Montag, 31. Dezember 2012

Etwas zum Hören: Die ersten Briten, Jesus im Judentum und der zweite Tod der antiken Welt

Pompeji (Foto: Jenny / Wikimedia.org)

Der Deutschlandfunk hat in den vergangenen beiden Wochen wieder einige interessante Audiosendungen mit geschichtlichem Bezug produziert, die ich nun hier in geballter Form verlinke (Hinweis: Um die Audiostreams zu starten, bitte auf der jeweiligen Seite das Lautsprecher-Symbol neben der Artikelüberschrift anklicken):

  • Im Rahmen des Projekts AHOB, gehen Archäologen, Paläoanthropologen, Geologen und Isotopenspezialisten der Frage nach, wer die ersten Briten waren: Klick mich
  • In der folgenden, 23minütigen Audiosendung, beschäftigt man sich mit dem historischen Jesus und dem Bild welches das Judentum von ihm hatte bzw. hat. Zeitweise (und in gewissen Kreisen auch noch heute) galt er beispielsweise als unehelicher Sohn eines römischen Soldaten...: Klick mich
  • Das kulturelle Erbe der Antike verrottet in Italien, von Pompeji bis Rom; Archäologen schlagen seit Jahren vergeblich Alarm. Traurig, doch wie heißt es so treffend: Ohne Moos nix los - Klick mich

Samstag, 29. Dezember 2012

Das sogenannte "Hundetragen" als mittelalterliche Strafe

Die Karikatur eines Hundes
Auch das ist ein Hund (Foto: Usien / Wikimedia.org)
Eine wirklich kuriose Strafe des Mittelalters war das sogenannte Hundetragen
Der adelige Delinquent wurde im Falle eines Landfriedensbruchs dazu verdonnert, einen Hund eine gewisse Strecke zu tragen; etwas, das in der damaligen Zeit offensichtlich als große Demütigung galt (soviel also zum Hund, dem angeblich besten Freund des Menschen ^^).

Wikipedia liefert dazu folgende Erklärung: "Die Verurteilten mussten, bevor ein Todesurteil an ihnen vollstreckt wurde, oder aber als Ersatz für eine über sie verhängte Todesstrafe, welche (etwa aus politischen Gründen) nicht vollstreckt wurde, einen Hund aus einem Gau in den anderen tragen. Dadurch sollte symbolisch angedeutet werden, dass sie besser getan hätten, bei ihrem Geschäft zu bleiben, als unberufen Kriegswirren anzustiften."

Helmut Hiller schreibt hingegen in seiner Biographie Ottos des Großen, dass die Strafe auf den germanischen Brauch zurückgeht, zusammen mit Verbrechern auch Hunde aufzuhängen. Natürlich, das muss dem bei Wikipedia Geschriebenen nicht zwingend widersprechen. Es gehört aber der Vollständigkeit halber erwähnt.



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Freitag, 28. Dezember 2012

Ein Bett aus dem Frühmittelalter

Angelsächsisches Bett, 7. Jh. (Zeichnung: Hiltibold - No rights reserved) 

Ich mache mir im Moment so meine Gedanken zu frühmittelalterlichen Bett-Konstruktionen. Was mir bisher auffällt: In dem von mir unter die Lupe genommenen Zeitraum von 500 bis 1000 nach Christus scheint sich nicht viel getan zu haben; soll heißen, die Dinger sehen sich meist recht ähnlich (das wundert mich allerdings auch nicht).
Die obige Zeichnung zeigt die Rekonstruktion eines angelsächsischen Betts aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Das Original war Teil einer Bestattung (Klick mich).
Was ich daran eher seltsam finde ist die Aufhängung mit der das flexible Gitter aus breiten Lederbändern an der Innenseite des Bettrandes befestigt wird. Mir erscheint das unnötig kompliziert. Warum  hat man die Bänder nicht einfach direkt an die Bretter genagelt? Wieso diese dünnen (Leder-?)Riemen? Worin besteht hier der Vorteil? Soll das Material auf diese Weise geschont werden? Interessant ist auch das schräg gestellte Kopfende mit den beiden Befestigungen aus tordiertem Stahl.
Natürlich muss man aufpassen; ein für eine Bestattung verwendetes Bett mag eine Spezialanfertigung gewesen sein, die sich in Details von den Alltagsmodellen unterscheidet - auch wenn ich das hier eher nicht glaube. Und es stellt sich die Frage: Wer verwendete im Alltag solche oder ähnliche Betten? Nur die Oberschicht? Oder doch größere Teile des Volks?

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Donnerstag, 27. Dezember 2012

Deutsche Flugabwehrrakten, ja bitte; deutsche Archäologen, nein danke.

Die nächste Runde im Streit zwischen deutschen Archäologen und türkischen Regierungsvertretern wurde eingeläutet; die Stuttgarter Zeitung berichtet: Klick mich

Hierbei handelt es sich um die Fortsetzung jener Auseinandersetzung, zu der man bei der TAZ bereits vor einigen Wochen einen aufschlussreichen Artikel fand:
http://hiltibold.blogspot.com/2012/12/archaologie-in-der-turkei.html

Passend dazu auch: http://hiltibold.blogspot.com/2012/09/die-turkei-will-ihr-gold-zuruck.html

Turkishpress.de schießt übrigens seit gestern scharf zurück und erklärt in aller Ausführlichkeit, was man "orientalischen Kulturen" alles nicht vorwerfen darf (jedoch ohne diese Vorwürfe gänzlich entkräften zu wollen/können): Klick mich

ZDF-Aufklärungsdoku zur Geburt Jesu

Krippe, Altöttiong (Foto: MOs810 / Wikimedia.org)

Wie bereits hier vorausgeahnt, war der Hauptzweck der ZDF-Sendung Das Geheimnis der Geburt Jesu - Der Faktencheck, höchstwahrscheinlich der, den Menschen ausgerechnet zu Weihnachten(!) ihre vermeintliche oder tatsächliche Naivität vor Augen zu führen. Wobei "vor Augen führen", eigentlich nicht der richtige Ausdruck für das hier Dargebotene ist. Vor den Latz knallen wäre wohl die treffendere Formulierung, wenn man die teils reißerisch-boulevardeske Musikuntermalung dieser Sendung betrachtet, die das Gesagte, sozusagen mit akustischem Nachdruck, in die Gerhirne der Seher hämmern soll.
Die in ein elegantes Kostüm gekleidete Moderatorin Petra Gerster wirkt überdies ziemlich deplatziert und surreal, wenn sie völlig overdressed durch das staubige Israel stolpert, um die Schauplätze der Geburtsgeschichte Jesu vorzustellen.

Neues weiß das ZDF jedenfalls nicht wirklich zu berichten, stattdessen erfahren wir: "Jesus war Jude." Ist nicht wahr, möchte man da vor lauter Erstaunen ausrufen!
"Jesus war beschnitten." Wie gut, dass wir das nun auch wissen. Und wäre dieses Blog nicht politikfrei, dann würde ich mir an dieser Stelle so meine Gedanken darüber machen, warum das ZDF - wohl wissend, was seit Monaten für eine Diskussion köchelt - ausgerechnet diesen völlig zweitrangigen Punkt dermaßen betont...
Aus offensichtlicher Ermangelung an neuen Erkenntnissen stellt man den Evangelientexten einfach irgendwelche, oft schon angestaubten, Theorien gegenüber. Theorien, die sich zwar gut anhören mögen, denen es aber bei näherer Betrachtung gewaltig an Substanz mangelt. Das alleine wäre nicht wirklich schlimm, wenn man diese bloßen Theorien nicht auch noch als harte Fakten verkaufen würde, wie es das ZDF hier munter versucht. Die Moderatorin widerspricht überdies mit ihren Fazits mehrmals den Aussagen von in der Sendung zu Wort kommenden Wissenschaftlern; beispielsweise versteigt sie sich zu folgendem Statement: "Der weihnachtliche Stall (in dem Jesus geboren wurde) war weder auf dem Feld noch in einer Höhle, sondern in einem Haus bzw. dunklen Untergeschoss." Und das obwohl der eigene ZDF-Experte wenige Sekunden zuvor genau dieses "dunkle Untergeschoss" als "Höhle im Felsen oder in der Erde" bezeichnet hat...  So in der Art geht es dann weiter, bis die 43 Minuten endlich um sind.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ganz kleines Fernsehen. 
Es gibt sicher viele gute Gründe, Dinge wie die "jungfräuliche Geburt" anzuzweifeln, aber man wünscht sich statt Krawall zur Unzeit doch eher, dass sich jemand der Thematik in einer etwas seriöseren Art und Weise annimmt.

Die Sendung ist übrigens noch einige Tage in der Mediathek des ZDF abrufbar: Klick mich

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Samstag, 22. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Ich wünsche allen Lesern meines Blogs frohe Weihnachten und bedanke mich sowohl für das Interesse, wie auch für die E-Mails und Kommentare, die dem Ganzen erst so richtig Leben einhauchen :)
(Vom 24. bis zum 26. Dezember pausiert das Blog. Danach geht es natürlich in gewohnter Weise weiter.)

(Foto: Hiltibold - No rights reserved.)

Freitag, 21. Dezember 2012

Das ZDF als "Party Crasher"?

Das ZDF sendet ausgerechnet zu Weihnachten eine Dokumentation, die die Geburt Jesu auf ihre Historizität untersucht: Klick mich (Die FN berichten detailliert über den Inhalt: Klick mich)

Den vorhandenen Informationen nach zu urteilen, möchte man vor allem herauszuarbeiten, wie es dazumal nach Meinung einiger Historiker nicht war. Die mehr oder weniger altbekannten Fakten, etwa dass z.B. die Episode rund um die Heiligen drei Könige sehr viel Erfundenes beinhaltet, werden allem Anschein nach als nagelneue wissenschaftliche Erkenntnisse vermarktet.
Mich beschleicht bei der Wahl des Sendetermins jedenfalls das Gefühl, dass hier der Versuch der Spielverderberei im Vordergrund steht - und nicht die Vermittlung von Wissen. Weihnachten ist für viele Menschen ein Fest, dem trotz Konsumismus immer noch ein, wenn vielleicht auch naiver, Zauber anhaftet. Diese Dokumentation soll - möglicherweise durch ihre gezielte zeitlichen Platzierung im Programm - mit maximaler Breitenwirkung der Entzauberung dienen. Ich fühle mich deshalb in unguter Weise an jene unsägliche Kindergarten-Pädagogin(?) erinnert, die einst meiner Schwester und ihren Freundinnen kurz vor Ostern erzählt hat, es gäbe keinen Osterhasen...  - und nein, ich will Jesus natürlich nicht mit Meister Lampe gleichsetzen ;)

Aber vielleicht tue ich dem ZDF ja auch unrecht, und es wird gar nicht so schlimm? Ich werde mir die Sendung jedenfalls genau ansehen (sofern sie in der Mediathek abrufbar ist) und mich dann noch einmal im Rahmen des Blogs dazu äußern.

PS: Ob sich das ZDF auch traut während des islamischen Opferfests kritisch über die Aspekte der Historizität Mohammeds zu dozieren?


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Literatur-Tipp:


Das englische Wort "write" und die germanischen Runen.

Das Futhork
Das angelsächsische Runen-Alphabet Futhork,
benannt nach den ersten sechs Lauten (Bild: Wikimedia.org)
Was hat das Englische Wort write mit den germanischen Runen zu tun? Ganz einfach: Das moderne write leitet sich direkt vom Altenglischen Wort writan ab. Writan bedeutete ursprünglich allerdings nicht mit Tinte auf Papier zu schreiben - also im Sinne des Lateinischen scribere - sondern ritzen. Und (in Holz) geritzt, wurden bekanntlich die germanischen Runen. Das Wort Rune steht übrigens in direkter Verbindung mit dem Zeitwort raunen, also flüstern.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Pontius Pilatus war nicht zu beneiden

Bei den Orientalen wird Religion seit jeher ganz groß geschrieben; so auch im antiken Judäa. Im 1. nachchristlichen Jahrhundert nahm beispielsweise der berühmte herodianische Tempel (70. n. Chr. abgebrannt) mit seinen 13-14 ha ein Sechstel (!) des gesamten Stadtgebietes von Jerusalem ein. Anhand dieses Beispiels kann man erahnen wie sehr sich das Leben und der Alltag der meisten Juden in einer für uns heute schwer nachvollziehbaren Weise am Glauben ausrichtete. So gesehen war, als Rom das Ruder in die Hand nahm, Ärger vorprogrammiert. Denn wenn Rom etwas nicht auf Dauer duldete, dann waren es fremdländische Religionen und Kulte, die nicht nur rein geistiger Natur waren, sondern durch ihren Hang zur totalen Kontrolle des Individuums auch eine stark politische Komponente besaßen (es ist eine Mär, dass Rom von religiöser Toleranz überquoll).

Als Pontius Pilatus im Jahr 26 n. Chr. Statthalter von Judäa wurde, hatte er offensichtlich vor, der römischen Werteordnung wieder etwas mehr Geltung zu verschaffen. Dabei agierte er, entgegen den Vorwürfen einiger moderner Historiker, keinesfalls wie ein Elefant im Porzellanladen. Er unterschätzte allerdings den religiösen Fanatismus großer Teile des Volkes sowie den Einfluss des theokratischen Establishments.
Keinesfalls beabsichtigte Pilatus seine Vorstellungen in jedem Fall mit Brachialgewalt durchzudrücken. Zwar empfand er es wohl als Zumutung, dass beispielsweise römische Soldaten die Kaiserbildnisse auf ihren Standarten verbergen sollten, nur um die "religiösen Gefühle" der Juden nicht zu verletzen. Er wollte wegen dieser Angelegenheit jedoch auch nicht auf einen totalen Konfrontationskurs gehen. So ließ er seine Truppen zwar mit unverhüllten Standarten in Jerusalem einrücken, befahl aber gleichzeitig, dies mitten in der Nacht zu tun. Als dann am nächsten Tag die römischen Fahnen quasi lustig auf der Festung Antonia flatterten, reichte dies trotzdem aus, um Menschenaufläufe in Jerusalem hervorzurufen. Abordnungen reisten zur Residenz des Statthalters in Caesarea Maritima und man bat ihn eindringlich, diese unerträgliche Gotteslästerung zu unterlassen. Pilatus diskutierte zwei Tage mit ihnen; ohne Ergebnis. Schließlich befahl er entnervt, sie mögen die Stadt sofort verlassen und sich wieder nach Jerusalem aufmachen. Doch die Juden veranstalteten stattdessen eine Art Sitzstreik, den sie trotz wüster Drohungen aufrechterhielten. Schließlich gab der sicher nicht unpragmatische Pilatus nach. Die Frage der Standarten und Kaiserbildnisse war ihm offensichtlich kein Blutbad wert. Außerdem hätte man es ihm in Rom kaum gedankt, wenn gleich zu Beginn seiner Amtszeit Unruhen ausgebrochen wären.
Prutah des Pontius Pilatus,
mit lituus und simpulum (Schöpfkelle)
(Foto: Jack1956 / Wikimedia.org)

Pilatus wäre aber wohl nicht Pilatus gewesen, wenn er nicht weiter versucht hätte den Juden klar zu machen, wo seiner Meinung nach der Hammer hängt. So ließ er beispielsweise Münzen prägen, auf denen ein lituus und ein simpulum abgebildet waren, zwei typische Gegenstände die bei heidnischen Kulten Verwendung fanden (Anm.: Ausgerechnet vom lituus, leitet sich der völlig unheidnische Bischofsstab ab).
Der Statthalter dürfte hierbei allerdings recht wenig riskiert haben. Schließlich fanden die Juden - trotz Bilderverbotes, wegen dem sie im Falle der Standarten noch vor Zorn rot anliefen - auch nichts dabei, tagtäglich Münzen mit Abbildungen des römischen Kaisers zu verwenden. Im Gegenteil, man bezahlte sogar die jährliche Tempelsteuer mit dem wegen seines hohen Silbergehalts beliebten Tyrus-Schekel bzw. Stater (entsprach einer Tetradrachme), auf dem der heidnische Gott Melkart (Herkules) abgebildet war. Und als ob alleine das nicht schon höchst erstaunliche wäre, prägten die Juden diese Münze in Jerusalem sogar nach(!), als der Stadt Tyrus von Rom das Münzrecht entzogen worden war.
Nebenbei bemerkt: Da die Tempelsteuer, wie bereits erwähnt, in Form des Tyrus-Schekels bezahlt werden musste, war es oft nötig, die eigenen Münzen zuvor bei Geldwechslern in diese Währung zu tauschen. Und es waren genau jene Geldwechsler, denen Jesus in einer bekannten Episode aus der Bibel den Marsch geblasen haben soll, indem er ihre Stände umwarf.  Nun aber zurück zu Pilatus.

Richtig ungemütlich wurde es für den römischen Statthalter, als er sich um die unzureichende Wasserversorgung Jerusalems kümmern wollte. Da die angestrebten Verbesserungen in erster Linie den Juden zugute kommen würden, war es für ihn naheliegend, dass die Juden auch für die Bezahlung sorgen. So zog er den üppigen Tempelschatz zur Finanzierung heran; höchstwahrscheinlich mit Zustimmung gewichtiger religiöser Autoritäten - wie etwa den Sadduzäern. Die Pharisäer, erbitterte Gegner der Sadduzäer, waren damit jedoch nicht einverstanden und peitschten das Volk auf. Es kam daraufhin zu lautstarken Kundgebungen. Pilatus griff diesmal, nachdem Beschwichtigungsversuche keinen Erfolg brachten, mit harter Hand durch und ließ die Menge mit Knüppeln auseinander treiben; es soll dabei auch Tote gegeben haben. Vorerst hatte er damit jedenfalls für Ruhe gesorgt. Doch es war nicht das letzte Ärgernis, mit dem er sich herumschlagen musste.

Weilte Pilatus in Jerusalem, wohnte er im alten Königspalast den Herodes der Große 23. v. Chr. errichten hat lassen. Dort stellte er nun, einem alten und beliebten Brauch folgend, zu Ehren des Kaisers Weiheschilde auf. Offensichtlich achtete er hierbei darauf, dass diese nicht dem jüdischen Bilderverbot widersprachen.
Dass sich vor Ort daraufhin Unmut unter vielen Juden breit machte ist verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die jüdische Gemeinde von Alexandria solche Schilde sogar in ihrer Synagoge aufgestellt hatte!
Nachdem Pilatus es verständlicherweise ablehnte, die Schilde wieder zu entfernen, begannen einige jüdische Adelige mit guten Kontakten nach Rom, eben dort Pilatus an höchster Stelle zu verunglimpfen - wohl in erster Linie deshalb, um die Angelegenheit dazu zu nutzen, die eigene Machtposition auszubauen. Tatsächlich wurde nun Pilatus vom Kaiser dazu aufgefordert, die Schilde wieder verschwinden zu lassen und sie stattdessen in einem römischen Tempel in Caesarea Maritima aufzustellen (obwohl in Judäa gelegen, waren die Juden in dieser Stadt nur eine Minderheit).

Als im Jahr 36 n. Chr. Samaritaner - ein den Juden nahe stehendes, aber von diesen verachtetes Volk - sich auf Geheiß eines "Propheten" beim heiligen Berg Garizim bewaffnet zusammenrottete, handelte Pilatus sofort. Er ließ die Menge von seinen Soldaten angreifen und die Anführer hinrichten.
Dieses Ereignis sollte das Ende seiner politischen Karriere einläuten. Die Sameritaner beschwerten sich bitter beim syrischen Statthalter Lucius Vitelius, dem direkten Vorgesetzten des Pilatus. So schickte dieser den Präfekten von Judäa nach Rom, damit er sich dort persönlich vor dem Kaiser verantwortet. Als Pilatus in der Ewigen Stadt ankam, war Kaiser Tiberius allerdings gerade gestorben.
Ob man ihn wegen der Sache mit den Samaritanern trotzdem anklagte, wissen wir nicht. Sein Vorgehen in diesem Fall war jedenfalls kein ungewöhnliches. Einer seiner Nachfolger, Marcus Antonius Felix, ließ beispielsweise 4000 Anhänger eines ägyptischen Juden niedermachen, die sich am Ölberg versammelte. Und auch die Sameritaner wurden, diesmal unter Vespasian und Titus, bei ihrem heiligen Berg ein zweites Mal Opfer eines Blutbades.

Pontius Pilatus war, unterm Strich betrachtet, sicher kein schlechter Statthalter. Anderenfalls hätte er ein Amt, das viele nur zwei bis drei Jahre bekleiden, nicht 10 Jahre innegehabt; noch dazu wo er einer Provinz vorstand, die, wie ich hier hoffentlich veranschaulichen konnte, einem Pulverfass gleichkam.

ANMERKUNG: Dieser Beitrag ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung.

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Quelle / weiterführende Literatur:

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Mittwoch, 19. Dezember 2012

Videos: Von der Isotopenanalyse bis zur Himmelscheibe von Nebra

Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt, bietet auf seiner Homepage eine Auswahl von immer wieder neuen, hochinteressanten Dokumentationen und anspruchsvollen Interviews mit Archäologen und Naturwissenschaftlern an: Schlachtfeldarchäologie, die Himmelsscheibe von Nebra, die Auswirkung von Vulkanausbrüchen auf ganze Kulturen, bronzezeitliche Handwerkstechniken, usw. usf.: Klick mich
(Sehr empfehlenswert!)

Drahtherstellung in der Antike und im Mittelalter

Draht ist heute eine billige, maschinell hergestellte Massenware. Vor der Industriellen Revolution war dies naturgemäß anders. Für die Herstellung gab es seit der Antike zwei Möglichkeiten:
Beide beginnen damit, dass man ein Stück Metall zu einem Blech hämmert und dieses dann in schmale Streifen schneidet. Die Streifen muss man nun wieder erhitzen und z.B. zu einem Draht mit rundem Querschnitt hämmern. Oder aber man zieht sie, Schritt für Schritt, im glühenden Zustand durch immer dünner werdende Löcher einer Metallplatte. Es gibt sogar heute noch Handwerker, die diese Technik anwenden.
Wenn man den hier nötigen Arbeitsaufwand für ein kurzes Stück Draht bedenkt, dann verwundert es nicht, dass sogenannte "Kettenhemden", die ja aus einem Geflecht von tausenden Drahtringen bestehen, einst so überaus kostspielig waren. Ich erwähne das deshalb, weil ein Kollege sich ein möglichst authentisches Kettenhemd zulegen möchte. Da käme er allerdings nicht drum herum, sich seinen Draht selbst zu hämmern oder zu ziehen ;)

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Dienstag, 18. Dezember 2012

Als die Römer Britannien verließen: Die Zeit des historischen König Artus.


Angriffe der Barbaren auf Britannien (Grafik: Wikimedia.org)
Da ich mich gerade recht intensiv mit dem römischen Britannien befasse, möchte ich hier in aller Kürze den Untergang dieses westlichsten Außenpostens des Reichs, vor allem aus militärischer Sicht, erläutern:
Während es im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus mit den römischen Provinzen in Kontinentaleuropa immer schneller bergab ging, konnte man die Verhältnisse in Britannien noch als halbwegs gut bezeichnen (trotz der Überfälle sächsischer Seeräuber). Die Insellage trug zu dieser relativen Ruhe sicher einiges bei. Doch ab dem Jahr 367 begann die Ordnung auch in Britannien zu bröckeln: Pikten und Skoten (letztere stammten ursprünglich aus Irland) begannen mit Unterstützung entlaufener Sklaven sowie unzufriedener Briten vom Norden her das keltoromanische Britannien mit Raubzügen heimzusuchen. Anfangs gelang es den in Britannien stationierten Truppen noch, sich dieses Problems zu erwehren; auch wenn der ständige Kleinkrieg für die Soldaten sicher nervenaufreibend war und viele der für die Wirtschaft so wichtigen Landgüter zerstört wurden.

Der tatsächliche Anfang vom Ende der römischen Herrschaft auf der Insel wurde 383 eingeläutet; nämlich als der General Magnus Clemens Maximus von seinen britannischen Truppen zum Kaiser (im Westen) ausgerufen wurde. Um seine Herrschaft zu sichern, setzte er mit einem Heer auf den Kontinent über. Dadurch entzog er Britannien allerdings einen großen Teil seiner Streitkräfte. Die Barbaren aus dem Norden begannen deshalb erneut mit ihren Plünderungszügen - auch räuberische Iren und Sachsen ließen sich die Chance nicht entgehen.
Nebenbei bemerkt: Angeblich sollen sich später Reste der britannischen Truppen des Magnus Clemens Maximus, in der gallischen Aremorica angesiedelt haben - der Heimat von Asterix und Obelix ;). Diese Siedler gaben einem Teil des Landes angeblich seinen neuen Namen: Bretagne. Ob dies stimmt, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Allerdings ist zumindest einige Jahrzehnte später nachweislich einen starken Zuzug aus Britannien in das betreffende Gebiet zu verzeichnen.

Im Jahr 401 zog der römische Heermeister Stilicho weitere Truppen aus Britannien ab, da er sie für seinen Kampf gegen die Westgoten benötigte (in den einschlägigen Büchern wird meist nur dieses Ereignis erwähnt, wenn es um die militärische Schwächung Britanniens geht; eigentlich ein Fehler, da es sich um einen Jahrzehnte andauernden Prozess handelte).
Der auf der Insel verbliebene klägliche Rest wurde dann im Jahre 407 von dem zum Kaiser ausgerufenen Konstantin  III. mitgenommen, als dieser nach Gallien in den Krieg marschierte, um, wie schon Magnus Clemens Maximus gut 20 Jahre zuvor, seine Herrschaft zu sichern (allerdings vergeblich). 

Britannien verfügte nun nicht mehr über einen wirksamen, militärischen Schutz. Angesichts der anstürmenden Barbarenhorden war dies sicher keine erquickliche Situation. Es wurde deshalb eine dringende Bitte um Hilfe an den weströmischen Kaiser Honorius gesandt. Der hatte jedoch in Ravenna, umgeben von seinen Gespielinnen, genügend eigene Probleme und schickte deshalb keine Soldaten, sondern ein ungewöhnliches Schreiben, in dem er es der britannischen Provinzbevölkerung gestattete, die Verteidigung selbst in die Hand zu nehmen und Truppen auszuheben. 
Ein selbst bewaffnetes Britannien bedeutete allerdings auch ein sich selbst regierendes Britannien. Es entstand quasi ein britischer Staat, der von Menschen römischer Tradition regiert wurde.
Dass dieser "Staat" (in Wirklichkeit einige mehr oder weniger selbstständig regierte Herrschaftsgebiete) im Laufe der Zeit unter dem Ansturm der Angelsachsen nach und nach zerbröckelte ist eine andere Geschichte.
Nichtsdestotrotz wissen wir von Inschriften auf Grabsteinen, dass noch 100 Jahre nachdem die letzten regulären römischen Truppen aus Britannien abmarschiert waren und längst kein weströmischer Kaiser mehr existierte, Briten ihren Kindern römische Namen gaben und sich selbst "Bürger Roms" nannten.

Dies war auch die Zeit des britischen Heerführers Riothamus, den manche Forscher für König Artus halten. Der Name Riothamus (in der Gotengeschichte des Jordanes auch Riotimis geschrieben) bedeutet in seiner ursprünglichen britisch-keltischen Form (Rigotamos) so viel wie Königlichster bzw. oberster König. Es handelte sich also vielmehr um einen Titel, weniger um einen Namen. Die betreffende Person könnte demnach in Wirklichkeit Artus bzw. Artorius geheißen haben, auch wenn es dafür keine Beweise gibt. Auffällig ist jedenfalls, dass sich die historischen Spuren dieses Mannes, nachdem er seine letzte Schlacht geschlagen hatte, ausgerechnet in der burgundischen Stadt Avallon verlieren...

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Weiterführende Literatur:

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Montag, 17. Dezember 2012

Otto der Große und der verhöhnte Papst

Päpstliche Tiara von Benedikt XVI
(Foto: Dieter Philippi / Wikimedia.org)
Im November des Jahres 963 eröffnete Kaiser Otto der Große in Rom eine Synode; 41 Erzbischöfe und Bischöfe sollen daran teilgenommen haben; außerdem etliche Priester, Diakone und Adelige. Ziel war es wohl von Anfang an, Papst Johannes XII. öffentlichkeitswirksam abzusetzen. Ihm wurde eine lange Liste von Verfehlungen vorgeworfen: Totschlag, Kirchenraub, Meineid, Blutschande,...
Unnötig zu erwähnen, dass der Papst es vorzog, trotz der Zusicherung freien Geleits, lieber nicht zu erscheinen. Stattdessen beobachtete er aus sicherer Entfrenung die Vorgänge und schrieb schließlich einen kurzen Brief an die Versammlung in Rom: "Wir haben davon gehört, dass ihr einen neuen Papst wählen wollt. Solltet ihr dies tun, banne ich euch vor Gott dem Allmächtigen, so dass ihr zukünftig nicht mehr die Macht besitzen werdet, zu weihen oder die Messe zu feiern."
In einem Antwortschreiben der Bischöfe wurde dem Papst eine doppelte Verneinung in seinem in Latein verfassten Brief als grober Grammatikfehler vorgehalten und mit ätzender Ironie die Frage gestellt, ob die päpstliche Machtfülle sogar die grammatikalischen Lehrsätze außer Kraft setzen könne   :D

Ein Jahr später, im Jahre 964, starb Johannes XII. Er soll im Bett seiner Geliebten vom gehörnten Ehemann überrascht und erschlagen worden sein...

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Samstag, 15. Dezember 2012

Etwas zum Hören: Merowinger, Otto der Große, eine ausgestorbene Sprache und ein Römerlager.

Treverer-Keltendorf' in Altburg bei Bundenbach
(Foto: Roßbacher / Wikimedia.org)
Die nachfolgenden Links zu interessanten Audiocasts des Deutschlandfunks, habe ich mir teilweise ja schon vor Wochen zurechtgelegt um sie hier zu posten.
Aber irgendwie sind sie mehrmals unter den Tisch gefallen und haben sich dort angehäuft. Deshalb gibt es heute eine geballte Ladung davon ;)

(Schön wäre natürlich, wenn man diese Audio-Streams einfach direkt im Blog integrieren könnte, wie Youtube-Videos. Aber man kann eben nicht alles haben.)

  • Das kürzlich entdeckte, älteste Römerlager auf deutschem Boden, liegt bei Hermeskeil im Hunsrück. Was geschah dort, auf dem ehemaligen Stammesgebiet der keltischen Treverer, während Caesars Gallischem Krieg? Und wer hätte gedacht, dass die Größe der Schuhnägel einer Legionärssandale, zur Datierung herangezogen werden kann? Klick mich
  • Die Archäologin Kirsti Stöckmann spricht über die Macht merowingischer Königinnen: Klick mich
  • Ein Audiocast, der Otto den Großen und die Entwicklung des europäischen Kaisertums thematisiert (auch in Bezug auf die eben zu Ende gegangene Landesausstellung von Sachsen Anhalt): Klick mich
  • Die Sprache der Sumerer soll wegen einem plötzlichen Klimawandel vor 4200 Jahren ausgestorben sein... Klick mich

Freitag, 14. Dezember 2012

Flussbegradigungen, und was sich daraus so ergibt.

(Foto: Google Maps)

Es gab Zeiten, da waren vielerorts Flussbegradigungen sehr in Mode. Das Ergebnis ist oben zu sehen; nämlich abgeschnittene, trockengelegte Flussschleifen, die nicht, oder nur teilweise, landwirtschaftlich genutzt werden. Als Kinder und Teenager haben wir in solch bewaldeten "Inseln" gezeltet und "Vietnam", oder auch "Streetfighter", gespielt; ja, so nannten wird das damals wirklich ;)  Dabei fanden wir immer wieder historische Hinterlassenschaften. Beispielsweise einen Stahlhelm aus dem 2. Weltkrieg, einen Orden aus dem 1. Weltkrieg, einen Gewehrlauf, eine Karbidlampe und diversen anderen Krempel, den man eigentlich nur als Heranwachsende faszinierend findet. 
Wundern tut mich der Fundreichtum (Schrottreichtum) solcher Schleifen ja nicht. Handelt es sich hierbei doch um eine Art Zeitkapsel. Alles was bis zum Zeitpunkt der Trockenlegung angeschwemmt wurde, blieb bis heute darin liegen. Mag sein, dass sich darunter auch tatsächlich Interessantes befindet...

Donnerstag, 13. Dezember 2012

"...and the heathen came" - Lindisfarne war nicht das erste Opfer der Wikinger!

Man liest und hört es vor allem in schlechten TV-Dokus sehr oft: Der Überfall auf das nordenglische Kloster von Lindisfarne im Jahre 793 wäre die erste, ein neues Zeitalter einläutende Untat der Wikinger gewesen. Das ist allerdings unrichtig. 
In Wirklichkeit kann anhand schriftlicher Überlieferungen den Wikingern bereits in den Jahren davor mindestens ein ähnliches Verbrechen nachgewiesen werden: Drei Schiffe tauchten 789 (manche Quellen sprechen von 787) an der Küste von Wessex auf; die Annalen von St. Neots lokalisieren den Ort des Geschehens auf der kleinen Insel Portland. Der zuständige Sheriff bzw. Vertreter des westsächsischen Königs Brihtric - vom Geschichtsschreiber Æthelweard wird er Beaduheard genannt - ritt den angelandeten Schiffsbesatzungen am Strand arglos entgegen und wurde von diesen erschlagen. In einer Version der Angelsächsischen Chronik liest sich das wie folgt:

Wikinger
Nachbau eines kleinen Wikingerschiffs
(Foto: Steen Weile / Wikimedia.org)
(modernes Englisch)
In this year King Brihtric married Offa’s daughter Eadburh. And in his days there came for the first time three ships of Northmen from Hæreðalande. The sheriff rode out to meet them and tried to force them to go to the king’s residence, for he did not know what they were; and they slew him. Those were the first ships of Danish men which came to the land of the English. 

(der originale, altenglische Wortlaut)
Her nam Berhtric cyning Offan dohter Eadburge. On his dagum comon ærest iii scypu Norðmanna of Hæreðalande, þa sæ gerefa þærto rad, hie wolde drifan to þæs cyninges tune þe he nyste hwæt hi wæron, hine man ofsloh þa. Ðæt wæron þa ærestan scipu Dæniscra manna þe on Angelcynnes land gesohton.

Ob es sich bei den "Norðmanna" bzw. "Nordmännern" wirklich um Dänen - oder möglicherweise um Norweger - handelte (der angegebene Herkunftsort könnte in Norwegen liegen) ist nicht völlig klar; das aber nur der Vollständigkeit halber.

Spätestens ab 792 begann König Offa von Mercia plötzlich die Küstenverteidigung zu organisieren. Die Wikinger scheinen demnach bereits vor dem Überfall auf Lindisfarne (793) ein großes Problem gewesen zu sein; anders sind seine Aktivitäten kaum zu erklären.
Getrost darf davon ausgegangen werden, dass viele der kleineren Wikingerüberfälle, die Ende des 8. Jh. stattfanden, nicht aufgezeichnet wurden; oder dass schriftliche Überlieferungen in den Kriegswirren der nun anbrechenden Wikingerzeit der Zerstörung anheimfielen.
Daraus kann man unter anderem folgern, dass der Überfall auf Lindisfarne wohl nicht einmal das zweite Ereignis dieser Art war. In den Jahren zwischen den Geschehnissen bei Portland und jenen in Lindisfarne dürfte es an der Küste Britanniens bereits verstärkt zu Raub, Mord un Totschlag gekommen sein. Und selbstverständlich auch an den Küsten des kontinentalen Nordwesteuropas. Die Frage, warum trotz allem fälschlicherweise Lindisfarne als erstes Wikingeropfer in den Köpfen vieler Menschen herumspukt ist einfach zu beantworten: Hier wurde eines der bedeutendsten Klöster des Mittelalters zerstört. Die Ansiedlung auf Portland war im Vergleich dazu eher unbedeutend.

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Literatur-Tipp zum Thema Wikinger:

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Mittwoch, 12. Dezember 2012

Video: Eine computeranimierte Burg aus dem 12. Jh.

Schauhütte.de hat ein schönes Video zur Burg Sulzbach produziert. Mittels Computeranimation kann man sozusagen einen Rundgang durch die Anlage machen und bekommt nebenbei interessante Details erläutert. (Nachtrag: Lustigerweise hat der Uploader nachträglich die Möglichkeit das Video einzubetten deaktiviert. Es muss daher ein zusätzliches Mal geklickt werden, um zum Video zu gelangen. Der "Mehraufwand" zahlt sich allerdings aus ;))


In eigener Sache: Leicht umgemodeltes Layout

Dieses Blog verfügt nun über eine luxuriöse Navigationsleiste :) An den Inhalten wird teilweise noch gefeilt.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Video: Die Restaurierung frühmittelalterlicher Artefakte

Im folgenden Video, wird anschaulich die Restaurierung von archäologisch zutage geförderten Hinterlassenschaften unserer Vorfahren erklärt; und zwar anhand eines Keramikgefäßes, eines Hohlglases, einiger Schwerter und einer Lanzenspitze.
(Die Museen erkennen mittlerweile vermehrt die Notwendigkeit, ihr Tun den Steuerzahlern zu erklären bzw. schmackhaft zu machen. Gut so; denn besser spät als nie.)

Montag, 10. Dezember 2012

Archäologischer Park Magdalensberg: Eine niveauvolle Diskussion

Der Online-Standard berichtet darüber, dass der öffentlich zugänglichen Ausgrabungsstätte am Magdalensberg aufgrund von Sicherheitsmängeln eine Sperre droht. Offensichtlich gibt es Probleme mit der Finanzierung. Klick mich
Wie immer überaus niveauvoll, geistreich und sachlich, wenn das Stichwort Kärnten fällt, ist die Diskussion im Kommentarbereich des Artikels... Eine Qualitätszeitung und ihre Qualitätsleser, sozusagen ;)

Die Wunder in der Bibel

Jerusalem um 70. n. Chr., Rekonstruktionsversuch. Hinten, in der Bildmitte, erkennt man an ihren vier Ecktürmen die Festung Antonia, in der Petrus möglicherweise eingekerkert war   (Foto: Superikonoskop / Wikimedia.org)

Die in der Bibel beschriebenen Wunder und Phänomene, entlocken heutzutage den meisten Menschen wohl nur noch ein spöttisches Lächeln. Allerdings möchte ich anhand eines konkreten Beispiels zeigen, wie diese Legenden entstanden sein könnten.

Unter dem von Rom eingesetzten König Herodes Agrippa († 44 n. Chr.), kam es in Jerusalem auf Betreiben des religiösen Establishments zu den ersten Christenverfolgungen. Nachdem man 42 n. Chr. urplötzlich den Jesus-Jünger Jakobus ergreifen und töten hat lassen, nahm man sich alsbald auch Petrus vor und verfrachtete ihn ins Gefängnis, wo er streng bewacht auf seine Hinrichtung warten musste.
Doch, und jetzt wird es "wunderlich", mitten in der Nacht erschien ein Engel, der Petrus aufweckte und ihn, an den Wachen vorbei, aus dem Gefängnis geleitete. 
An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass sich das Wort Engel vom griechischen Angelos ableitet; was wiederum nichts anderes als Bote oder Gesandter bedeutet. Wenn man als aufgeklärter Mensch davon ausgeht, dass nicht Gott hier einen Gesandten geschickt hat um Petrus zu befreien, wer bleibt dann noch als Auftraggeber übrig? Eigentlich nur Herodes, oder einer seiner mächtigen Vertrauten. Warum man die Festnahme so rasch wieder rückgängig machte, ist natürlich die entscheidende Frage. Eine Antwort könnte sein, dass man die Stimmung im Volk falsch eingeschätzt hat. In Jerusalem lebten damals bereits rund 5000 Christen (hauptsächlich Judenchristen), die auch bei vielen Juden alles andere als unbeliebt waren. Herodes jedoch galt nicht zu Unrecht als römische Marionette. Es dürfte ihn, der er Jahre lang in Rom ein feuchtfröhliches Leben geführt hat, einige Mühe gekostet haben, in seiner von Frömmelei geprägten Heimat den braven Juden zu geben. Das mühsam erarbeitete Prestige, stand nun durch seine zu harten Maßnahmen gegen führende Christen auf dem Spiel. Deshalb erfolgte möglicherweise die Enthaftung des Petrus mitten in der Nacht. Diesen Rückzieher konnte man der rumorenden Öffentlichkeit als einen Gefängnisausbruch verkaufen und  so einen Gesichtsverlust vermeiden. Auch der Umstand, dass es nach dieser "Flucht" des Petrus unter Herodes Agrippa zu keiner weiteren Verfolgung der Christen kam, spricht für die Annahme, dass bei der Aktion politische Überlegungen eine wichtige Rolle spielten. Denn Rom hätte sicher höchst ungehalten reagiert, wenn Unruhen ausgebrochen wären, nur weil man ein paar Anhänger einer jüdischen Sekte hätte hinrichten lassen.

Der bekannte und leider viel zu früh verstorbene Papyrologe Carsten-Peter Thiede, war einer der Vertreter obiger These (wenn auch nicht exakt in der Form, wie von mir hier dargestellt).


Literatur-Tipp:
Werner Dahlheim | Die Welt zur Zeit Jesu | C.H.Beck | Infos bei Amazon

Samstag, 8. Dezember 2012

Etwas zum Hören: "Die älteste Stadt der Welt" und "Archäologie in Zeiten des Krieges"

Bei DRadio Wissen findet sich ein Audio-Beitrag über die syrische Stadt Tell Brak, die mit ihren 4500 Jahren vor Christi Geburt errichteten Gebäuden, sogar älter als Uruk im Irak sein soll.  Klick mich

Apropos Syrien: Der Hessischen Rundfunk hat eine 52minütige Sendung produziert, in der man der Frage nachgeht, wie es im Nahen Osten in Zeiten von religiöser Radikalisierung, Unruhen und Kriegen ( = "Arabischer Frühling") um die archäologische Forschung bestellt ist (Anm.: Schlecht).  Klick mich

Freitag, 7. Dezember 2012

Der schrullige Beschluss einer karolingischen Synode

Als im Jahr 744 in der karolingischen Pfalz von Les Estinnes eine Synode zusammentrat, stand ein überaus wichtiges Thema auf der Tagesordnung: Die Durchführung einer Kirchenreform im Nordwesten des Fränkischen Reichs. 
Umso erstaunlicher ist es, mit was man sich daneben noch befasste: Da wurde beispielsweise der im Angesicht eines niesenden Menschen oft getätigte Ausspruch "Gesundheit!" verdammt und verboten! Die Begründung für dieses Verbot war, dass es sich bei "Gesundheit!" um eine typisch heidnische Formel zur Austreibung des Bösen handle (von dem der Erkrankte besessen sei).

Dieser Beschluss war übrigens kein Einzelfall. Ähnliche Maßnahmen gegen heidnische Überbleibsel in den Volkskulturen, finden sich im Laufe des Mittelalters auch noch bei einigen anderen Synoden. In vielen Fällen allerdings erzielte man keine nachhaltige Wirkung; und dies ist wiederum ein weiterer Beweis dafür, dass die totale Kirchenhörigkeit, die man den Menschen des Mittelalters gerne andichtet, eine Chimäre ist (mich erinnert das irgendwie an Erfahrungsberichte, denen zufolge ausgerechnet im islamischen Iran auf dem Land gerne Selbstgebranntes konsumiert wird...).


Weiterführende Literatur: 
Ketzerei im Mittelalter | Malcolm Lambert | Bechtermünz | Infos bei Amazon
Lexikon des Mittelalters | dtv | Infos bei Amazon

Nochmals schwer OT

Wie mir ein Blog-Leser per E-Mail mitteilte, muss ich, nachdem ich unlängst schon den Link zum Plakat des neuen Trek-Films gepostet habe, nun konsequent sein und auch einen Link zum eben veröffentlichten, fetzigen Trailer setzen. Muss ich wirklich? Ja :)   Klick mich

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Hell oder dunkel? Sitzend oder stehend?

Etruskische Wandmalerei im "Grab der Jongleure" (Foto: Waugsberg / Wikimedia.org)

Das obige Bild zeigt eine Darstellung aus einem etruskischen Grab. Es fällt dabei vor allem auf, dass die Frau eine hellere Hautfarbe hat als die Männer. Hierbei handelt es sich um ein typisches Stilmittel der Antike, das man nicht nur bei den Etruskern immer wieder vorfindet, sondern auch bei den Ägyptern, Griechen und Römern. Dies zu wissen kann hilfreich sein, denn nicht immer lassen sich für das ungeübte Auge Frauen anhand ihrer Kleidung, ihres Körperbaus oder ihrer Haare von Männern problemlos unterscheiden.

Anzumerken wäre auch noch, dass auf Stühlen sitzende Figuren, wie rechts im Bild, in antiken Darstellungen beinahe immer Autoritätspersonen sind. Beispielsweise ein Gott, ein Herrscher oder der Herr bzw. die Herrin eines Hauses (Pater familiasMatrone). Auf dem berühmten Fries des Parthenon, stehen deshalb alle Sterblichen, sofern sie nicht reiten. Die Götter hingegen wurden sitzend dargestellt.


Literatur:
Florian S. Knauß  | Die Etrusker - Von Villanova bis Rom | Verlag Nünnerich-Asmus | Infos bei Amazon

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Drei mal "Campus Galli - Karolingische Klosterstadt Meßkirch"

1. Auf der Internetseite des ambitionierten Klosterbau-Projekts Campus Galli, finden sich immer wieder interessante PDF-Dokumente zum Alltagsleben im Frühmittelalter bzw. der Karolingerzeil: Klick mich (offline)
Ich finde diese Zusammenfassungen in der Regel wirklich gelungen und bin davon überzeugt, dass sie sich vor allem für den Einstieg in die Materie sehr gut eignen (wenn ich daran denke, durch welche unleserlichen Schinken und Skripte ich mich schon quälen durfte...). Endgültigen Bauplan für die Klostersiedlung fand ich allerdings noch immer keinen. Der dürfte wohl TOP SECRET sein ;)

2. Bei DRAdio Kultur findet sich eine 45minütige Audio-Sendung zur Klosterstadt und dem Vorbild für das Projekt, GuédelonKlick mich

3. Leider folgt man auch bei Campus Galli der (Un-)Sitte, einen erheblichen Teil der Online-Präsenz zu Gesichtsbuch auszulagern. Oder anders formuliert: Campus Galli findet im Netz in erster Linie auf der Plattform des Zuckerberges ("Sackahböörg") statt; mit all den unerquicklichen Einschränkungen für Menschen, die nicht vorhaben sich extra einen Account bei dieser umstrittenen US-Firma anzulegen. Schade.

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Passende Blog-Artikel zu diesem Thema: 
http://hiltibold.blogspot.com/2012/09/etwas-zum-horen-klosterstadt-messkirch.html
http://hiltibold.blogspot.com/2012/07/die-karolingische-klosterstadt.html 
http://hiltibold.blogspot.com/2012/07/st-galler-klosterplan-reloaded.html
http://hiltibold.blogspot.com/2012/07/st-galler-klosterplan-digitalisiert.html

Dienstag, 4. Dezember 2012

Archäologie in der Türkei: Nationalstolz und Komerzialisierung

Die TAZ berichtet darüber, wie die Türkei aus sogenannten "Prestigegründen" ausländische Archäologenteams aus dem Weg räumt (bildlich gesprochen):  Klick mich

Mann sollte die Sache positiv sehen: Weniger Geld für Grabungen im Ausland = mehr Geld für Grabungen im Inland (zumindest theoretisch).
Zwar behaupten Archäologen gerne mal, sie stünden in keinem Konkurrenzverhältnis zueinander, wenn es um die Verteilung von Geldern geht, aber wer das für bare Münze nimmt, der glaubt möglicherweise auch an den Weihnachtsmann ;)
Spaß beiseite: Jeder normale Mensch weiß natürlich, dass das Christkind die Geschenke bringt...

Montag, 3. Dezember 2012

Völlig OT

Es ist völlig Of-Topic, ich weiß. Aber für mich ist es einfach absolut berichtenswert: http://www.startrekmovie.com   :)

Luftbildarchäologie, Bewuchsmerkmale und mehr - Teil 2

Ein rekonstruierter, römischer Grabhügel  in Oberlöstern (Deutschland)  (Foto: L.Sieht / Wikimedia.org)

Im 1. Teil habe ich auf ein annähernd quadratisches Bewuchsmerkmal in einem Acker (Gemeinde Dietersdorf / Zwaring-Pöls) aufmerksam gemacht und mich gefragt, um was es sich hierbei handeln könnte. Zu dem Zeitpunkt war mir allerdings noch nicht klar, dass sich in rund 500 Metern Entfernung, auf einer bewaldeten Hügelkette, dutzende, eisenzeitliche Hügelgräber befinden. Diese wurden, laut Auskunft des Bundesdenkmalamtes, bereits in den 1930er-Jahren archäologisch untersucht. Überhaupt ist die ganze Umgebung mit solchen Gräbern regelrecht zugepflastert, wie ich anhand einer speziellen Relief- bzw. Höhenmodell-Karte feststellte (Anm.: die störende Oberflächenvegetation wird bei dieser Darstellungsart ausgeblendet). Durch diese offensichtliche Konzentration eisenzeitlicher Hinterlassenschaften, steigt in gewisser Weise die Wahrscheinlichkeit, dass "meine" Struktur ebenfalls eisenzeitlich ist. Von der Größe her könnte es sich um einen annähernd quadratischen Graben handeln, der ein Hügelgrab umgab welches längst durch landwirtschaftliche Bodenbearbeitung eingeebnet wurde. Jedoch, von eisenzeitlichen/keltischen Gräbern mit solchen speziellen Gräben ist mir nichts bekannt. Quadratische Einfassungen kenne ich nur von römischen Grabhügeln - allerdings handelt es sich hierbei um Mauerwerk (siehe Bild). Und Mauern hinterlassen negative Bewuchsmerkmale, nicht positive wie im konkreten Fall. Womit ich letztendlich beinahe genauso klug bin wie am Anfang meiner Überlegungen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass es in in einer Entfernung von 2 Kilometern (Gemeinde Dobl) tatsächlich die Überreste eines römischen Hügelgrabs mit quadratischer Ummauerung gibt (sagt mir die Reliefkarte und auf Nachfrage auch das BDA). Ich werde die Sache jedenfalls weiter im Auge behalten.

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Samstag, 1. Dezember 2012

Die ungleichen Stunden der Römer

Römische Sonnenuhr
(© Hartmann Linge, Wikimedia Commons, CC-by-sa 3.0)
Nicht nur römische Zahlen sind vergleichsweise kompliziert, sondern auch die römische Zeitrechnung. Zwar galt bereits für die  Römer die Zeitspanne von Mitternacht bis Mitternacht als ein voller Tag; allerdings teilte man diesen vollen Tag nicht in 24 gleich lange Stunden von je 60 Minuten ein. Stattdessen wurde die Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in 12 Teile (Tagesstunden) unterteilt, und die restliche Zeit, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, in weitere 12 Teile (Nachtstunden). Da aber je nach Jahreszeit die Sonne unterschiedlich lange ihre Bahn über den Himmel zieht, waren auch diese Unterteilungen unterschiedlich lang. Soll heißen, im Winter waren die 12 Tagesstunden jeweils kürzer, als die 12 Nachtstunden; im Sommer war es genau umgekehrt. Da sich das Verhältnis von Tag zur Nacht ständig (täglich) ändert, waren de facto auch die Stunden jeden Tag unterschiedlich lang. 
Der Tag (bzw. die 12 Tagesstunden) begann, wie bereits erwähnt, mit dem Sonnenaufgang - und der war natürlich immer zu einer anderen Zeit. So begann die Hora Prima (erste Stunde) zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende um umgerechnet 07:33 Uhr und dauerte bis 08:17 Uhr (= 44 Minuten lang). Zur Sommersonnenwende begann diese erste Stunde jedoch schon um umgerechnet 04.27 Uhr und endete um 05:42 Uhr (72 Minuten lang).

Zugegeben, das alles erscheint uns heutigen Menschen ziemlich kompliziert und sehr unpraktisch. In erster Linie aber nur deshalb, weil wir unsere (zu) genaue Zeitmessung als Maßstab heranzieht. Der Otto Normalrömer nahm die Sache, auch weil er keine Minuten oder Sekunden kannte, bestimmt nicht so genau. Nur sehr wenige Menschen dürften damals je in die Situation gekommen sein, die Uhrzeit exakt wissen zu müssen.

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Quelle:

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