Mittwoch, 1. Oktober 2025

Krimskrams: Die qualitativen Totalausfälle und meine Vermenschlichung von KIs -- Sabine Hossenfelder über akademischen Riesenbeschiss



Die qualitativen Totalausfälle und meine Vermenschlichung von KIs

Vorweg: KIs (AIs) können sehr nützlich sein und haben mir schon viel Zeit gespart. Etwa als ich mir kürzlich einen Windows-XP-Retro-Spiele-PC zusammengeschraubt habe. Die KI (GROK) wurde von mir folgendermaßen beauftragt: Stelle mir einen Gaming-PC für Windows XP zusammen, der mit der absoluten Top-Hardware aus den Jahren 2008/2009 ausgestattet ist. Die Antworten (ich habe noch mehrfach hinsichtlich der Details nachgefragt) waren qualitativ sehr hochwertig. Was mich viele Stunden der Recherche gekostet hätte, konnte ich mit KI-Hilfe in vielleicht 20 Minuten erledigen. Freilich, GROK konnte hier im Internet auf eine absolute Unmenge an Informationsmaterial zurückgreifen. 
 
Es geht aber auch völlig anders. Und zwar vor allem dann, wenn es politisch wird. So wollte ich dieser Tage - wieder von GROK - wissen: Welcher politisch-militärisch-industrielle Komplex ist korrupter (unbedingt auch legale Korruption beachten!). Der westliche (vor allem der us-amerikanische) oder der russische? Ich will absolut nur neutrale Quellen, die über jeden Zweifel erhaben sind!
Die Antwort von GROK, die tendenziell zu Ungunsten Russlands ausfiel, basierte dann auf so famosen Quellen wie Süddeutsche Zeitung und RAND Corporation. Ich dachte mir, das Teil will mich verarschen. Wer es nämlich nicht weiß: Die sogenannte RAND Corporation ist jener äußerst einflussreiche US-amerikanische 'Think Tank' (=verkappter Lobbyverein), der 2019 ein Papier veröffentlicht hat, in dem der Gedanke durchgespielt wurde, die Russische Föderation in einen militärischen Konflikt mit einem größeren Nachbarstaat zu locken, um dann mittels Sanktionshammer zuschlagen zu können und Russland so als Global Player zu neutralisieren (Titel der Arbeit;: "Extending Russia: Competing from Advantageous Ground"). Mehr transatlantisch und parteiisch geht nicht.
Erbost erwiderte ich deshalb der KI: Schieb dir diesen Quellenschrott sonst wo hin! NEUTRALE Quellen wollte ich!
Was machte die KI daraufhin? Sie räumte devot ein, dass die Quellen wohl wirklich nicht neutral gewesen sind (und begründet das sogar im Einzelnen!). Also präsentierte sie mir eine neue Analyse - diesmal eher zu Gunsten Russlands, auf Basis von vor allem Sputnik und RT - zwei russischen Staatsmedien! 
Ich war jetzt kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das unsägliche Ding war nicht in der Lage, Publikationen von wirklich unabhängigen Fachleuten zu finden. Obwohl ich wusste, dass es die vereinzelt sehr wohl gibt. Also habe ich es aufgegeben und GROK zum Abschied geschrieben: Du bist absolut inkompetent. Lösch dich! (was freilich einfach gesagt ist, aber in der Praxis ... ^^)

Ich sollte KIs wohl nicht vermenschlichen. Auch dann nicht, wenn ich schon ein paar Promille intus habe...
 
Aufgrund eines überdurchschnittlichen Vorwissens war es mir in den beiden beschriebenen Fällen möglich, die Qualität der Antworten einzuschätzen. Doch was macht man, wenn dieses Vorwissen nicht besteht? Dann ist man wieder genau dort, wo wir vor dem KI-Hype waren: Man muss quasi manuell suchen und viel Zeit investieren; sofern einem das jeweilige Thema wirklich wichtig ist. Nur wer macht das schon? Da der durchschnittliche Nutzer faul ist - und überdies psychologische Aspekte wie 'confirmation bias' eine Rolle spielen können - werden sehr viele Menschen unkritisch das fressen, was ihnen die KI vorsetzt. Deren intellektuell unreifes Verhalten (siehe auch die berühmte fehlende "Medienkompetenz") ist mindestens genauso ein Problem wie die lausig arbeitende KI selbst.
 
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Sabine Hossenfelder über akademischen Riesenbeschiss
 
Es ist ja nicht besonders schwer, irgendwo das Label Wissenschaft draufzudrücken, jedoch ist deshalb noch lange nicht Wissenschaft drinnen. So wie auch die Berufsbezeichnung Wissenschaftler nicht für einen guten Charakter und Anständigkeit garantiert. Obschon natürlich viele Wissenschaftler es in ihrem intellektuellen Narzissmus sehr gerne sehen würden, wenn der Rezipient ihrer Arbeiten in artiger Autoritätsgläubigkeit verharrt. Sabine Hossenfelder (die heißt fast wie ich 😄), eine deutsche Physikerin, deren (englischsprachigen) Youtube-Kanal ich schon vor einiger Zeit abonniert habe, spart diesbezüglich nicht mit Kritik an Ihren Wissenschaftler-Kollegen; sie legt dabei offen, dass sich ein MINT-Fach in qualitativer Hinsicht gefährlich an klassische Laberfächer annähern kann. Was ihr die Betreiber des pseudowissenschaftlichen Schwachsinns schon mal mit versuchter Existenzvernichtung heimzahlen (Kategorie 'Charaktermüll'). 
 
In einem ganz aktuellen Video geht es nun u.a. um den Riesenbeschiss mittels "paper mills". Ein Hotspot dabei ist - wie übrigens auch im Bereich des Ghostwritings bei akademischen Arbeiten - mein ganz persönliches osteuropäisches Lieblingsknuddelland. Wo, wie ich regelmäßig vernehme, unsere Werte verteidigt werden. Im Konkreten Fall sind diese Werte Wissenschaftsbetrug in astronomischem Ausmaß. 
Sehr sehenswert, um den modernen Wissenschaftsbetrieb zukünftig hinsichtlich seiner Seriosität passend einordnen zu können (falls wieder einmal irgend ein Dolm ultimativ "Follow the science!" einfordert ^^).
 
 
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Sonntag, 28. September 2025

📽️ Videos: In Kriegertracht am Limes entlang -- Waren Steinzeitmenschen dümmer als wir? -- Auf den Spuren einer verlorenen Schrift -- Auf Plagiatsjagd -- usw.

 In Kriegertracht am Limes entlang | Spieldauer 4 Minuten | HR | Stream & Info 
"Experimentelle Geschichtsforschung". Geh bitte, das ist doch (viel sorgfältiger) schon dermaßen oft gemacht worden - nicht zuletzt von Marcus Junkelmann bereits in den 1980ern und 1990ern - sodass hier längst kein nennenswerter wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn mehr denkbar ist. Dergleichen dient längst nur mehr der Selbstbespaßung und vielleicht der Selbsterkenntnis. In diesem Fall kann allerdings eingeräumt werden, dass man das Thema aufgrund der relativ großen Social-Media-Präsenz Menschen näherbringt, die sich ansonsten wohl weniger für Geschichte interessieren.

Restauratorin Larissa Piepo im Pergamon-Museum | Spieldauer 3 Minuten | ZDF | Stream & Info 

 Ausgrabung mit Grundschülern: Hügelgräber aus der Steinzeit | Spieldauer 3 Minuten | MDR | Stream & Info
Eine lustige und lehrreiche Sache für Kinder - gute Idee!

 Auf den Spuren einer verlorenen Schrift | Spieldauer 53 Minuten | arte | Stream & Info

 Nürnberg schon im Mittelalter Global Player | Spieldauer 2 Minuten | BR | Stream & Info 

 Waren Steinzeitmenschen dümmer als wir? | Spieldauer 29 Minuten | arte | Stream & Info

 Ausgrabung in Ephesos: Einblick in die römische Küche | Spieldauer 5 Minuten | ORF | Stream & Info 
Dieser ORFler - der die typischen Laberfächer Kommunikations- und Politikwissenschaft studiert hat, aber mit dem Habitus eines Universalgelehrten vor der Kamera agiert - hat sich während des Corona-Theaters mit dem unkritischen Nachbeten maximal alarmistischer Narrative eine eigene Sendung verdient. In dieser 'gendert' er jetzt artig (Archäologinnen und Archäologen), kann aber offensichtlich im archäologischen Kontext einen Fund nicht von einem Befund unterscheiden... Der gezeigte Archäobotaniker hat übrigens äußerst praktische Fingernägel. Da erkennt man nicht, wenn er einmal versehentlich mit dem Hammer danebenhaut 😁

 Fossiliengrabung bei Kaufbeuren | Spieldauer 8 Minuten | BR | Stream & Info 

 Stefan Weber: Aktuelles und ausführliches Interview mit dem verfemten Plagiatsjäger aus Österreich | Spieldauer 103 Minuten | Wikihausen | Stream & Info 

 Die modernste Karte der Antarktis - Ein Vergleich uralter Karten mit modernen offenbart Erstaunliches | Spieldauer 59 Minuten | NuoFlix | Stream & Info
 


Samstag, 27. September 2025

🎧 Hörbares: Ethik und Authentizität in Pompeji -- Hildegard von Bingen und ihre himmlisch-musikalische Geschicht -- Freiwillige in der Archäologie -- Welterbe Neuschwanstein -- usw


 Debatte in der Archäologie: Ethik und Authentizität in Pompeji | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download 
Mein Gott, was für eine Pietätsheuchelei und was für Schneeflocken-Weicheigetue in Form dieser "Warntafel"! Denen ist unzweifelhaft fad, wenn sie mit solchen 'Orchideenthemen' ihre steuergeldfinanzierte Arbeitszeit vertrödeln. Diese Nummer verströmt geradezu penetrant den Geruch billigen Tugendsignalisierens. In archäologischen Museen geht es doch schließlich nicht darum, dass man z.B. irgendwelche Weltkriegstoten ausstellt, deren Angehörige noch leben. Wie vernagelt muss jemand sein, um das quasi mit menschlichen Überresten in einen Topf zu werfen, die Jahrhunderte oder Jahrtausende alt sind? Das ist doch auch wieder so eine unsägliche Prinzipienreiterei, die sich oft jeder differenzierten und sachlichen Betrachtung entzieht. Mich erinnert das an die Abtreibungsdiskussionen: Die eine Seite tut in ihrer radikalsten Ausformung so, als ob ungeborenes Leben per se kein Mensch sei und man deshalb Herzschlag und Schmerzenpfindlichkeit des Ungeborenen einfach ignorieren könne; die Radikalen auf der anderen Seite - die zugegebenermaßen hinsichtlich der praktischen Konsequenzen ihrer Haltung nicht ganz so verkommen sind - bilden sich ein, sobald die Eizelle befruchtet ist, dürfe nicht mehr abgetrieben werden, weil das gegen ... was auch immer verstoßen würde; oft wird es irgendwie religiös oder verkappt religiös/pseudoethisch begründet - was schlussendlich auf billige Moralisiererei hinausläuft, die man Frauen aufs Auge drückt. Geht mir alles, in unterschiedlicher Härte, auf den Wecker. Quasi passend zum neuen Blog-Motto... ^^

 Archäologie – In Sachsen-Anhalt dürfen Freiwillige mit ausgraben  | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info Direkter Download
 
 Hildegard von Bingen und ihre himmlisch-musikalische Geschichte | Spieldauer 20 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 TikTok im Mittelalter: Gesundheitstipps wurden schon damals rege diskutiert | Spieldauer 6 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Weltgrößtes Live-Rollenspiel „Mythodea“ – Was fasziniert an Mittelalter-Spielen? | Spieldauer 6 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Weltkulturerbe-Kandidat: „Neuschwanstein ist einmalig“ | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download



Donnerstag, 25. September 2025

🗞️ Was in der alten Zeitung steht: Der faszinierende Urgroßvater des modernen Kühlschranks (1859) -- Fragwürdige Lufterscheinungen (UAPs) am Himmel (1813)

Bevor es Elektrizität gab: Der faszinierende Urgroßvater des modernen Kühlschranks

Es ist schon interessant, über welche kuriosen Dinge man im Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek stolpern kann. Und wie infolge das Gefundene zum persönlichen Erkenntnisgewinn beiträgt. Nie hätte ich mir beispielsweise gedacht, dass es bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts Kühlschränke gab; war doch die Grundlage dafür - nämlich der elektrische Strom - dazumal im Alltag noch so gut wie unbekannt (sieht man von technischen Nischen wie der Telegrafie ab). Doch dass es auch ohne Elektrizität geht, zeigt ein 1859 veröffentlichter Beitrag aus dem Leipziger Medium "Illustrierte Zeitung" (ich habe weiter unten den Fraktur-Text in moderne Druckschrift transkribiert).

















Polytechnische Mittheilungen.

Eiskästen und Eisschränke (von F. L. Hedenberg und Sons in Neuyork (Anm.: New York), 58 Walter Street) sind für's Haus und für die Familie kein Luxus mehr, sie werden zunehmend zum Bedürfniß, je mehr gute frische Keller - ebenso wie Böden in unseren neu erbauten Häusern zu den überwundenen Standpunkten gehören, weil man Dach und Kellergeschosse für selbständige Miete auszunutzen sucht, um desto mehr Zinsen aus dem Baukapital zu ziehen. Viele Familien haben sich daher Eisschränke angeschafft und es bestehen in großen Städten schon Handlungen, die Eis einkellern, ja in Fällen sich solches aus dem Norden verschaffen und regelmäßig die Eiskästen und Eisschränke mit dem nöthigen Eis versorgen. Einen solchen drehbaren Eisschrank, dessen Einrichtung uns zweckmäßig zu sein scheint, verdeutlichen unsere beiden Holzschnitte. Man wird aus ihnen erkennen, daß sich der Eisbehälter links im oberen Raum befindet, darüber ein Gefäß mit Wasser, das durch einen Hahn abgelassen werden kann und immer frisch sein wird. Der Eisbehälter nimmt die Hälfte des Schrankumfanges ein. Dem Wassergefäß gegenüber steht, abgesondert von allen anderen Räumen, auf einem Zinkboden die Milch, Sahne und Butter, zu denen man durch Aufhebung des oberen Deckels gelangt, wie auch zum Wassergefäß und Eisraum durch Hebung des andern Deckeltheils. Unter der Milch- und Butterkammer ist der Weinkeller und weiter unten finden sich die Abtheilungen für Fleisch, Geflügel, Fische, Früchte, Gemüse u. f. w. In dem hölzernen mit Zink ausgefütterten Schrank, der wie gewöhnlich aus doppelten Wandungen besteht, zwischen denen sich gröblich gestoßenes Holzkohlenpulver befindet, drehen sich durchbrochene Zinkscheiben auf einen Spitzzapfen, dessen stehende Welle hohl ist. An dieser hohlen Welle sind die durchbrochenen Zinkscheiben befestigt. Diese tragen alle die Gegenstände, von denen wir oben gesprochen haben, und durch die hohle Welle streicht in der Richtung der Pfeile die eisgekühlte Luft und treibt die faule Luft aus einem Ventilator oberhalb der Thür Fig. 2 hinaus. Das innere Etagengestell läßt sich vermöge eines Rades mit Getrieb drehen und die entsprechenden Gegenstände vor die Thüren bringen, der obere zweiklappige Deckel ist zum Abnehmen eingerichtet, damit der Schrank rein gemacht werden kann. Ein solcher Eisschrank von der größten Sorte, mit Drehung des Inneren und durchtretender Eisluft, soll nicht mehr als 10 Pfund Eis in 24 Stunden verbrauchen.
 
Erstaunlich daran ist nicht nur die Existenz solcher Eisschränke/Kühlschränke bereits in der damaligen Zeit, sondern auch, dass sich "viele Familien" dergleichen angeschafft haben sollen. Ich frage mich allerdings, wie viele das in der Realität tatsächlich waren, denn bei einem Verbrauch von nicht gerade bescheidenen 10 Pfund (ca 5 kg) Eis pro Tag (!), müssen die vorhandenen Eislager enorm gewesen sein. Auch wenn man Eis natürlich ganzjährlich beschaffen konnte, z.B. aus dem hohen Norden und von Gletschern. Man war also nicht ausschließlich auf das im Winter vor Ort entstandene und dann eingelagerte Eis angewiesen.
Wie damals Eis eingelagert wurde, wird 1862 im Artikel einer anderen Zeitung relativ genau beschrieben (der Text ist leicht leserlich, da nicht in Frakturschrift).

12 Jahre nach dem obigen Artikel über den Eisschrank aus New York beschäftigte sich die Illustrierte Zeitung aus Leipzig mit einem Nachfolgemodell des Herstellers F. L. Hedenberg und Sons. Dieses sieht modernen Kühlschränken nun bereits deutlich ähnlicher und wurde auch funktionell klar verbessert!

Wer Zeitungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchstöbert, der wird feststellen, dass Wirtshäuser damit warben, Eisschränke zu besitzen und deshalb auch im Sommer der Ausschank kühler Getränke (vor allem Bier) gewährleistet war.
Dass man auch in der warmen Jahreszeit gerne kühl becherte, war übrigens schon in der Antike Gang und Gäbe. Bereits damals verwendete man eingelagertes Eis dafür, welches u.a. in doppelwandige Gefäße gefüllt wurde. Allerdings wird heute zumeist davon ausgegangen, dass sich nur Wohlhabende dieses Vergnügen leisten konnten. 

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Unerklärliche Lufterscheinung/Lichterscheinungen am Himmel: UAPs vor 200 Jahren?

Im Jahr 1813 ging es in Europa rund - Napoleon verlor die Völkerschlacht bei Leipzig und sein Stern begann innerhalb kürzester Zeit dramatisch zu sinken. Im selben Jahre erschien ein Artikel in der Salzburger Zeitung, in dem sich ein Professor Dr. F. B. Herrmann ebenfalls mit sinkenden 'Sternen' beschäftigte - allerdings weniger im politischen Sinn, sondern im naturwissenschaftlichen. Der beschriebene Sachverhalt wirkt phasenweise etwas seltsam. 
Meteor oder Lufterscheinung.

    Am 14. Januar nach 6 Uhr des Morgens gerade vor dem Beginnen des Tages sah man in der Nähe von Salzburg ein sehr helle leuchtendes Meteor, in der Form einer Kugel, das in der Richtung von Ost gegen West vom Gaisberge her gegen die Salzach hin etwa 3 Sekunden in nicht sehr beträchtlicher Höhe schwebte, und vor dem Niedersinken auf die Erde sich in auseinander fahrende, leuchtende Theile auflöste, und ohne irgend einen Knall oder Geräusch verschwand.

    Diese Erscheinung ist mit jenen nach öffentlichen Nachrichten in mehrern Ländern, auch in dieser Jahreszeit schon beobachteten gleicher Art und Natur, und deutet nichts weniger, als auf Ahndungen trauriger Verhältnisse, womit so viele hierin unbelehrte Menschen, zumal in unserer wieder so thatenreichen Zeit sich grundlos ängstigen.

    Man bemerkt nämlich alljährlich an verschiedenen Orten, gewöhnlich vom Anfange des Novembers bis gegen Ende des Märzes, folglich in den Monaten, wo die größte Differenz des Klima herrscht, in der Athmosphäre mehr oder minder glänzende Lichterscheinungen, bald in der Gestalt einer Kugel von verschiedener Größe, selbst manchmal mit einem leuchtenden Schweife begleitet, bald schlangenförmig gekrümmt in der Form eines Blitzes, bald in der bekannten Art der sogenannten Sternschnuppen, die auch selbst im Sommer und Herbste einige Zeit nach Sonnen Untergang gesehen werden. Dieses in erwähnter mehrfacher Form sich äußernde Meteor ist in der Erscheinung des reinen, ungefärbten Sternen- oder Mondähnlichen Lichtes immer dasselbe, und verbreitet dieses nicht selten auf weite Strecken in solchem Maaße, daß man, selbst den vollen Mond noch übertreffend, und der aufgehenden Sonne gleich, ganz deutlich dabei sehen kann. 
 
    Mir kamen dieser Art. Erscheinungen seit vielen Jahren selbst mehrere vor. Ich beobachte sie fast immer bei heiterer Luft und sichtbaren Sternen. Die Richtung und Geschwindigkeit ihrer Bewegung, besondere der kugelförmigen, die immer etwas länger sichtbar sind, hing von dem eben herrschenden Zuge der Luft ab.

    Die sogenannten Sternschnuppen fallen meistens bei großer Luftstille, verändern aber auch sonst nach der Richtung der Luft ihre gerade Bewegung. Manche Leuchtkugel, die zugleich in bedeutender Höhe entsteht, wird so lange nach der Richtung des Windes fortgetrieben, daß sie an unserm Horizont niederzugehen scheint, in andern von uns um mehrere Grade entfernten Orten aber wieder gesehen wird, bis sie endlich verschwindet, d. i. die Ursache des Leuchtens zu wirken aufhört.

    Meinen Beobachtungen zu Folge entstehen diese Meteore besonders bei eintretenden beträchtlichen Differenzen der Temperatur, d. i. dem Wechsel der Wärme oder Kälte zwischen den höheren Regionen der Luft, und den niedern an der Oberfläche der Erde, und je nach dem Wechsel und Vorherrschen der einen vor der andern haben diese Lufterscheinungen einen höhern oder tiefern Stand in der Athmosphäre. Selbst das Fallen der Sternschnuppen, und das Wetterleuchten oder sogenannte Abkühlen des Himmels im Sommer geschieht immer einige Zeit nach dem Untergange der Sonne, wo eine grössere Differenz der Temperatur eintritt, d. i. im Vergleiche mit der Wärme des Tages es dort kühler, kälter wird. -- Auch an diesem Morgen der oben erwähnten Lufterscheinung am 14. dieses stieg die Kälte wieder auf  - 9,4° R., während sie den Tag zuvor nur - 2, - 2,4 - 3° gewesen ist.

So viel nur zur Lehre und Beruhigung denen, die es bedürfen.

Dr. F. B. Herrmann, quicsc. Professor.

Der Autor unterscheidet hier zwischen diesen kugelförmigen Lichterscheinungen und normalen Sternschnuppen (bzw. einem Meteorschauer wie z.B. den Leoniden). Freilich, die beschriebenen Kugeln könnten auch Meteore bzw. kleine Meteoriten sein, die es bis zum Boden geschafft haben, ohne komplett zu verglühen. Aber es wäre höchst wunderlich, wenn sich ein solches Objekt von der vorherrschenden Windrichtung in seiner Flugbahn beeinflussen ließe. Genau das wird aber - angeblich  auf Basis wiederholter Beobachtungen - behauptet. Und natürlich kann das Unsinn sein, falls hier Zufälle als Kausalitäten fehlinterpretiert wurden (nicht untypisch für die damalige Zeit .... und auch nicht für die heutige ^^)

Wer sich ein wenig mit der Geschichte von UAPs (=Unidentified Aerial Phenomenon) bzw. UFOs beschäftigt, der weiß freilich, dass am Himmel beobachtete Kugeln immer wieder in alten Quellen auftauchen. Die Frage ist nun, ob ein Teil der oben beschriebenen Erscheinungen in diese Kategorie gehört. Will heißen: Wurden hier UAPs mit z.B. stinknormalen Meteoren vermanscht oder handelt es sich bei den Kugeln ausschließlich um Meteore? Ich halte letztere Möglichkeit für nicht unwahrscheinlich, bin mir dabei aber nicht ganz sicher. Und dem Autor des alten Zeitungsartikels ging es da ähnlich, wie schon alleine der Titel nahelegt...
 

Freitag, 19. September 2025

📽️ Videos: Die 4500 Jahre alte Lyra von Ur -- Archäologen stoßen am Limes auf verborgenes Dorf -- Werkeln wie die Langobarden -- usw.


Building My Replica Of The Gold Lyre Of Ur | Spieldauer 20 Minuten | Peter Pringle | Stream & Info 
Peter Pringle hat zwar nicht die gleichnamigen überteuerten Stapelchips erfunden, allerdings ist er ein echter Fachmann auf dem Gebiet antiker und vorantiker Instrumente. Entsprechend interessant sind seine Videos, darunter dieses aktuelle über die Lyra von Ur, die im Zweistromland gebaut wurde, als gerade im benachbarten Ägypten die drei großen Pyramiden in den Himmel wuchsen. Also vor rund 4500 Jahren!
 

 Archäologen stoßen am Limes auf verborgenes Dorf | Spieldauer 4 Minuten | HR | Stream & Info 

 Landkreis Regensburg: Archäologische Top-Funde | Spieldauer 3 Minuten | BR | Stream & Info

 Werkeln wie die Langobarden | Spieldauer 4 Minuten | MDR | Stream & Info
Das für Nicht-Kenner kaum entzifferbare MDR-Logo sieht aus wie arabische Schriftzeichen. Auf so einen  Schmarrn muss man erst einmal kommen. Darüber habe ich mich schon als Kind gewundert, als es mir in den 1990ern zum ersten Mal untergekommen ist... Und sicher, man muss froh sein, dass so ein Laden wie dieses Freilichtmuseum überhaupt von Ehrenamtlichen bespielt wird, aber wie kann man sich als Darsteller nur dermaßen wenig scheren und nicht nicht einmal die Smartwatch vom Handgelenk nehmen!?

 Archäologen nutzen Baustelle am Landestheater Linz | Spieldauer 3 Minuten | ORF | Stream & Info

 Nix Kelten, sondern viel älter: Archäologische Funde in der Steiermark müssen neu datiert werden | Spieldauer 5 Minuten | ORF | Stream & Info 
Die Koryphäen des ORF schreiben hier von "Funden", gemeint sind aber die Befunde...

 Pompeji – die weltweit berühmteste Ausgrabungsstätte | Spieldauer 4 Minuten | DW | Stream & Info
"Niemand ahnte, was geschehen sollte." Falsch, das ahnten - laut archäologischen Befunden - etliche Einwohner der Stadt. Die haben sich dann auch - oft mitsamt ihrem Hausrat -vertschüsst, bevor es richtig losgegangen ist. Gemessen an der mutmaßlichen Einwohnerzahl wurden in Pompeji nämlich erstaunlich wenige menschliche Überreste entdeckt. Und viele Häuser waren fein säuberlich leergeräumt, bevor sie von Asche, Bimsstein und Lapilli verschüttet wurden (nicht zu verwechseln mit jenen Häusern, die später von Plünderern heimgesucht wurden).

 Warum uns das Mittelalter fasziniert | Spieldauer 17 Minuten | arte | Stream & Info 


Donnerstag, 18. September 2025

🎧 Hörbares: Der doppelte Mythos "Hermannsschlacht" -- (Lächerliche) Kritik an OpenAI Challenge im Amazonas -- Overkill im Neolithikum -- Tattoo-Kunst auf Mumie -- usw.

 
 Friedrich Pohlmann: Der doppelte Mythos "Hermannsschlacht" | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download
 
 Michael Esfeld: Selbstbestimmung, die Grundlage unserer Zivilisation  | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

Das Alte Rom - Caesar! | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Hobbyarchäologie – Kritik an OpenAI Challenge im Amazonas Regenwald | Spieldauer 7 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Was für ein Gesabbel, was für ein Stuss. Anstatt sich über diese Unterstützung im Rahmen eines Citizen-Science-Projektes zu freuen, ergeht sich ein brasilianischer Archäologenverband in Futterneid, Borniertheit und Wissenschaftsfeindlichkeit. Freilich, an dieser Sorte charakterlicher und intellektueller Bankrotteure gibt es auch unter der hiesigen Archäologenschaft keinen Mangel (besonders unter den staatlichen/staatsnahen). Dabei geht es hier doch vor allem um nichtinvasive (zerstörungsfreie) Forschung, die schlussendlich in einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit ausgebildeten Archäologen vor Ort münden soll! Man ist sich aber seitens der Kritiker nicht zu blöd dafür, selbst irgendwelche "indigenen Völker" als zusätzlichen Verhinderungsgrund vorzuschieben. Das erinnert mich frappant an das verlogene Sabotieren von Großbauprojekten, indem man auf dem vorgesehenen Baugrund irgend ein unter Artenschutz stehendes Tier hervorzaubert. Und dann auch noch als Draufgabe wurde in dieser Sendung eine absolut nervtötende männliche Stimme fürs Zitieren verwendet. Der Sprecher legt die Tonalität zusätzlich noch zum Nachteil der Betreiber des KI-Projekts an. *würgh*
 
 Jungsteinzeit: Landwirtschaft nicht per se Treiber sozialer Ungleichheit | Spieldauer 6 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Na gibt es ja nicht! Ist also der pauschalisierende Unsinn, den vor allem die marxistische Geschichtsforschung in die Welt gesetzt hat, doch nicht der Weisheit letzter Schluss? Wer hätte das gedacht? (jeder, der logisch denken kann; jeder, der keine selektive Quellenauswahl vornimmt; jeder, der ethnologische Vergleiche objektiv einordnen kann; und jeder, der Korrelationen nicht mit Kausalitäten verwechselt)
 
 Tattoo-Kunst auf 2.000 Jahre alter Mumie in Sibirien entdeck | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Overkill im Neolithikum: Archäologen rekonstruieren Folter und Gewalt im Elsass | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Frühmenschen auf Sulawesi: Steinwerkzeuge belegen Besiedelung vor 1 Mio Jahren | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Archäologische Entdeckungen und das Metrofahren in Thessaloniki | Spieldauer 12 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Queerer Opernstar, gefürchtete Fechtkämpferin: Julie D'Aubigny | Spieldauer 15 Minuten | WDR |Direkter Download
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Montag, 15. September 2025

🔥 War es richtig, das zu löschen? 🧯

Die obige Grafik beinhaltet eine Auswahl von dem, was man mir in den letzten 13 Jahren wegen meiner Bloggerei an den Kopf geworfen hat. Kratzen tut mich das alles nur mäßig - von zwei hier (nicht genannten) Ausnahmen abgesehen, da es sich dabei eindeutig um extrem dreiste Lügen gehandelt hat (eine davon war die Geschichte mit der pissgelben Tunika, von der ich erst kürzlich sprach). Grundsätzlich bin ich aber selbst diesbezüglich im Laufe der Zeit lockerer geworden und lasse das alles ungelöscht stehen - obwohl ich eigentlich eine "short fuse" besitze und daher unter bestimmten Umständen (siehe unten) zum spontanen Heißlaufen neige. Doch wozu wegen jedem Stuss gleich nach dem Anwalt telefonieren? Mir ist die Prozesshanselei gewisser saturiert Schichten einfach zuwider. Früher musste man seiner angeblichen Ehre zumindest noch mit Pistole oder Degen Geltung verschafft. Dafür waren Cojones vonnötenHeute hingegen reicht eine dicke Geldbörse aus, um sich einen Rechtsanwalt leisen zu können. Entsprechend überlastet ist die Justiz und die wirklich wichtigen Verfahren/Gerichtsprozesse ziehen sich deshalb oft über viele Jahre in die Länge. 

Nun hatte ich aber im Kommentarbereich des Blogs kürzlich folgenden Fall: Jemand hat einen Text gepostet, der sich nicht auf mich bezog, sondern auf einen im Blogbeitrag gewissermaßen vorkommenden Archäologen, mit dem ich im Rahmen der Bloggerei einige wenige Male in Kontakt gestanden bin. Informationen, die Rückschlüsse auf seine Identität zulassen, habe ich im Screenshot entfernt.


Um eines gleich klarzustellen: Den Kommentar halte ich für Müll, weil hier ausschließlich mit Andeutungen und Blabla operiert wird, ohne auch nur irgendetwas Substanzielles vorzubringen. Aber ist dieses schwammige Gefasel an irgendeiner Stelle rechtswidrig? Ich bin zu keinen Zeitpunkt davon ausgegangen, dass dem so sein könnte; daher auch keine sofortige Löschung meinerseits. Trotzdem habe ich gleich einen Screenshot davon angefertigt und diesen dem eigentlichen Adressaten der Stänkerei geschickt; quasi als freundliche Geste, falls er im Kommentarbereich unter dem betreffenden Beitrag etwas entgegnen möchte. Da dieser Archäologe weder auf den Mund gefallen noch schreibfaul ist, ging ich davon aus, dass er es wahrscheinlich ähnlich handhaben würde wie der von mir vor einigen Jahren interviewte Marcus Junkelmann. Nachdem diesem nämlich im Kommentarbereich von einem Leser gewissermaßen unterstellt wurde, er würde auf Reenactment-Veranstaltungen zu viel saufen und dadurch Besucher gefährden, zückte "Centurio Marcus" seinen verbalen Gladius und holte in einem umfangreichen Statement zum Gegenschlag aus. Exakt so gehört sich das nach meinem Dafürhalten: Behauptungen entkräftet man im Optimalfall genau dort, wo sie geschrieben wurden. Oder anders formuliert: Auf Rede reagiert man mit Gegenrede. Dazu brauchts keine Unterstützung durch einen Anwalt. 
 
Nun habe ich aber im gegenständlichen Fall vom Betroffenen folgende Antwort erhalten (ebenfalls von mir aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen anonymisiert).
 

Als ich die Nachricht erhielt, war ich gerade sehr gestresst, da vor meinen Augen ein PC-Netzteil schlagartig diesen einzigartigen Geruch nach angeschmortem Isolationsmaterial zu verströmen begann. Ich schrieb also, ohne gedanklich richtig bei der Sache zu sein, zurück, dass ich den belämmerten Kommentar löschen werde und dieser sowieso kein Verlust für die Menschheit ist. Für mich war nämlich klar, wem ich mehr Glauben schenke. Und zwar dem mir seit vielen Jahren bekannten Archäologen, nicht jedoch dem anonymen Kommentator, der ja nicht einmal fähig oder willens war, die Dinge beim Namen zu nennen. Man hat sich dann auch für die Löschung bei mir bedankt..
 
Jedoch, im Nachhinein, wenn ich mir die Sache genauer ansehe, frage ich mich, ob da nicht auch mir mit dem Anwalt gewunken wurde? Was man dann aber mit dem Hinweis verworfen hat, bei mir würde es wohl ebenfalls nix zu holen geben, falls ich beim Löschen nicht kooperiere? Oder interpretiere ich da zu viel in den uneindeutigen (Sub)Text hinein? 
 
Eines weiß ich allerdings ganz bestimmt: Falls es so gemeint war bzw. wenn ich das gleich beim Erhalt der Nachricht zumindest in dieser Art interpretiert hätte, dann wäre ich hochgegangen wie eine Rakete (siehe oben, "short fuse"). Auch eine spontane Selbstentzündung à la "Brennender Dornbusch", wäre denkbar gewesen. Und löschen hätte man mich dann in etwa so einfach können wie den Batteriebrand bei einer von Elon Musks Elektrokarren. Gelöscht wäre dann auch ganz sicher der Kommentar nicht geworden. Aus Prinzip. 
 
Was bleibt also unterm Strich? Vor allem ein unschöner Verdacht. Und darauf fußend eine gewisse Unlust, sich mit dem guten Mann sowie seiner Arbeit in absehbarer Zeit - oder überhaupt jemals wieder - auseinanderzusetzen (was ein wenig schade ist, da er viele kluge Sachen schreibt). Freilich, ich könnte einfach eine Klarstellung von ihm verlangen. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass sich mein Verdacht bestätigt. Was mich gegebenenfalls nachträglich an den Rand eines Tobsuchtsanfalls bringen würde. Dem ist die Ungewissheit, was denn nun wirklich gemeint war, eindeutig vorzuziehen. 😑


Samstag, 13. September 2025

📽️ Videos: Der "Teufel zu Mallerbach" -- 2x Römerstadt Carnuntum -- Dave Hone über den T-Rex und Ko. -- usw


Der "Teufel zu Mallerbach" – die Wiederentdeckung der Wallfahrtskapelle bei Allstedt | Spieldauer 17 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info
 
 

  Dave Hone: T-Rex, Dinosaurs, Extinction, Evolution, and Jurassic Park | Lex Fridman | Stream & Info
Ein absolut interessantes und unterhaltsames Gespräch mit dem Saurier-Fachmann Dave Hone!
 

 Das Tor zur Antike – Folge 5: Das Römerfest in Carnuntum | Spieldauer 12 Minuten | Römerstadt Carnuntum | Stream & Info
 


 Das Tor zur Antike – Folge 4: Reenactment und Living History | Spieldauer 22 Minuten | Römerstadt Carnuntum | Stream & Info
12:48 ... die Erwähnung dieses "Webers aus Deutschland" weckt bei mir ganz besondere Erinnerungen. Und zwar im Zusammenhang mit einer ca. vor 11 Jahren in Auftrag gegebenen tunica angusticlavia. Zuerst hat dieser Herr den Kaufbetrag etliche Wochen vor der Fertigstellung von mir kassiert, dann hat er den Auftrag komplett "vergessen", obwohl ich ihm eindringlich erklärt hatte, dass eine termingerechte Lieferung wichtig ist, und als er dann mit großer Verspätung die Tunika endlich geliefert hatte, war sie nicht weiß, wie von mir verlangt, sondern pissgelb. Im Zuge der Reklamation hat dieser Mensch dann außerdem das nötige Maß an Einsicht und Demut vermissen lassen. Ich hätte ihn am liebsten vom Tarpejischen Fels geworfen... Und als Draufgabe ist dann auch noch eine seiner österreichischen Bekannten - passendenderweise aus dem Carnuntumer Living-History-Biotop - bei mir im Blog aufgetaucht und hat gemeint, die Tunika sei nur wegen meinen Kameraeinstellungen auf dem von mir geposteten Beweisfoto gelb. Was der Gipfel der Unverschämtheit und Dummheit war, denn die Tunika lag auf einem weißen Leintuch, das auf magische Weise nicht von den angeblich falschen Kameraeinstellunge betroffen gewesen ist. Damals habe ich beschlossen, zu dieser verkungelten und verlogenen Living-History-Szene eine kritische Distanz zu wahren. Wie sich noch mehrfach herausstellen sollte, war das eine sehr gute Entscheidung.
 

 One of the world’s earliest evidences for the use of wicks for lighting was uncovered  | Spieldauer 1 Minute | Israel Antiquities Authority Official Channel | Stream & Info 

 A rare coin from Year Four of the Great Revolt discovered in Jerusalem | Spieldauer 2 Minuten | Israel Antiquities Authority Official Channel | Stream & Info
"The Great Stupidity" wäre ein passender Begriff für diesen nutzlosen Krieg gegen das mächtige Rom, bei dem selbst der Dümmste den Ausgang hätte vorhersagen können. Davon abgesehen: Begonnen hat das Ganze mit einer vielschichtigen und z.T. blutigen innerjüdischen Streiterei zwischen gemäßigten, oft hellenisierten Juden und diversen religiösen Gruppierungen. Etwas, das in diesem Video freilich nicht erwähnt wird. Wozu auch den Seher mit essentiellen Kontextinformationen zum Nachdenken bringen. Sehr gut beschrieben wird "Der Jüdische Krieg" von Flavius Josephus, der ihn selbst miterlebt hat. Eine absolut erhellende und daher äußerst empfehlenswerte Originalquelle aus der Antike. Die Reclam-Übersetzung liest sich sehr gut und ist günstig als Taschenbuch erhältlich.

 Der Restaurator alter Möbel | Spieldauer 28 Minuten | NDR | Stream & Info 


Donnerstag, 11. September 2025

🎧 Hörbares: Albrecht von Eyb, ein mutiger Liebesratgeber des Mittelalters -- Mord an der antiken Universalgelehrten Hypatia -- Die Halsband-Affäre -- Das Rätsel der Pyramiden -- Pakal wird König der Maya-Stadt Palenque -- usw.

 
 Mutiger Liebesratgeber des Mittelalters: Albrecht von Eyb | Spieldauer 15 Minuten | WDR |Direkter Download

 415: Antiker Cold Case - Mord an der Universalgelehrten Hypatia | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

1785: Ein Betrugsskandal erschüttert Versailles (Die Halsband-Affäre) | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Achtung Baurisiko! Das Rätsel der Pyramiden  | Spieldauer 21 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Achtung Baurisiko! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom  | Spieldauer 24 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Entdecker in der Wüste und "the Kaiser's Spy": Der Archäologe Max von Oppenheim | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Stream & Info 

 "Pakal der Große" wird König der Maya-Stadt Palenque | Spieldauer 15 Minuten | WDR |Direkter Download

 Mythos Cyrano: scharfe Zunge, kurze Lunte und lange Nase | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Vertrag von Greenville 1795: Indigene Völker Indianer verlieren ihr Land | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Die "rote" Gräfin: Sophie von Hatzfeldt | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Der Mann, der zwei Atombomben überlebte: Tsutomu Yamaguchi | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download


Mittwoch, 10. September 2025

🤡 An den Kirchenaltar genagelt! - Die absolut respektlose Rezension der aktuellen Chronik des Mittelalter-Kasperltheaters Campus Galli (2025)


Nachdem ich schon im April die 2024er-Chronik der im Frühmittelalter angesiedelten Vorführbaustelle Campus Galli besprochen habe - und diese Publikation dabei versehentlich für die aktuelle Ausgabe hielt (*schäm*) - hier nun das tatsächlich ganz aktuelle Heft. Es ist im Frühjahr 2025 erschienen und behandelt die Vorjahressaison (also das Jahr 2024, während die 2024er-Chronik das Jahr 2023 behandelt hat...puhhh).
 
Ich werde hier anhand von einzelnen Beispielen nicht primär die Qualität der Chronik beurteilen, sondern vor allem eine Einschätzung des im baden-württembergischen Meßkirch angesiedelten Projekts und seiner nicht sehr glücklich handelnden Betreiber vornehmen. Entsteht dort wirklich mit historisch authentischen Handwerksmethoden ein karolingerzeitliches Großkloster oder wird vielmehr die Öffentlichkeit gezielt mit Marketingübertreibungen verar... ähm ... veräppelt? 
Natürlich, wir kennen die Antwort 😉. Es lohnt sich aber trotzdem, den Status des Kasperltheaters am Bodensee zu dokumentieren. Und das natürlich in gewohnt launig-respektloser Weise - mit der Erwartung, dass sich genau deswegen wieder jemand aufpudelt...


Hasenleim und ein indirektes Eingeständnis des Versagens

Der erste Beitrag stammt vom an sich nur mäßig talentierten Geschäftsführer des Campus Galli - Hannes Napierala - sowie einer Kunsthandwerkerin, deren Namen ich erst beim zweiten Anlauf entziffern konnte: Lara Reisigl-Domeneghetti. Ein Hoch auf die sprachlichen Blüten des Feminismus!

Thema des Textes ist vor allem die ornamentale/farbliche Innendekoration der winzigen Holzkirche des Klosterprojekts. Ein weitestgehend vor rund einem Jahrzehnt errichteter Bau, von dem es immer geheißen hat, er wäre nur ein Platzhalter für die geplante Großkirche (Abteikirche) aus Stein. Wenn man freilich seit Jahren beobachtet, welche Energie und Detailverliebtheit beim Campus Galli kontinuierlich in dieses Holzkirchlein gesteckt wird, dann kommt man zu der starken Vermutung, dass dieses gekommen ist, um zu bleiben. Oder anders formuliert: Die Betreiber des Campus Galli dürften selber nicht mehr so recht daran glauben, dass die fürs Marketing des Projekts durchaus bedeutende Großkirche jemals gebaut werden wird. 
 
Doch zurück zum Text von Hannes Napierala und Frau Doppelname: Die Ausführungen sind nicht uninteressant. Etwa wie man die Holzoberfläche mit authentischen Werkstoffen wie Hasenleim und Kalksteinmehl fürs Bemalen vorbereitet. Meinerseits keine Kritik daran.


Langeweile und Ausreden: Ein Text über den Gallus-Schrein in der Holzkirche

Ebenfalls ein indirekter Beleg für die angepeilte Dauerhaftigkeit der Holzkirche ist der satte 20 Seiten umfassende Beitrag von Tilmann Marstaller. Bei dem Mann handelt es sich nicht um einen Pferdeknecht - wie der Nachname vermuten lässt - sondern um einen Bauforscher. Er beschäftigt sich im Rahmen seiner Ausführungen in umfangreicher Weise mit einem gemauerten Schrein bzw. einem kleinen Heilgenmonument, dass nachträglich beim Altar der Holzkirche errichtet wurde.
Einerseits habe ich auch an diesem Text inhaltlich/fachlich nichts auszusetzen; er wirkt fundiert und enthält viele Details. Andererseits wird gerade hier deutlich, warum der Campus Galli so wenige Menschen anlockt. Frühmittelalterlicher Klosterkram ist sehr oft unendlich dröge und weit jenseits jedweder Massentauglichkeit. Selbst mir hängt das ab einem bestimmten Punkt zum Halse heraus - obwohl ich mich insgesamt für das Frühmittelalter wesentlich stärker begeistern kann, als der Bevölkerungsdurchschnitt. Man muss schon ein echter "Nerd" sein, wie z.B. Markus von Tribur.de, damit einem bei diesem Kirchenthema nicht früher oder später die Füße einschlafen. 😉
 
Ich wiederhole mich hier gerne zum x-ten Mal: Das grundlegende Problem des Campus Galli, abseits des selten dämlichen Namens und der miesen Verkehrsanbindung, ist schlicht die Idee an sich, ein Kloster zu errichten. Wohl in den Augen der meisten Leute mieft das geradezu nach Langeweile. Deshalb kommt man gar nicht erst in Versuchung, der Sache im Rahmen eines Familienausflugs eine Chance zu geben; obwohl gerade die handwerklichen Vorführungen vor Ort für Menschen, die sich noch nie mit dergleichen auseinandergesetzt haben, ein Gewinn sein können. Doch leider, das scheitert eben am abschreckenden Grundkonzept Kloster. Dabei hätte man auch einen karolingischen Königshof errichten können, auf dem dereinst ja ein ähnlich abwechslungsreiches Treiben geherrscht hat, welches heute Möglichkeiten für verschiedenste Vorführungen böte. So einen Königshof hätte man auch als Königsburg bezeichnen können. Und schon würden - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - wesentlich mehr Menschen neugierig werden. Bei einem Kloster hingegen denkt man vor allem an Kutten, Düsternis à la "Der Name der Rose", Singsang und Kleriker, die begrapschen, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.
 
Interessant ist in diesem Zusammenhang - und das weiß ich aus erster Hand - dass im Vorfeld des Projektstarts durchaus von Politikern diskutiert wurde, ob ausgerechnet der Neubau eines Klosters eine gute Idee ist, denn davon würden doch ohnehin schon genügend in der Gegend herumstehen. Dieser absolut zutreffende Einwand wurde aber von grenzintelligenten Parteipolitikern mit dem Argument vom Tisch gewischt, dass dies nicht vergleichbar sei. Davon abgesehen, dass man selbstverständlich alles miteinander vergleichen kann - denn ein Vergleich ist keine Gleichsetzung - spricht nun das Ergebnis dieser Attitüde, rund 13 Jahre später, eine überdeutliche Sprache: Viel zu niedrige Besucherzahlen, daher in jeder Saison hohe Verluste und deshalb wiederum kaum nennenswerte Baufortschritte, weil eben das Geld für die benötigten Handwerker fehlt, um eine zügigere Projektentwicklung zu gewährleisten. Die Kleinstadt Meßkirch könnte im Angesicht all dessen reif für eine Umbenennung sein...
 
Etwas seltsam will mir übrigens in diesem wie auch dem vorherigen Beitrag der Hinweis erscheinen, dass man in der kleinen Holzkirche des Campus Galli keine Rekonstruktionen liturgischer Geräte und Reliquiare aus Edelmetall aufstellen kann, weil die Anlage gegen Einbruch nicht ausreichend gesichert sei. So müsse man halt auf wertlosen Stein (Schrein) und ebenso wertloses Holz (Altarkreuz) zurückgreifen.
Naja. Erstens kann es sich das quasi-bankrotte Projekt sowieso nicht leisten, beispielsweise größere Mengen echten Goldblechs zu verwenden. Zweitens war es im Mittelalter weit verbreitet, deutlich weniger wertvolles Silber oder gleich gänzlich unedle Metalle wie Kupfer oder Bronze kostengünstig zu vergolden. Stichwort: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Siehe etwa der Tassilokelch, der Kelch von Künzing sowie der Kelch von Ardagh in Irland (das sind nur ein paar Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen). Und drittens könnte man derlei Objekte ja durchaus tagsüber z.B. mit Ketten sichern, während man Sie in der Nacht an einem sicheren Ort verwahrt - etwa in den Büroräumlichkeiten des Projekts, die z.T. mitten in Meßkirch liegen. Gerade das Sichern mit Ketten, Schlössern oder Bolzen - z.B. am Altar - ist für das Mittelalter sogar belegt; etwa indirekt in Inventarlisten von Klöstern und anhand baulicher Spuren. Wäre das beim Campus Galli berücksichtigt worden, hätte man den Besuchern sogar ein Mehr an Authentizität bieten können, bei gleichzeitig relativ hoher Diebstahlsicherheit (wer macht sich schon tagsüber mit einem Bolzenschneider ans Werk, nur um eine mäßig wertvolle Rekonstruktion aus vergoldetem Kupfer zu stehlen?).
Ich habe freilich den Verdacht, dass die Verantwortlichen des Campus Galli vor  allem den nötigen Aufwand scheuen und sich deshalb eine Ausrede dafür ausgedacht haben, warum sie es anders machen. So etwas wäre ja auch wahrlich nicht das erste Mal...
 

Das ach so tolle "Abtshof-Nebengebäude"

Aurel vom Schroeder, der Zimmermeister des Campus Galli, berichtet vom sogenannten Abtshof-Nebengebäude, das auf dem Campus Galli seit einer gefühlten Ewigkeit am Entstehen ist.

Das Abtshof-Nebengebäude ist das erste Gebäude auf dem Campus Galli, das mit Stein gebaut wurde. Zum Teil zumindest. 

Falsch. Die Plattform des Kolzkirchleins ist schon vor gut einem Jahrzehnt ebenfalls (aus Bruchsteinen und Kalkmörtel) gemauert worden. Somit ist auch dieses Gebäude teilweise aus Stein. Obschon hier der Steinanteil geringer ist als beim Abtshof-Nebengebäude (übrigens: was für eine sperrige Bezeichnung...).

Bei der Planung haben wir uns intensiv über die Nutzung und die Materialität Gedanken gemacht, denn

"Die Materialität". Das hört sich natürlich viel intelligenter an als das verwendete Material (und es braucht hier jetzt kein Schlauberger daherkommen, um mit mir in den Bedeutungsunterschied zu diskutieren - ich bin nämlich nicht komplett auf der Nudelsuppe dahergeschwommen 😀).

Aurel (ohne Mark) begründet, warum der Bau nicht komplett aus Stein errichtet wird:

Ein Steinbau war schon im Mittelalter aufwendiger und damit teurer als ein Holzbau. Eine Mischbauweise, bei der die Maurerarbeiten auf das Wesentliche reduziert sind, kam uns entgegen, da wir bis dahin nur wenig Erfahrung mit Massivbau hatten - und zudem ist es eine authentische Variante. Beim Holzbau verfügen wir über deutlich mehr Erfahrung.

Das ist insofern interessant, weil nämlich in der Vergangenheit mehrfach von den Betreibern des Campus Galli gesagt wurde, am (wahrlich nicht sehr großen) Abtshof-Nebengebäude wolle man das Bauen mit Stein so richtig lernen, um dann deutlich größere Gebäude wie die Abteikirche angehen zu können (wobei man das auch schon davor von der Obstgarten-Ummauerung behauptet hat...). Doch anstatt sich richtig reinzuhängen, ging man schaumgebremst ans Werk. Was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass beim Campus Galli mit ziemlicher Sicherheit niemand mehr ernsthaft überzeugt ist, die rund 50 (!!!) Gebäude des St. Galler Klosterplans - der dem Projekt als historische Vorlage dient - würden jemals errichtet werden. Der Zeithorizont läge beim vorhandenen Bautempo so absurd weit in der Zukunft (80 Jahre, 100 Jahre oder noch mehr), dass viel von der errichteten Bausubstanz aus Holz schon wieder verrottet wäre, bevor überhaupt das letzte Gebäude steht.

Ebenso die behördlichen Gänge wie z.B. die Zulassung des Mörtels stellen uns vor spannende Herausforderungen.

Dieser Aspekt ist keine "spannende Herausforderung", sondern Ergebnis einer geradezu grotesken Korinthenkackerei des deutschen Gängelungsstaates. Ich habe das bereits in meiner Rezension der 2024er-Chronik genau erläutert.
Freilich, der Campus Galli muss bei seinen öffentlichen Äußerungen wohl bis zu einem gewissen Grad auf der berühmten 'Schleimspur' kriechen, um nicht eventuell von den zuständigen Behördenvertretern aus Gehässigkeit ständig Knüppel zwischen die Füße geschmissen zu bekommen (siehe etwa anhand des berüchtigten Falls "Nordwolle", wie dergleichen ablaufen kann). Hinter den Kulissen dürfte man das Amt freilich schon das eine oder andere Mal zum Teufel gewünscht haben.


Das Holzkirchlein (schon wieder)

Wohl Hannes Napierala schrieb die einleitenden Worte zu einem Bildbeitrag des Campus-Galli-Steinmetzes Jens Lautenschlager (die haben dort alle so tolle Namen 😁). Es geht dabei um die Entstehungsgeschichte des Holzkirchleins. 
Schon wieder dieses Bau, könnte man kritisch anmerken. Aber was sollen diese armseligen Baumeister denn machen? Sie haben - selbst nach rund 13 Jahren - eben kaum etwas anderes vorzuweisen...
 
Die Holzkirche war das erste große Gebäude auf dem Campus Galli und damit die erste große Herausforderung für alle Beteiligten: Wie heben wir Fundamentgräben aus? [...]
Fragen über Fragen Und vor allem: wie sah eine Holzkirche im 9. Jahrhundert überhaupt aus? Vieles wussten wir nicht, als wir 2014 mit der Holzkirche begannen. 
[...]
Vieles würden wir heute anders machen, und in vielen Dingen entspricht das Äußere der Holzkirche nicht dem, was wir heute über Kirchen des 9. Jahrhunderts wissen.

Das ist offensichtlich. So ist etwa das Dach zu steil (vielleicht weil man sich am gotischen (!) Dach der berühmten karolingerzeitlichen Torhalle des Klosters Lorsch orientiert hat und darüber hinaus auch keinen rechten Plan hatte, wie baulich mit möglichen Schneelasten umzugehen ist). Außerdem ist die massive Steinplattform - die an die Krepis eines antiken griechischen Tempels erinnert - auch alles andere als historisch koscher.
Freilich, auf diesen Unsinn - und auf viel mehr - wurden diesen 'Genies' bereits vor dem Baubeginn von Fachleuten hingewiesen. Auch in diesem Blog äußerten sich Personen mit Sachverstand. Doch man hat es ignoriert. Die begangenen Fehler sind also oft selbstverschuldet - aufgrund von Schuldrigkeit und Arroganz.

Trotz allen "Fehlern" die bei der Planung der Kirche gemacht wurden, war sie ein Meilenstein für uns. Erstmals konnten wir beweisen, dass wir in der Lage sind, ganze Gebäude von Grund auf zu errichten und die benötigten Materialien und Werkzeuge herzustellen. Erst dadurch gelang es uns, Experten zu gewinnen, die uns seitdem begleiten:

Das muss man sich einmal vorstellen: Die Betreiber dieses Mittelalter-Kasperltheaters sind quasi im Blindflug gestartet und erst nach Jahren haben sich dann ausreichend brauchbare Wissenschaftler gefunden, die sie mit ihrer Expertise unterstützen! Da fragt man sich: Wie war es im Angesicht dessen ursprünglich überhaupt möglich, dass der Campus Galli als förderungswürdig eingestuft wurde? Die Schludrigkeit und das wahrscheinlich auch bewusste Wegschauen vieler politischer Entscheider muss geradezu atemberaubend gewesen sein! Das erklärt übrigens, warum auch die betriebswirtschaftlichen Prognosen so ein absolut realitätsferner Hirnmüll gewesen sind. Auch hier wurde von Politignoranten, die das Verantwortungsgefühl und den Weitblick eines Kleinkindes besitzen, anscheinend vieles einfach durchgewunken.
Wie hat es ein erboster Leser und Campus-Galli-Kritiker schon vor Jahren mit Blick auf einen ganz speziellen Politiker aus der Region formuliert: "Ich verspüre mittlerweile fast schon den Drang, diesem Seckel links und rechts eine Backpfeife für den Millionenschaden zu verpassen, den er uns eingebrockt hat." 
Aus juristischen Gründen kann ich selbstverständlich nicht sagen, wer damit gemeint war. Allerdings sei der Hinweis gestattet, das wir hier in Österreich einen passenden Begriff für eine solche Person haben: "Watschngsicht" 😉.



Uiuiui - ein Interview mit der Vorsitzenden des Trägervereins!

Der Campus Galli verfügt über eine Vielzahl an Häuptlingen. So gibt es einen Bauleiter, einen Geschäftsführer, einen Vorsitzenden des Freundeskreises und schlussendlich noch jemanden, der dem Trägerverein vorsitzt - Uta Mahler-Kraus, eine pensionierte Lehrerin, und nicht zu verwechseln mit Uther, dem Vater von König Artus. Frau Boomer-Doppelname wird in der vorliegenden Chronik interviewt. Interessanterweise ist die Interviewerin eine gewisse Isabell Michelberger - die nicht nur für den Gmeiner Verlag arbeitet, in dem die Chronik Jahr für Jahr erscheint, sondern die auch als freie Journalistin für die Lokalzeitung "Südkurier" tätig ist. In dieser Funktion hat sie bereits mehrfach überaus wohlmeinende Berichte über den Campus Galli verfasst. Bemerkenswert, dass dieses Käseblatt darin offenbar keinen Interessenkonflikt sieht... Doch schauen wir uns auszugsweise das Interview an. In der Einleitung heißt es:

Der Trägerverein Karolingische Klosterstadt e.V. ist sozusagen das Headquarter des Projekts Campus Galli, das aus zehn Personen besteht, davon fünf, die vom Gemeinderat der Stadt Meßkirch bestimmt werden

Von der etwas verunglückten Formulierung abgesehen - bei der man nämlich auch annehmen könnte, das ganze Projekt verfüge nur über zehn Personen - sticht hier vor allem ein Punkt ins Auge: Der Trägerverein setzt sich zur Hälfte aus Parteipolitikern oder irgendwie parteinahen/parteiabhängigen Personen zusammen (um die zehn Namen wird weitestgehend ein Geheimnis gemacht). Hier nun von einem privaten Verein zu sprechen, wäre völlig absurd. Vielmehr handelt es sich um ein verkappt kommunales/staatliches Projekt - ist doch die Stadt Meßkirch auch die zentrale Geldgeberin. Die lokalen Medien scheint diese 'Mogelpackung' freilich nicht zu interessieren. Anderenfalls würde man das gewählte Konstrukt hinterfragen.

Der Verein stellt den Geschäftsführer ein sowie das gesamte Personal und trifft zusammen mit dem Geschäftsführer die wichtigen Entscheidungen, vor allem die finanziellen.

Zur Erinnerung: Die schreiben seit rund 13 Jahren ausschließlich Verluste. Kein Ende in Sicht. Was sagt uns das über die Qualifikation dieser Personen? 

Seit März 2024 ist Uta Mahler-Kraus Vorsitzende des Vereins. Sie löste Anton Oschwald ab, der von 2016 bis 2024 dem Verein vorstand. Damit hat er Campus Galli in den Jahren des zunehmenden Erfolgs begleitet [..]

Was für eine Chuzpe, hier mit haarsträubenden Halbwahrheiten wie "zunehmendem Erfolg" zu hantieren (eine typische Journalistin eben). Verluste sind und bleiben Verluste. Der sogenannte Erfolg hat sich beständig in der roten Zone abgespielt. Das ist so wie wenn eine Fußballmannschaft darüber frohlockt, dass sie ihre Spiele nicht mehr im Schnitt mit Zehn zu Null verliert, sondern die Niederlagen sich üblicherweise bei "nur" noch Acht zu Null eingependelt haben. Und zwar ohne eine Perspektive, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas zum Besseren ändert.

Die neue Vorsitzende will weiterhin das große Potenzial von Campus Galli betonen und an die Öffentlichkeit tragen.

Den Euphemismus "großes Potential" hat auch meine Mutter (leicht genervt) immer wieder zu hören bekommen, wenn Sie beim Elternsprechtag einem meiner Lehrer gegenübergesessen ist und sich wunderte, dass ich in bestimmten Fächern hinsichtlich der Noten nicht übers Mittelmaß hinaus kam. Der Grund dahinter war bei mir schlicht Faulheit. Erst ein paar Jahre später hat mich der schulische Ehrgeiz zu packen begonnen. Beim Campus Galli freilich ist es nicht bloß Faulheit, die den Erfolg verhindert, sonder eher ist die Situation mit einem geistig behinderten Kind vergleichbar, das aufgrund unveränderbarer Gegebenheiten (siehe weiter oben) schlicht kein nennenswertes Steigerungspotential besitzt (Beschwerden über den Vergleich bitte nicht an mich, sondern ans Salzamt schicken).

Sie haben damit eine große Verantwortung übernommen.

Ja, dessen war ich mir von Anfang an sehr bewusst. Nachdem ich von verschiedenen Seiten gefragt wurde, ob ich den Vorsitz des Trägervereins übernehmen würde, habe ich mir das gut überlegt und mich auch beraten lassen. Denn ich übernahm die Verantwortung für 45 Mitarbeitende, die mir sehr am Herzen liegen, und für die Gelder, die wir einnehmen und ausgeben

Unsinn. Ohne das Risiko, für jede einzelne Fehlentscheidung persönliche Konsequenzen tragen zu müssen, ist der Begriff "Verantwortung" eine leere Floskel (das sollten übrigens auch Parteipolitiker endlich einmal behirnen) . 

Die finanzielle Situation ist allerdings noch immer eine Gratwanderung. Wir brauchen jeden Euro, um das Projekt weiter zu entwickeln. Die Eintrittsgelder sind extrem wichtig, aber auch die Mitgliedsbeiträge des Freundeskreises sowie jede Spende, egal in welcher Höhe.

Kein Kommentar nötig. Das spricht aus sich heraus Bände. 

Wie wird sich Campus Galli nun weiterentwickeln?

Wir wollen immer mehr Teile des Klosterplans realisieren. Hierfür ist es schön, dass die Anzahl der Ehrenamtlichen stetig zugenommen und sich die Verbindung zu Institutionen wie Berufsschulen verfestigt hat. Ebenso wollen wir den sozialen Aspekt des Projekts weiter ausbauen. Es gibt vermehrt Schulprojekte, wodurch den Schülerinnen und Schülern zusätzliche soziale Kompetenzen vermittelt werden können. Wir arbeiten auch eng mit den Jugendherbergen der Region zusammen. Ebenso ist es wichtig, das Projekt überall zu vernetzen, um die Besucherzahl zu steigern. Immerhin werden wir in den entsprechenden Reiseführern meist auf zwei Seiten vorgestellt. Dann wollen wir Programme entwickeln, welche bestimmte Institutionen gezielt mit Spenden für Projekte fördern können.

Ist das nicht herrlich? Die machen sich aus finanziellem Interesse an quasi jede staatliche oder staatsnahe Institution ran, die nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es werden aufgrund des selbstverschuldeten wirtschaftlichen Misserfolgs auch weiterhin Geld und geldwerte Leistungen abgegriffen bis der Arzt kommt. Das ist oft schlecht für den deutschen Steuerzahler, aber gut für mich, da mir der Stoff für viele weitere Blogbeiträge über den Campus Knalli bestimmt nicht ausgehen wird. 😄