Montag, 16. Dezember 2013

Pollenanalyse im Dienste der Archäologie


Der von Pflanzen produzierte Pollen - im Volksmund auch Blütenstaub genannt - dürfte den meisten Menschen vor allem im Zusammenhang mit fleißigen Bienen und lästigen Allergien ein Begriff sein. Darüber hinaus handelt es sich hierbei jedoch auch um einen für die archäologische Forschung zunehmend wichtigeren Indizienlieferanten, denn anhand der widerstandsfähigen und langlebigen Pollenkörner lassen sich Erkenntnisse über die Pflanzenwelt lange zurückliegender Epochen gewinnen.
Für die Entnahme entsprechender Proben bietet sich der lockere und nicht durch Landwirtschaft gestörte Untergrund von Mooren und Seen an. Wie die Jahresringe eines Baumes zeichnen sich manchmal die unterschiedlichen Sedimentschichten im Querschnitt des mitunter viele Meter mächtigen Bohrkerns ab:


Innerhalb der einzelnen Schichten wird neben der Art auch die Anzahl der verschiedenen Pollenkörner bestimmt. Ist es möglich, diese Schichten mittels C14-Methode halbwegs genau zu datieren (größere Pflanzenreste wie Samenkörner eignen sich hierfür besonders gut), dann lassen die so erzielten Ergebnisse - in Kombination mit der Pollenanalyse - Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Vegetationsdecke zum Zeitpunkt X zu:


Die Länge der einzelnen Balken entspricht dem jährlichen Pollenniederschlag pro Quadratzentimeter; auch Polleninflux genannt. Ich habe bei diesem rein hypothetischen Beispiel allerdings der Übersichtlichkeit wegen darauf verzichtet, innerhalb jedes Balkens zusätzlich die Anteile der unterschiedlichen Pollenarten einzutragen.
Bei den mir bekannten Pollenanalysen wurden Erkenntnisse für ein Gebiet gewonnen, das sich in einem Radius von ca 4-5 Kilometer um den Ort der Probeentnahme erstreckte. Abhängig von den unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten - wie z.B. den vorherrschenden Winden - dürfte dieser Wert jedoch von Fall zu Fall gewissen Schwankungen unterworfen sein.

Menschliche Eingriffe in eine Landschaft lassen sich unter anderem an einer quantitativen Abnahme der Pollenkörner feststellen. Grund hierfür ist, dass Äcker weniger Blütenstaub als Wälder oder Grünland produzieren. Auch ist es wichtig, einen Blick auf die Relation zwischen den einzelnen Pollenarten zu werfen. Nimmt etwa die Anzahl von Gehölzpollenkörnern ab, während gleichzeitig immer mehr Pollenkörner landwirtschaftlicher Nutzpflanzen in den untersuchten Sedimentschichten auftauchen, dann deutet dies auf eine steigende Besiedlungsdichte und/oder sich ändernde Ernährungsgewohnheiten hin.

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5 Kommentare:

  1. Bei einem Projekt an dem ich während meinem Archäologiestudium mitarbeiten durfte, betrug die Länge des Bohrkerns (eigentlich waren es ja mehrere Einzelstücke) ca. 12 Meter. Zeitlich reichte das bis ins späte Paläolithikum zurück, wenn ich mich richtig entsinne.
    Die Kosten für Bohrung und Laboruntersuchungen waren allerdings auch nicht ohne ...

    Schöne Grüße

    Britta

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    1. Das glaube ich gerne, denn alleine die C14 Datierung ist nicht gerade billig und kann, je nach Umfang, durchaus ein paar Tausender kosten.

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    2. Wir haben uns früher mit einem eher kleinen, handbetriebenen Hohlbohrer abgemüht um Bodenproben für geochemische Untersuchungen zu entnehmen. Die Kerne waren aber in Summe auch nie viel länger als 3 Meter. Mittlerweile gibt es elektrische Bohrer die nach wie vor relativ handlich sind, nicht unbdingt viel kosten und die Arbeit ungemein erleichtern. Bringt mir allerdings wenig, da ich beruflich längst umgesattelt habe ;-)

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    3. Wobei das Bohren per Hand, trotz Technisierung, ja immer noch gebräuchlich ist. Vor einiger Zeit habe ich beispielsweise einigen Leuten der Boku Wien dabei zugesehen, wie sie auf diese Weise Bodenproben aus mehreren Meter Tiefe entnahmen.
      Leider steckten sie auf die beiden Kurzen Griffe ihres Bohrers keine Verlängerungen auf - etwa in Form von Rohren - so dass sie ihre Arbeit ziemlich ins Schwitzen brachte. Aber wer bin ich, dass ich ein paar offensichtlich begnadeten Praktikern Ratschläge erteile :)

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    4. Zitat: so dass sie ihre Arbeit ziemlich ins Schwitzen brachte

      Ein paar kräftige Schläge mit dem 5-kg-Vorschlaghammer wirken mitunter auch Wunder ;-)

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