
Dass KIs lügen ist mir schon früh aufgefallen. Die Dinger saugen sich bei der Beantwortung von Fragen mitunter Zeug aus den Fingern, bei dem selbst Baron Münchhausen vor Scham rot anlaufen würde. So habe ich einmal ChatGPT gefragt, welche konkreten Vergewaltigungsfälle es gibt, bei denen die Frau der Täter ist und der Mann das Opfer (Auslöser für meine Frage war ein berüchtigter BS-Artikel der Bild-Zeitung über eine Polizistin, die sich mittels Drogen und Penispumpe an männlichen Kollegen vergangen haben soll ^^). ChatGPT hat auf meine Frage mit mehreren frei erfunden Fällen geantwortet - wie eine Überprüfung ergab. Meinen Verdacht erregten dabei die Namen der Täter und Opfer, die zu 'generisch' wirkten (Martina G., Julia S., Lara P., Tobias M...)
Wenn nun aber KIs über eine solch blühende Fantasie verfügen, wie glaubhaft kann eine wirklich gute KI wie GROK beispielsweise vermeintlich historische Informationen erdichten? So gut vielleicht, dass selbst geschichtlich überdurchschnittlich Gebildete drauf reinfallen würden? Mir kam deshalb die Idee, die KI nach einer fiktiven Biografie zu fragen, für die ich nur wenige Eckpunkte definiert habe. Der Leser mag entscheiden wie gut das Ergebnis gelungen ist:
(Ich) Schreibe mir die fiktive Biografie eines 1895 in Graz geborenen Mannes, der bis in die 1970er lebte. Eckpunkte sind: Sohn eines Beamten, Gymnasium, Reserveoffizier, Einsatz im 1.WK im Osmanischen Reich (irgendwas mit Spionage soll auch dabei sein) und später eine zivile Karriere. Er nahm auch am 2. WK teil. |
(GROK) Fiktive Biografie: Franz Josef Huber (1895–1976) Geburt und Herkunft Franz Josef Huber wurde am 15. März 1895 in Graz, Steiermark, geboren. Sein Vater, Karl Huber, war ein pflichtbewusster k.k. Finanzbeamter, seine Mutter, Elisabeth (geb. Weber), führte den Haushalt und erzog Franz sowie seine zwei jüngeren Schwestern. Die Familie lebte in einem bescheidenen Mietshaus in der Grazer Altstadt, geprägt von katholischen Werten und Loyalität zur Habsburgermonarchie. Schulzeit und Jugend Franz besuchte das Erste Staatsgymnasium in Graz, wo er sich für Geschichte, Literatur und Sprachen begeisterte. Er war ein guter Fechter und wanderte gern in den steirischen Alpen. 1913 legte er die Matura mit Auszeichnung ab und plante, Rechtswissenschaften in Wien zu studieren. Doch die Wehrpflicht und die europäische Krise änderten seine Pläne. Reserveoffiziersausbildung 1913 meldete sich Franz als Einjährig-Freiwilliger (EF) beim Infanterieregiment Nr. 27 in Graz, das aus Steirern und Slowenen bestand. Die Grundausbildung war streng: Drill, Waffentraining (Mannlicher M1895) und Märsche. Franz finanzierte Uniform und Verpflegung teilweise selbst, was die Familie belastete. Nach sechs Monaten wurde er für die Reserveoffiziersschule in Klagenfurt ausgewählt. Dort lernte er Taktik, Gefechtsführung, Kartenlesen und Grundzüge des Slowenischen, da sein Regiment mehrsprachig war. 1914 wurde er zum Fähnrich der Reserve ernannt. Erster Weltkrieg Nach dem Kriegsausbruch 1914 wurde Franz als Leutnant der Reserve aktiviert. Sein Regiment kämpfte 1915 an der Ostfront in den Karpaten, wo er die Grausamkeiten des Krieges erlebte. 1916 wurde er im Rahmen der Allianz mit dem Osmanischen Reich nach Anatolien versetzt, um die osmanische Armee an der Kaukasusfront gegen Russland zu unterstützen. Stationiert in Trabzon, führte er einen Infanteriezug und sicherte Nachschubwege. Geheim wurde Franz vom k.u.k. Evidenzbureau, dem militärischen Nachrichtendienst, für Spionageaufgaben rekrutiert. Seine Sprachkenntnisse (Deutsch, Slowenisch, Grundkenntnisse in Türkisch) und sein unauffälliges Auftreten machten ihn ideal. Seine Missionen umfassten das Sammeln von Informationen über die Stimmung in der osmanischen Armee. Unter dem Decknamen „Falk“ knüpfte er Kontakte zu lokalen Informanten und nutzte seine Rolle als Zugführer, um geheime Berichte nach Wien zu senden. Diese Tätigkeiten waren riskant; einmal entging er nur knapp der Enttarnung durch osmanische Behörden. Die Not der armenischen Bevölkerung, die er in Trabzon miterlebte, verstörte ihn zutiefst, doch als niedriger Offizier hatte er keinen Einfluss. 1918, nach einer leichten Schrapnellverwundung am Bein, wurde er zurückversetzt und im Oktober aus dem Dienst entlassen, als die Monarchie zerfiel. Nachkriegszeit und Zivilleben 1919 kehrte Franz nach Graz zurück. Der Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie und die wirtschaftliche Not trafen seine Familie hart. Er verzichtete auf ein Jurastudium und trat 1920 in den öffentlichen Dienst ein, zunächst als Verwaltungsbeamter in der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung für Veteranenangelegenheiten. Seine Spionage Vergangenheit behielt er geheim, auch vor seiner Familie. 1923 heiratete er Anna Berger, die Tochter eines Grazer Buchhändlers. Das Paar bekam zwei Kinder: Elisabeth (geb. 1925) und Karl (geb. 1927). Franz war ein fürsorglicher, aber strenger Vater, der Bildung und Disziplin betonte. Seine Kriegserfahrungen machten ihn pazifistisch, und er engagierte sich in einem Veteranenverein für soziale Unterstützung ehemaliger Soldaten. In den 1930er Jahren stieg Franz zum Leiter der Abteilung für öffentliche Arbeiten in der Landesverwaltung auf. Er leitete Infrastrukturprojekte wie Straßen- und Schulbauten, was ihm Ansehen einbrachte. Politisch blieb er neutral, sympathisierte aber mit der Christlichsozialen Partei. Der Austrofaschismus beunruhigte ihn, doch als Beamter hielt er sich aus Konflikten heraus. Der Anschluss 1938 an das Deutsche Reich traf ihn als österreichischen Patrioten schwer. Er lehnte die NSDAP-Mitgliedschaft ab, behielt aber seine Stelle, da seine Verwaltungserfahrung geschätzt wurde. Zweiter Weltkrieg 1940, mit 45 Jahren, wurde Franz aufgrund seiner militärischen Erfahrung in die Wehrmacht eingezogen. Als Reserveoffizier erhielt er den Rang eines Hauptmanns und wurde einem Infanterieregiment der 15. Panzerdivision zugeteilt, das im Afrikakorps unter Erwin Rommel diente. 1941–1942 kämpfte er in Nordafrika, hauptsächlich in Libyen, bei Operationen wie der Belagerung von Tobruk. Seine Aufgaben umfassten die Koordination von Nachschublinien und die Führung einer Kompanie. Die Wüstenkriegsführung war brutal, und Franz, gezeichnet vom Ersten Weltkrieg, haderte mit seiner Rolle in einem Krieg, den er ideologisch ablehnte. Seine Spionageerfahrung nutzte er indirekt, indem er Informationen über britische Stellungen sammelte, die er durch Beobachtungen und Verhöre gefangener Soldaten gewann. Dennoch blieb er vorsichtig und distanziert, um nicht in die NS-Propaganda eingebunden zu werden. 1942 wurde er nach einer Malaria-Erkrankung aus Nordafrika abgezogen und diente bis 1944 in einer Verwaltungsstelle in Wien, wo er Logistik für die Ostfront organisierte. Als die Niederlage Deutschlands absehbar war, hielt er sich bedeckt und entging Repressalien. Nachkriegszeit und spätes Leben Nach 1945 kehrte Franz nach Graz zurück. Die Kriege hatten ihn körperlich und seelisch gezeichnet, doch er nahm seine Arbeit in der Landesverwaltung wieder auf, nun in der Zweiten Republik Österreich. Er war an Wiederaufbauprojekten beteiligt und wurde 1955 zum Abteilungsdirektor ernannt. Seine Spionagetätigkeiten blieben geheim, und er sprach selten über seine Kriegsjahre, selbst mit seiner Familie. Im Ruhestand, ab 1960, widmete sich Franz seiner Leidenschaft für Geschichte und schrieb unveröffentlichte Memoiren über das Leben in der k.u.k. Monarchie. Er pflegte ein ruhiges Leben, reiste mit Anna ins Salzkammergut und engagierte sich in der Pfarrgemeinde. Anna starb 1970, was ihn einsam zurückließ. Seine Kinder und Enkelkinder waren sein Trost. Tod und Vermächtnis Franz Josef Huber starb am 12. Oktober 1976 im Alter von 81 Jahren in Graz an Herzversagen. Er hinterließ ein Leben voller Widersprüche: Ein Patriot der alten Monarchie, ein Spion aus Pflicht, ein Soldat in zwei Weltkriegen, der den Krieg hasste, und ein Beamter, der still für den Wiederaufbau arbeitete. Seine Enkel fanden nach seinem Tod seine Memoiren, die Einblicke in eine bewegte Epoche gaben, doch die Details seiner Spionagetätigkeiten nahm er ins Grab. |
Auch hier sind die gewählten Namen wieder sehr auffällig:
"FRANZ JOSEF Huber" - erinnert an den Kaiser Franz Josef I. "KARL" war
wiederum sein Nachfolger als Kaiser. Und "ELISABETH" - naja, da kommt
mir sofort die Frau von Franz Josef in den Sinn, die berühmte Sissi.
Troztdem würde ich diese Biografie auf den ersten Blick für bare Münze nehmen. Z.B. das 27er-Regiment gab es tatsächlich in Graz, und es wurde wirklich an der Russlandfront eingesetzt. Auch viele andere Details halten zumindest einer oberflächlichen Überprüfung stand. Zwar hat mich das sogenannte "Staatsgymnasium" in Graz gleich zu Beginn der Biografie irritiert, weil ich davon noch nie etwas gehört habe, doch musste ich feststellen, dass es dieses heute noch gibt, allerdings unter dem neuen Namen "Akademisches Gymnasium".
An einigen wenigen Stellen hapert es aber. Denn woher hatte Franz seine Türkischkenntnisse, und wieso hilft ihm beim Einsatz im Osmanischen Reich Slowenisch? Letzteres vielleicht, weil dort u.a. gegen Russland gekämpft wurde und Slowenisch - wie auch Russisch - eine slawische Sprache ist? War das der Gedankengang der KI? Man weiß es nicht. Allerdings gibt es die Möglichkeit, die KI diese Stellen nachschärfen zu lassen, was ich bei diesem Beispiel aber unterlassen habe (wer mag, kann es natürlich selber ausprobieren, indem er der KI seiner Wahl den obigen Text zum Fressen gibt).
Wenn die KI-Technik einmal weit genug entwickelt ist, dann können wir uns ganze historische Romane nach persönlichen Bedürfnissen schreiben lassen. Schlechte Zeiten also für Autoren. Und für viele andere Schreib- und Nachdenkberufe.
Die Ironie, die ich in dieser Entwicklung sehe: Karl Marx hat die Utopie des Kommunismus sowie den Sozialismus u.a. deshalb erdacht, weil er meinte, die in seiner Zeit aufkomende industrielle Revolution würde sehr viele manuelle Jobs überflüssig machen. Und jetzt müssen wir feststellen, dass es die nicht-manuellen Jobs durch die KI-Revolution vermutlich noch radikaler treffen wird. Wer braucht denn z.B. noch unzählige Anwälte, wenn man sich quasi von einer KI vor Gericht vertreten lassen kann, die über zehntausende Fälle in ihrer Datenbank verfügt und diese fast in Echtzeit auswertet bzw. in passende Argumente umwandelt? Wird das aber vielleicht im Gegenzug auch dazu führen, dass irgendwann im Hintergrund de facto KIs Urteile fällen und ein Richter diese nur noch mit seiner Unterschrift bestätigt? Das alles dürfte noch sehr spannend werden, auch abseits fiktiver Biografien!
Wenn es schon bei den Stern-Hitler-Tagebüchern Künstliche Intelligenz gegeben hätte, dann wäre der Betrug vielleicht viel besser gelungen und deshalb nie aufgeflogen. ;-)
AntwortenLöschenGero
Mit KI-Unterstützung hätte Konrad Kujau es wahrscheinlich auch geschafft, die richtigen Initialen auf die Tagebücher zu kleben - also AH (Adolf Hitler), statt FH (Führer Hitler, Führer Hauptquartier?). LOL
LöschenDass nun ausgerechnet der "Stern" heutzutage Andersmeinenden in inflationärer Weise Punzen a la "Fake News" aufdrückt, darf man getrost als Dreistigkeit der Extraklasse einstufen.