Mittwoch, 9. April 2025

Wie der eigene Geschäftsführer den Mittelalter-Mummenschanz Campus Galli als gescheitert entlarvt


Unter der Bezeichnung "Campus Galli" simuliert man seit 2012/2013 im baden-württembergischen Meßkirch das karolingerzeitliche Frühmittelalter. Ein Großkloster würde dort im Entstehen sein, heißt es; ausschließlich errichtet mit Materialien, Werkzeugen und Handwerksmethoden der damaligen Zeit. Dem wird man in der Realität allerdings nur teilweise gerecht, wie ich in der Vergangenheit schon mehrfach aufgezeigt habe; ganz zu schweigen von dem absurd lahmen Baufortschritt, für den jeder mittelalterliche Baumeister längst gerädert und gevierteilt worden wäre.
Außerdem wolle man mit dem Campus Galli einen wertvollen Beitrag zur Bauforschung leisten, tönen die Projektbetreiber großspurig. Doch leider, dieser Beitrag ist in der Realität dermaßen winzig, dass es schon ein Rasterelektronenmikroskop braucht, um ihn zu entdecken. Vor allem aber war geplant, nur maximal zwei bis drei Jahre lang dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen; nach dieser Startphase sollte sich die von einem (Pseudo-)Privatverein geführte Mittelalterbaustelle finanziell selbst tragen. Jetzt, rund 12 Jahre später, blecht der Steuerzahler aber immer noch für das Projekt.

Der Campus Galli ist ein Paradebeispiel dafür wie leichtfertig Steuergeld verbrannt wird, sobald staatliche Akteure wie die Standortgemeinde Meßkirch Unternehmer spielen (hier quasi indirekt über Vertreter im Trägerverein). Riskieren die Parteipolitiker sowie die von ihnen installierten 'Handlanger' doch nicht ihr eigenes Vermögen, sondern nur das der Allgemeinheit. Gäbe es in Deutschland ein Gegenstück zu "DOGE", dann wäre der Campus Galli wohl längst eingestampft worden. So aber fließt ein ununterbrochener Strom an Staatsknete dem Projekt zu, um seinen Fortbestand zu perpetuieren. Wer sich dabei an den öffentlich-schlechtlichen Dummfunk erinnert fühlt, der ebenfalls aufgrund eines geringen Interesses der breiten Öffentlichkeit kaum am freien Markt bestehen könnte, hat sicher nicht ganz Unrecht. Auch was die Weltanschauung eines Gutteils des Personals betrifft, scheinen sich hier wie dort Parallelen zu finden. Denn bezeichnenderweise wird der Campus Galli von Hannes Napierala, einem langhaarigen Politheini der sogenannten "Grünen" geleitet, während ein anderer Mitarbeiter gleich in einem geschmacklosen Che-Guevara-Shirt bei einer Betriebsversammlung erscheint. Auch ansonsten tummeln sich im Umfeld des Projekts weltanschaulich einschlägige Individuen wie etwa mehrere pensionierte Lehrer aus der Kategorie Alt-68er; man muss nicht Politikwissenschaft studiert haben, um die Parteienpräferenz dieser saturierten Boomer zu erraten. Der kritische Analyst lehnt sich hier wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn er in all dem Indikatoren dafür erkennt, dass der Campus Galli tendenziell einen Menschenschlag mit bestimmtem Weltbild anzieht. Wohl als Konsequenz daraus steht bei diesem Projekt weniger die betriebswirtschaftliche Eigenverantwortung im Mittelpunkt, sondern Vater Staat soll es auf Dauer richten. Mehr noch: Man wähnt sich mit einer geradezu unverschämten Attitüde dazu berechtigt, die Allgemeinheit immer wieder aufs Neue zur Kasse zu bitten. Denn der Campus Galli sei ja in touristischer Hinsicht so unsagbar wichtig für die Gemeinde und die Region insgesamt. Leider konnte man dieses großspurige Narrativ selbst nach über einem Jahrzehnt noch immer nicht empirisch zweifelsfrei belegen. Was hingegen ein Faktum ist: Ohne den Steuerzahler müssten sich das gesamte Personal nach neuen, eher weniger kommoden Jobs umsehen. Zuvörderst der Geschäftsführer, dessen Berufsausbildung sich weitestgehend im Orchideenstudium Archäozoologie erschöpft. Beim Absahnen von Mitteln der Öffentlichen Hand treibt ihn und seine Mitarbeiter daher wohl ein primär egoistisches Interesse an, das man aber der Allgemeinheit als Altruismus verkaufen möchte.

Nun hat kürzlich wieder einmal eine Vertreterin des süddeutschen Käseblatts "Schwäbische Zeitung" beim Campus Galli vorbeigeschaut; am 1. April war nämlich der Saisonstart des Projekts. Der aus dieser Visite resultierende Zeitungsartikel ist die übliche Mischung aus Ignoranz, Naivität, Lobhudelei, Unkenntnis und dem Fehlen jeder kritischen Distanz. Denn genau nach diesem Schema berichten Lokalmedien seit über 10 Jahren von der klammen Vorführbaustelle im Wald von Meßkirch. Kritische Töne sind hingegen eine seltene Ausnahme; diese haben außerdem eher den Charakter von Pflichtübungen, etwa wenn wieder einmal große Summen aus dem Steuergeldtopf auf Politikergeheiß in den Campus Galli gebuttert werden. Und doch hat diesmal die verantwortliche Redakteurin - Jennifer Kuhlmann - mit ihrem Artikel (wohl unabsichtlich) dazu beigetragen, den Mittelalter-Mummenschanz ein Stück weit zu entlarven. Und zwar gleich in der Überschrift!

Hier ist die Welt noch in Ordnung: „Die meisten Besucher können wir mit Vornamen begrüßen“

Dieses Zitat stammt - wie man dem Artikel und einem darin eingebundenen Video entnehmen kann - vom Geschäftsführer Hannes Napierala. Mehr noch, die Redakteurin lässt den Leser wissen, das dieser Herr den beschriebenen Umstand auch noch zum Lachen findet.

Das muss man sich einmal geben: Dieser Kostgänger des Steuerzahlers amüsiert sich allen Ernstes darüber, dass man aufgrund des geringen Besucherinteresses die wenigen Leute, die sich nach Meßkirch verirren, mittlerweile überwiegend schon beim Namen kennt. 
Nun wollen wir intellektuell nicht unredlich sein und daher einräumen, dass der Napierala Hannes hier wohl etwas überspitzt formuliert hat. ABER: Ein wahrer Kern wird in seiner Aussage mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu finden sein. Denn es ist evident, dass die Besucherzahlen seit Jahren mehr oder weniger stagnieren und meilenweit von den ursprünglichen Prognosen entfernt liegen. Das Potential scheint mittlerweile weitestgehend ausgeschöpft zu sein. Wem das - pardon - lahmarschige Mittelalter-Hippie-Projekt gefällt, der kommt zwar immer wieder (oder wird, wie im Fall von Schulklassen aus der Umgebung, zwangsweise hingekarrt), hingegen die große Masse der Menschen scheut offenbar die relativ umständliche Anreise in die baden-württembergische Pampa, nur um dort ein paar Kleinbauten zu besichtigen, zwischen denen eine von Karl Marx beseelte Belegschaft träge herumlungert (das war jetzt von mir überspitzt formuliert).

Bezeichnend sind auch folgende Bemerkungen der SZ-Journalistin.

Die Zäune an der Museumspädagogik und am Kräutergarten müssten dringend ausgebessert und erneuert werden. An zwei Mitmach-Tagen können Besucher dabei helfen.

Bei einigen Hütten müssen in diesem Jahr Balken ausgetauscht oder ausgebessert werden.

Naturgemäß wird beim Campus Galli vieles aus Holz gebaut. Dieses vergammelt aber z.T. schon nach wenigen Jahren. Daraus folgt, dass ein konstanter Reperaturbedarf besteht, der Personal bindet. Dieses Personal kann nicht für die dringend nötige Weiterentwicklung der Anlage eingesetzt werden. Daraus regibt sich: Der lahme Baufortschritt verlangsamt sich noch weiter. So bleibt das Projekt natürlich noch für viele, viele Jahre in den Augen der meisten Leute schlicht uninteressant. Entsprechend schlecht müssen die Prognosen für Besucherzahlen und Einnahmen ausfallen.

Der Geschäftsführer ist insgeheim gar nicht böse drum, dass der erste Tag etwas ruhiger startet. So können ein paar Hütten noch eingerichtet werden und die Mitarbeiter sich wieder an ihre mittelalterlichen Outfits und Publikum gewöhnen. 

Was für ein euphemistischer Kokolores. Die Journalistin geriert sich wie eine Art Marketingwurmfortsatz des Projekts. Denn in Wirklichkeit braucht man jeden einzelnen Besucher. Ein vergeigter Saisonstart schlägt sich schließlich unweigerlich in der Jahresbilanz nieder.

Es bleibt auf dem Campus Knalli demnach auch in der neuen Saison alles beim Alten. 



10 Kommentare:

  1. Ich wohne nur 8 Kilometer entfernt, aber selbst mir ist die Anfahrt zu weit, bei dem spärlichen Angebot, das die haben. Einmal (2019) hat für ein Leben lang gereicht.

    W.T.C.

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  2. Wäre für die Betreiber des CG anstatt "Hippies" nicht die Bezeichnung "Gammler" treffenderer?
    ;-)
    Gero

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    1. Ja! Aber ich hege keinen Zweifel, dass sie in ihrer Eigenwahrnehmung fleißig wie die Bienen sind.

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  3. Waren Sie überhaupt schon eknmal beim Campus Galli?
    Wenn nicht, dann schweigen Sie!

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    1. Wenn hier jemand schweigen sollte, dann Sie. Denn ein blödsinnigers Argument als Ihres gibt es kaum. Als ob man sich nur mit der Erfüllung einer Anwesenheitspflicht das Recht erwerben kann, eine Sache zu kritisieren. Wenn dem so wäre, dann dürften die meisten Westdeutschen auch keine kritische Meinung zur DDR haben, weil sie diese ja nie vor Ort persönlich miterlebt haben. ^^

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    2. Ich fürchte, solchen logischen Argumenten ist der Campus Galli Fan nicht zugänglich. Er scheint zu denken, im Jahr 2025 würde es keine Informationsquellen geben, die auch abseits der Mittelalterbaustelle existieren können. Er lebt wahrscheinlich selber noch im Mittelalter.

      Gero

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    3. Werter Gero, die Beschreibung trifft voll und ganz zu. Da ich einige der Befürworter und Förderer des Campus Galli persönlich kenne ,frage ich mich immer wieder, wann erkennen diese, dass der Campus Galli nicht überleben kann.
      Insider

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  4. https://www.schwaebische.de/regional/sigmaringen/messkirch/abenteuer-pur-junge-leute-wollen-lieber-hier-sein-als-auf-mallorca-3502126

    Der neueste Bericht über den Campus Galli - Insider

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  5. Jährlich entsteht bei der Klosterbaustelle Campus Galli ein Defizit in sechsstelliger Höhe. Das erfahren die Leser der Schwäbischen Zeitung heute bei szon.de. Das Land Baden-Württemberg soll helfen, die finanzielle Misere zu lindern.
    Insider

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    1. Immer diese Heuchelei... Alle Anwesenden wissen doch ganz genau, dass man den Steuerzahler weiter für das Projekt wird blechen lassen - so wie seit 12 Jahren. Nicht zuletzt der anwesende Parteifreund vom Hannes wirds schon richten.

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