Mittwoch, 10. September 2025

🤡 An den Kirchenaltar genagelt! - Die absolut respektlose Rezension der aktuellen Chronik des Mittelalter-Kasperltheaters Campus Galli (2025)


Nachdem ich schon im April die 2024er-Chronik der im Frühmittelalter angesiedelten Vorführbaustelle Campus Galli besprochen habe - und diese Publikation dabei versehentlich für die aktuelle Ausgabe hielt (*schäm*) - hier nun das tatsächlich ganz aktuelle Heft. Es ist im Frühjahr 2025 erschienen und behandelt die Vorjahressaison (also das Jahr 2024, während die 2024er-Chronik das Jahr 2023 behandelt hat...puhhh).
 
Ich werde hier anhand von einzelnen Beispielen nicht primär die Qualität der Chronik beurteilen, sondern vor allem eine Einschätzung des im baden-württembergischen Meßkirch angesiedelten Projekts und seiner nicht sehr glücklich handelnden Betreiber vornehmen. Entsteht dort wirklich mit historisch authentischen Handwerksmethoden ein karolingerzeitliches Großkloster oder wird vielmehr die Öffentlichkeit gezielt mit Marketingübertreibungen verar... ähm ... veräppelt? 
Natürlich, wir kennen die Antwort 😉. Es lohnt sich aber trotzdem, den Status des Kasperltheaters am Bodensee zu dokumentieren. Und das natürlich in gewohnt launig-respektloser Weise - mit der Erwartung, dass sich genau deswegen wieder jemand aufpudelt...


Hasenleim und ein indirektes Eingeständnis des Versagens

Der erste Beitrag stammt vom an sich nur mäßig talentierten Geschäftsführer des Campus Galli - Hannes Napierala - sowie einer Kunsthandwerkerin, deren Namen ich erst beim zweiten Anlauf entziffern konnte: Lara Reisigl-Domeneghetti. Ein Hoch auf die sprachlichen Blüten des Feminismus!

Thema des Textes ist vor allem die ornamentale/farbliche Innendekoration der winzigen Holzkirche des Klosterprojekts. Ein weitestgehend vor rund einem Jahrzehnt errichteter Bau, von dem es immer geheißen hat, er wäre nur ein Platzhalter für die geplante Großkirche (Abteikirche) aus Stein. Wenn man freilich seit Jahren beobachtet, welche Energie und Detailverliebtheit beim Campus Galli kontinuierlich in dieses Holzkirchlein gesteckt wird, dann kommt man zu der starken Vermutung, dass dieses gekommen ist, um zu bleiben. Oder anders formuliert: Die Betreiber des Campus Galli dürften selber nicht mehr so recht daran glauben, dass die fürs Marketing des Projekts durchaus bedeutende Großkirche jemals gebaut werden wird. 
 
Doch zurück zum Text von Hannes Napierala und Frau Doppelname: Die Ausführungen sind nicht uninteressant. Etwa wie man die Holzoberfläche mit authentischen Werkstoffen wie Hasenleim und Kalksteinmehl fürs Bemalen vorbereitet. Meinerseits keine Kritik daran.


Langeweile und Ausreden: Ein Text über den Gallus-Schrein in der Holzkirche

Ebenfalls ein indirekter Beleg für die angepeilte Dauerhaftigkeit der Holzkirche ist der satte 20 Seiten umfassende Beitrag von Tilmann Marstaller. Bei dem Mann handelt es sich nicht um einen Pferdeknecht - wie der Nachname vermuten lässt - sondern um einen Bauforscher. Er beschäftigt sich im Rahmen seiner Ausführungen in umfangreicher Weise mit einem gemauerten Schrein bzw. einem kleinen Heilgenmonument, dass nachträglich beim Altar der Holzkirche errichtet wurde.
Einerseits habe ich auch an diesem Text inhaltlich/fachlich nichts auszusetzen; er wirkt fundiert und enthält viele Details. Andererseits wird gerade hier deutlich, warum der Campus Galli so wenige Menschen anlockt. Frühmittelalterlicher Klosterkram ist sehr oft unendlich dröge und weit jenseits jedweder Massentauglichkeit. Selbst mir hängt das ab einem bestimmten Punkt zum Halse heraus - obwohl ich mich insgesamt für das Frühmittelalter wesentlich stärker begeistern kann, als der Bevölkerungsdurchschnitt. Man muss schon ein echter "Nerd" sein, wie z.B. Markus von Tribur.de, damit einem bei diesem Kirchenthema nicht früher oder später die Füße einschlafen. 😉
 
Ich wiederhole mich hier gerne zum x-ten Mal: Das grundlegende Problem des Campus Galli, abseits des selten dämlichen Namens und der miesen Verkehrsanbindung, ist schlicht die Idee an sich, ein Kloster zu errichten. Wohl in den Augen der meisten Leute mieft das geradezu nach Langeweile. Deshalb kommt man gar nicht erst in Versuchung, der Sache im Rahmen eines Familienausflugs eine Chance zu geben; obwohl gerade die handwerklichen Vorführungen vor Ort für Menschen, die sich noch nie mit dergleichen auseinandergesetzt haben, ein Gewinn sein können. Doch leider, das scheitert eben am abschreckenden Grundkonzept Kloster. Dabei hätte man auch einen karolingischen Königshof errichten können, auf dem dereinst ja ein ähnlich abwechslungsreiches Treiben geherrscht hat, welches heute Möglichkeiten für verschiedenste Vorführungen böte. So einen Königshof hätte man auch als Königsburg bezeichnen können. Und schon würden - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - wesentlich mehr Menschen neugierig werden. Bei einem Kloster hingegen denkt man vor allem an Kutten, Düsternis à la "Der Name der Rose", Singsang und Kleriker, die begrapschen, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.
 
Interessant ist in diesem Zusammenhang - und das weiß ich aus erster Hand - dass im Vorfeld des Projektstarts durchaus von Politikern diskutiert wurde, ob ausgerechnet der Neubau eines Klosters eine gute Idee ist, denn davon würden doch ohnehin schon genügend in der Gegend herumstehen. Dieser absolut zutreffende Einwand wurde aber von grenzintelligenten Parteipolitikern mit dem Argument vom Tisch gewischt, dass dies nicht vergleichbar sei. Davon abgesehen, dass man selbstverständlich alles miteinander vergleichen kann - denn ein Vergleich ist keine Gleichsetzung - spricht nun das Ergebnis dieser Attitüde, rund 13 Jahre später, eine überdeutliche Sprache: Viel zu niedrige Besucherzahlen, daher in jeder Saison hohe Verluste und deshalb wiederum kaum nennenswerte Baufortschritte, weil eben das Geld für die benötigten Handwerker fehlt, um eine zügigere Projektentwicklung zu gewährleisten. Die Kleinstadt Meßkirch könnte im Angesicht all dessen reif für eine Umbenennung sein...
 
Etwas seltsam will mir übrigens in diesem wie auch dem vorherigen Beitrag der Hinweis erscheinen, dass man in der kleinen Holzkirche des Campus Galli keine Rekonstruktionen liturgischer Geräte und Reliquiare aus Edelmetall aufstellen kann, weil die Anlage gegen Einbruch nicht ausreichend gesichert sei. So müsse man halt auf wertlosen Stein (Schrein) und ebenso wertloses Holz (Altarkreuz) zurückgreifen.
Naja. Erstens kann es sich das quasi-bankrotte Projekt sowieso nicht leisten, beispielsweise größere Mengen echten Goldblechs zu verwenden. Zweitens war es im Mittelalter weit verbreitet, deutlich weniger wertvolles Silber oder gleich gänzlich unedle Metalle wie Kupfer oder Bronze kostengünstig zu vergolden. Stichwort: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Siehe etwa der Tassilokelch, der Kelch von Künzing sowie der Kelch von Ardagh in Irland (das sind nur ein paar Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen). Und drittens könnte man derlei Objekte ja durchaus tagsüber z.B. mit Ketten sichern, während man Sie in der Nacht an einem sicheren Ort verwahrt - etwa in den Büroräumlichkeiten des Projekts, die z.T. mitten in Meßkirch liegen. Gerade das Sichern mit Ketten, Schlössern oder Bolzen - z.B. am Altar - ist für das Mittelalter sogar belegt; etwa indirekt in Inventarlisten von Klöstern und anhand baulicher Spuren. Wäre das beim Campus Galli berücksichtigt worden, hätte man den Besuchern sogar ein Mehr an Authentizität bieten können, bei gleichzeitig relativ hoher Diebstahlsicherheit (wer macht sich schon tagsüber mit einem Bolzenschneider ans Werk, nur um eine mäßig wertvolle Rekonstruktion aus vergoldetem Kupfer zu stehlen?).
Ich habe freilich den Verdacht, dass die Verantwortlichen des Campus Galli vor  allem den nötigen Aufwand scheuen und sich deshalb eine Ausrede dafür ausgedacht haben, warum sie es anders machen. So etwas wäre ja auch wahrlich nicht das erste Mal...
 

Das ach so tolle "Abtshof-Nebengebäude"

Aurel vom Schroeder, der Zimmermeister des Campus Galli, berichtet vom sogenannten Abtshof-Nebengebäude, das auf dem Campus Galli seit einer gefühlten Ewigkeit am Entstehen ist.

Das Abtshof-Nebengebäude ist das erste Gebäude auf dem Campus Galli, das mit Stein gebaut wurde. Zum Teil zumindest. 

Falsch. Die Plattform des Kolzkirchleins ist schon vor gut einem Jahrzehnt ebenfalls (aus Bruchsteinen und Kalkmörtel) gemauert worden. Somit ist auch dieses Gebäude teilweise aus Stein. Obschon hier der Steinanteil geringer ist als beim Abtshof-Nebengebäude (übrigens: was für eine sperrige Bezeichnung...).

Bei der Planung haben wir uns intensiv über die Nutzung und die Materialität Gedanken gemacht, denn

"Die Materialität". Das hört sich natürlich viel intelligenter an als das verwendete Material (und es braucht hier jetzt kein Schlauberger daherkommen, um mit mir in den Bedeutungsunterschied zu diskutieren - ich bin nämlich nicht komplett auf der Nudelsuppe dahergeschwommen 😀).

Aurel (ohne Mark) begründet, warum der Bau nicht komplett aus Stein errichtet wird:

Ein Steinbau war schon im Mittelalter aufwendiger und damit teurer als ein Holzbau. Eine Mischbauweise, bei der die Maurerarbeiten auf das Wesentliche reduziert sind, kam uns entgegen, da wir bis dahin nur wenig Erfahrung mit Massivbau hatten - und zudem ist es eine authentische Variante. Beim Holzbau verfügen wir über deutlich mehr Erfahrung.

Das ist insofern interessant, weil nämlich in der Vergangenheit mehrfach von den Betreibern des Campus Galli gesagt wurde, am (wahrlich nicht sehr großen) Abtshof-Nebengebäude wolle man das Bauen mit Stein so richtig lernen, um dann deutlich größere Gebäude wie die Abteikirche angehen zu können (wobei man das auch schon davor von der Obstgarten-Ummauerung behauptet hat...). Doch anstatt sich richtig reinzuhängen, ging man schaumgebremst ans Werk. Was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass beim Campus Galli mit ziemlicher Sicherheit niemand mehr ernsthaft überzeugt ist, die rund 50 (!!!) Gebäude des St. Galler Klosterplans - der dem Projekt als historische Vorlage dient - würden jemals errichtet werden. Der Zeithorizont läge beim vorhandenen Bautempo so absurd weit in der Zukunft (80 Jahre, 100 Jahre oder noch mehr), dass viel von der errichteten Bausubstanz aus Holz schon wieder verrottet wäre, bevor überhaupt das letzte Gebäude steht.

Ebenso die behördlichen Gänge wie z.B. die Zulassung des Mörtels stellen uns vor spannende Herausforderungen.

Dieser Aspekt ist keine "spannende Herausforderung", sondern Ergebnis einer geradezu grotesken Korinthenkackerei des deutschen Gängelungsstaates. Ich habe das bereits in meiner Rezension der 2024er-Chronik genau erläutert.
Freilich, der Campus Galli muss bei seinen öffentlichen Äußerungen wohl bis zu einem gewissen Grad auf der berühmten 'Schleimspur' kriechen, um nicht eventuell von den zuständigen Behördenvertretern aus Gehässigkeit ständig Knüppel zwischen die Füße geschmissen zu bekommen (siehe etwa anhand des berüchtigten Falls "Nordwolle", wie dergleichen ablaufen kann). Hinter den Kulissen dürfte man das Amt freilich schon das eine oder andere Mal zum Teufel gewünscht haben.


Das Holzkirchlein (schon wieder)

Wohl Hannes Napierala schrieb die einleitenden Worte zu einem Bildbeitrag des Campus-Galli-Steinmetzes Jens Lautenschlager (die haben dort alle so tolle Namen 😁). Es geht dabei um die Entstehungsgeschichte des Holzkirchleins. 
Schon wieder dieses Bau, könnte man kritisch anmerken. Aber was sollen diese armseligen Baumeister denn machen? Sie haben - selbst nach rund 13 Jahren - eben kaum etwas anderes vorzuweisen...
 
Die Holzkirche war das erste große Gebäude auf dem Campus Galli und damit die erste große Herausforderung für alle Beteiligten: Wie heben wir Fundamentgräben aus? [...]
Fragen über Fragen Und vor allem: wie sah eine Holzkirche im 9. Jahrhundert überhaupt aus? Vieles wussten wir nicht, als wir 2014 mit der Holzkirche begannen. 
[...]
Vieles würden wir heute anders machen, und in vielen Dingen entspricht das Äußere der Holzkirche nicht dem, was wir heute über Kirchen des 9. Jahrhunderts wissen.

Das ist offensichtlich. So ist etwa das Dach zu steil (vielleicht weil man sich am gotischen (!) Dach der berühmten karolingerzeitlichen Torhalle des Klosters Lorsch orientiert hat und darüber hinaus auch keinen rechten Plan hatte, wie baulich mit möglichen Schneelasten umzugehen ist). Außerdem ist die massive Steinplattform - die an die Krepis eines antiken griechischen Tempels erinnert - auch alles andere als historisch koscher.
Freilich, auf diesen Unsinn - und auf viel mehr - wurden diesen 'Genies' bereits vor dem Baubeginn von Fachleuten hingewiesen. Auch in diesem Blog äußerten sich Personen mit Sachverstand. Doch man hat es ignoriert. Die begangenen Fehler sind also oft selbstverschuldet - aufgrund von Schuldrigkeit und Arroganz.

Trotz allen "Fehlern" die bei der Planung der Kirche gemacht wurden, war sie ein Meilenstein für uns. Erstmals konnten wir beweisen, dass wir in der Lage sind, ganze Gebäude von Grund auf zu errichten und die benötigten Materialien und Werkzeuge herzustellen. Erst dadurch gelang es uns, Experten zu gewinnen, die uns seitdem begleiten:

Das muss man sich einmal vorstellen: Die Betreiber dieses Mittelalter-Kasperltheaters sind quasi im Blindflug gestartet und erst nach Jahren haben sich dann ausreichend brauchbare Wissenschaftler gefunden, die sie mit ihrer Expertise unterstützen! Da fragt man sich: Wie war es im Angesicht dessen ursprünglich überhaupt möglich, dass der Campus Galli als förderungswürdig eingestuft wurde? Die Schludrigkeit und das wahrscheinlich auch bewusste Wegschauen vieler politischer Entscheider muss geradezu atemberaubend gewesen sein! Das erklärt übrigens, warum auch die betriebswirtschaftlichen Prognosen so ein absolut realitätsferner Hirnmüll gewesen sind. Auch hier wurde von Politignoranten, die das Verantwortungsgefühl und den Weitblick eines Kleinkindes besitzen, anscheinend vieles einfach durchgewunken.
Wie hat es ein erboster Leser und Campus-Galli-Kritiker schon vor Jahren mit Blick auf einen ganz speziellen Politiker aus der Region formuliert: "Ich verspüre mittlerweile fast schon den Drang, diesem Seckel links und rechts eine Backpfeife für den Millionenschaden zu verpassen, den er uns eingebrockt hat." 
Aus juristischen Gründen kann ich selbstverständlich nicht sagen, wer damit gemeint war. Allerdings sei der Hinweis gestattet, das wir hier in Österreich einen passenden Begriff für eine solche Person haben: "Watschngsicht" 😉.


Uiuiui - ein Interview mit der Vorsitzenden des Trägervereins!

Der Campus Galli verfügt über eine Vielzahl an Häuptlingen. So gibt es einen Bauleiter, einen Geschäftsführer, einen Vorsitzenden des Freundeskreises und schlussendlich noch jemanden, der dem Trägerverein vorsitzt - Uta Mahler-Kraus, eine pensionierte Lehrerin, und nicht zu verwechseln mit Uther, dem Vater von König Artus. Frau Boomer-Doppelname wird in der vorliegenden Chronik interviewt. Interessanterweise ist die Interviewerin eine gewisse Isabell Michelberger - die nicht nur für den Gmeiner Verlag arbeitet, in dem die Chronik Jahr für Jahr erscheint, sondern die auch als freie Journalistin für die Lokalzeitung "Südkurier" tätig ist. In dieser Funktion hat sie bereits mehrfach überaus wohlmeinende Berichte über den Campus Galli verfasst. Bemerkenswert, dass dieses Käseblatt darin offenbar keinen Interessenkonflikt sieht... Doch schauen wir uns auszugsweise das Interview an. In der Einleitung heißt es:

Der Trägerverein Karolingische Klosterstadt e.V. ist sozusagen das Headquarter des Projekts Campus Galli, das aus zehn Personen besteht, davon fünf, die vom Gemeinderat der Stadt Meßkirch bestimmt werden

Von der etwas verunglückten Formulierung abgesehen - bei der man nämlich auch annehmen könnte, das ganze Projekt verfüge nur über zehn Personen - sticht hier vor allem ein Punkt ins Auge: Der Trägerverein setzt sich zur Hälfte aus Parteipolitikern oder irgendwie parteinahen/parteiabhängigen Personen zusammen (um die zehn Namen wird weitestgehend ein Geheimnis gemacht). Hier nun von einem privaten Verein zu sprechen, wäre völlig absurd. Vielmehr handelt es sich um ein verkappt kommunales/staatliches Projekt - ist doch die Stadt Meßkirch auch die zentrale Geldgeberin. Die lokalen Medien scheint diese 'Mogelpackung' freilich nicht zu interessieren. Anderenfalls würde man das gewählte Konstrukt hinterfragen.

Der Verein stellt den Geschäftsführer ein sowie das gesamte Personal und trifft zusammen mit dem Geschäftsführer die wichtigen Entscheidungen, vor allem die finanziellen.

Zur Erinnerung: Die schreiben seit rund 13 Jahren ausschließlich Verluste. Kein Ende in Sicht. Was sagt uns das über die Qualifikation dieser Personen? 

Seit März 2024 ist Uta Mahler-Kraus Vorsitzende des Vereins. Sie löste Anton Oschwald ab, der von 2016 bis 2024 dem Verein vorstand. Damit hat er Campus Galli in den Jahren des zunehmenden Erfolgs begleitet [..]

Was für eine Chuzpe, hier mit haarsträubenden Halbwahrheiten wie "zunehmendem Erfolg" zu hantieren (eine typische Journalistin eben). Verluste sind und bleiben Verluste. Der sogenannte Erfolg hat sich beständig in der roten Zone abgespielt. Das ist so wie wenn eine Fußballmannschaft darüber frohlockt, dass sie ihre Spiele nicht mehr im Schnitt mit Zehn zu Null verliert, sondern die Niederlagen sich üblicherweise bei "nur" noch Acht zu Null eingependelt haben. Und zwar ohne eine Perspektive, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas zum Besseren ändert.

Die neue Vorsitzende will weiterhin das große Potenzial von Campus Galli betonen und an die Öffentlichkeit tragen.

Den Euphemismus "großes Potential" hat auch meine Mutter (leicht genervt) immer wieder zu hören bekommen, wenn Sie beim Elternsprechtag einem meiner Lehrer gegenübergesessen ist und sich wunderte, dass ich in bestimmten Fächern hinsichtlich der Noten nicht übers Mittelmaß hinaus kam. Der Grund dahinter war bei mir schlicht Faulheit. Erst ein paar Jahre später hat mich der schulische Ehrgeiz zu packen begonnen. Beim Campus Galli freilich ist es nicht bloß Faulheit, die den Erfolg verhindert, sonder eher ist die Situation mit einem geistig behinderten Kind vergleichbar, das aufgrund unveränderbarer Gegebenheiten (siehe weiter oben) schlicht kein nennenswertes Steigerungspotential besitzt (Beschwerden über den Vergleich bitte nicht an mich, sondern ans Salzamt schicken).

Sie haben damit eine große Verantwortung übernommen.

Ja, dessen war ich mir von Anfang an sehr bewusst. Nachdem ich von verschiedenen Seiten gefragt wurde, ob ich den Vorsitz des Trägervereins übernehmen würde, habe ich mir das gut überlegt und mich auch beraten lassen. Denn ich übernahm die Verantwortung für 45 Mitarbeitende, die mir sehr am Herzen liegen, und für die Gelder, die wir einnehmen und ausgeben

Unsinn. Ohne das Risiko, für jede einzelne Fehlentscheidung persönliche Konsequenzen tragen zu müssen, ist der Begriff "Verantwortung" eine leere Floskel (das sollten übrigens auch Parteipolitiker endlich einmal behirnen) . 

Die finanzielle Situation ist allerdings noch immer eine Gratwanderung. Wir brauchen jeden Euro, um das Projekt weiter zu entwickeln. Die Eintrittsgelder sind extrem wichtig, aber auch die Mitgliedsbeiträge des Freundeskreises sowie jede Spende, egal in welcher Höhe.

Kein Kommentar nötig. Das spricht aus sich heraus Bände. 

Wie wird sich Campus Galli nun weiterentwickeln?

Wir wollen immer mehr Teile des Klosterplans realisieren. Hierfür ist es schön, dass die Anzahl der Ehrenamtlichen stetig zugenommen und sich die Verbindung zu Institutionen wie Berufsschulen verfestigt hat. Ebenso wollen wir den sozialen Aspekt des Projekts weiter ausbauen. Es gibt vermehrt Schulprojekte, wodurch den Schülerinnen und Schülern zusätzliche soziale Kompetenzen vermittelt werden können. Wir arbeiten auch eng mit den Jugendherbergen der Region zusammen. Ebenso ist es wichtig, das Projekt überall zu vernetzen, um die Besucherzahl zu steigern. Immerhin werden wir in den entsprechenden Reiseführern meist auf zwei Seiten vorgestellt. Dann wollen wir Programme entwickeln, welche bestimmte Institutionen gezielt mit Spenden für Projekte fördern können.

Ist das nicht herrlich? Die machen sich aus finanziellem Interesse an quasi jede staatliche oder staatsnahe Institution ran, die nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es werden aufgrund des selbstverschuldeten wirtschaftlichen Misserfolgs auch weiterhin Geld und geldwerte Leistungen abgegriffen bis der Arzt kommt. Das ist oft schlecht für den deutschen Steuerzahler, aber gut für mich, da mir der Stoff für viele weitere Blogbeiträge über den Campus Knalli bestimmt nicht ausgehen wird. 😄



12 Kommentare:

  1. Sehr gut aufgedröselt!

    Bei der Holzkirche und dem Reliquienschrein beginnt das Problem meiner Ansicht nach aber schon viel früher, nämlich bei der Frage des Steinaltars. Hätte man sich im FMA die Mühe gemacht, für ein nur temporär hingestelltes Gebäude einen so großen Aufwand zu betreiben, anstatt einfach etwas aus Holz zu bauen?!??? Ich kenne kein einziges Beispiel, mit dem das zweifelsfrei belegt wird. Aber klaro, dann bin auch ich bei deinem Punkt, dass die Holzkirche eben nicht temporär ist.

    Man sollte der Öffentlichkeit endlich reinen Wein einschenken.

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  2. Der Irrsinn besteht nicht zu allererst in der kostspieligen Weiterführung des Campus Galli, sondern darin, dass die dort maßgeblich verantwortliche Partei trotzdem immer wieder auf der ersten Platz gewählt wird. Die Ortsbevölkerung von Meßkirch hat sich deshalb die stark steigenden Steuern und Abgaben vollauf verdient. Ich bin diese Tollhaus zum Glück schon vor elf Jahren entkommen. Jetzt lebe ich in einer kleinen Gemeinde in Vorarlberg. Was für ein Unterschied zur alten Heimat! Die Österreicher schimpfen zwar auch über ihren Staat, aber lebt mal im heutigen Deutschland!
    F.N.

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    1. Es ist nicht nur die regierende CDU, die das Projekt total blind mitträgt, sondern auch alle anderen im Gemeinderat vertretenen Parteien mache das. Nur die Freien Wähler sind zwischendurch mal etwas kritisch, knicken aber auch immer wieder ein.

      Es war eine strategische Meisterleistung von Bgm Zwick, vor 14 Jahren praktisch alle Parteien ins Boot zu holen. Dadurch tragen sie eine Mitverantwortung und können den Bürgermeister wegen Campus Galli heute kaum glaubwürdig attackieren. Im Gegenteil, weil es in der politischen Klasse an der Fähigkeit mangelt, Fehler zuzugeben, stimmen sie sogar weiter für die Bezuschussung mit ab.

      Martin

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  3. " Frau Boomer-Doppelname "

    lol

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  4. Ist das nicht auch schon wieder geflunkter, wenn die es so darstellen, als hätten die ursprünglich keine Experten gehabt? Beispielsweise Tremp war meines Wissens von Anfang an mit dabei, auch Matthias Becher.

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    1. Natürlich waren viele schon früher mit dabei. Herr Napierala scheint von deren Expertise aber nur mäßig viel zu halten, wenn er jetzt quasi insinuiert, erst nach dem Bau der Holzkirche wären die 'richtigen' Experten bereit gewesen, sich zu beteiligen ^^
      Außerdem hat mir jemand aus den Reihen des Campus Galli gesagt, dass schon einige Fehler bekannt gewesen seien, bevor sie baulich ausgeführt wurden. Da aber die Genehmigungsverfahren kompliziert seien, sei man nicht bereit gewesen, sich das nochmal anzutun.
      Wie sich das alles in der Realität im Detail zugetragen hat, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass Fehler passiert sind, trotz wissenschaftlicher Beratung und frühzeitiger Warnungen.

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  5. Wenn ich ergünzen darf: Es hat, sofern ich einem ehemaligen Gemeinderat der Freien Wähler glauben darf, vor 12 Jahren nur zwei ernsthafte Bewerber für den Geschäftsführerposten gegeben. Und zwar den Archäozologen Hannes Napierala und einen erfahrenen Handwerker mit Meisterprüfung (den Namen habe ich vergessen). Allem Anschein nach hat der Vorstand damals die falsche Wahl getroffen.
    Mr. Frog

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    1. Irgend etwas in der Art habe ich auch in Erinnerung. Um den Posten hat man sich damals wohl nicht gerissen. Vermutlich auch wegen der schlechten Perspektive des Projekts. Wie sich allerdings zwischenzeitlich herausgestellt hat, lässt die Parteipolitik das finanziell abgewirtschaftete Projekt aus wahrscheinlich reinem Eigeninteresse nicht fallen. Der Geschäftsführer hat somit einen sehr sicheren Arbeitsplatz. Bei gleichzeitig einem vergleichsweise bescheidenen Arbeitspensum, wie man so von ehemaligen Mitarbeitern hört.

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  6. Es hat sich hier wohl am CG nur wenig getan und nichts verändert, verglichen mit der Situation vor Corona. Sie sollten schauen, dass sie 1. den Besuchern etwas Materielles bieten (z.B. eine fertige Holzkirche mit einem ansprechend und halbwegs authentisch gestalteten Altar) und 2. ordentliche Handwerksdemos zeigen. Freiwillige in Leihkleidung, die keine Ahnung haben, mögen diese Aktivität zwar persönlich bereichernd finden, aber der zahlende Besucher möchte kompetente Arbeit sehen und auch mit kompetenten Personen sprechen.
    - Exilwikingerin -

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    1. Wenn man die Betreiber fragt, dann halten die sich für die allergrößten Wissensvermittler. Leider verwechseln sie dabei in vielen Fällen persönliche Begeisterung mit Kompetenz ...

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    2. Erstaunlich, erstaunlich. Es scheint den Campus Galli zweimal zugeben, anders kann ich mir die Differenzen zwischen meiner Wahrnehmung, die durch genügend Rückmeldungen bestätigt wird, und dem Gegeifere hier nicht erklären.
      "Wenn man die Betreiber fragt, dann halten die sich für die allergrößten Wissensvermittler. Leider verwechseln sie dabei in vielen Fällen persönliche Begeisterung mit Kompetenz ..." Ging der Satz über den Betreiber dieses Blogs hier? Das scheint mir sehr passend zu sein dann. Übrigens ist die Anmerkung des Kommentators vom 15.10.25 16:33 faktisch falsch - den Rückmeldungen nach, die ich als "ahnungslose Freiwillige" bekommen habe, interessiert die Besucher und Besucherinnen der Baufortschritt sehr, daher kommen sie gern öfter. Obendrein kenne ich als eine dieser Freiwilligen meinen Wissensstand und nehme das jetzt mal gepflegt persönlich, aber nicht ernst - denn dieser Kommentator kennt meinen Wissenstand eben sehr offensichtlich nicht.

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    3. Es ist wenig ratsam, von sich auf andere Leute zu schließen. Nur weil man meint, selber ein Durchblicker zu sein (oder vielleicht auch nur ein weiteres Beispiel für "Dunning-Kruger" ist?), muss das nicht zwangsläufig auf alle Kollegen zutreffen.
      Ich habe im Laufe der Jahre jede Menge Beispiele gesammelt, die das didaktische und fachliche Dilemma des Campus Galli bezeugen - hier ein besonders lustiges:

      https://hiltibold.blogspot.com/2017/06/krimskrams-campus-galli-entdeckt-stein.html

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