geht, dann ärgere ich mich umso mehr.
Zum Glück bietet unsere menschliche Vergangenheit auch eine Vielzahl an sehr einfachen Gerichten, die sich heute kinderleicht nachkochen lassen. Eines davon - nämlich Haferfladen - kam mir im bindestrichlosen "Kelten Kochbuch" der Historikerin Ingeborg Scholz unter. Simpler und kostengünstiger kann ein Gericht kaum sein, und doch gewährt es einen kleinen Einblick in die Ernährungsweise unserer Vorfahren. Wobei ich nicht sagen kann wie gut diese Fladen für die Kelten historisch belegt sind (das Rezept befindet sich im Kapitel "Die keltische Welt bis zur Eroberung Galliens" - also reden wir hier von der Hallstatt- und Latènezeit). Da die Autorin in passender Aufmachung auch selbst als Living-History-Keltin unterwegs ist, gehe ich jedoch davon aus, dass sie sich das nicht einfach so aus den Fingern gesogen hat. Ihr Kochbuch macht insgesamt auf mich jedenfalls einen recht guten Eindruck  (den Link zu meiner Rezension findet man weiter unten). Im schlimmsten Fall wären also diese Fladen ein Gericht, das es so wahrscheinlich bei den Kelten in der betreffenden Zeitspanne gegeben hat, ohne dass dafür ein direkter Beweis vorliegt; was so nicht unüblich ist, ähnliche Fälle gibt es auch bei römischen und mittelalterlichen Rezepten aufgrund von Überlieferungslücken zuhauf. Außerdem: Zumindest einfache Fladen aus anderen in Mitteleuropa schon lange heimischen Getreidearten sind tatsächlich archäologisch nachgewiesen. Wer aber zur Historizität dieser speziellen Haferfladen mehr weiß, darf dazu gerne etwas in den Kommentarbereich schreiben; es würde mich interessieren.


Die Zutaten: 
  • 125g Mittelfeines Hafermehl (plus ein wenig zusätzliches Mehl zum Einstäuben des Bretts auf dem geknetet wird)
  • Salz
  • 2 große Esslöffel Schweineschmalz
  • wenige Esslöffel heißes Wasser


Die Zubereitung

Ich hatte kein mittelfeines Hafermehl, auch der gar nicht einmal so kleine Supermarkt in meiner Nähe nicht. Also machte ich mir selber eines, indem ich Haferflocken in einem Standmixer so lange 'gehäckselt' habe, bis sie die aus meiner Sicht passende Größe/Feinheit aufwiesen. Ich habe mich dabei an Bildern im Internet orientiert. Aber aufpassen, schnell kann es zu fein werden.

Das Mehl wird mit einer ordentlichen Priese Salz gewürzt und anschließend gießt man das im Mikrowellenherd geschmolzene Schweineschmalz sowie einen Esslöffel heißes Wasser dazu.
Die Zutaten nun zu einem Teig kneten und eventuell - sollte der Teig zu trocken sein - zusätzliches heißes Wasser hinzufügen - oder, wenn er zu feucht ist, zusätzliches Mehl. 

Das Endprodukt rollt man zu einem ca 5-7 mm dicken Fladen aus (besser 7 mm), der wiederum in eine beschichtete Pfanne wandert (als Ersatz für einen erhitzten Stein) und bei mittlerer Hitze gebraten wird. Zusätzlich gefettet muss hier nichts werden (es schadet aber auch nicht).
Die Autorin empfiehlt, mit dem Messer eine kreuzförmige Unterteilung in den Fladen zu drücken. Der Fladen soll nämlich beim Wende an diesen Stellen brechen und nicht nach dem Zufallsprinzip in allzu viele Stückchen zerfallen (Hafer enthält verhältnismäßig wenig Klebeeiweiß). Gewendet wird der Fladen übrigens, wenn er eine Farbe angenommen hat wie auf dem Foto.




Fazit: Ich habe sage und schreibe drei Anläufe benötigt, bis brauchbare Haferfladen entstanden sind! Die ersten beiden Male sind sie in zig kleine Stücke zerfallen, da der Teig wohl  zu trocken war und/oder zu wenig geknetet worden ist. Ich habe die Dinger eventuell aber auch zu lange bei mittlerer Hitze brutzeln lassen, wodurch sie zu sehr ausgetrocknet sind und deshalb bröselig wurden. Da haben dann auch die vorsorglich eingedrückten Sollbruchstellen nichts geholfen.
Was den Geschmack der Fladen betrifft ... nun ja, sie sind genießbar und man fällt nach ihrem Verzehr nicht gleich tot um. Positiver kann ich es nicht formulieren 😄. Offensichtlich bin ich beim meinem Streben, möglichst einfach zu kochen, hier an eine Grenze gestoßen, bei der die Einfachheit bereits schwer zu Lasten des Geschmacks geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen anno dazumal solche Fladen übermäßig gerne gegessen haben. Zumindest nicht ohne sie ordentlich aufzupeppen. Eventuell indem man sie dick mit Schafskäse oder gebratenem Wildschwein a la Asterix und Obelix belegt hat. Möglicherweise sind sie z.T. auch als Einlage in Suppen gewandert, dann machte es auch nichts, wenn sie zerfallen  waren. 
Übrigens: Knetet man ein Ei in den Teig ein, dann zerbrechen die Fladen nicht nur weniger leicht, sondern sie schmecken auch besser. Das hat ein vierter Versuch von mir ergeben. Freilich, damit entfernt man sich deutlich vom Ursprungsrezept. 

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Weiterführende Informationen:



4 Kommentare:

  1. Falls du die Möglichkeit hast, dann würde ich die Fladen mal auf erhitzten Lagerfeuersteinen machen. Wir handhaben das mit unseren Gerstenfladen immer so. Zum Schluss legen wir sie noch kurz direkt in die Glut. Der Geschmack verändert sich dadurch sehr zum Positiven. Kann mir gut vorstellen, dass das bei Fladen aus Hafer ähnlich ist.
    Wuzzi

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    1. Ich kenne das von Emmer-Fladen, die auf diese Weise gemacht worden sind (inklusive in die Glut legen). Du hast recht, das schmeckt aufgrund zusätzlicher Aromen, die dabei entstehen, einen Tick besser. Berauschend fand ich den Geschmack allerdings auch da nicht ;)
      Es war aber immerhin ein interessanter Einblick in die Geschmackswelt unserer Vorfahren.

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  2. Ist vielleicht ein bisschen spät für einen Tip, aber hast Du nicht in Deinem Artikel selbst geschrieben, dass Haferfladen BELEGT seien? ;)
    Mach doch mal Quark drauf! Und Kräuter! Griebenschmalz! Wegen mir auch mal Nut*lla. Wurst! Käse! Knoblauchbutter!

    Ich esse z.B. sehr gerne Hafertaler, die sind zwar gänzlich unkeltisch aber auch nicht wirklich anders gemacht: Hafermehl, Salz, Fett, ausbacken, fertig. Für sich genommen schmecken die Taler nicht besonders. Sie sind aber eine hervorragende Beilage zu Gemüse wie Mangold, Spinat oder Kräutern wie Wiesenbocksbart (Wiesenbocksbartknsopen in Butterschmalz angebraten, sind äußerst lecker).

    Liebe Grüße
    Ulrich

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    1. Ja, da hast du sicher recht. Der Belag sollte nicht vernachlässigt werden!

      Diese "Hafertaler" gibts in ähnlicher form auch noch bei den modernen Kelten in Irland - Stichwort "oatcakes".

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