Dieser 64-seitige "Führer" soll dem Interessierten den sogenannten Campus Galli näher bringen. Hierbei handelt es sich bekanntlich um ein Bauprojekt, in dessen Rahmen "mit den Handwerksmethoden des Mittelalters" ein karolingisches Kloster errichtet wird. Erik Reuter, seines Zeichens Autor und Projektberater, schreibt in diesem Zusammenhang scheinbar selbstkritisch:
"Trotzdem kann man die Frage nicht beantworten, ob ein Mensch des 9. Jahrhunderts seine Zeit in unserem Projekt wiedererkennen würde."
Tatsächlich fällt die Beantwortung dieser Frage deutlich leichter, als hier vorgegeben wird - und sie lautet: Nein. Bereits das Layout des vermeintlich mittelalterlichen Bauplatzes widerspricht sowohl den wissenschaftlichen Erkenntnissen wie auch dem gesunden Menschenverstand. So drängen sich die Werkstätten, Ställe und Unterkünfte nicht an einer zentral gelegenen Waldlichtung zusammen, sondern liegen entlang eines idyllischen, weit ausgreifenden Rundweges. Bedenkt man, dass die Menschen des Mittelalters aufgrund feindlicher Umweltbedingungen (wilde Tiere, Räuber) unbedingt auf gegenseitigen Beistand und Schutz angewiesen waren, dann stellt dieses "verteilte Wohnen" eine völlig abwegige Herangehensweise dar.
Leider ist nicht nur das Projekt selbst mangelhaft, sondern auch das hier besprochene Buch. Vor allem unschöne Wortwiederholungen stechen dem Leser häufig ins Auge. So beginnen beispielsweise auf Seite 13 hintereinander fünf Sätze mit "Der".
Sprachlich ist dieser "Führer" demnach kein Leckerbissen. Doch wie ist es um den Inhalt bestellt? Nun, die Informationsausbeute bleibt meiner Meinung nach bescheiden. Relativ wenig findet sich, das nicht auch dem Internet entnommen werden kann. Sinnvolle Grafiken oder Architekturzeichnungen sind absolute Mangelware. Stattdessen werden immer wieder Ausschnitte des ohnehin frei zugänglichen Klosterplans von St. Gallen - auf dem das Projekt ja mehr oder weniger beruht - in Szene gesetzt. Die Aussagekraft dieses idealtypischen "Plans" dürfte für den Laien allerdings sehr gering sein.
Fazit: Wenig Neues und ein ungelenker Schreibstil. Dass ich hier trotzdem 3 von 5 möglichen Punkten vergebe, fasse man bitte als Geste immenser Großzügigkeit auf.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Einführung
Die Umsetzung des Klosterplans
Die Gebäude des Campus Galli
Die Kleidung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter *
Stationen und Handwerker
Wiesen und Äcker
Die Tiere
Der zentrale Bauplatz
Der Markt
Picknickwiese und Spielplatz
Vorwort
Einführung
Die Umsetzung des Klosterplans
Die Gebäude des Campus Galli
Die Kleidung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter *
Stationen und Handwerker
Wiesen und Äcker
Die Tiere
Der zentrale Bauplatz
Der Markt
Picknickwiese und Spielplatz
* Anmerkung: Diese angeblich "geschlechtergerechte" Schreibweise, hat man in den Texten nicht konsequent durchgehalten - ein Umstand, der der Leserlichkeit durchaus dienlich war ;)
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22. Juni 2013: Experimentelle Archäologie à la Bert M. Geurten
24. Juni 2013: Für Nebelgranaten keinen Pulitzer-Preis
11. Juli 2013: Campus Galli / Karolingische Klosterstadt - Chronik 2013
18. Juli 2013: Campus Galli - Der Führer zur Karolingischen Klosterstadt Meßkirch
08. August 2013: Campus Galli - Neues vom Mittelalter-Muckefuck des Bert M. Geurten
19. September 2013: Bert M. Geurten: "Was die Leute sagen, hat mich eigentlich noch nie interessiert.
25. Oktober 2013: Campus Galli: Der alte Mann und das sinkende Schiff
18. November 2013: Geurtens Mund, tut Nonsens kund
15. Jänner 2014: Bund der Steuerzahler kritisiert Campus Galli
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Dass der Autor Erik, ääh, Reuter, kein naturgegebenes, ääh Kommunikationstalent besitzt, sieht man auch an diesem, ääh Interview:
AntwortenLöschenhttp://www.weckup.de/archiv/single/datum/2013/06/09/mittelalterbaustelle.html
QX
Ja, die Performance in diesem Interview ähnelt der im Buch.
LöschenVielleicht sollte Herr Geurten zukünftig nur noch selbst mit den Medien sprechen. Ihm sagt man schließlich nach, er wäre "ein begnadeter Rhetoriker" ;)
Was ich nicht verstehe: Ständig wird die Wissenschaftlichkeit dieses Baustellenbetriebes betont und dann traut man sich so etwas zu veröffentlichen? Das belegt doch nur die Schludrigkeit, die sich durch das gesamte Projekt zieht.
LöschenIch denke man merkt hier sehr gut, dass die Betreiber über keine einschlägige Erfahrung verfügen. Und dieser Historiker Reuter ist allem Anschein nach kein Ersatz für den vertriebenen Living-History-Fachmann.
Das versteh ich schon sehr gut. Mir sind genügend Menschen bekannt, besonders im Living History Bereich, die gerne betonen, wie unheimlich wissenschaftlich und authentisch ihr Vorgehen doch ist, während das objektiv gesehen sehr viel weniger der Fall ist als bei anderen, die das nicht tun. Phrasen wie "Wir arbeiten an uns." oder "Dazu bin ich leider nicht genügend informiert, bitte fragen Sie doch da und da nach. " oder "Wir versuchen unser Bestes und nehmen gerne Ratschläge an" kennen diese Menschen nicht. Ich kann nur vermuten, dass sie selbst nicht einschätzen können, wie sie arbeiten, weil sie sich mit dem Kern der wissenschaftlichen Arbeit, der Recherche nämlich, noch nie beschäftigt haben.
LöschenFünf Sätzte hinterineinder die mit "der" beginnen.
AntwortenLöschenDas hört sich für mich an, als ob man am Lektorat gespart hat.