Donnerstag, 8. August 2013

Campus Galli: Neues vom Mittelalter-Muckefuck des Bert M. Geurten

Durchaus Kurioses bietet wieder einmal Bert M. Geurtens Imitat einer frühmittelalterlich-karolingischen Klosterstadt. Auf der Facebook-Seite des Bauprojekts schrieb ein desillusionierter Besucher unter anderem:
Unser Besuch war enttäuschend. Wir hatten uns sehr darauf gefreut, aber der Schmied, zum Beispiel, mit einer modernen Schmiede und so einem Pedalantrieb. Die hat mein Vater auch. Genauso wie T-Shirts. Mittelaler haben wir uns anders vorgestellt [...].
Nach einer etliche Tage andauernden Schrecksekunde realisierten die Verantwortlichen offensichtlich, dass die geäußerte Kritik dem Ansehen der Klosterstadt eher abträglich sein dürfte. Ein Mitarbeiter trat nun in Aktion, der im Brustton der Überzeugung folgendes zum Besten gab:
Ich arbeite seit Beginn beim Campus Galli und kann Ihnen versichern, die einzigen die mit T-Shirts herumlaufen, sind die Gäste. Nicht nur ist es uns (logischerweise) untersagt in T-Shirts rumzurennen, es ist sogar Abmahnungsgrund
Dem Unbedarften bleibt aufgrund dieser Stellungnahme - die eine strenge Qualitätssicherung suggeriert - freilich kaum etwas anderes übrig, als die ursprünglich geäußerte Kritik als grundlos - wenn nicht sogar als boshaft und verleumderisch - einzustufen.
Wie voreilig solch eine Einschätzung jedoch wäre, belegt das berühmt-berüchtigte Archiv. Auch im gegenständlichen Fall streut es ordentlich Sand ins PR-Getriebe und entlarvt die Apologie des übereifrigen Klosterstadt-Mitarbeiters als Unsinn:


Bildzitat Quelle: SWR
Man sieht, der Schmied - der mich im originalen Video des SWR ein wenig an Johny Depp erinnert ;-) - trägt ein für Besucher gut sichtbares schwarzes T-Shirt. Bedenkt man, dass die weiblichen Angestellten des Campus Galli sogar dazu angehalten werden, die Träger ihrer Büstenhalter mit einem Tuch zu kaschieren, dann kann aufgrund obiger Aufnahmen durchaus erahnt werden, wie wenig ernst manche Mitarbeiter die Einhaltung der darstellerischen Qualitätskriterien nehmen.

Ich möchte dem bei Facebook in Aktion getretenen Klosterstadt-Verteidiger übrigens nicht unterstellen, dass er hier mit voller Absicht die Unwahrheit gesagt hat; möglicherweise wusste er schlicht und ergreifend nicht, wie manch einer seiner Arbeitskollegen auf die Bekleidungsvorschriften pfeift. Andererseits stellt es auch kein Ruhmesblatt dar, wenn man aufgrund überzogener Loyalitätsvorstellungen seinem Brotgeber in aller Öffentlichkeit voreilig einen Persilschein ausstellt.

Update (Juli 2014): Wie es aussieht, hat obiger Schmied dem Campus Galli bereits nach der ersten Saison den Rücken gekehrt. Das von Bert M. Geurten vermittelte Bild, demzufolge seine Angestellten die Mitarbeit an der Klosterstadt als eine Art Lebensaufgabe betrachten, wird so freilich nicht gerade untermauert...

Update (Juli 2015):  Auch der übereifrige Verteidiger des Schmieds - seines Zeichens Töpfer und Ochsentreiber - hat beim Campus Galli zwischenzeitlich gekündigt.


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Bund der Steuerzahler: Kommt die Kloster-Katastrophe? - OFFLINE
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Tribur.de (Geschichte und so Zeugs):  Die Akte Campus Galli - Klick mich
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Tribur.de (Geschichte und so Zeugs): Spiegel Geschichte und der Campus Galli - Klick mich
Mittelalter-Stadt "Campus Galli" - Weniger Besucher, mehr KritikKlick mich

74 Kommentare:

  1. Wieso sollten es die Angestellten mit der Authentizität so genau nehmen? Der Chef selbst schert sich doch aus den verschiedensten Erwägungen nicht darum. Es ist eben so, dass diese Leute keinen echten Bezug zum Living History Gedanken haben. Für die ist das einfach ein origineller Job. Das Drumherum wird offensichtlich häufig als lästig und einschränkend empfunden, anstatt als spannende Herausforderung.

    Lg,

    Thorsten

    PS:Muckefuck ist, wenn man die richtige Zubereitung betrachtet - ein köstliches Getränk.
    ;-)

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    1. Es ist eben so, dass diese Leute keinen echten Bezug zum Living History Gedanken haben.

      Völlig Unerfahrenheit und die häufige Unlust auf Fachleute zu hören, sind in der Tat der Kern der Problematik.

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    2. @Hiltibold: Was wurde denn aus diesem Wissenschaftsbeirat?
      Gibt es den noch?

      @ Thorsten: Beim "Muckefuck" ist meiner Meinung nach bereits der Name "köstlich" XD

      Grüße,
      Mautz

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    3. Theoretisch und nach außen hin ist dieser Beirat noch existent, in der Praxis machen sich allerdings bereits deutliche Anzeichen von Zerfallserscheinungen bemerkbar. Bei seiner konstituierenden Sitzung im Juni sind einige Wissenschaftler gleich gar nicht erst angereist und letztendlich waren jene die gekommen sind nicht einmal in der Lage, einen Sprecher zu wählen.
      Ich werde dieses Thema in ein paar Wochen aber noch eingehend behandeln.

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    4. "Ich werde dieses Thema in ein paar Wochen aber noch eingehend behandeln."

      Zweifellos sehr zum Ärger dieses Herrn Geurten :-)

      Möglicherweise sollte man noch erwähnen, dass die bei Facebook geäußerte Kritik auch unfreundliches/unfähiges Personal miteinschloss. Andreas Sturms Kritik, wonach es kein vernünftiges Konzept zur Wissensvermittlung gibt, hat sich somit bewahrheitet.

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    5. Beim Personal werde auch ungelernte Aushilfen eingesetzt, siehe

      http://10-tage-campus-galli.blogspot.de/2013_08_01_archive.html

      Die freiwilligen Helfer werden laut diesem Artikel jeden Morgen auf die Stationen verteilt:
      http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/messkirch/stadtnachrichten-messkirch_artikel,-Basthuete-wurden-einst-mit-einer-Hornnadel-gefertigt-_arid,5475855.html

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    6. Es ist schon erstaunlich, wie man hier auch völlig Unerfahrene auf die Besucher los lässt.
      Der Servicequalität ist das bestimmt nicht dienlich.
      Aber einem geschenkten Gaul, schaut Herr Geurten eben nicht ins Maul ^^

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    7. Die Aussage Geurtens und seiner Kollegen, mit der Zeit würde sich doch alles einspielen, ist zumindest teilweise unsinnig. Denn wenn man immer wieder neue Leute auf die einzelnen Stationen verteilt, die beispielsweise nur in ihrem Urlaub für ein paar Tage mitarbeiten, wird es auch in dreißig Jahren noch Mängel bei der Wissensvermittlung geben. Wie soll schließlich der Besucher, wenn er eine Frage stellt, den alten Hasen vom vollkommen unerfahrenen Hobbyisten unterscheiden, der lediglich eine einstündige Einweisung erhalten hat?
      So eine Konzeption ist doch blödsinnig.

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  2. Nicht nur die Helfer drücken das Niveau der Wissensvermittlung - auch die festangestellten Mitarbeiter glänzen mit Unwissenheit. Eben jener T-Shirt-Apoleget, der Töpfer, durfte jüngst sogar im öffentlich-rechtlichen Wissensmagazinen der ARD hanebüchenen Unsinn unter dem Label "Experimentelle Archäologie" erzählen: Keramik brennen im offenen Feldbrand bei ... 1500 Grad!

    Wer' seinen Augen beim Lesen nicht traut, kann es sich den "Töpferei-Spezialist auf der Klosterbaustelle in Meßkirch" (original SWR) gerne im O-Ton anhören:

    http://www.swr.de/blog/diedurchblicker/2013/07/23/toepfern-wie-im-mittelalter/

    Literaturrecherche im Vorfeld scheinen die "Praktiker" der Klosterstadt nicht nötig zu haben. Und das beim Leib- und Magenthema der Archäologie - Keramik - wo es wirklich nicht an Literatur zu Originalen und Brennversuchen mangelt. Armes Publikum!

    Rabensohn

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    1. Danke für den Hinweis an dieser Stelle!

      Bei den angegebenen Temperaturen wird höchstens stark versintertes, spätmittelalterliches Steinzeug gebrannt, aber bestimmt keine karolingische Gebrauchskeramik, für die hunderte Grad weniger üblich waren.

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    2. und bitte, 1500 Grad im Feldbrand, wie geil is das denn ^^ Ich bin kein Töpfer und weiß allein schon durch Wikipedia, dass das wohl eher nicht möglich ist ^^

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  3. Der oben zitierte Töpfer auf den Fotos ist der Schmied. Auch nicht sehr gut recherchiert.

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    1. Den Schmied und den Töpfer hat hier niemand verwechselt. Noch einmal genau durchlesen :)

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    2. Lieber Foto Zwerg mit dem Deppenleerzeichen, es ist schon ziemlich dreist von dir, jemandem schlechte Recherche zu unterstellen, obwohl in Wirklichkeit nur du nicht sinnerfassend lesen kannst. Damit gleichst du vom Niveau her allerdings sehr den Klosterstadtleuten, mit ihren dreisten Vernebelungstaktiken.

      Zum Thema unfreundliches und unfähiges Personal: Das wurde schon frühzeitig kritisiert. Wenn es diesbezüglich noch immer Probleme gibt, wie in der FB-Diskussion anklingt, dann fragt man sich, warum bisher keine Besserung eingetreten ist?
      Vor allem, nach welchen Kriterien wurden diese Leute eigentlich eingestellt? Es hieß doch immer, es hätten sich tausende Menschen bei der Klosterstadt beworben. Bei einer dermaßen großen Auswahl sollte man doch annehmen können, dass sich genügend Geeignete finden.
      Doch halt, der Campus profitiert ja in einem nicht unerheblichen Ausmaß von 1-Euro-Jobbern u.ä.
      Bei diesen Billigstarbeitskräften für die der Steuerzahler aufkommt, kann man logischerweise nicht sehr wählerisch sein...
      QX

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    3. Ich persönlich finde die Idee, Langzeitarbeitslose zu engagiern, eigentlich gar nicht so falsch; ich würde sogar sagen, dabei handelt es sich um einen der wenigen positiven Aspekte. Was natürlich sehr problematisch ist, ist die Tatsache, dass man dieses nicht einschlägig vorgebildete Personal ohne ausgiebige Schulung auf das Publikum loslässt.

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    4. Hiho, der Einsatz von Langzeitarbeitslosen ist ein sehr heikles und vor allem kompliziertes Thema, bei dem die tradierte öffentliche Wahrnehmung (auch Vorurteile genannt) schnell in die Irre führen könnten. In der Tat ist es auf den ersten Blick ein ehrenwertes und unterstützenwertes Ansinnen, Langzeitarbeitlose über den Campus Galli wenn schon nicht in den ersten Arbeitsmarkt, so doch wenigstens in die Gesellschaft zu integrieren. Jedoch macht die verwaltungstechnische Realität des SGB II-Rechtskreises diese positiven Effekte schnell zunichte - und zwar zum Schaden aller Beteiligten.

      Da der Blog hier aus Österreich ist, hole ich etwas weiter aus, um diese sehr komplizierte Materie Langzeitarbeitslosigkeit in der BRD zu erklären: Das Zweite Sozialgesetzbuch (SGB II) regelt die Grundsicherung für Erwerbsfähige, die länger als 12 Monate arbeitslos sind (Regelfall). Der Arbeitssuchende erhält Arbeitslosengeld II (Alg II, besser bekannt als Hartz IV), die nicht erwerbsfähigen Angehörigen Sozialgeld. Die Verwaltung wird durch die sog. Jobcenter (früher ARGE) wahrgenommen, die gewöhnlich von der Kommune zusammen mit der (Bundes-) Agentur für Arbeit betrieben werden. Das oberste Ziel der Jobcenter ist es, dass Alg-II-Empfänger ihren Lebensunterhalt zukünftig wieder aus eigenen Kräften bestreiten können (sollen).

      Als „langzeitsarbeitslos“ gilt nach § 18 SGB III jeder Arbeitssuchende, der ein Jahr oder länger ohne Anstellung war. Jeder Kunde (das ist die offizielle Bezeichnung!) des Jobcenters ist also per Definition zunächst ein Langzeitarbeitsloser. Innerhalb dieses Personenkreises unterscheiden die Jobcenter aber nach Kunden mit guten Chancen, in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt zu werden und Kunden mit sog. „multiplen Vermittlungshemmnissen“. Als Vermittlungshemmnisse gelten können z. B. ein fehlender oder in Deutschland nicht anerkannter Schul- oder Berufsabschluss, das Alter, gesundheitliche Einschränkungen, Suchterkrankungen, körperliche oder geistige Behinderung, schlechte Sprachkenntnisse, usw.

      Bei Kunden mit multiplen Vermittlungshemmnissen geht das Jobcenter davon aus, dass sie nur noch sehr schwer, in manchen Fällen auch gar nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Solche Kunden werden deshalb bevorzugt in öffentlich geförderte Maßnahmen des sog. zweiten Arbeitsmarktes vermittelt. Diese Maßnahmen sollen sie entweder für den ersten Arbeitsmarkt fit machen oder den Betroffenen längerfristig eine Beschäftigungsperspektive geben und dadurch vor den gefährlichen sozialen und psychischen Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit bewahren (z. B. „Bürgerarbeit; ein schöner statistischer Nebeneffekt ist, dass Maßnahmeteilnehmer dem Arbeitsmarkt vorübergehend nicht mehr zur Verfügung stehen und nicht mehr in Arbeitslosenstatistik erscheinen).

      Bei allen diesen Maßnahmen gilt:
      1. Die Teilnahme an der Maßnahme durch den Arbeitssuchenden erfolgt nicht unbedingt freiwillig. Verweigert er die Teilnahme, drohen ihm Leistungskürzungen.
      2. Die Maßnahmen sind zeitlich begrenzt. Maximale Dauer in der Regel 12 Monate.
      3. Das Jobcenter entscheidet darüber, welche Maßnahme für einen Kunde geeignet ist.

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    5. Fortsetzung: Was bedeutet das jetzt für die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen auf dem Campus Galli?

      Zunächst muss man wissen, dass die Langzeitarbeitslosen gar nicht direkt beim Campus Galli angestellt sind, sondern vielmehr weiter ihre Leistungen vom Jocenter erhalten. Der Arbeitseinsatz selbst ist Teil des Projektes „Bürgerarbeit“ und wird für das Jobcenter vom Verein „Werkstättle e.V. Pfullendorf“ organisiert, der die Langzeitarbeitslosen durch die bei diesem Verein angestellten Arbeitserzieher betreuen lässt. Das „Werkstättle“ wiederum kooperiert mit dem Verein „karolingische klosterstadt e.V.“, der den Campus Galli betreibt und stellt dem Arbeitslose und Arbeitserzieher zur Verfügung.

      Wichtig dabei ist, dass keiner der beiden Vereine einen direkten Einfluss darauf hat, welcher Arbeitslosen vom Jobcenter in das Projekt Bürgerarbeit vermittelt wird. Darüber entscheiden die Fallmanager im Jobcenter.

      Nach welchen Kriterien nun das Jobcenter Sigmaringen unter seinen Kunden nach geeigneten Kandidaten für die Arbeit auf der Klosterstadt auswählt kann man sich beim bisher Gesagten wohl schon denken – man kann es aber auch in der Zeitung nachlesen:

      http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/sigmaringen/8222-Jobcenter-leistet-ganze-Arbeit-8220;art372574,5950781

      Zitat: "Gezielte Projekte gibt es außerdem für Alleinerziehende und ältere Arbeitslose sowie Personen, die nicht mehr vermittelt werden können. Für Letztere wird eine Arbeitsgelegenheit im Projekt „Bürgerarbeit“ beim Werkstättle in Pfullendorf und in der Meßkircher Klosterstadt angeboten."

      Um es Forrest Gump zu sagen: mit den Langzeitarbeitslosen auf dem Campus Galli ist es wie mit einer Schachtel Pralinien – man weiß nie, was man bekommt.

      Der „Personal-Pool“, speist sich aus Menschen, die das Jobcenter Sigmaringen nicht mehr auf dem normalenn Arbeitsmarkt unterbringen kann. Diese Menschen können vom Leben und Schicksal schwer gezeichnet sein oder über eine völlig unzureichende Schulbildung verfügen.

      Das kann bei dem einen Individuum gut gehen, und der Betreffende blüht auf. Das kann aber auch ganz böse nach hinten losgehen, wenn sich der betreffende in die Maßnahme gedrängt fühlt, keinen Bezug zur Materie hat oder nicht wenigstens entwickeln kann.

      In jedem Fall aber kann man davon ausgehen, dass diese Personen nicht über die fachlichen Kenntnisse eines Museumspädagogen verfügen. Hier müssten tatsächlich geeignete Trainingsmaßnahmen im Vorfeld durchgeführt werden, die allerdings auch nicht zu umfangreich sein können, da die Langzeitarbeitslosen den Campus ja spätestens nach einem Jahr wieder verlassen.

      Es wäre allerdings föllig falsch, dies nun den Langzeitarbeitslosen anzulasten – die können für das Dillemma nichts. Vielmehr wären hier natürlich die Projektleitung und besonders das Stammpersonal des Campus Galli umso mehr gefordert, diese Nachteile wettzumachen, um die im touristischen Umfeld notwendige hohe Servicequalität gegenüber den Besuchern zu gewährleisten. Aber gerade da treten ja auch immer mehr eklatante Mängel zu Tage, was deren Zahl und Ausbildungstand betrifft. Die im Blogbeitrag behandelte FB-Diskussion ist dafür ein beredtes Beispiel.

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    6. Danke für diesen detailreichen Einblick. Es bestätigt die hier schon geäußerte Annahme, dass ein ständiges Kommen und Gehen die Regel ist - was wiederum der didaktischen Qualität spürbar schadet.

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    7. und was habt ihr "Kritiker" bisher auf die Reihe bekommen, außer euch an anderer Mängel hoch zuziehen, welche wenigstens den Arsch in der Hose haben sowas aufzuziehen?
      Da brauch man solche wie euch unbedingt noch extra .... denn so wie es aussieht habt wenigstens ihr alles voll im Griff????

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    8. Es steht dir völlig frei, jemanden zu bewundern, der mit Steuergeldern einen bis dato hochdefizitären "Verein" gegründet hat.

      Im Übrigen wäre es sehr freundlich von dir, wenn du deinen Beitrag, wie erbeten, zwecks Unterscheidbarkeit zumindest mit einem Pseudonym unterzeichnen würdest.

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  4. Vor allem, nach welchen Kriterien wurden diese Leute eigentlich eingestellt? Es hieß doch immer, es hätten sich tausende Menschen bei der Klosterstadt beworben. Bei einer dermaßen großen Auswahl sollte man doch annehmen können, dass sich genügend Geeignete finden.

    Hallo,

    bei Einstellungsgesprächen gilt: Der Chef bestimmt das Niveau. Und natürlich kann der Chef einen Bewerber nur in dem Maße als kompetent erkennen, in dem er (der Chef) selbst auf dem fraglichen Feld Kompetenz besitzt.

    Punkt 1: Vom Chef des Campus Galli wissen wir, dass ehedem als Journalist gearbeitet hat.

    Neben der fachlichen Kompetenz (als Steinmetz, Schmied, Zimmermann, Wagenbauer, Historiker, Archäologie, Museumspädagoge usw.) gibt es natürlich auch andere Kriterien, die für oder gegen eine Anstellung sprechen können, wie etwa die Kosten, die dem Arbeitgeber entstehen. Erfahrene Spezialisten kosten mehr als Berufseinsteiger, Meister mehr als Gesellen und wenn man Arbeitslose einstellt, kann man häufig noch einen Lohnzuschuss vom Staat bekommen.

    Punkt 2: Die bekannte Anschubfinanzierung für den Campus Galli beläuft sich auf gerade mal 1 Mio. Euro.

    Davon sind laut Zeitung allein 740.000 € bereits in die Infrastruktur geflossen. Für Gehälter, gewöhnlich der größte Kostenfaktor, bleibt da nur noch wenig übrig. Und die Anschubfinanzierung soll auch noch für drei Jahre reichen!

    Also, wie wird da wohl die Personalauswahl des Campus Galli abgelaufen sein?

    LG,
    Rudi

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  5. Es ist ärgerlich, dass diese Leute nach wie vor taxfrei behaupten dürfen, sie würden Experimentelle Archäologie betreiben. Alleine schon das gastronomische Angebot spottet jeder Beschreibung. Bestenfalls passen die meisten der angebotenen Speisen auf einen drittklassigen Mittelaltermarkt, von einer Verpflegung wie zu Karls Zeiten kann aber bestimmt keine Rede sein. Und es ist wirklich nicht so, dass man aus dem frühen Mittelalter keine geschmackvolle Speisen rekonstruieren und zubereiten könnte. Stattdessen werden auf der Klosterbaustelle schwäbische Dinnetle angeboten. Wie ignorant die Verantwortungsträger aber wirklich sind, zeigt sich bei einem Blick auf die Homepage. Dort wird auf der Startseite sogar Werbung damit gemacht… Liebe Grüße, Anna

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    1. Das Sündenregister ist, betrachtet man all die "Einzelfälle", recht lang.
      Und das obwohl wir sicher nur einen Bruchteil des Verbockten erfahren.
      Der Ofen, der auf der Startseite der Klosterstadt-Homepage abgebildet ist, stellt, wie man mir glaubhaft mitteilte, eine falsche Rekonstruktion dar. Nicht auf einem Holzgerüst sollte er stehen, sondern zu ebener Erde, eventuell zwecks einfacherer Bedienung mit einer Arbeitsgrube davor.

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    2. Die viel schwerwiegenderen Brüche mit dem archäologischen Befund frühmittelalterlicher Öfen hast du sogar noch unerwähnt gelassen Hiltibold.

      In der Nahaufnahme sieht mann, dass die Ofenöffnung von einem Bogen aus einem gewalzten Blech gestützt wird (archäologisch nicht belegt).

      Die Backfläche besteht nicht aus glattgestrichenem Lehm, sondern aus Backsteinen oder Steinplatten; man erkennt die scharfe Kante und Fugen unterhalb des Ofenmundes:

      http://www.campus-galli.de/

      Den Vogel schießt aber der Rauchabzug ab - dafür hat man schlicht ein modernes Ofenrohr oben eingebaut. Hier auf Bild 16 zu sehen:

      http://www.schwaebische.de/journal/vermischtes/fotoreportagen_galid,78811.html

      Dazu dann noch ei Emaille-Kochtopf und ein wenig Steingut zur Deko, fertig ist das "authentische Frühmittelalter".

      Aber vermutlich "muss" dass ja alles wieder so sein, weil die modernen Vorschriften... Kennt man ja.

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    3. Anna: Was steht denn neben den Dinnetle noch auf der Speisekarte? Gibt's jetzt das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraute Frümi-Klosterbier in "historischen" Tonkrügen?

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    4. Wenn man die angeblich Sachzwängen unterworfene Gastronomie nicht klar von jenem Bereich trennt, in dem man Experimentelle Archäologie betreiben möchte, kommt ein Mischmasch aus Rekonstruktion und moderner Improvisation heraus.
      Dem Besucher wird - da er nicht in der Lage ist zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden - ein stark verzerrtes Geschichtsbild vermittelt, das dem eines Hollywoodfilms ähnelt.
      Dem Dampfplauderer Geurten ist das freilich völlig egal.

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  6. Interessant wäre eventuell zu erfahren, ob jetzt "Johnny Depp" für seinen Regelverstoß abgemahnt wird ....

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    1. hi! eine interessante diskussion, die ihr hier führt !! dass der campus galli mängel aufweist ist mir schon zu ohren gekommen, dass es so viele sind, hätte ich mir aber nicht gedacht . die zeitungen sind ja ständig nur am loben, die wissenschaftler am schweigen.gerade dieses schweigen ist doch aber sehr beredt, nicht wahr? richtig schlimm wird es aber, wenn man falsches verbreitet, ob nun vorsätzlich oder nicht. die sache mit dem schwarzen t -shirt ist schon sehr unangenehm. weniger deshalb, weil dieser handwerker es getragen hat, sondern weil man es abgestritten hat dann aber überführt wurde. dass außerdem der töpfer dieses freilichtmuseums nicht weiß wie hoch die temperaturen in seinem brennofen sind, macht einen nur noch sprachlos.grüßle vom bodensee ,
      tobias

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    2. Eine kleine Korrektur: Laut Bert M. Geurten ist der Campus Galli kein Freilichtmuseum. Was es stattdessen ist, muss im Angesicht der Faktenlage jeder für sich selbst entscheiden. Experimentelle Archäologie betreiben die Herrschaften jedenfalls keine - das haben mir mittlerweile bereits zwei Experimentalarchäologen bestätigt.

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    3. Kleine Korrektur der Korrektur: Ja, tatsächlich hat Bert M. Geurten, als wissenschaftliches Arbeiten von ihm einfordert wurde, einmal geschrieben, dass der Campus Galli weder ein Freilichtmuseum noch eine Forschungseinrichtung sei, sondern ein mittelständisches Unternehmen. Quelle: http://goo.gl/hze4M

      In Facebook firmiert die Klosterstadt allerdings weiterhin unter der Kategorie "Museum".

      Auch die Experimentelle Archäologie wird für das Geschehen in der Pressearbeit weiterhin in Anspruch genommmen. Zum Beispiel hat Geurten höchst selbst vor kurzem erst in einem Radiointerview ausdrücklich die Experimentelle Archäologie als Arbeitsmethode des Campus Galli benannt. Hier im Audiofile ab Timecode 4:30 -->
      http://www.swr.de/blog/diedurchblicker/2013/07/23/toepfern-wie-im-mittelalter/

      Auch der Begleittext schwärmt davon, dass auf dem Campus Galli Handwerk und Wissenschaft Hand in Hand gehen würden und die Baustelle die Archäologie "um eine ganze Menge praktisches Erfahrungswissen bereichern" würde.

      Genauso verortet das Umfeld des Campus Galli die Einrichtung scheinbar selbstverständlich im Kreis der Museen. Landesminister Alexander Bonde z.B. sagte: „Die Klosterbaustelle will ein lebendiges Museum zum Anfassen und Mitmachen sein."
      Quelle: http://www.mlr.baden-wuerttemberg.de/Land_uebergibt_erstes_Bauholz_fuer_Klosterstadt_Messkirch/121691.html

      Nach den Vorstellungen des Landrates in Sigmaringen könnten sogar die Freilichtmussen Heuneburg und Unteruhldingen mit der Klosterstadt einen Verbund bilden.
      Quelle: http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/bad-saulgau/rund-um-bad-saulgau_artikel,-Heuneburg-Landtagspraesident-ruft-zur-Gemeinsamkeit-auf-_arid,5458523.html

      Das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck hat schon ein Kombi-Programm mit der Klosterbaustelle: http://www.freilichtmuseum-neuhausen.de/mcms.php?_oid=29a2f29-8efb-a1ba-1960-a994a79257d2e

      Mal also ist der Campus keine Forschungseinrichtung, mal präsentiert er sich auf Augenhöhe mit etablierten Freilichtmuseum und mit ganz viel Experimenteller Archäologie als Inhalt. Der PR-Profi Bert M. Geurten beherrscht eben beide Erzählungen und weiß sie im rechten Moment anzuwenden.

      Insofern war die Wortwahl von Tobias also durchaus nachvollziebar...

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    4. Hat der Campus Galli eigentlich schon wissenschaftliche Fakten produziert? Deshalb betreibt man doch Experimentalarchäologie, oder?
      LG,
      Erwin

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    5. Naja, die haben jetzt grad mal eineinhalb Monate geöffnet. Für konkrete Ergebnisse in Form von Forschungsberichten ist es da noch etwas früh. Was man allerdings sehr wohl erwarten könnte wären Berichte darüber, welche konkreten Experimente und Forschungsvorhaben gerade durchgeführt werden. Immerhin laufen die Vorbereitungen für das Projekt in Meßkirch schon seit Jahren - genug Zeit , sich zu überlegen, was man eigentlich erforschen möchte und entsprechende Experimente zu entwerfen.

      Das einzige, was man aber in der Richtung bisher gehört hat, war Bert M. Geurten, der in dem schon weiter oben verlinkten Radio-Interview ankündigt, man würde jetzt Experimente zur Haltbarkeit von Holzachsen mit einem zweiten Ochsenkarren durchführen.

      http://www.swr.de/blog/diedurchblicker/2013/07/23/toepfern-wie-im-mittelalter/

      Wenn man sich erinnert, wie Geurten den Einbau einer Holzachse in früheren Presseberichten mit Hinweis aus Sicherheitsbedenken abgelehnt hat, dann fragt man sich schon, wieso es jetzt auf einmal doch geht. Denn für so einen Langzeittest muss man die Holzachse ja auf der Baustelle einsetzen, womit der Wagen nach Geurtens Lesart die Mitarbeiter und Besucher nun doch gefährdet...

      Mir erschließt sich da die Logik in Geurtens Argumentation nicht so ganz.

      Grüzi,

      Rabensohn

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  7. Mein Tipp ist das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen am Bodensee
    http://de.wikipedia.org/wiki/Pfahlbaumuseum_Unteruhldingen
    Die dortigen Gebäude wurden von erfahrenen Wissenschaftlern
    errichtet und nicht von einem verschrobenen Kauz mit
    Selbstverwirklichungsallüren ;-)

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    1. Von diesem Museum habe ich schon viel Positives gehört. Ein Besuch dort, dürfte in der Tat interessant sein!

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    2. War leider enttäuscht vom Pfahlbaumuseum, die Räumlichkeiten darf man leider nur mit Führung betreten, die qualitativ nicht gerade toll sind. Ich mag als Darstellerin sicher vorbelastet sein, aber wenn mir der Führer in einem Museum von der "Steinzeitfrau, die die Steinzeit-Bravo liest und darin die neueste Steinperlen-Schmuckkollektion entdeckt" erzählt, fühl ich mich schon etwas veräppelt, Vermittlung an Laien hin oder her, die Leute kann man auch ganz normal informieren und ihnen Sachverhalte so erklären, wie sie sind (Bohrkerne wurden zu Schmuck weiterverarbeitet). Zu genaueren Fragen zum Ausgestellten (zB zur Machart der ausgestellten Rekonstruktionen, die auf den tatsächlich dort gemachten Funden basieren) konnte man mir nichts sagen, was natürlich bei einem Freilichtmuseum, in dem aktiv experimentelle Archäologie betrieben wird, schon etwas schwach ist. Zudem haben die Führer offensichtlich nicht genug Zeit, jedes Haus der Ausstellung auch herzuzeigen, obwohl in jedem Haus ein anderes Thema ausgestellt ist. Das Sahnehäubchen auf der ganzen Sache war dann, dass im gesamten Museumsbereich Fotografierverbot herrscht, allerdings auch keine geeignte Publikation über die Ausstellungsstücke vorliegt, die man erwerben kann. Alles in allem also recht enttäuschend, da hab ich schon wesentlich bessere Freilichtmuseen besucht.

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    3. Dass man nur unter Beaufsichtigung die einzelnen Häuser besuchen konnte, mag vielleicht auch dem Sicherheitsgedanken geschuldet sein - steht ja zum Teil mitten im Wasser auf recht hohen Stelzen.
      Fotografierverbot in einem Freilichtmuseum ist allerdings reichlich seltsam. Schwer zu sagen, ob ich mich daran bis zum Ende der Führung halten würde ^^

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    4. Vor allem, ok in einer Gemäldegallerie und mit Blitz seh ich ein, dass ich nicht fotografiern kann und gerade bei international bekannten Museen gibts einfach viele Besucher, die es nicht schaffen, sich daran zu halten, so dass man es ganz abdrehen muss, aber in einem Freilichtmuseum, wo alles aus modernen Repliken besteht und wo auch die Ausstellungsstücke im Museumsteil nicht photosensitiv sind... aber gut, ich hab auch dann noch Verständnis, wenn da eine tolle Publikation mit teuren Aufnahmen bereit liegt, die das Museum verticken soll. Ich geb auch gerne mal ein bisschen Geld aus, wenns mich wirklcih interessiert, da näheres zu erfahren. Aber wenn auch das nicht da ist, wieso dann bitte?

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    5. irgendwie gehörte der letzte kommentar mit den wissenschaftlern hier jetzt weiter runter, nicht zum pfahlbaumuseum. bitte löschen, ich tipp ihn unten noch mal!

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    6. Die Kommentarfunktion spinnt allem Anschein nach ohnehin, so dass zurzeit einige Leute nicht posten können...

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    7. Vor Jahren konnte man noch allein in Unteruhldingen herumlaufen, inzwischen gibt es nur noch Führungen. Ein Grund ist wohl, daß manche Besucher Dinge beschädigt oder geklaut haben. Meine Mutter hat dort als Besucherin dort selbst Kinder erlebt, die sich trotz allem (Absperrungen, Führung) übel aufgeführt haben, von den Eltern freundlich beim Kaputtmachen beobachtet: ja, so sind unser Kevin und unsere Chantal-Janine nun mal, was fällt Ihnen ein, sie zur Ordnung zu rufen, wir haben hier ja schließlich BEZAHLT!

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    8. Manche verwechseln Museen auch gern mit Vergnügungsparks...

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  8. Ich komme noch einmal auf den eigentlichen Inhalt des Artikels zurück:
    Als am Mittelalter zwar interessierter, aber unwissender Laie finde es nicht so tragisch, dass der Schmid ein T-Shirt trägt. Es würde mich auch ganz normale moderne Arbeitskleidung nicht stören. Denn es geht hier ja - laut Intention der Betreiber dieses Projekts - um die (Bau)handwerkstechnik. Da gehört die Arbeitskleidung eher nur am Rande dazu, außer sie ist für ein bestimmtes Handwerk speziell. Irgendwo muss man dann ja auch mit dem „Mittelalter spielen“ aufhören (zB wanderten die Handwerker damals sicher nicht jeden Winter von diesem Ort in zentralgeheizte Wohnungen ab). Das eigentliche Handwerk sollte dann aber schon der karolingischen Zeit entsprechen. Deshalb stört mich in diesem Fall nicht das T-Shirt, sondern vielmehr der Pedalantrieb, falls er wirklich der karolingischen Zeit nicht entspricht.
    Ich glaube schon, dass ein solches Projekt in der ersten Zeit eine Menge Anlaufschwierigkeiten hat, selbst dann, wenn alles perfekt organisiert wird. Schlimm ist - wie immer und überall - dass die Politik mitmischt. Das erzeugt zweifellos jede Menge Zwänge, die dem Sinn des Projekts entgegenstehen. Wahrscheinlich wäre es klüger gewesen, das Publikum am Anfang draußen zu lassen, bis sich alles einigermaßen glaubwürdig eingespielt hat und bis es auch wirklich etwas Interessantes zu sehen gibt, weil das Ganze sonst schnell (und fast zwangsläufig) einen schlechten Ruf bekommt. Aber ich vermute, dem steht die Geldgier der örtlichen politischen und wirtschaftlichen Platzhirsche entgegen. Die wollen nur „Knete“ sehen (von der ewigen Melkkuh Tourismus) - und das vom ersten Tag an, nicht etwa erst nach zwei, drei Jahren.
    Ich glaube allerdings nicht, dass das allein die Schuld von Hrn. Geurten ist. Da mischt sicher auch noch manch anderer mit, der den Hals nicht vollkriegen kann. Kann aber leicht sein, dass die übertriebene Gier und die Tatsache, dass das Projekt zuvielen Interessen gleichzeitig dienen soll, noch den Zusammenbruch bewirkt.
    Das würde ich allerdings sehr schade finden, denn die Grundidee war gut. Nicht zuletzt deshalb, weil es am Ende des Erdölzeitalters wieder sehr interessant wird, wie man nicht-industriell bauen, werken und wirtschaften kann.
    Denn es kann leicht sein, dass einiges, was an einer solchen Baustelle geübt, wiederbelebt, vielleicht sogar modern weiterentwickelt wird, in ein paar Jahr(zehnt)en? nicht nur museal brauchbar ist.

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    1. Nun ja, die Bekleidung ist durchaus ein integraler Bestandteil des Projekts, da es sich um einen Besichtigungsbetrieb handelt, der den Besuchern - laut Aussage des Initiators Geurten - ein möglichst authentisches Bild des frühen Mittelalters vermitteln möchte.
      Dass eine authentische Kleidung - von Zugeständnissen an den Arbeitsschutz abgesehen - integraler Bestandteil der Projekt-Philosophie ist, sieht man auch an der Facebook-Stellungnahme. Nicht zufällig wird die Benutzung unpassender Kleidung als Abmahnungsgrund genannt. Dass man den eigenen Maßstäben allerdings nicht gerecht wird und aufgrund mangelhafter interner Kommunikation wiederholt Tatsachenwidriges behauptet, ist der eigentliche Kernkritikpunkt meines Beitrages.
      (Die Esse wiederum, ist in der Tat eine Zumutung; vor allem da man genügend Vorbereitungszeit hatte etwas adäquates herzustellen. Allerdings soll der Schmied von eher bockigem Naturell sein; immer nach dem Motto, was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.)

      Grundlegende Bauforschung (Handwerkstechniken usw.) wird de facto keine betrieben, da unzählige kleinere Projekte hierzu längst eine Unzahl an Ergebnissen geliefert haben. Anders als beim Campus Galli, fand hierbei auch eine wissenschaftlich adäquate Dokumentation statt.
      Lediglich bei den Großbauten wie der steinernen Kirche/Basilika - die man freilich noch lange nicht (nie?) in Angriff nehmen wird - kann im Falle der Klosterstadt von echtem Neuland gesprochen werden.

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    2. Hallo -
      zu dem Thema "Bekleidung" möchte ich noch eines erwähnen . Wir waren vor wenigen Tagen in Guédelon, und dort liefen die Arbeiter teilweise in modernen Arbeitshosen herum , und auch die T-Shirts blitzten bei einigen unter den Kitteln hervor.
      So wird auch in dem Referenzprojekt nicht alles so genau genommen . Auch dort befindet sich ein Teil der Gastronomie IM Gelände , allerdings recht geschickt kaschiert . Und die Pferdekutsche sah mir als Laiin auch eher wie 17. oder 18.Jhdt aus. Die Färberin arbeitete eindeutig mit nicht mittelalterlichen Kesseln....das fand ich dann doch etwas eigenartig, zumal es sich hier um eine Baustelle und ein Projekt handelt , das schon recht lange läuft. .
      ( Dass man die Kräne mit modernen Bremsen sichert , ist jedoch völlig in Ordnung und wird auch in der Broschüre erklärt )
      So unsympathisch mir Herr Geurten ist , und so chaotisch ich das Herumgeeiere von dem Verein , der Gemeinde und dem "Vorstand" finde sollte man doch fair bleiben .

      Das Kleiderproblem lässt sich uU sehr schnell lösen , auch der unpassende Arbeitsplatz des Schmiedes lässt sich ändern.
      Aber das weit größere Problem sind die intransparenten Strukturen , das fehlende Konzept und das konsequente Ausschlagen von fachlichem Rat .
      Und das allergrößte Probelm ist Geurten und seine Entourage !

      Die Alb-Alamannin





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    3. Also um ehrlich zu sein, auch wenn keine T-Shirts getragen werden, die ungefärbten Leinen-Nachthemden, die die Darsteller tragen, stellen ja auch keine historische Kleidung dar. Von mir aus könnte man auch die weglassen, die sind genauso wenig historisch wie moderne Kleidung.

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    4. Ich halte es für verfehlt, die Kritik am Campus Galli mit dem Hinweis zu relativieren, dass auch das Vorbild es nicht so genau nehmen würde.

      Nur weil Guédelon nicht "a" ist, heißt dass nicht, dass man es nicht deutlich besser machen könnte! Sondern mit Unwissen und - da gebe ich einem Vorredner recht - mit fehlendem Ehrgeiz, es richtig zu machen.

      Die T-Shirts sind tatsächlich schnell abzustellen, genauso wie die falsche Schmiedeausrüstung und vieles andere. Aber - und das ist des Pudels Kern: das Handeln und Reden der Verantwortlichen weckt zunehmend den Eindruck, dass die nötige Einsicht und eben der Ehrgeiz fehlen, der die Living History-Szene auszeichnet. Der Wille, es "richtig", es "a" zu machen.

      Geurten hat sich jetzt schon mehrfach in den Medien von der Szene distanziert und gibt den im Hier und Jetzt verwurzelten (gesetzestreuen) Pragmatiker. Man lebe eben im 21. Jahrhundert. Es gäbe so Mittelalter-Freaks, die das oft vergessen würden (so Geurten im SWR-Interview)... Er weiß warum: "a" macht viel Arbeit, braucht Recherche, kostest viel Geld und man wird doch nie fertig.

      Geurten will einfach einen Mittelalter-Park nach seinen Träumen, der Geld verdient. Da stört zu viel "a".

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    5. Huch, da ist mir ein Satz entwischt! Soll heißen:

      Nur weil Guédelon nicht "a" ist, heißt dass nicht, dass man es nicht deutlich besser machen könnte! Die Kritiker der Klosterstadt haben auch weniger ein Problem mit dem T-Shirt selbst, denke ich. Sondern mit Unwissen und - da gebe ich einem Vorredner recht - mit fehlendem Ehrgeiz, es richtig zu machen.

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  9. Zitat: Als am Mittelalter zwar interessierter, aber unwissender Laie finde es nicht so tragisch, dass der Schmid ein T-Shirt trägt. Es würde mich auch ganz normale moderne Arbeitskleidung nicht stören. Denn es geht hier ja - laut Intention der Betreiber dieses Projekts - um die (Bau)handwerkstechnik. Da gehört die Arbeitskleidung eher nur am Rande dazu, außer sie ist für ein bestimmtes Handwerk speziell.

    Leider muss ich da wiedersprechen, denn du gehst das von einer falschen Grundannahme aus: wenn es den Betreibern wirklich nur um die Bauhandwerkstechnik ginge, dann müssten sie sich auch konsequent auf die Durchführung des historischen Handwerks beschränken.

    Tatsächlich aber bemüht sich der Campus Galli um eine möglichst umfängliche Illussion von Mittelalter inkl. Kleidung und sogar der "mittelalterlichen Verpflegung" aus dem Holzofen. Die Website verspricht sogar "Eine einzigartige Zeitreise". Wenn man diesen Ansatz verfolgt, dann muss man ihn auch richtig durchziehen, denn sonst bekommen gerade Laien ein Problem mit der Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte.

    Als Laie erkennst du klar, dass es sich um ein modernes T-Shirt handelt, Brillen sind auch noch recht einfach als Anachronismus zu erkennen - aber wie sieht es dann mit mit eben jenem Pedalantrieb aus? Wie sieht es mit den Krügen und Bechern aus, aus denen auf der Baustelle getrunken wird? Gab es diese Axt und jene Säge schon im 9. Jahrundert? Wie sah ein Spaten zu der Zeit aus?

    Du siehst, irgendwann weißt du nicht mehr, ob du dem Bild trauen kannst: Was ist "echtes" Mittelalter? Was eine moderne Zutat? Deshalb ist ein umfassender Anspruch auf Authentizität. Er sorgt dafür, dass Laien wie du einer Einrichtung vertauen können und nichts falsches über eine Periode lernen, die sie nicht kennen.

    Das ist kein müßiger Streit umd des Kaisers Bart. Es geht um die Frage der Glaubwürdigkeit des Campus Galli. Diese Frage ist zentral, denn die Klosterstadt nimmt für sich sogar in Anspruch Experimentelle Archäologie zu betreiben - also Wissenschaft. Und die augenfälligen Beispiele sind ein deutiches Indiz dafür, dass es die Betreiber nicht allzu ernst nehmen mit ihrer Verantwortung gegenüber den Besuchern, die dafür bezahlen, um etwas übers Mittelalter zu lernen.

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  10. Lieber Hiltibold,
    warum versuchen Sie und Ihresgleichen hier mit aller Gewalt ein Projekt
    schlecht zu reden bzw. schreiben. Nur weil Sie eine Aversion gegen H. Geurten haben sollten Sie nicht alles ein Frage stellen. Sicherlich sind Fehler in der Planung und Ausführung gemacht worden, aber ich finde es widerlich wie Sie auf jeder Abweichung von der historischen Authentizität herumreiten.
    Fakt ist doch und das dürfte uns allen klar sein, es geht auch hier wie im richtigen Leben nur um das Geld. Oder denken Sie der Bürgermeister von Meßkirch war nur aus Nächstenliebe für den Campus-Galli-Standort Meßkirch.

    Ich bin nur ein kleiner, ehrenamtlicher Mitarbeiter der jeden Samstag
    auf der "Baustelle" mitarbeitet. Durch viele Gespräche mit unseren Besuchern
    wurde mir immer wieder bestätigt wie toll sie das ganze Projekt finden.
    Und die wenigsten stören sich daran, dass der Schmid mal ein scharzes T-shirt
    trägt, oder dass man evtl. den BH einer Mitarbeiterin durchschimmern sieht.


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    1. Lieber R. Häusler, vorab möchte ich höflich darauf hinweisen, dass wir uns hier duzen.

      Wie man es „widerlich“ finden kann, auf Fehlentwicklungen, die du ja selbst zugibst, aufmerksam zu machen, ist mir ein Rätsel. Denn es gilt immer noch: Nicht der Überbringer schlechter Nachrichten trägt die Schuld, sondern der Verursacher.
      Zu versuchen, hier eine quasi irrationale Aversion gegenüber Herrn Geurten ins Spiel zu bringen, ist unsinnig. Andererseits ist er der Verantwortliche und somit naturgemäß der Hauptadressat für fachliche Kritik.

      Ich danke dir übrigens für die Feststellung, dass es bei diesem Projekt „nur ums Geld geht“. Freilich, weder das Geld, noch der von Herrn Geurten so gerne bemühte Arbeitsschutz, sind letztendlich für viele der anzutreffenden Anachronismen verantwortlich. Vielmehr ist hier ein gerüttelt Maß an Ignoranz zu verorten. Dies zu kritisieren, stellt keinen Selbstzweck dar. Vielmehr geht es darum, ein aus wissenschaftlicher Sicht völlig unzulängliches Projekt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Sollte dies nicht möglich sein, so kann zumindest verhindert werden, dass die breite Öffentlichkeit das von Herrn Geurten propagierte Mittelalter-Bild unreflektiert für bare Münze nimmt.

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    2. @ R.Häusler
      Das Problem ist, dass die Klosterstadt Geurtens eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Auch einige der Mitarbeiter nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau, wie gerade das Beispiel mit dem T-Shirt und der Rechtfertigung bei Facebook zeigt. Dafür, dass Hiltibold und die Kommentatoren hier, durch ihre gut belegte Kritik Geurten in Zugzwang bringen und Handlungsbedarf aufzeigen, solltest du ihnen eigentlich dankbar sein. Zumindest wenn dir etwas daran liegt, dass sich die Qualität des Campus Galli verbessert.

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  11. Ob ich Euch unbedingt dankbar sein soll??? Dafür scheint mir Euere Kritik doch ziemlich überzogen. Ich denke die breite Masse unserer Besucher läßt es relativ "kalt" ob der Ton vor 1100 Jahren mit 1200 Grad oder 1225 Grad gebrannt wurde.

    Ab und zu, wenn an meinem "normalen" Arbeitsplatz als buticularius am Marktplatz nicht viel Betrieb herrscht bin ich auch an der Station "Seilerei" tätig und komme hier oft mit Besuchern in Kontakt. Das Wissen dazu habe ich mir über Literatur und Internet selbst angeeignet. Ich traue mir also durchaus zu, den Besuchern, auch ohne Wissenschaftliche Ausbildung,
    das Handwerk der Seilerei rüberzubringen.
    Ich denke die Besucher wollen nur einfach und ehrlich über das jeweilige Handwerk informiert werden, ohne hochwissenschaftliche Erklärungen.

    Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen Kritik einzuwenden, Kritik ist ja immer die Möglichkeit etwas zu verbessern.
    Ich hoffe für die Zukunft, dass Ihr Euere Lebensaufgabe nicht darin seht
    das Projekt "Campus Galli" mit aller Gewalt schlechtzureden.



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    1. Es sind nicht bloß 1200 °C statt 1225 °C, sondern 900 °C statt 1500 °C. Ich würde dir und manch einem deiner Kollegen von daher dringend empfehlen, das Selbststudium zu intensivieren, auf dass man den Besuchern nicht nur "einfache" sondern tatsächlich auch "ehrliche" Informationen zukommen lassen kann. Denn diese Details sind es, die einen seriösen Besichtigungsbetrieb von einem zweitklassigen Mittelalterpark ohne pädagogischen Anspruch unterscheiden.

      Abschließend darf ich noch einmal darauf hinweisen, dass hier nichts "schlecht geredet", sondern über belegbare Fakten berichtet wird.
      Dir wünsche ich trotzdem noch viel Spaß mit deinem Hobby. Ich habe, wie die meisten von uns, die Erfahrung gemacht, dass sich der Wille zum Detail, tatsächlich erst im Laufe der Zeit einstellt.

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    2. Weißt du, ich denke, dass niemand was sagen würde wenn gesagt würde "wir wollen hier Geschichte vermitteln und nehmens nicht ganz so genau, weil wir glauben, dass wir damit mehr Leute erreichen können und Details sind uns nicht so wichtig, es geht doch vor allem um das Handwerk." Das machen andere Geschichts-Adventure-Parks auch.

      Aber hier wird bewusst mit Begriffen wie "Wissenschaft" "Experimentelle Archäologie" oder "Living History" um sich geworfen. Und damit legt sich das Projekt hier selbst eine Latte, die die Verantwortlichen offensichtlich nicht erreichen möchten, sondern die offensichtlich nur dazu dienen sollen, Besuchern etwas vorzumachen, damit sie den Besuch dieses Projektes dem Besuch anderer, sehr ähnlicher Projekte vorziehen. Und für den Besucher ist es dabei - das würde ich jetzt mal behaupten wollen - egal, ob das ein Adventon, ein Freilichtmuseum oder ein handelsüblicher Mittelaltermarkt ist. Er bekommt nur den Eindruck, dass er das, was er eigentlich möchte - Geschichte erleben - am Besten im Campus Galli kann, was im Moment nicht stimmt, da sich die Leistung nicht von den anderen Projekten unterscheidet.

      Das wirklich gravierende daran ist allerdings, dass der Steuerzahler dieses Projekt mitfinanziert. Und die Gelder des (europäischen) Steuerzahlers wurden den Verantwortlichen deswegen zugesprochen, WEIL sie diese hohe Latte so aufwändig beworben haben, die sie nun nicht einhalten, während andere Projekte sehen müssen, wo sie bleiben und sich selbst finanzieren müssen, wie ich oben schon einmal angemerkt habe. Jeder europäische Bürger hat also unabhänging davon, ob er dieses Projekt besucht oder nicht, Interesse daran, dass man sich hier jede Mühe gibt, den Mehrwert zu bieten, den man versprochen hat.

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    3. Zustimmung. Wer sich abwechselnt mit Begriffen wie Museum, Experimentelle Archäologie und Forschung schmückt, der muss sich auch an den Maßstäben messen lassen, die für diese Kategorien gelten.

      Und diese Maßstäbe existieren. Es ist keineswegs so, dass der Campus etwas so revolutionär Neues wäre. Die notwendigen Arbeitsmethoden sind längst erprobt und etabliert.

      Es geht nicht an, dass man sich erst vollmundig selbst im Kreis der Wissenschaft verortet, aber bei Nicht-Erfüllung der Standards dann für sich einen Sonderstatus einfordert. Das ist dann nicht nur Etikettenschwindel - es ist vorallem unreif.

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    4. hallo ich seh das genauso. klar muss man es so getreu wie möglich machen. aber eines sage ich euch auch es ist nicht mittelalter und die gegend hier ist klasse nur fehlen uns die top anziehungspunkte der touristik. klar hat gürten viel erzählt, manches geträumt und für manchen kopfschüttler gesorgt, aber wir haben heute andere verhältnisse. heute hast du keine 50, 100 oder mehr menschen, die fürn apel und n ei 14 stunden 7 tage die woche buckeln- und hier liegt die krux. ich hoffe der touristikzug springt auf, die gelder kommen und es können menschen eingestellt werden, dann kann auch gearbeitet werden und andere können erzählen und wissenschaftliche dinge eingehalten werden. ich sehen das auch so, dass hier personliche eitelkeiten der unrsprung des blogs ist. und das ist meine persönliche empfindung, auch deswegen , weil ich die komplette öffentliche korrespondenz des herr sturm und der karolinischen klosterstadt damals mit verwunderung gelesen hatte. ich hoffe auf ein gelingen und auf interees der mittelalterszene, wo ja auch nicht alles autentisch ist, wie ich immer wieder auf den mittelaltermärkten sehe.
      MIt freundlichen Grüssn H Schmid

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  12. Was tun die dann da seit der Eröffnung?

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    1. Hauptsächlich Werkzeug und Kochgeschirr herstellen - laut einem Medienbericht :)

      PS: Leute, bitte unterschreibt zwecks Übersichtlichkeit eure Postings mit einem Pseudonym (sofern ihr nicht über irgend einen Dienst angemeldet und eindeutig zu unterscheiden seid)

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    2. Nach meinem Besuch Ende Juli vor Ort kann ich folgendes berichten: Die Schreiner werkeln vor sich hin, was sie genau anfertigen konnte man nicht erkennen. Dort stand ein Holzeimer, den hatten sie allerdings -auf Nachfrage- nicht selbst gefertigt. Freilaufende Hühner lieferten den Gesprächsstoff. Die Hühner, die zur Eröffnung angeschafft wurden sind übrigens allesamt dem Fuchs oder Marder zum Opfer gefallen weil der Hühnerstall nicht sachgemäß war. Die aktuellen Hühner wurden also nachgekauft. Nächste Station war der Steinmetz, der allerdings nur für kurze Zeit aus Hannover dort arbeitet (wenige Wochen). Er behaute einen Stein, die Fertigung eines einzigen Steinquaders dauert wohl einen ganzen oder mehrere Tage. Wieviele Steine werden für eine ganze Stadt nötig sein? Tausende? Der sog. Abbundplatz war unbemannt- hier war nichts zu sehen. Der Töpfer war sehr auskunftsfreudig, er fertigt alle möglichen Gefäße, kann diese aber nicht brennen da ein originalgetreuer Ofen(noch) nicht existiert. Der Stand des Schmieds war leer – es gab nichts zu sehen. Dann folgt ein Kräutergarter, der sich von meinem Hobbygarten nicht unterscheidet. Die Seilerei war mit mehreren Personen besetzt. Der Besucher wird intensiv angehalten -einem Animationsprogramm ähnlich- mitzumachen. Der sog. Marktplatz beherbergt einen Ofen- hier wird Klosterwurst (vom ortsansässigen Metzger geliefert) und ein "mittelalterlicher" Fladen angeboten. Gleichfalls steht auf dem Marktplatz der Verkaufsstand eines Steinhändlers (aus Meßkirch), welcher auch auf anderen (nicht mittelalterlichen) Märkten vertreten ist. Der dann folgende Bienenstand erfüllt sicherlich keinen "klosterstadtbaulichen" Zweck. Ziegen und 3 Babyschweine sind zwar putzig, allerdings hier in unserer ländlichen Region wenig spektakulär. Die Arbeit des Drechslers ist interessant, was genau er für die Klosterstadt anfertigt, erschloss sich mir nicht. Er hat seinen gesamten Stand mit zum Verkauf angebotenen Gegenständen dekoriert. Stühle, Spielzeug u.ä. hat er in seiner privaten Schreinerwerkstatt (aus Meßkirch) gefertigt und nutzt den Stand als Verkaufsplattform. Die 2 Schindelmacher waren nicht gesprächsbereit, sie wirkten schüchtern und abweisend. Die Damen an der Station Textil/Wolle waren in ihre Arbeit vertieft, mit sich selbst beschäftigt und mieden den Augenkontakt zum Besucher. Es fällt schwer zu glauben, dass aus dieser Station sämtliche Kleidung für die Arbeiter stammt. Nach eigenem Bekunden sind die Kleidungsstücke sowie die Holzschuhe „bestellt“ worden. Auch fiel mir auf, dass die meisten Stände ein großes Segeltuch als Bedachung haben. Diese Tücher sehen nach Fabrikware aus da sie zu präzise und uniform sind. Der Korbmacher –ein sehr freundlicher Mensch- erzählte, dass er für einen Korb ein bis zwei Tage braucht. Der Besenbinder bietet seine Besen als Souvenir für 10€ an. Auf einer Baustelle ohne ein einziges Gebäude braucht man ja keine Besen, vielleicht werden diese deshalb verkauft. Meine kleine Ironie sei mir verziehn. Am Ende des Rundgangs trifft man auf einen zeitgemäßen Imbiss mit Klosterpizza, Cola und Eis. Ich werde diesen Besuch sicher nicht wiederholen. Übrigens waren ungefähr 8 Besucher auf dem Gelände. Fachleute oder Ansprechpartner, mit historischem Wissen habe ich nicht angetroffen.
      An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass sehr sehr viele Meßkircher dieses Projekt schimpfieren. Man ärgert sich, dass über die Köpfe der Bürger entschieden wurde. Herr Geurten –der „Chef“- lässt sich in Meßkirch so gut wie nie blicken; seine Glaubwürdigkeit wird vielfach angezweifelt.
      Großes Kompliment und ein herzliches Dankeschön an Hiltibold für dieses Forum.
      LG „Einheimischer Zeitzeuge“

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    3. Danke für das Kompliment und vor allem für diesen höchst aufschlussreichen Einblick!

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    4. Anonym25. August 2013 14:26


      Ich danke dir, ich hätte es nicht besser Formulieren können :-)
      Der Herr Marani ( Korbmacher) ist echt Klasse und der kompetenteste Mann auf der ganzen Baustelle.

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    5. Irgendwie scheinen alle Besucher ähnliches zu berichten, nämlich allgemeine Orientierungslosigkeit und "es is nix los". Über Führungen über das Gelände sollte man echt mal nachdenken, so ein Führer kann nämlich die Lücken, die (wie man auf der FB-Seite des Projektes betont) durch die gesetzlichen Ruhezeiten und einige der nötigen Arbeiten entstehen, mit Erzählungen und Erklärungen füllen. Habe in Friesach eine mitgemacht und empfand es als sehr unterhaltend und aufschlussreich. Wär ich allein durchgegangen hätt ich mich nie so lang dort aufgehalten und auch nur einen Bruchteil erfahren/gelernt von dem, was es dort zu wissen gibt. Für die Vermittlung der Inhalte macht das einfach unheimlich viel Sinn.

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    6. Hiho,

      Führungen gibt es laut der Klosterstadt-Website schon - aber nur für angemeldete Gruppen:
      http://www.campus-galli.de/de/Besuch-der-Baustelle/Fuehrungen/page26118.aspx

      Allgemeine Führungen zu festen Zeiten gibt es nicht. Ich tippe auf betriebswirtschaftliche Erwägungen: Für so eine Führung muss man einen in allen Sachgebieten bewanderten Guide vorhalten, der bezahlt sein will. Und bei nichtmal 100 Besuchern im Durchschnitt pro Tag... da kann es leicht sein, dass unter Woche dann nur 3 Besucher zur Führung auf der Matte stehen.

      Der A-Papst

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    7. Auch ich war mit den Kindern da und kann dem einheimischen Zeizeugen in allen Punkten beipflichten. Ergänzen möchte ich noch, dass die blauen Dixi-Klos mitten auf dem Marktplatz fehl am Platze wirkten und die Kinder über den Elektrozaun losprusteten....Uns erschloss sich als Laien auch nicht wirklich, wozu man auf einer Baustelle bereits Schindeln braucht und bändchengewebte Borten, behauene Granitblöcke, die laut Steinmetz "irgendwo vom Laster gefallen waren und hier gar nicht verbaut werden sollen, die dienen nur zu Anschauung, allerdings darf ich nicht arbeiten, wenn Sie zuschauen, wegen der Splitter", von Besen ganz zu schweigen. Apropos Baustelle: Die gibts ja gar nicht. Lediglich ein Holzkreuz, das da mutterseelenallein im Wald steht. Auf Nachfragen erfuhren wir, dass dort nun bald die Holzkirche entstehen würde. Aber wo waren die Holzfäller, Zimmerleute, Baumeister, Ackerroder? Als wir unser Haus gebaut haben, haben wir nicht mit der Näharbeit und den Dachziegeln begonnen, aber wir sind ja auch nur Laien....

      Noch ärgerlich am Rande: Die Ticketfrau war nicht in der Lage, uns den korrekten Preis auszurechnen (völlig überzogen meiner Meinung nach im übrigen), wir mussten dies tun und irgendwann nickte sie das dann ab....dann teilte sie uns mit, dass jetzt aber Mittagspause sei, und die Handwerker eine Stunde in der Kantine wären...dies war dann tatsächlich so und wir waren eine Stunde lang die einzigen Menschen auf dem ganzen Gelände (trotz des wunderschönen Ferien-Sommertages). Später kamen dann noch wenigstens die sehr netten Handwerker zurück.
      Und zu allem Unglück hatten wir noch eine dicke Beule im Auto auf dem ansonsten leeren Parkplatz erhalten. Aber das gehört nun eigentlich nicht hierher, "krönte" aber den recht enttäuschenden Besuch.
      Eine Einheimische

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    8. Die Ticketfrau war nicht in der Lage, uns den korrekten Preis auszurechnen

      Kein Wunder, bei der ans Absurde grenzenden Komplexität der Preisgestaltung:

      http://www.campus-galli.de/de/Besuch-der-Baustelle/Oeffnungszeiten,-Anreise-Preise/Eintrittspreise/page26115.aspx

      Dass auf dieser "Baustelle" nicht gebaut wird, ist in der Tat das größte und auch für den Laien augenscheinlichste Manko.
      Darüber haben sich schon etliche Besucher geärgert:

      http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/messkirch/kurznachrichten/Gaby-Hauff-benennt-Kritik-an-8222-Campus-Galli-8220;art1014949,6136552

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  13. An den anonym schimpfenden Meßkircher,

    kann es evtl. sein, dass auch im Frühmittelalter ab und zu mal ein paar Hühner von Fuchs oder Marder geholt wurden. Ja, wie man es macht, es ist immer falsch.
    Baut man zu authentisch wird der Verlust von Hühnern beklagt, baumt man zu modern kommen die Historiker (oder sollte man besser sagen Hysteriker).

    kann es sein, dass für die Herstellung von Eimern im Mittelalter evtl. gar nicht der Schreiner sondern der Küfer oder Böttcher zuständig war.

    kann es sein, dass du übersehen hast dass deine Klosterpizza ausserhalb der
    Klosterstadt angeboten wurde.

    ich werde ab sofort versuche, mich nicht mehr über euere nervenden Kommentare
    zu amüsieren.


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    1. Ach, weißt du, es ist durchaus möglich, sowohl authentisch, wie auch fuchs- und mardersicher zu bauen.
      Andere Freilichtmuseen schaffen das schließlich auch.
      Ich selbst habe an einem solchen Kaninchenstall mitgearbeitet.
      Tödlich endende "Tierversuche", wie der beim Campus Galli, sind dann nicht nötig. Ebensowenig wie faule Ausreden und Ablenkungsmanöver. Niemanden hat es nämlich bisher interessiert, welche Berufsbezeichnung sich der gibt, der bei euch die Eimer herstellt.
      Außerdem wurden im frühen Mittelalter auf dem platten Land einfache Gerätschaften häufig in Heimarbeit hergestellt, ohne, dass man dafür einen Spezialisten beauftragte.

      Du bist selbst anonym unterwegs, da hier niemand mit absoluter Sicherheit überprüfen kann, wer sich hinter R.Häusler wirklich verbirgt.

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    2. Immerhin habe ich im Gegensatz zu Dir meinen Namen angegeben:
      Hier meine vollständigen Daten, a ich es nicht nötig habe mich zu verstecken:
      Roland Häusler
      Zum Oberdorf 8/1
      88605 Meßkirch
      Geb. 18.03.1958
      Geb.Ort Meßkirch
      verheiratet: 2 Söhne
      Tel. 075754334
      e-mail: haeusler58@web.de
      Schuhgrösse 43 Holzschuhgröße 8 1/2




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  14. Also ich habe es mir nun komplett durchgelesen und muß sagen das ich doch mehr von der Klosterstadt erwartet hätte.Ich habe geglaubt man informiert sich mal bei unseren Nachbarn in Frankreich wie man etwas vernünftig baut und auch präsentiert.Ich meine Guedelon >>> http://www.guedelon.fr/de/
    Sehr seltsam das die,das vernünftig hinbekommen haben.
    LG Ingo

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    1. Du wirst lachen, aber wohl nicht zuletzt weil man sich in Meßkirch am Projekt Guédelon orientiert hat, ist die Performance so mittelprächtig.
      Die französischen Burgenbauer sind nämlich in vielerlei Hinsicht schwer unauthentisch - selbst wenn man jene Zugeständnisse, die der moderne Arbeitsschutz unbedingt einfordert, großzügig ausklammert. Da werden dann beispielsweise ungeniert Kunststoffplanen verbaut (wie mir jemand berichtet hat), sobald sich keine Besucher in Sichtweite befinden. Selbst Bagger und LKWs sind außerhalb der Öffnungszeiten kein Tabu.
      In einem Radiointerview gab ein Mitarbeiter dann auch ganz ungeniert zu, dass man eigentlich überhaupt keine klassische Experimentalarchäologie betreibe.
      Hierin liegt übrigens auch der Unterschied zum Campus Galli. Dort trompetet man nämlich ständig, wie wissenschaftlich doch alles sei.

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  15. Hi ho!

    Die Mitarbeiter des Campus scheinen aus Netz-Kritik nicht all zuviel zu lernen und tragen weiter munter ihre T-Shirts oder ähnliches sichtbar. Auf der Campus-Site gibt's eine Fotogalerie vom Besuch des Freundeskreises, da sieht man auf Bild 25 den Drechsler, bei dem was Blaues aus dem Kragen hervorlugt (von den stilvollen Dreadlocks will ich jetzt gar nicht anfangen).

    Jetzt fehlt nur noch der all-time Klassiker Armbanduhr...

    Grüße, Rudi

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    1. Wie der Herr, so sein Gscherr.

      Der Drechsler arbeitet übrigens mit seinem eigenen Werkzeug (Drechselbank). Da drückt der grimmig dreinblickende Obermönch Geurten bei Verfehlungen vermutlich aus Ersparnisgründen beide Augen zu.
      Absurd ist es trotzdem allemal, wenn Frauen ihre BH-Träger mit Tüchern verrstecken müssen, während andere tun und lassen können was sie wollen.

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    2. Nehmt diesem Mann nicht vollends seine Illusionen.Ob jetzt welche mit T-Shirts arbeiten,evtl.auch mit Turnschuhen,trotz dem guten Vorsatz an dem Projekt,leider hakt es ja überall an der Genauigkeit.Er kümmert sich nicht um die Meinungen anderer und wird es auch nie tun.Wir müssen uns wohl damit abfinden das alles seinen Gang nimmt wie es schon ist.Nur schade,das die Finanzierung über unsere sauer verdienten Steuergelder geht.Der Arbeiter in der EU macht so viele Mißstände mit,da kommt es auf diesen Nonsens auch nicht mehr an.Schade nur um diese Million,sie hätte nutzbringender angelegt werden können z.B.Schulen oder andere Eirichtungen unterstützen.Ein sehr teures Spielzeug hat sich dieser Mann bezahlen lassen über dessen Sinn hier und auch an vielen anderen Stellen recht ordentlich gezweifelt wird.Hoffen wir das die Sache doch noch irgendwie die Kurve kriegt,zu user aller Nutzen.Da wir im Mittelalter doch auch aus dem Kloster St.Gallen missioniert wurden sind wir also doch geschichtlich mitinvolviert .Die ganze Sache wäre historisch gesehen ein unermesslicher Schatz und durchaus sehr sinnvoll.nicht jedoch so ein furchtbares Gemurkse.
      Herzliche Grüsse Reinhold M.

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